Management von Wildgänsen
Graugänse, Kanadagänse und Nilgänse breiten sich in Bayern aus. In einigen Regionen führt dies zu Konflikten in der Landwirtschaft oder im Tourismus. Deswegen wurde im Herbst 2014 an der LfL das dreijährige Umsetzungsprojekt Gänsemanagement gestartet. In dem Projekt wurden räumlich konkrete und gesellschaftlich akzeptierte Konzepte zur Minimierung von Konflikten mit Wildgänsen erarbeitet und umgesetzt. Seit 2018 wird das bayernweite Management von Wildgänsen als Aufgabe an der LfL etabliert. Es gliedert sich in zwei Schwerpunkte. Es werden erstens weiterhin in den beiden Projektgebieten Altmühlsee und Maintal Lösungen zur Minimierung von Konflikten mit Wildgänsen erarbeitet und umgesetzt, und es wird zweitens auf Grundlage der Projektarbeit eine bayernweite Beratung in Konfliktregionen angeboten.
Etablierung eines Wildgansmanagement-Beauftragten im Landkreis Lichtenfels
Mausernde Graugans
Etablierung eines Wildgansmanagement-Beauftragten im Landkreis Lichtenfels
Wildgänse in Bayern nehmen zu
Junge Graugans (Anser anser).
Foto: Christian Wagner
Neben Graugänsen sieht man auch immer häufiger Kanada- und Nilgänse. Kanadagänse brüteten schon zwischen den Weltkriegen im Raum München und wurden 1954 wieder im Nymphenburger Park ausgesetzt. Weitere Aussetzungen folgten. Seitdem nimmt die Art zu.
Nilgänse sind, erst seit 1996 in Bayern brütend, die Art mit der schnellsten Ausbreitung und in der Zwischenzeit in ganz Bayern anzutreffen.
Informationen zu den Gänsearten im Wildtierportal
Konflikte mit Wildgänsen
Kanadagans (Branta canadensis).
Foto: Christian Wagner
Das verstärkte Auftreten der Wildgänse in Bayern führt aber auch zu Konflikten.
So können Wildgänse in landwirtschaftlichen Kulturen Fraßschäden anrichten oder in Erholungseinrichtungen die Liegewiesen verkoten.
In München werden zusätzlich zur Verkotung von Grünanlagen auch Schäden an Blumenbeeten in Parks gemeldet.
Konflikte auf landwirtschaftlichen Flächen
Tritt- und Fraßschäden.
Foto: Christian Wagner
Konflikte in Freizeitanlagen
Kanadagänse weiden auf einer Liegewiese.
Foto: Christian Wagner
Managementmaßnahmen
Die Maßnahmen wirken unterschiedlich, sind unterschiedlich aufwändig in der Durchführung und haben jeweils spezifische Vor- und Nachteile. Dazu hängt der Erfolg des Managements neben den auftretenden Wildgänsen und der Landschaft immer auch von der Intensität und Variabilität der getroffenen Maßnahmen ab. Dabei ist es ratsam, ein integriertes Management mit verschiedenen Maßnahmen an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten durchzuführen.
Auf den folgenden Seiten sind die gängigsten Maßnahmen beschrieben. Maßnahmen, die in Bayern keine Rechtsgrundlage haben oder keinen Sinn machen, werden nicht berücksichtigt. Dies sind insbesondere Bejagung von Junggesellentrupps, Junggansentnahme, Fang mausernder Nichtbrüter, Vergasung mausernder Gänse, Schießen von Altvögeln auf dem Nest, Verhütung, chemische Vergrämung und Umsiedlungen.
Projektarbeit
Lage der Projektgebiete
Wildgänse – ein hochwertiges Wildbret
Die Zubereitung einer Wildgans unterscheidet sich in zwei Dingen von der einer Hausgans:
1) Man kann das Alter einer Wildgans oft nicht erkennen. Da ältere Gänse mehr Zeit benötigen, um gar zu werden, als junge Gänse, ist es wichtig, Wildgänse nicht unter Zeitdruck zu kochen.
2) Wildgänse besitzen keine ausgeprägte Fettschicht. Um zu vermeiden, dass das Fleisch zäh und trocken wird, muss man Wildgänse in einem geschlossenen Gefäß zubereiten. Die Feuchtigkeit kann nicht entweichen und das Fleisch bleibt saftig.
Wildgänse in Bayern
Mobiler Weidezaun
Dabei unterscheiden wir zwischen Maßnahmen, die in die Mortalität (adulter) Individuen eingreifen, die in die Reproduktion eingreifen, die eine vergrämende Wirkung haben und Maßnahmen des Biotopmanagements. Wenn Gänse an einer Stelle vergrämt werden sollen, sollten im Gegenzug Flächen, die Gänsen Nahrung und Ruhe bieten (z. B. jagdliche Ruhezonen, angelegte Gänseweiden) zur Verfügung gestellt werden. Eine bereits im Vorfeld enge Zusammenarbeit der betroffenen lokalen Akteure bei der Umsetzung von Maßnahmen ist für eine allgemein akzeptierte Lösung notwendig. Hauptakteure sind meist Landwirte, Naturschützer, Jäger, Behörden (Landratsämter) und Kommunen (Stadt- und Gemeinderäte).
Management von Wildgänsen in Bayern – ein Leitfaden
Adulte Graugans
Das Gänsemanagement erfordert eine Problemanalyse, eine Zieldefinition, Wissen über das Auftreten der Gänse sowie der Wechselwirkungen mit der umgebenden Landschaft und eine Wertung der Schäden beziehungsweise Probleme. Zentral berücksichtigt werden die Bedürfnisse der beteiligten Akteure. Alle Aspekte beeinflussen die Auswahl von möglichen und zielführenden Maßnahmen. Wichtig ist es, mit allen betroffenen Akteuren ein Maßnahmenkonzept mit erfolgsversprechenden Maßnahmen zu erarbeiten und umzusetzen. Mit einer einzelnen Maßnahme wird man dem Problem meist nicht gerecht.
Weitergehende Informationen
- Ausführlicher Bericht: Inselanbindung zur Reduzierung von Wildgansbruten 1,1 MB
- Wildgänse in Bayern: attraktiv und konfliktreich (LfL-Information als Internetbeitrag)
- König, A., Hof, C., Kleinhenz, A., Carstensen, N., Janko, C., Utschik, H., Grauer, A., Müller, S., Hudler, E., Beckmann, U., Perret, E., Wermuth, S., Ebner, H. & Javorek, J. (2013). – Ökologie und Management von Wildgänsen in Bayern – Abschlussbericht zur Vorlage Bayerisches Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten, 203 Seiten
- Initiative "Wild und Wildkräuter" – Wildtierportal Bayern