Züchtung von Sojabohne und Weißer Lupine

Weiße Lupinenblüte und Pinzette mit gelben Staubbeuteln.

Großkörnige Leguminosen haben im letzten Jahrzehnt immer mehr Bedeutung im heimischen Anbau und der Ernährung und Fütterung erhalten und wurden förderpolitisch durch zum Beispiel die Bayerische Eiweißinitiative unterstützt.
Ein ökologisch und wirtschaftlich nachhaltiger Anbau und die sichere effiziente Verwertung stellen besondere Ansprüche an Wuchseigenschaften, Ertragspotential und Inhaltsstoffe. Hinzu kommen zunehmende Witterungsextreme, Schädlinge und Krankheiten, die die Ertragssicherheit gefährden.
Durch Züchtung von Sorten, die an die bayerischen Gegebenheiten angepasst sind, können der Ertrag und die Qualität sowie die Ertragssicherheit gesteigert werden. In der Züchtungsforschung werden Werkzeuge wie zum Beispiel molekulare Genmarker für die Züchtungs­arbeit entwickelt.

Sojabohne

Drei Personen im Sojafeld.
Die Züchtungsarbeit in der Sojabohne (Glycine max) wurde 2014 mit einem grundlegenden Projekt mit bayerischen Züchtern an der LfL wieder aufgenommen. Seitdem wurden Zuchtprogramme auf- und ausgebaut sowie eine gemeinsame Kreuzungsplanung, mehrortige Austauschprüfungen und die Abgabe von LfL-Zuchtstämmen über die Bayerische Pflanzenzuchtgesellschaft (BPZ) an die bayerischen Züchter etabliert. Diese Zusammenarbeit konzentrierte sich auf die Basismerkmale Kornertrag, Frühreife und Proteingehalt und läuft auch nach Projektabschluss weiter. Die zunehmende Anzahl an Sorten­anmeldungen zeigt den Erfolg.
Mit der wachsenden Anbaufläche (Verzehnfachung von 2012 bis 2022) von Sojabohnen in Bayern zeigen sich die Heraus­forderungen der Kultur und steigen die Ansprüche an die Sorten. Vorrangig in Forschungsprojekten mit Züchtern und anderen Forschungs­einrichtungen wird wissenschaftlich an der Verbesserung aktuell oder zukünftig relevanter Merkmale gearbeitet und PreBreeding-Material als Ausgangspunkt für die Sortenzüchtung entwickelt.

Zuchtziele Sojabohne

  • Kornertrag
  • angepasste Reife (Frühreife Reifegruppe 00 bis 000)
  • Proteingehalt
  • Kühletoleranz (Keimung, Blütezeit)
  • Trockentoleranz
  • … sind aktuell in Bearbeitung – Es gibt viele weitere.

Weiße Lupine

Blüte einer Weißen Lupine.
Als heimische Eiweißpflanze sind als Sommerkultur Lupinen schon länger im Anbau – allerdings in Form der schmalblättrigen Blauen Lupine fast hauptsächlich in Mittel- und Norddeutschland. Nach der Züchtung erster Anthraknose-toleranter Sorten 2019 konnte sich die Weiße Lupine (Lupinus albus) mit einem kleinen Anbauumfang in Bayern etablieren und ihr Ertragspotential zeigen.
Aufgrund der geringeren Wissensbasis zu Züchtung und Genomik national und international sowie der Notwendigkeit einer geschützten Vermehrung (Fremdbefruchtung) mussten zum Einstieg in die LfL-Züchtungsarbeit bei Weißer Lupine 2018 zunächst die Grundlagen in Form eines Genpools, einer Sortenbeschreibung und der Etablierung einer DNA-Analyse­methode geschaffen werden. Inzwischen existiert eine gute Datenbasis, mit der vorrangig an der Verbesserung der Anthraknose­toleranz und der Stabilisierung der Alkaloidgehalte gearbeitet wird. Mittelfristiges Ziel ist es, genauso wie bei der Sojabohne, PreBreeding-Material und LfL-Zuchtstämme mit verbesserten an Bayern angepassten Eigenschaften zu erarbeiten und die Züchtung der Weißen Lupine bei bayerischen Züchtern zu etablieren.

Zuchtziele Weiße Lupine

  • Kornertrag
  • angepasste Reife
  • Anthraknosetoleranz (Brennfleckenkrankheit, Pilz Colletotrichum lupini)
  • Alkaloidarmut (Bitterstoffe)
  • … sind aktuell in Bearbeitung – Es gibt viele weitere.

