Forschung und Biotechnologie
Genomanalyse und markergestützte Pflanzenzüchtung
Die moderne Biotechnologie erlaubt der Pflanzenzüchtung einen Blick tief ins Innere der Pflanze. In Kombination mit der Pflanzenzüchtung gelingt es ihr auf die stetigen Herausforderungen der Landwirtschaft wie Klimawandel, Ernährungssicherung, Allergien oder Eiweißqualität eine wirkungsvolle Antwort zu finden.
Die strategische Kombination von Züchtung und Genpoolarbeit mit den neuesten Kenntnissen und Methoden der Genomanalyse ermöglicht eine nie gekannte Aussage- und Selektionsgenauigkeit in der Entwicklung merkmalsvererbender Zuchtlinien für die Landwirtschaft. Die Genomanalyse und markergestützte Pflanzenzüchtung eröffnet die Möglichkeit die genetische Diversität im Genpool der Pflanzen nachhaltig nutzen zu können.
- Aktuell
- Markerbasierte
Sojazüchtung - Markerbasierte
Gerstenzüchtung - Markerbasierte
Weizenzüchtung - Markerbasierte
Lupinenzüchtung
Züchtung für den integrierten Pflanzenschutz – Förderung der Nachhaltigkeit durch innovative Sorten
Züchtung für den integrierten Pflanzenschutz – Förderung der Nachhaltigkeit durch innovative Sorten
Jugend forscht – Einblick in die Gene
Foto: Günther Schweizer
Forschungsvorhaben "LUPISMART" – Abschlussbericht
Publikation "Genome-wide association study bei weißer Lupine" in Theoretical an Applied Genetics
Foto: Günther Schweizer
MABYSoy – Markergestützte Züchtung auf Adaptationsmerkmale zur Verbesserung des Ertrags und der Ertragsstabilität bei der Sojabohne (Glycine max. L)
Foto: Günther Schweizer
Forschungsvorhaben "Soja Kühle & Protein" – Abschlussbericht
Jahrestagung der Gesellschaft zur Förderung der Lupine (GFL) 2022
LfL-Magazin 2022: Denkfabrik für Nachhaltigkeit
Bayerische Hightech-Züchtung für Nachhaltigkeit
Das Genomanalyseteam erzielt in immer kürzerer Zeit beachtliche Erfolge mit einer auf Regionalität und Nachhaltigkeit ausgerichteten Präzisionszucht. Markeranalysen in Züchtungsprogrammen ermöglichen die gezielte Selektion kühletoleranter Sojabohnen, düngersparender Hülsenfrüchte oder pilzresistente Gerstensorten. Und die meisten Potenziale aus der Nutzung genetischer Diversität sind noch gar nicht ausgeschöpft. Mehr
Blattfleckenkrankheit der Gerste
Markerbasierte Kreuzungspläne bei Soja
Plant and Animal Genome XXVII – Tagung vom 12. bis 16. Januar 2019 in San Diego, USA
Hintergrund: Der Klimawandel, die berechtigte Sorge um die Umwelt und der Wegfall von Pflanzenschutzwirkstoffen machen es für den Landwirt immer schwieriger seinen Bestand bis zur Ernte krankheitsfrei zu halten. Dazu kommt der wachsende Preisdruck auf landwirtschaftliche Erzeugnisse. Es besteht die Notwendigkeit, Gersten mit verbesserter Resistenz gegen diese Blattfleckenkrankheit zu züchten und zu selektieren - und damit den Landwirten gesunde Sorten anzubieten zu können. Nicht zuletzt der ökologische Anbau profitiert von dieser Form der Resistenzforschung, denn sie ermöglicht die Nutzung biologisch gesunder Sorten im allgemeinen Anbau mit positivem Nutzen für Umwelt und Gesellschaft.
Im zugrundeliegenden Forschungsprojekt werden die Grundsteine für die Resistenzzüchtung zur Blattfleckenkrankheit gelegt und neben dem Zuchtmaterial auch spezielle Methoden der Gendiagnose für die Züchtung gesunder Gersten zur Verfügung gestellt.
