Agrararten – Vögel
Rauchschwalbe

Rauchschwalbe

Rauchschwalbe. Foto: C Moning

Rauchschwalbe (Hirundo rustica)

Rauchschwalben haben ihren Namen vom Rauchfang (Schornstein), in dem sie in früheren Zeiten gerne brüteten. Sie besitzen eine einheitlich blauschwarz glänzende Oberseite (kein weißes Schwanzfeld) und eine rote Kehle, die in der Ferne dunkel erscheint. Die Altvögel zeigen zwei lange Schwanzspieße, Jungvögel haben Kürzere. Den lauten und schnell zwitschernden Gesang tragen sie während des Flugs oder von Singwarten vor. Die Flugkünstler jagen ihre Beute im Flug. Ab August sammeln sich die Schwalben in großen Gruppen über den Gewässern, wo sie auch im Schilf übernachten. Im Oktober verlassen sie Mitteleuropa Richtung südliches Afrika. Im nächsten Frühjahr (ab Ende März) finden die Rauchschwalben dann zielgenau zurück an den Ort, an dem sie geschlüpft sind. Rauchschwalben sind in Mitteleuropa Kulturfolger und typisch für landwirtschaftliche Betriebe mit Großviehhaltung. Es sind die typischen Schwalben unserer landwirtschaftlich geprägten Siedlungen.

Vogel auf einem Dach

Rauchschwalbe. Foto: C. Wagner

Kuhstall mit Efeuranken

Kuhstall. Foto: S. Heinz

Artenreiche Weide mit Kühen darauf

Weide. Foto: S. Heinz

Nahrung

Hauptnahrung sind fliegende Insekten, vor allem Zweiflügler (Mücken und Fliegen), Schnabelkerfen (Zikaden, Wanzen, Blattläuse) und Hautflügler (Bienen, Wespen), die die Rauchschwalben im Jagdflug erbeuten. Sie sind wenig wählerisch und fressen, was an Fluginsekten da ist. Wenn möglich jagen Rauchschwalben in einem Umkreis von 500 Meter um das Nest. Bei Schlechtwetterperioden weichen sie zur Nahrungssuche auf Obstgärten, Windschutzstreifen und Waldränder aus. Die Nestlinge senken ihre Temperatur und ihren Stoffwechsel in diesen Phasen ab und benötigen dann weniger Energie. Die Tiere nehmen– oft fliegend – Wasser aber auch kleine Insekten an offenen Wasserstellen auf.

Fortpflanzung

Rauchschwalben brüten in Bayern ganz überwiegend in frei zugänglichen Gebäuden, vor allem in Viehställen, Scheunen, Schuppen, Lagerräumen, Hauseingängen oder unter Brücken. Im Gegensatz dazu legen Mehlschwalben ihre Nester, die außerdem nur eine kleine Eingangsöffnungen aufweisen, außen an Gebäuden an. Die napfförmigen Nester der Rauchschwalben werden auf kleinen Mauervorsprüngen und Nischen angelegt oder bei rauem Untergrund frei an die Wand geklebt. Dabei bevorzugen sie windgeschützte Stellen mit gedämpftem Tageslicht. Männchen und Weibchen bauen acht bis zehn Tage an dem Nest, das aus lehmigen mit Speichel versetzten Erdklümpchen zusammengeklebt wird. Die drei bis sechs Eier werden nur vom Weibchen zwei Wochen lang bebrütet; bei Schlechtwetterperioden auch länger. Männchen und Weibchen füttern die Jungvögel. Diese verlassen nach etwa drei Wochen das Nest. Nur die unmittelbare Nestumgebung wird vom Männchen verteidigt. Rauchschwalben brüten in einer Saison, die in Bayern maximal von April bis Anfang Oktober reicht, bis zu dreimal. Interessant ist auch, dass Rauchschwalbenmännchen nicht selten mit zwei Weibchen gleichzeitig verpaart sind (Bigynie). Die Weibchen brüten zeitversetzt, so dass das Männchen bei beiden Bruten füttern kann.

Verbreitung

Rauchschwalben sind außerhalb höherer Gebirgslagen in Bayern sehr häufig und flächendeckend verbreitet.

Lebensraum – Anforderungen an Bewirtschaftung/Pflege (Maßnahmen)

