Ökoregelung Kennarten im Dauergrünland - Artenreiches Grünland
Kennarten in Dauergrünland (Ökoregelung 5)

Bunte Blüten von Wiesen-Pippau, Salbei und Rot-Klee aus der Nähe in einer artenreichen Wiese.

ÖR5 – Kennarten in Dauergrünland

Mit dieser Ökoregelung (ÖR) wird die extensive Bewirtschaftung von Dauergrünlandflächen gefördert, die durch das Vorkommen von regionaltypischen Kennarten angezeigt wird (ergebnisorientierte Honorierung). Neben z. B. verringerten Stickstoffemissionen mit positiven Wirkungen für den Gewässer- und Klimaschutz wird mit dieser ÖR auch ein Beitrag zur Förderung von artenreicherem Dauergrünland und damit zum Erhalt und zur Förderung der biologischen Vielfalt geleistet. In Bayern sind die Kennarten mit der Transekt-Methode entlang eines Streifens von maximal 3 Metern entlang der längsten Gerade durch die Fläche in zwei Abschnitten zu ermitteln. Die vier Kennarten müssen in der von der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) erstellten Informationsschrift "Artenreiches Grünland" enthalten sein. Nachweise über das Vorkommen von mindestens vier Kennarten oder Kennartengruppen müssen bis spätestens 31. Mai am zuständigen Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) eingereicht werden. Dies sollte bevorzugt durch Hochladen über die Mitteilungsfunktion auf der iBALIS-Startseite erfolgen. Begünstigungsfähig sind die förderfähigen Dauergrünlandflächen inkl. aus der Erzeugung genommenem Dauergrünland mit mindestens vier Kennarten oder Kennartengruppen.

Lebensraum

Artenreiche Wiesen bieten einen Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Die nachhaltige, standortangepasste Nutzung erhält und fördert einen artenreichen Pflanzenbestand mit einem hohen Kräuteranteil. Das reiche Blütenangebot sorgt für Nektar, Pollen und Samen als Nahrung für Insekten und Vögel. Blüten stehen als Nahrung über einen langen Zeitraum zur Verfügung. Standortangepasste Pflanzenarten bieten auch vielen heimischen Nahrungs­spezialisten Blüten und Blätter. Die späte erste Mahd und nur zwei bis drei Nutzungen im Jahr sorgen über lange Phasen für Deckung und Rückzugs­möglichkeiten. Der ungestörte Boden, je nach Standort auch mit schütter bewachsenen oder fast offenen Bodenstellen, bietet ein Nistangebot zum Beispiel für zahlreiche Wildbienenarten. Vögel finden Nahrung (Insekten, Samen) und Nistmöglichkeiten. Mehrjährige Kernlebensräume.
Artenreiche Salbei-Glatthaferwiese.

Salbei-Glatthaferwiese in Oberfranken
Foto: S. Heinz

Blühende Wiese.

Wiese im Voralpenland
Foto: S. Heinz

Bunt blühende artenreiche Wiese.

Nelken und Glockenblumen
Foto: S. Heinz

Bunt blühende Wiese der Familie Seemüller

Witwenblumen
Foto: S. Heinz

Feuchtwiese.

Feuchtwiese in Oberfranken
Foto: S. Heinz

Zielgerichtete Planung mit Mehrwert

Kombination mit Altgrasstreifen
Während der Mahd bieten stehen gelassene Altgrasstreifen einen sicheren Rückzugsraum für Wirbeltiere und Insekten. Gräser und Kräuter setzen Samen an, die als Nahrung dienen und das Angebot im artenreichen Grünland zusätzlich bereichern. Zahlreiche blütenbesuchende Insekten benötigen für die Eiablage oder die Überwinterung hohe Grasbestände, abgestorbene Pflanzenstängel oder Brachflächen. So legt der in artenreichen Wiesen häufig vorkommende Schachbrettfalter (Melanargia galathea) seine Eier in hochwüchsigen Grasbeständen ab, wo sie auch überwintern. Auch die Bunthummel (Bombus sylvarum) nutzt Altgrasstreifen für den Nestbau.
Neben Altgrasstreifen können auch naturnahe Böschungen und angepasste Mahdkonzepte für die Ränder der Feldwege für geeignete Nistplätze sorgen.