Sojatagung 2017 vom 6. bis 7. Dezember 2017 in Rastatt
Weitere Informationen zum Thema
AG Krankheitsbekämpfung (DPG) und AG Resistenzzüchtung (GPZ) am 4. und 5. Dezember 2017 im Kolpinghaus in Fulda
17. Münchner Wissenschaftstage vom 25. bis 28. November 2017 in der Alten Kongresshalle
Unter den Stichworten: "Genetische Diversität – Selektion – Gewebekultur sowie Aquakultur" erfahren Besucher alles über Pflanzen und Fische.
Angewandte Forschung für jeden erlebbar!
Die Gendiagnose ist eine Schlüsseltechnologie der Pflanzenzüchtung, die für die Beschreibung der alten, wie für die Entwicklung neuer Sorten eine entscheidende Rolle spielt. Beginnend bei Krankheitsresistenz und Klimastress bis hin zu Erntemerkmalen wie Eiweiß-, Brau- und Backqualität werden spezifische DNA-Tests entwickelt und eingesetzt. Mittels Bioinformatik werden die praxisrelevanten Züchtungsdaten verarbeitet und ausgelesen und in strategische Züchtungsprogramme überführt.
Ein Schwerpunkt am Ausstellungsstand wird die genetische Stammbaumerstellung der Sojabohne basierend auf Genbankmaterial sein. Davon abgeleitet werden DNA-Marker gestützte Selektionsschritte für die Verbesserung der Züchtungsprogramme zu Blühgenen und Reifegruppen der Sojabohne gezeigt.
Weitere Informationen zum Thema
Biotechnologieführungen am Tag der offenen Tür in Freising am 17. September 2017
Treffpunkt: Gebäude 9, Verbinderhalle OG
Tag der offenen Tür der LfL in Freising, 17. September 2017: Thema "Wasser" im Fokus
Gendiagnose in der Züchtungsforschung
Gewebekultur in der Züchtungsforschung
Hierbei werden z.B. doppelhaploide Pflanzen eingesetzt. Das sind komplett reinerbige Pflanzen, bei denen alle väterlichen und mütterlichen Gene identisch sind. Solche Pflanzen lassen sich im Gewebekultur-Labor ausschließlich aus männlichen oder weiblichen Keimzellen (Pollenkörner, Eizellen) entwickeln, bzw. regenerieren.
Markerbasierte Sojazüchtung
MABYSoy – Markergestützte Züchtung auf Adaptationsmerkmale zur Verbesserung des Ertrags und der Ertragsstabilität bei der Sojabohne (Glycine max. L)
Foto: Günther Schweizer
Forschungsvorhaben "Soja Kühle & Protein" - Abschlussbericht
Steckbrief Soja
• Soja ist eine Kurztagspflanze.
• Soja stammt ursprünglich aus der Mandschurei im Nordosten Chinas.
• Erste Sojaanbau datiert auf ungefähr 1100 v.Chr.
• Soja ist die erste Hülsenfrucht deren Genom sequenziert werden konnte (Nature vom 14. Januar 2010, 463, S. 218–222).
Genetik der Soja (Glycine max)
- 20 Kopplungsgruppen (2n = 2x = 40 Chromosomen)
- 1,115 x 109 bp (1,1 Gb)
- Ca. 46.400 Gene (Schmutz et al. 2010)
- Jahr der Erst-Sequenzierung: 2010
- Soja-Datenbank: Grant et al. 2010
Markerbasierte Kreuzungspläne bei Soja
Markeranalysen für den Blühzeitunkt bei Soja
Stammbaumanalysen von Genbankmaterial bei Soja
DNA-Test für Kreuzungsnachweis bei bayerischem Soja an der LfL entwickelt
Markerbasierte Gerstenzüchtung
Im Zeitalter der Gersten-Genomforschung (IBSC – International Barley Sequencing Consortium) kennen wir viele Gene die für die Ausprägung der sicht- und messbaren Merkmale verantwortlich zeichnen. Aber es sind noch lange nicht alle, auch ihre Wechselwirkung und Regulation sind häufig unbekannt oder sehr komplex. Verschiedene Genome von Kulturgersten (Hordeum vulgare) aber auch von Wildgersten (u.a.Hordeum spontaneum) konnten mittlerweile sequenziert (IBCSC 2012; Nature 436:793-800), die Genabfolgen verglichen und die Gene in ihren verschiedenen Variationen (Allele) ihren Chromosomen zugeordnet werdn. Das Gerstengenom ist nahezu zweimal so groß wie das des Menschen.