Rauchschwalben sind auffällige Kulturfolger, die sich auf landwirtschaftlichen Betrieben mit Viehhaltung wohlfühlen. Wird die Viehhaltung in einem Betrieb aufgegeben verschwinden Rauchschwalben oft von den entsprechenden Höfen. Prinzipiell bevorzugen Rauchschwalben zur Anlage ihres Nestes trockene, windgeschützte Stellen mit gedämpftem Tageslicht. Diese findet man oft in älteren Großviehställen. Das Nest selbst wird aus nassem Lehm manchmal vermischt mit Rindermist gebaut. Rauchschwalben fangen Fluginsekten und benötigen deswegen insektenreiche Nahrungsräume wie extensiv genutzte Wiesen und Weiden oder Ackerflächen, auf denen keine Insektizide eingesetzt werden. Außerdem sind Brachen aller Art gute Nahrungslieferanten. Bei schlechtem Wetter sind auch höhere Strukturen wichtig.
  • Rauchschwalben zeigen langfristig einen negativen Trend und sind deswegen in Bayern auf der Vorwarnliste.
  • Wichtige Nahrungsräume sind extensive Weiden und Wiesen. Eine Förderung dieser Nutzungen, nicht zuletzt in Hofnähe, fördert Insekten und dadurch die Nahrungsverfügbarkeit für die Rauchschwalben (K10, K16/17, K18, ÖR4, ÖR5).
  • Der Verzicht von Herbiziden und Insektiziden in landwirtschaftlichen Kulturen (nicht zuletzt in Hofnähe) fördert die Nahrungsverfügbarkeit indirekt (Pflanzenbiodiversität führt zu mehr Insekten) und direkt. Gerade Herbizidverzicht ist eine sehr wichtige Maßnahme im Schwalbenschutz (K40, K42, K70, K72, ÖR6).
  • Daneben fördern Brachen oder zeitweise aus der Nutzung genommener Flächen aller Art Insekten und somit für Schwalben verfügbare Nahrung (K50, K51, K52, K60, ÖR1). Blühflächen sind hier eventuell hervorzuheben (K56).
  • Gewässer beziehungsweise auch Pfützen mit zugänglichem und lehmigem Ufer sind wichtige Quellen des Nistmaterials Lehm. Deswegen können ergänzend zu anderen Maßnahmen kleine Gewässer oder Lehmpfützen für Rauchschwalben angelegt werden (I88, K88). Dies ist vor allem bedenkenswert, wenn es aktuell keine Viehhaltung auf dem landwirtschaftlichen Betrieb gibt. In diesem Zusammenhang ist es auch sinnvoll, teichwirtschaftliche Betriebe zu erhalten. Hier gibt es diverse Förderungen der extensiven Teichwirtschaft (K76, K77).
  • Auf landwirtschaftlichen Betrieben sind die Stallungen die wichtigsten und oftmals einzigen Brutplätze. Hier ist es wichtig, den Schwalben gute Bedingungen zu schaffen oder zu erhalten (trocken, windgeschützt, gedämpftes Licht). Hygienische Bedenken sind unbegründet, es können aber Kotbretter angebracht werden. Dort wo neue und oft sehr luftige Ställe gebaut werden, können die Schwalben mit speziellen Nisthilfen (Schwalbenwinkel) gefördert werden. Ansonsten fühlen sich Rauchschwalben in modernen offenen Ställen nicht wohl und verschwinden.

Literatur

  • Barthel, P.H.; Krüger, T. (2019): Liste der Vögel Deutschlands Version 3.2. Deutsche Ornithologen-Gesellschaft, Radolfzell.
  • Bauer, H.-G.; Bezzel, E.; Fiedler, W. (2005): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Passeriformes - Sperlingsvögel. 2. Aufl. Wiebelsheim: AULA-Verlag.
  • Bezzel, E.; Geiersberger, I.; Lossow, G. v.; Pfeifer, R. (2005): Brutvögel in Bayern. Verbreitung 1996-1999. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer.
  • Glutz von Blotzheim Urs N. (Hrsg.) (1985ff): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bearb. u. a. von Kurt M. Bauer, Einhard Bezzel und Urs N. Glutz von Blotzheim. 14 Bände in 23 Teilen. Akademische Verlagsgesellschaft, Frankfurt am Main 1966 ff., Aula-Verlag, Wiesbaden (2. Auflage).
  • Rödl, T.; Rudolph, B.-U.; Geiersberger, I.; Weixler K.; Görgen, A. (2012): Atlas der Brutvögel in Bayern. Verbreitung 2005-2009. Stuttgart: Eugen Ulmer.
  • Rudolph, B.-U.; Schwandner, J.; Fünstück, H.-J.; Faas, M.; Rödl, T.; Siering, M.; Weixler, K. (2016): Rote Liste und Liste der Brutvögel Bayerns. Veröffentlichung des Bayerischen Landesamtes für Umweltschutz.
  • Südbeck, P.; Andretzke, H.; Fischer, S.; Gedeon, K.; Pertl, C.; Linke, T. J. et al. (2025): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands, 1. überarbeitete Auflage. Münster
  • NABU Vogelporträts Externer Link
  • Arteninformation Vögel, LfU Externer Link
Brachestreifen

Biodiversitätsstreifen. Foto: S. Heinz

blühende Wiese mit Insekt

Artenreiches Grünland. Foto: S. Heinz

Feld mit blühendem Randstreifen

Ackerrandstreifen. Foto: B. Schönberger

Messerbalkenmähwerk

Insektenschonende Mahd. Foto: B. Gleixner

Maßnahmen, von denen die Rauchschwalbe profitiert

KULAP

Nicht förderfähige Maßnahmen

  • Ackerrandstreifen
  • Mahd-Mulch-Konzept für Randstreifen, Brachen, Grünwege
  • Lerchenfenster
  • Blühstreifen/-fläche, spezielle Saatmischung
  • Brachen, Schwarzbrache, Selbstbegrünung, z.B. für Kiebitz
  • Mahdgutübertragung
  • Wiederansiedelung blühender Ackerwildkräuter
  • Gewässerrandstreifen
  • Feldraine (> 2m)