Agrararten - Vögel
Bluthänfling

Bluthänfling

Bluthänfling (Carduelis cannabina)

Bluthänflinge gehören zu den Finken und besitzen den typischen, kurzen und kegelförmigen Körnerfresserschnabel. Das Männchen hat im Prachtkleid eine karminrote Brust. Der Kopf ist grau, der Rücken kastanienbraun. Weibchen sind unauffällig gezeichnet. Beiden Geschlechtern gemeinsam ist aber der diffuse helle Fleck auf dem Handflügel, an dem die Art auch im Flug erkannt werden kann. Der nasale „tett-ett-ett“ Flugruf erfordert etwas Übung ist aber ein gutes Bestimmungsmerkmal. Zur Brutzeit singen die Männchen gerne von Singwarten ihren außerordentlich abwechslungsreichen Gesang.
Bluthänflinge sind ganzjährig beobachtbar. Sie schließen sich im Winter zu Trupps zusammen. Mehr als alle anderen Arten der Agrarlandschaft sind sie ganzjährig spezialisiert auf Sämereien.

Blühfläche und Neuansaat im Herbst

Blühfläche, Foto: S. Heinz

Altgrasstreifen am Waldrand

Altgrasstreifen am Waldrand

Florfliege an einem Fruchtstand der Wilden Möhre

Fruchtstand der Wilden Möhre, Foto: S. Heinz

Hochstaudenflur

Hochstaudenflur, Foto: S. Springer

Nahrung

Bluthänflinge leben fast nur vegetabilisch; selbst die Jungvögel werden überwiegend mit Samen gefüttert. Sie nehmen im Frühjahr hauptsächlich vorjährige Samen vom Boden auf und turnen im Sommer und Herbst in tragfähigen Kräutern und Stauden herum. Im Winter ernähren sich die Vögel bei Schneelage fast ausschließlich von Samen stehengebliebener Stauden. Dann sieht man sie auch gerne in Blühflächen (K56). Nahrungsquellen werden zur Brutzeit gemeinschaftlich von mehreren Paaren genutzt. Dies ist eine gute Anpassung auf in Raum und Zeit wechselndes Nahrungsangebot. Die Nahrungshabitate können bis zu 1000 m vom Neststandort entfernt sein.
Typische Nahrung sind Samen von Ampfer, Beifuß, Disteln, Gänsefuß, Kreuzkraut, Klette, Knöterich, Löwenzahn, Mädesüß, Skabiosen, Wegerich/Spitzwegerich, aber auch Baumsamen. Im Winter kommen auch Meldebestände dazu. Rapssamen scheinen eine wichtige Nestlingsnahrung zu sein.

Fortpflanzung

Bluthänflinge brüten einzeln oder in lockeren Brutgemeinschaften. Sie besetzen ihre Reviere meist ab Anfang April und verlassen es Mitte September wieder. Sie legen ihr Nest in dichten Hecken und Büschen aus Laub- und Nadelgehölzen an; vor allem junge Nadelbäume, aber auch Dornsträucher und Kletterpflanzen werden genutzt. Manchmal brüten sie auch am Boden in Gras- und Krautbeständen und Schilfröhrichten. Die Hauptlegezeit für die 4-6 Eier ist Mitte bis Ende Mai, Jungvögel der ersten Brut kann man aber noch im Mai finden. Jungvögel der zweiten Brut werden manchmal erst Anfang September flügge. Während der Bebrütung der Gelege sind die Vögel sehr heimlich. Bluthänflinge verpaaren sich jedes Jahr neu und haben zwei Jahresbruten.

Verbreitung

Bluthänflinge sind in Bayern lückig verbreitet. Nahezu flächendeckend findet man sie in weiten Teilen Nordbayerns. Größere Lücken bestehen vor allem im Niederbayerischen Hügelland, im Voralpinen Hügel- und Moorland und in den Alpen (außer Allgäuer Alpen). Bluthänflinge sind in Bayern stark gefährdet. Der Bestand ist analog zur Entwicklung in weiten Teilen Mitteleuropas rückläufig.