Heute sind Funktion und Regulation mancher agronomisch relevanter Gerstengene bekannt - andere bedürfen noch der Aufklärung und Umsetzung. Die moderne Pflanzenzüchtung macht sich mittlerweile den Gencode züchtungsrelevanter Gene zu Nutzen. Sie schaut über Zuhilfenahme molekularer Gerstenmarker nach, ob und welche Gene beispielsweise den höheren Kornertrag oder die bessere Brauqualität liefern. Mit Hilfe spezifischer DNA-Marker erleichtert die Gendiagnose die gezielte Selektion dieser Gene in erheblichem Maße, sie wird als „Markerbasierte Pflanzenzüchtung“ oder „Smart Breeding“ bezeichnet.
Über den gezielten Anbau solch wertvoller und krankheitsresistenter Sorten wird der Landwirt effizient und kostengünstig eine umweltgerechte und nachhaltige Gerstenproduktion leisten können.
Verzeichnis zum Abruf der Gerstendatenbank am Helmholtzzentrum München
Genetik der Gerste (Hordeum vulgare)
- Chromosomenzahl: 2n=2x=14
- Genomgröße: 5.1 Gb (Basenpaare)
- Ca. 32.000 Gene (ca. 2-3% des Genoms)
- Jahr der Erst-Sequenzierung: 2012
Den Blattflecken der Gerste den Kampf angesagt
Die Ergebnisse zur Beschreibung und Nutzung dieser gersteneigenen Resistenzgene fanden aktuell gleich zweimal Eingang in die internationale Zeitschrift „Theoretical and Applied Genetics“.
In der Dezemberausgabe 2018 (TAG-131-12, Seiten 2513-2528) zeigte die Forschungskooperation am europäischen Sommergersten-Zuchtmaterial, dass die Gerste ein äußerst erfolgreiches Verteidigungskonzept gegen den für die Blattfleckenkrankheit verantwortlichen Pilz Rhynchosporium commune entwickelt hat. Beobachtungen an vielen Standorten und über mehrere Jahre hinweg haben gezeigt, dass nicht weniger als neun Genorte der Gerste für diese Gegenwehr verantwortlich sind. Darunter befinden sich sechs Hauptgene, von denen bereits jedes für sich alleine zu einer gesünderen Gerste führt. An drei dieser Resistenzgene war die LfL maßgeblich mit Aufklärung und Publikation beteiligt, Selektionsmarker und Zuchtmaterial finden damit ihren Eingang in die Züchtung pilzresistenter Sorten.
Gerade im Hinblick auf Brauqualität und Ertragsstabilität der Gerste, unter den sich spürbar ändernden Klimabedingungen, wird diese Krankheit zielführend erforscht und in internationalen Kooperationen intensiv bearbeitet. Es besteht die Notwendigkeit Gersten mit verbesserter Resistenz gegen diese Blattfleckenkrankheit zu selektieren und den Landwirten als eine gesunde Sorte anzubieten. Nicht zuletzt der ökologische Anbau profitiert von dieser Form der Resistenzforschung, sie ermöglicht die Nutzung biologisch gesunder Sorten im allgemeinen Anbau mit positivem Nutzen für Umwelt und Gesellschaft.