Altgrasstreifen/-flächen in Dauergrünland (ÖR1d)

Kombination mit Gehölzstrukturen
Viele Vogelarten nutzen artenreiche Wiesen und Weiden zur Nahrungssuche. Die Nester werden in Hecken und Feldgehölzen angelegt. Diese bieten auch im Winter Deckung und einen Rückzugsraum.
Artenanreicherung
Nicht alle wenig intensiv genutzten Grünlandflächen sind artenreich. Wenn eine intensive Nutzung beendet wird, kehren die typischen Wiesenarten oft nicht von allein zurück. Hier kann eine Artenanreicherung durch Mahdgutübertragung oder Ansaat helfen, die Artenvielfalt zu erhöhen. Bei einer streifenweisen Artenanreicherung können vorhandene Arten erhalten und neue angesiedelt werden. Ein kurzes Merkblatt und ein Praxisleitfaden wurden im Projekt "Transfer – Artenanreicherung im Wirtschaftsgrünland" erarbeitet.

Transfer – Artenanreicherung im Wirtschaftsgrünland

Kombination mit biodiversitätsschonender Mahd
Bei der Mahd nimmt der Einsatz entsprechender Technik, aber auch die Fahrtgeschwindigkeit und Mahdrichtung entscheidenden Einfluss auf das Überleben von Insekten und auch von Wirbeltieren. Viele Insekten sterben im Aufbereiter. Wird bei günstiger Witterung der Aufbereiter abgeschaltet, leistet das einen großen Beitrag zur Artenvielfalt, ohne Verluste beim Ertrag und ohne zusätzliche Kosten. Einen Überblick über Maßnahmen der biodiversitätsschonenden Mahd gibt der "Mäh-Knigge".

Mäh-Knigge: Handlungsempfehlungen zur tierschonenden Mahd

Pflanzenbau
Artenreiches Grünland weist einen höheren Anteil Kräuter und Leguminosen auf. Durch eine schonende Mahd zum Beispiel mit einem Doppelmesser­mähwerk, möglichst seltenes und schonendes Wenden und Schwaden beispielsweise mit einem Kammschwader und ggf. Nachtrocknung des Heus können die Bröckelverluste deutlich reduziert werden. Wichtige Nährstoffe werden im Futter konserviert.
Die ergebnisorientierte Honorierung über die Kennarten erlaubt eine flexiblere Nutzung, ohne feste Mahdzeitpunkte. Bei zu starker Vermehrung können Arten wie der schwachgiftige Klappertopf durch eine gelegentliche frühe Mahd (ca. alle fünf bis sieben Jahre) zurückgedrängt werden. Um den Artenreichtum, der sich meist über lange Zeit entwickelt hat, zu erhalten, darf die Mahdhäufigkeit oder die Düngung nicht allgemein erhöht werden. Eine intensivere Nutzung kann zum Verlust der Kennarten führen.

Arten, die von artenreichem Grünland profitieren können

Feldhase.

Feldhase (Lepus europaeus)
Foto: M. Schaef

Neuntöter-Vogel auf einem Zweig

Neuntöter
Foto: J. Voss

Schachbrettfalter.

Schachbrett
Foto: S. Heinz

Bunte Wiesenblumen im angesähten Streifen.

Glockenblumen, Pippau und Margeriten
Foto: S.Heinz

Wiesen-Salbei-Blütenähre.

Wiesen-Salbei
Foto: S. Heinz

Säugetiere

  • Mauswiesel

Vögel

  • Bluthänfling
  • Feldlerche
  • Goldammer
  • Neuntöter
  • Rauchschwalbe
  • Rotmilan
  • Wiesenschafstelze
  • Wendehals

Heuschrecken

  • Gemeine Sichelschrecke
  • Zweifarbige Beißschrecke
  • Feldgrille
  • Bunter Grashüpfer
  • Rote Keulenschrecke
  • Sumpfschrecke als Nasszeiger
  • Wiesengrashüpfer

Tagfalter

Laufkäfer

  • Körnerwanze
  • Goldschmied
  • Metallfarbener Schnelläufer

Hautflügler

  • Gelbbindige Furchenbiene
  • Steinhummel
  • Bunthummel
  • Mai-Langhornbiene
  • Knautien-Sandbiene
  • Dreizahn-Mauerbiene

Wiesenkräuter

  • Wiesen-Glockenblume
  • Wiesen-Flockenblume
  • Wiesen-Pippau
  • Wilde Möhre
  • Karthäuser-Nelke
  • Echtes Mädesüß
  • Echtes Labkraut
  • Wiesen-Witwenblume
  • Gewöhnlicher Hornklee
  • Wiesen-Schlüsselblume
  • Kleine Braunelle
  • Wiesen-Salbei
  • Großer Wiesenknopf
  • Kuckucks-Lichtnelke
  • Gamander-Ehrenpreis