Lebensraum – Anforderungen an Bewirtschaftung/Pflege (Maßnahmen)

Zur Brutzeit sind Wiesen, Brachland, schütter bewachsene Ruderalflächen, Viehläger, nur sporadisch gemähte Böschungen und Maisfelder die meistfrequentierten Nahrungsgebiete der Bluthänflinge. Sobald die Jungvögel flugfähig sind, werden Rapsfelder, Rübenäcker, verunkrautete, brachliegende Äcker und (nicht üppig bewachsene) Ruderalplätze aufgesucht, wo sich schließlich große Schwärme bilden können. Wichtigste Habitatrequisiten sind dichte Büsche und Hecken zum Nisten und ganzjährig ausreichend Sämereien (auch noch im Spätwinter!). Vorhandensein von Sämereien im gesamten Jahresverlauf ist tatsächlich ein zentraler Aspekt der Bluthänflingförderung.
  • Blühflächen sind ab dem 2. Jahr, wenn Strukturbildner auf der Fläche sind (alte Sonnenblumen, Karden etc.) gute Lebensräume für Bluthänflinge (K56). Eingeschränkt können auch Wildpflanzenmischungen (Energiepflanzen) (K52) als Nahrungshabitat geeignet sein.
  • Allgemein sind Brachflächen und -streifen, Wildkrautfluren, Hochstaudenfluren, Saumgesellschaften oder Zwickel belassen beziehungsweise anlegen entweder als isolierte Maßnahmen oder als Maßnahme im Bereich einer Hecke sehr förderlich für die Art (K48, K50, K51, K88, I88, ÖR1); vor allem wenn sie auch über den Winter stehen bleiben (K48, K56).
  • Anlage von Säumen entlang von Hecken (K50, K51, K56, K88, I88, ÖR1)
  • Freiwillige und nicht förderfähige Maßnahmen wie Beetle Banks, Ackerrandstreifen, Mahd-Mulch-Konzepte für Randstreifen, Brachen und Grünwege, sowie nicht förderfähige Blühstreifen beziehungsweise -flächen und Feldraine
  • Weiterhin sind dichte Hecken wichtig.
  • Anlage von strukturreichen Hecken oder Aufwertung von bestehenden Hecken durch Dornensträucher, stufenweise Pflege oder Verjüngung von Hecken und Feldgehölzen durch auf den Stock setzen (I80, I88).
  • Die Förderung von Dornensträuchern (z. B. Schlehen) durch Belassen, Einbringen in Hecken oder Berücksichtigung bei der Neuanlage von Hecken schafft Brutplätze für den Bluthänfling (I80).
  • Schaffung von Struktur- und Landschaftselementen, sofern sie den Bluthänflingen Lebensraum bieten (I88, K88).

Literatur

  • Bezzel, E.; Geiersberger, I.; Lossow, G. v.; Pfeifer, R. (2005): Brutvögel in Bayern. Verbreitung 1996-1999. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer.
  • Glutz von Blotzheim Urs N. (Hrsg.) (1985ff): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bearb. u. a. von Kurt M. Bauer, Einhard Bezzel und Urs N. Glutz von Blotzheim. 14 Bände in 23 Teilen. Akademische Verlagsgesellschaft, Frankfurt am Main 1966 ff., Aula-Verlag, Wiesbaden (2. Auflage).
  • Rödl, T.; Rudolph, B.-U.; Geiersberger, I.; Weixler K.; Görgen, A. (2012): Atlas der Brutvögel in Bayern. Verbreitung 2005-2009. Stuttgart: Eugen Ulmer.
  • Rudolph, B.-U.; Schwandner, J.; Fünstück, H.-J.; Faas, M.; Rödl, T.; Siering, M.; Weixler, K. (2016): Rote Liste und Liste der Brutvögel Bayerns. Veröffentlichung des Bayerischen Landesamtes für Umweltschutz.
  • Südbeck, P.; Andretzke, H.; Fischer, S.; Gedeon, K.; Schikore, T.; Schröder, K.; Sudfeldt, C. (2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Radolfzell.
  • NABU-Vogelporträts Externer Link
  • Arteninformationen Vögel, LfU Externer Link

Maßnahmen, von denen der Bluthänfling profitiert

Winteraspekt einer mehrjährigen Blühfläche

Blühfläche, Foto: C. Janko

Saum entlang einer Hecke.

Anlage von Struktur- und Landschaftselementen: Heckensaum, Foto: E. Schweiger

Heckenlandschaft.

Heckenpflege, Foto: S. Heinz

KULAP

Nicht förderfähige Maßnahmen

  • Ackerrandstreifen
  • Mahd-Mulch-Konzept für Randstreifen, Brachen, Grünwege
  • Beetle Banks
  • Artenreiche Erdwälle und Gräben zum Wasserrückhalt und Wasserführung innerhalb eines Feldstücks
  • Stehenlassen von Getreide-, Maisstreifen
  • Lerchenfenster
  • Blühstreifen/-fläche, spezielle Saatmischung
  • Brache, Schwarzbrache, Selbstbegrünung
  • Mahdgutübertragung
  • Wiederansiedelung blühender Ackerwildkräuter
  • Gewässerrandstreifen
  • Feldraine (> 2 m)