Forschungsprojekte
- IdeMoDeResBar-II – Identifikation, Modifikation und Nutzung von Resistenzen gegen bedeutende Pathogene der Gerste
- IdeMoDeResBar - Identifikation, Modifikation und Nutzung von Resistenzen gegen bedeutende Pathogene der Gerste
- Phenomics, Transcriptomics und Genomics – ein intergrierter Ansatz zur Effizienzsteigerung in der Selektion trockenstresstoleranter Gerste - TP4
- GABI-Plant-KBBE II Projekt: „ExpResBar“ - Nutzbarmachung genetischer Variabilität für die Resistenz gegenüber bedeutsamer Pathogene bei Gerste/Teilprojekt C
- Klimatoleranz bei Gerste – von der Induktion zur Genfunktion II
- Klimatoleranz bei Gerste – von der Induktion zur Genfunktion
- Umfassende Rhynchosporium secalis Resistenz bei Gerste – von der Kartierung über die Entwicklung diagnostischer Selektionsmarker zum Pre-Breeding Material
Markerbasierte Weizenzüchtung
Erste Ergebnisse zur Zuchtwertschätzung beim Weizen
Züchtung für den integrierten Pflanzenschutz – Förderung der Nachhaltigkeit durch innovative Sorten
Züchtung für den integrierten Pflanzenschutz – Förderung der Nachhaltigkeit durch innovative Sorten
Forschungsvorhaben "LUPISMART" – Abschlussbericht
Publikation "Genome-wide association study bei weißer Lupine" in Theoretical an Applied Genetics
Foto: Günther Schweizer
Jahrestagung der Gesellschaft zur Förderung der Lupine (GFL) 2022
Markerbasierte Lupinenzüchtung
Die Weiße Lupine gilt unter den Süßlupinen als die ertragreichere und zudem die bevorzugte Anbauform in Mittel- und Süddeutschland, sie stellt als zusätzliche Art aus der Gruppe der Leguminosen eine zu fördernde Erweiterungsmöglichkeit für nachhaltige Bewirtschaftungssysteme dar. Die breitblättrige Weiße Lupine beschattet im Vergleich zur Blauen Lupine den Boden besser und beugt damit einer Spätverunkrautung vor. Aufgrund ihrer wesentlich geringeren Wärmebedürftigkeit im Vergleich zur Sojabohne sowie den allgemein geringen Bodenansprüchen, kann die Weiße Lupine auch an ungünstigen Standorten einen entsprechenden Beitrag zur nachhaltigen Eiweißversorgung leisten und die Abhängigkeit von importierten Rohproteinträgern reduzieren. Der Eiweißgehalt variiert je nach Art und Sorte der Lupinen zwischen 34% und 55%, bei einer gleichzeitig sehr hohen Eiweißwertigkeit. Eigenschaften, die eine breitgefächerte Verwertung dieser Körnerleguminose von der Humanernährung bis zum Tierfutter ermöglichen.
Der etablierte Anbau der Weißen Lupine wurde Anfang bis Mitte der 90er Jahre durch das Auftreten der Pilzkrankheit Anthraknose (Erreger: Colletotrichum lupini) jäh gestoppt und kam bis heute zum Erliegen, Ernteausfällen von bis zu 100% sind möglich. Die Anbaufläche von Lupine-Arten in Deutschland liegt 2019 bei ca. 21tsd Hektar (Stat. Bundesamt 2019). Dabei ist der Anteil der Weißen Lupine sehr gering (unter 4%). Ein Anbau der Weißen Lupine ohne entsprechende Anthraknosetoleranz ist sowohl für die konventionell als auch ökologisch bewirtschaftende Landwirtschaft ein untragbares Risiko. Der unten vorgestellte Forschungsantrag LUPISMART soll einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Anthraknosetoleranz und damit zur Wiedereinführung des Anbaus der Weißen Lupine beitragen.
Weitere Informationen zum Thema Lupinenzüchtung
Forschungsprojekte