Methoden in der Züchtung und Züchtungsforschung von Sojabohne und Weißer Lupine

  • Gezielte Kreuzungen
  • Vermehrung, zum Teil im Winterzuchtgarten auf Südhalbkugel
  • Erhaltung eines Genpools
  • Selektion auf gewünschte Merkmalskombinationen im Feld (Phänotyp)
  • Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen, zum Beispiel aus Genbanken
  • Infektionstests zur Identifikation von Krankheitsresistenzen (Anthraknose)
  • Stresstests im Labor und Feld (Kühle, Trockenheit)
  • Marker-gestützte Selektion auf konkrete Zielmerkmale (MAS – Marker Assisted Selection)
  • Entwicklung von Genmarkern für die MAS über Auswertung umfangreicher phänotypischer und genetischer Daten

Kontakt

Dr. Christine Riedel
Ruhstorf an der Rott
Arbeitsgruppe IPZ4a – Pflanzenbausysteme und Züchtungsforschung bei Mais und großkörnigen Leguminosen
Tel.: 08161 8640-4625
E-Mail: Pflanzenbau@LfL.bayern.de

Luftbild mit Parzellen in unterschiedlichen Nuancen von grün, gelb bis braun.

Soja-Versuchsfeld

Schwarze und beige Sojakörner in Petrischalen.

Vielfalt Samenfarbe

Grüne Hülsen mit orang-schwarzen deformierten Flecken.

Anthraknose

Blühende Pflanzen in Reihen am Feld.

Phänotypisierung

Lupinenpflanze mit dunkelblauer Blüte.

Blütenfarbe

Lupinen in einem Netzzelt.

Vermehrung

Partner
Zusammenarbeit mit IPZ-Arbeitsbereich Genomananalyse: Genomanalyse und markergestützte Pflanzenzüchtung

Überblick Arbeitsbereich

Austausch mit IPZ-Arbeitsbereich Pflanzenbausysteme bei Öl- und Eiweißpflanzen, insbesondere zum Bereich Sortenversuche bei Sojabohne und Weißer Lupine

Überblick Arbeitsbereich

Austausch mit Arbeitsbereich Leguminosen im Ökologischen Landbau des Instituts für Agrarökologie und Biologischen Landbau (IAB)

Überblick Arbeitsbereich

Externe nationale und internationale Kooperationen über Forschungsprojekte.

Aktuelle Forschung

Lupinenpflanze mit kleinem Papieretikett.
BitterSweet – Projekt zu Weißer Lupine
Die Weiße Lupine ist als Leguminose eine wertvolle Kultur auf dem Acker und bietet hochwertiges Eiweiß für die Ernährung von Tier und Mensch. Die Körner enthalten ungünstige Bitterstoffe in schwankenden Mengen, welche zunehmend zur Herausforderung bei der Verwertung werden. Im Forschungsprojekt BitterSweet sollen Einflussfaktoren von Umwelt und Genetik identifiziert und Lösungs­grundlagen erarbeitet werden.

LfL-Projektwebsite

Nummerierte, transparente Reaktionsgefäße mit DNA in grünem Ständer.
MABYSoy – Projekt zu Sojabohne
Mit dem Vorhaben soll zum einen der Zuchtgang und damit die Sortenentwicklung mit Hilfe von markergestützter Selektion auf die Adaptationsmerkmale frühe Blüte und Reife sowie Kühletoleranz beschleunigt und der Rohproteingehalt möglichst ohne Ertragseinbußen gesteigert werden. Hierzu werden vorhandene DNA-basierte Markerinformationen genutzt, um aus gezielten Kreuzungen Linien mit vorteilhaften Allel­kombinationen zu identifizieren. In mehrortigen und mehrjährigen Feldversuchen werden die mit Markern selektierten Linien auf die genannten Merkmale geprüft, um die eingesetzten SNP-Marker zu validieren und das Anbaupotenzial der Zuchtstämme außerhalb der Anbau­gunstflächen abzuschätzen.
Zum anderen sollen mittels genomweiter Assoziationsstudien am MAS-Sortiment DNA-Sequenz­variationen aufgedeckt werden, die einerseits mit Trockenstress, andererseits mit der Proteinverdaulichkeit (Trypsininhibitoren) in Verbindung stehen. Die identifizierten SNPs sollen anschließend in den markergestützten Zuchtprozess Eingang finden.
Überblick Eiweißpflanzen: Forschung und Biotechnologie

Laufende und abgeschlossene Forschungsprojekte zu Eiweißpflanzen