Agrararten - Vögel
Neuntöter

Neuntöter (Lanius collurio)
Neuntötermännchen sitzen gerne auffällig auf Sträuchern und anderen Warten. Sie haben einen grauen Kopf mit schwarzem Augenstreif. Den rotbraunen Rücken haben auch die unscheinbaren Weibchen. Die Rückenfarbe gab den Vögeln auch ihren alternativen Namen Rotrückenwürger. Der leise Gesang der Neuntöter ist nur selten zu hören. Der heisere „wäw“-Ruf verrät die Vögel dagegen oft.
Neuntöter überwintern im tropischen Afrika und erscheinen um den ersten Mai in den bayerischen Brutgebieten. Neuntöter bewohnen strukturierte (Weide-)Landschaften mit Dornensträuchern.
Nahrung
Neuntöter machen vor allem auf bewegte Beute Jagd und jagen häufig im Flug. Daneben bieten vegetationsfreie und kurzrasige Flächen Möglichkeiten zur Bodenjagd. Die Vögel bevorzugen mittelgroße und große Insekten wie Käfer, Heuschrecken, Grillen und relativ viele Fluginsekten. Daneben werden regelmäßig Feldmäuse erbeutet. Bekannt ist, dass Neuntöter ihre Beute an Dornen und Stacheln von Büschen aber auch am Stacheldraht von Weidezäunen aufspießen und somit Vorratshaltung betreiben. Neuntöter gehören zur Familie der Würger. Vertreter der Art würgen die unverdaulichen Reste der gefressenen Beute regelmäßig als Speiballen wieder aus, wie dies auch Greifvögel, Eulen und Falken tun.
Fortpflanzung
Männchen treffen häufig früher im Brutgebiet ein als die Weibchen und besetzen ihr Revier. Die Geschlechter verpaaren sich jedes Jahr neu. Die Nestanlage erfolgt in Büschen aller Art, wobei Dornenbüsche bevorzugt werden. Seltener brüten sie in Hochstaudenfluren (Blühflächen) und Reisighaufen. Sie legen zwischen Ende Mai und Anfang Juni 4-7 Eier und bebrüten diese zwei Wochen. Die Jungen verlassen nach zwei Wochen das Nest und verbleiben weitere drei Wochen im Familienverband. Die Abwanderung der Familien beginnt Mitte Juli. Man kann aber bis in den September hinein Neuntöter in Bayern beobachten.
Verbreitung
Neuntöter sind in Bayern flächendeckend allerdings in geringer Dichte verbreitet. Die Vorkommen dünnen im südlichen bis südöstlichen Bayern sowie in den höheren Lagen der Mittelgebirge und Alpen aus.
Lebensraum – Anforderungen an Bewirtschaftung/Pflege (Maßnahmen)
Neuntöter bewohnen strukturierte (Weide-)Landschaften mit Dornensträuchern.
Sie besiedeln Weiden, Wiesen und Brache aber weniger Ackerflächen. Sie brüten in trockenen und sonnigen Lagen und bevorzugen offene und halboffene Landschaften, die mit Büschen, Hecken, Feldgehölzen und Waldrändern ausgestattet sind. Es werden auch sonnige Böschungen, jüngere Fichtenschonungen, aufgelassene Weinberge, Streuobstflächen und Sand- und Kiesgruben mit Gehölzaufwuchs angenommen.
Sie besiedeln Weiden, Wiesen und Brache aber weniger Ackerflächen. Sie brüten in trockenen und sonnigen Lagen und bevorzugen offene und halboffene Landschaften, die mit Büschen, Hecken, Feldgehölzen und Waldrändern ausgestattet sind. Es werden auch sonnige Böschungen, jüngere Fichtenschonungen, aufgelassene Weinberge, Streuobstflächen und Sand- und Kiesgruben mit Gehölzaufwuchs angenommen.
Wichtig für das Vorkommen von Neuntötern sind artenreiche Hecken mit Dornensträuchern, wie Brombeere, Schlehe, Weißdorn und Heckenrose oder dornige Einzelgebüsche. In den Dornsträuchern brütet die Art. Hartriegel, Holunder, Schneeball und Waldrebe ziehen durch Ihre Blüten viele Insekten an. Hier finden Neuntöter Nahrung. Weitere wichtige Nahrungsbiotope sind Staudensäume inklusive Blühflächen (K56) und blumenreiche Wiesenränder. Die optimale Flächendeckung von Gebüschen beziehungsweise Hecken in Neuntöterlandschaften liegt bei 10-20 Prozent.
Neuntöter sind in Bayern noch nicht gefährdet, werden allerdings schon auf der Vorwarnliste geführt. Langfristig nimmt die Art in Bayern leicht ab.
- Anlage von strukturreichen Hecken oder Aufwertung von bestehenden Hecken durch Dornensträucher, stufenweise Pflege oder Verjüngung von Hecken und Feldgehölzen durch auf den Stock setzen (I80, I88; ÖR3).
- Die Förderung von Dornensträuchern (z. B. Schlehe) durch Belassen, Einbringen in Hecken oder Berücksichtigung bei der Neuanlage von Hecken schafft Brutplätze für den Neuntöter.
- Neben extensiver Wiesennutzung (K14, K16/K17, K18, ÖR5, G/D/E22, G/D/E23, G/E24) sind vor allem Maßnahmen für Weiden (K10, K12) ein wichtiger Baustein zur Förderung von Neuntötern.
