Ökoregelung Altgrasstreifen
Altgrasstreifen/-flächen in Dauergrünland (Ökoregelung 1d)
Altgrasstreifen am Waldrand
Foto: Ph. Bozem
ÖR1d – Altgrasstreifen/-flächen in Dauergrünland
Mit der Ökoregelung 1d (ÖR1d) können Altgrasstreifen/-flächen auf mindestens 1 % und höchstens 6 % des förderfähigen Dauergrünlands des Betriebs gefördert werden. Die Altgrasstreifen/-flächen dürfen max. 20 % der Fläche eines Dauergrünlandfeldstücks umfassen. Jeder Streifen/Fläche muss eine Mindestgröße von 0,1 ha haben.
Die Flächen um den Altgrasstreifen/die Altgrasfläche herum müssen gemäht oder beweidet werden, damit ein Altgrasstreifen oder eine Altgrasfläche in Abgrenzung zur genutzten Fläche entstehen kann. Altgrasstreifen/-flächen dürfen sich höchstens in zwei aufeinanderfolgenden Jahren auf derselben Stelle befinden.
Lebensraum
Stehen gelassene Altgrasstreifen bieten einen Flucht- und Rückzugsraum für Insekten und kleine Wirbeltiere während der Mahd. In den ersten Tagen nach der Mahd bieten die Streifen Deckung und Nahrung. Gräser und Kräuter können Samen ansetzen, die als Nahrung dienen. Bleiben die Streifen bis zum nächsten Frühsommer stehen, bieten sie sichere Überwinterungs- und Fortpflanzungsstätten. Schmetterlinge wie das Schachbrett benötigen alte Grashalme für die Eiablage. Die Jugendstadien überwintern im Altgras. Alte Grashorste dienen auch Wildbienen als Schutz beim Nestbau. Saisonaler Lebensraum.
Altgrasstreifen im Winter
Foto: Ph. Bozem
Flockenblume, mit Rauhreif überzogen
Foto: S. Heinz
Fruchtstand der Wilden Möhre
Zielgerichtete Planung mit Mehrwert
Kombination mit artenreichem Grünland
Im artenreichen Grünland sind Altgrasstreifen besonders wertvoll. Während der Mahd bieten stehen gelassene Altgrasstreifen einen sicheren Rückzugsraum für Wirbeltiere und Insekten. Gräser und Kräuter setzen Samen an, die als Nahrung dienen und das Angebot im artenreichen Grünland zusätzlich bereichern. Zahlreiche blütenbesuchende Insekten benötigen für die Eiablage oder die Überwinterung hohe Grasbestände, abgestorbene Pflanzenstängel oder Brachflächen. So legt der in artenreichen Wiesen häufig vorkommende Schachbrettfalter (Melanargia galathea) seine Eier in hochwüchsigen Grasbeständen ab, wo sie auch überwintern. Auch die Bunthummel (Bombus sylvarum) nutzt Altgrasstreifen für den Nestbau.
Die Kombination von artenreichem Grünland und Altgrasstreifen deckt so die Lebensraumansprüche zahlreicher Tiere für Nahrung, Unterschlupf und Fortpflanzung komplett ab.
ÖR5 – Kennarten in Dauergrünland
Platzierung von Altgrasstreifen
Altgrasstreifen sind besonders in großen Schlägen wichtig, da hier für Insekten und kleine Wirbeltiere ein Wechsel in Nachbarflächen, um der Mahd zu entgehen, kaum möglich ist. Sie können an Schlagrändern zum Beispiel entlang von Gräben, Zäunen, Wegrändern oder Böschungen und Gehölzen platziert werden. Hier bilden sie Übergänge und können Strukturen vernetzen.
Besonders in großen Schlägen können mehrere Streifen mit Abständen < 30 m sinnvoll sein.
Kombination mit biodiversitätsschonender Mahd
Bei der Mahd nimmt der Einsatz entsprechender Technik, aber auch die Fahrtgeschwindigkeit und Mahdrichtung entscheidenden Einfluss auf das Überleben von Insekten und auch von Wirbeltieren. Bei der Mahdrichtung sollte so vorgegangen werden, dass den Tieren die Flucht in den Altgrasstreifen ermöglicht wird. Viele Insekten sterben im Aufbereiter. Wird bei günstiger Witterung der Aufbereiter abgeschaltet, leistet das einen großen Beitrag zur Artenvielfalt, ohne Verluste beim Ertrag und ohne zusätzliche Kosten. Einen Überblick über Maßnahmen der biodiversitätsschonenden Mahd gibt der "Mäh-Knigge".
Mäh-Knigge: Handlungsempfehlungen zur tierschonenden Mahd (LfL-Information)
Pflanzenbau
Um eine sichere Überwinterung von Insekten und kleinen Wirbeltieren zu gewährleisten, sollte die Vegetation der vorjährigen Altgrasstreifen nach Möglichkeit erst im Juni zum Beispiel beim ersten bzw. zweiten Schnitt entfernt werden. Das geht allerdings nur, wenn der Streifen verschoben wird, d. h. keine Überschneidung zwischen dem Streifen des Vorjahres und dem aktuellen Streifen besteht. Dabei muss darauf geachtet werden, dass das Mähgut abgefahren und genutzt wird, zum Beispiel als Einstreu oder Futter. Ein reines Zerkleinern des Aufwuchses und ein Verbleiben auf der Fläche ist dagegen nicht möglich.
Der Altgrasstreifen kann über zwei Jahre völlig unbearbeitet an der gleichen Stelle bleiben. Er darf allerdings nicht verbuschen. Eine zu lange Brachephase führt im Grünland zum Verlust der typischen Grünlandvegetation, verringert die Artenzahl und fördert die Verbuschung. Altgrasstreifen jedes oder oder jedes zweite Jahr im Schlag an einer anderen Stelle anzulegen ist also sinnvoll. Der Streifen kann beispielsweise jeweils um eine Streifenbreite verschoben werden.
Standorte mit Problemarten, die durch die Brache gefördert würden, zum Beispiel Disteln oder Jakobs-Kreuzkraut, eigenen sich nicht für die Anlage von Altgrasstreifen.
Arten, die von Altgrasstreifen profitieren können
Feldhase (Lepus europaeus)
Foto: M. Schaef
Schachbrett
Foto: S. Heinz
Schwalbenschwanz
Foto: Ch. Wagner
Heuschrecken
- Gemeine Sichelschrecke
- Große Goldschrecke
- Kleine Goldschrecke
- Sumpfschrecke
- Wiesengrashüpfer