- Die Mahd mit einem Messermähwerk schont mittelgroße und große boden- oder bodennah lebende Insekten und verbessert somit die Nahrungsverfügbarkeit in Neuntöterrevieren (K14).
- Einrichtung von Agroforstsystemen, sofern sie mit Dornensträuchern attraktiv gestaltet werden (I84).
- Blühflächen sind ab dem 2. Jahr, wenn Strukturbildner auf der Fläche sind (alte Sonnenblumen, Karden etc.) gute Lebensräume für Neuntöter (K56). Eingeschränkt können auch Wildpflanzenmischungen (Energiepflanzen) (K52) als Nahrungshabitat geeignet sein.
- Allgemein sind Brachflächen und -streifen, Wildkrautfluren, Hochstaudenfluren, Saumgesellschaften oder Zwickel belassen beziehungsweise anlegen entweder als isolierte Maßnahmen oder als Maßnahme im Bereich einer Hecke sehr förderlich für die Art (K50, K51, K88, I88, ÖR1).
- Anlage von Säumen entlang von Hecken (K50, K51, K56, K88, I88, ÖR1).
- Freiwillige und nicht förderfähige Maßnahmen wie Beetle Banks, Ackerrandstreifen, Mahd-Mulch-Konzepte für Randstreifen, Brachen und Grünwege, sowie nicht förderfähige Blühstreifen beziehungsweise -flächen und Feldraine.
- Erhaltung des Nahrungsangebots durch Verzicht der Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln um Hecken und andere geeignete Strukturen (K40, K42; ÖR6).
Literatur
- Bezzel, E.; Geiersberger, I.; Lossow, G. v.; Pfeifer, R. (2005): Brutvögel in Bayern. Verbreitung 1996-1999. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer.
- Glutz von Blotzheim Urs N. (Hrsg.) (1985ff): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bearb. u. a. von Kurt M. Bauer, Einhard Bezzel und Urs N. Glutz von Blotzheim. 14 Bände in 23 Teilen. Akademische Verlagsgesellschaft, Frankfurt am Main 1966 ff., Aula-Verlag, Wiesbaden (2. Auflage).
- Rödl, T.; Rudolph, B.-U.; Geiersberger, I.; Weixler K.; Görgen, A. (2012): Atlas der Brutvögel in Bayern. Verbreitung 2005-2009. Stuttgart: Eugen Ulmer.
- Rudolph, B.-U.; Schwandner, J.; Fünstück, H.-J.; Faas, M.; Rödl, T.; Siering, M.; Weixler, K. (2016): Rote Liste und Liste der Brutvögel Bayerns. Veröffentlichung des Bayerischen Landesamtes für Umweltschutz.
- Südbeck, P.; Andretzke, H.; Fischer, S.; Gedeon, K.; Schikore, T.; Schröder, K.; Sudfeldt, C. (2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Radolfzell.
- NABU-Vogelporträts
- Arteninformationen Vögel, LfU
Neuntöter
- Müller, Thomas (2024): Untersuchung des Zusammenhangs zwischen der Landschaftsstruktur und dem Vorkommen dreier Vogelarten. Bachelorarbeit zur Erlangung des akademischen Grades eines Bachelor of Science (B. Sc.) im Studiengang Umweltmonitoring/Umweltanalyse der Hochschule für Technik und Wissenschaft Dresden.
Maßnahmen, von denen der Neuntöter profitiert
KULAP
- Erneuerung von Hecken und Feldgehölzen (KULAP I80)
- Streuobstpflege (KULAP I82)
- Einrichtung von Agroforstsystemen (KULAP I84)
- Struktur- und Landschaftselemente - Anlage (KULAP I88)
- Insektenschonende Mahd (KULAP K14)
- Extensive Grünlandnutzung mit Schnittzeitpunkten (15. Juni/1. Juli) (KULAP K16/K17)
- Extensive Grünlandnutzung entlang von Gewässern und in sensiblen Gebieten (K18)
- Bewirtschaftung von Almen und Alpen (KULAP K22)
- Herbizidverzicht bei Wintergetreide / Winterraps (KULAP K40)
- Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel bei Wintergetreide / Winterraps (KULAP K42)
- Erosionsschutzstreifen, z.B. als erweiterter Gewässerrandstreifen (KULAP K50)
- Streifenmaßnahmen Biodiversitätsstreifen (KULAP K51)
- Wildpflanzenmischungen (Energiepflanzen) (KULAP K52)
- Mehrjährige Blühflächen (KULAP K56)
- Streuobst – Erschwerte Unternutzung (KULAP K78)
- Moorbauernprogramm, Bewirtschaftung von Nassgrünland, keine Nutzung vor 15.6., Nässenachweis durch Zeigerarten (KULAP M12)
Ökoregelungen
- Ackerbrache (Ökoregelung 1a)
- Blühstreifen/-flächen auf Ackerland (Ökoregelung 1b)
- Blühstreifen auf Dauerkulturen (Ökoregelung 1c)
- Altgrasstreifen/-flächen in Dauergrünland (Ökoregelung 1d)
- Beibehaltung einer agroforstlichen Bewirtschaftungsweise auf Ackerland und Dauergrünland (Ökoregelung 3)
- Kennarten in Dauergrünland (ÖR5)
- Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel (ÖR6)
Nicht förderfähige Maßnahmen
- Ackerrandstreifen
- Mahd-Mulch-Konzept für Randstreifen, Brachen, Grünwege
- Blühstreifen/-fläche, spezielle Saatmischung
- Wiederansiedelung blühender Ackerwildkräuter
- Beetle Banks
- Feldraine (> 2 m)
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