Jahresbericht 2019 – Virologie

Die virologischen Untersuchungen an der LfL verschaffen einen Überblick über das Auftreten von Viren in Bayern und weisen frühzeitig auf vorhandene, oftmals auch neuartige Virusprobleme hin. Wir untersuchen Proben von Pflanzenbauberatern, Landwirten, Gartenbauern, Universitäten, Hochschulen und auch Privatpersonen. Für den Hoheitsvollzug testen wir Pflanzen auf Quarantäneschädlinge und Schadorganismen, die aufgrund pflanzengesundheitlicher Vorschriften überwacht werden müssen. Mit unseren Ergebnissen können die Erreger gezielt bekämpft werden - eine Voraussetzung für hohe Erträge und hochwertige landwirtschaftliche und gärtnerische Produkte. So profitieren Produzenten und Verbraucher von unseren Arbeiten.

Qualitätssicherung und Akkreditierung

Um unsere Diagnosen weiter zu verbessern, haben wir auch 2019 moderne, hochempfindliche und hochspezifische Nachweismethoden etabliert und validiert, für die sichere Routinediagnose optimiert und im Rahmen unserer flexiblen Akkreditierung nach der international gelten Norm DIN EN ISO/IEC 17025 akkreditiert. Zudem haben wir an einer Laborvergleichsuntersuchung zum Nachweis von bestimmten Obstviren, die einer pflanzengesundheitlichen Regelung unterliegen, teilgenommen sowie an Laborvergleichsuntersuchungen zum Nachweis von Hopfenviroiden und Tobamoviren.

Qualitätsmanagement und Akkreditierung in den Diagnoselaboren des Instituts für Pflanzenschutz

Viren im Gartenbau

Das Tomatenbronzefleckenvirus war auch 2019 wieder weit verbreitet

Grüne Blätter mit gelben FleckenZoombild vorhanden

Chlorotische Aufhellungen und Ringmuster auf Blättern von Paprika durch TSWV-Befall

Das Tomatenbronzefleckenvirus war auch 2019 ein an Zierpflanzen und Gemüsekulturen häufig vorkommendes Virus. Sein Auftreten des TSWV wurde erneut besonders durch den warmen und trockenen Sommer gefördert, da es durch den wärmeliebenden, ursprünglich aus Kalifornien stammenden Überträger Frankliniella occidentalis (Kalifornischer Blütenthrips) verbreitetet wird. In unten stehender Tabelle ist ein Überblick über die mit TSWV und anderen Viren infizierten Kulturen zu finden. TSWV und das nahe verwandte Impatiensfleckenvirus (INSV), beide durch den Kalifornischer Blütenthrips übertragen, sind wegen der Insektizidresistenzen des Thripsvektors, nur sehr schwer zu bekämpfen und stellen den Zierpflanzenbau vor ein nahezu unlösbares und deshalb andauerndes Problem.

Wissenswertes zum Tomatenbronzefleckenvirus und Impatiensfleckenvirus

Wasserrübenvergilbungsvirus und Wasserrübengelbmosaik-Virus an Goldlack

Bemerkenswert war das früher noch nicht beobachtete Auftreten des Wasserrübenvergilbungsvirus (TuYV/TuMYV) und Wasserrübengelbmosaik-Virus (TuYMV) an Goldlack (Erysimum).
Das Wasserrübenvergilbungsvirus ((TuYV/TuMYV) ist serologisch nicht von BWYV (Westliches Rübenvergilbungsvirus) und dem BMYV (Mildes Rübervergilbungsvirus) zu differenzieren, aufgrund der Infektion des zu den Brassicaceen gehörenden Goldlacks ist aber davon auszugehen, dass es sich im vorliegenden Fall um das TuYV handelte. Dieses Virus wird persistent-zirkulativ durch Blattläuse übertragen, eine Vermehrung in den Blattläusen findet aber nicht statt (Brault et al. 1995). Als Hauptübeträger gilt die Pfirsichblattlaus Myzus persicae (Schliephake et al. 2000). Samenübertragung ist nicht bekannt. Das Virus ist an Kreuzblütlern (Brassicaceen) weit verbreitet und sind insbesondere im Rapsanbau problematisch. Infizierte Wildpflanzen sind Infektionsquellen.
Grüne Pflanze von obenZoombild vorhanden

Chlorotische Aufhellungen an Goldlack-Blättern infiziert mit Wasserrübenvergilbungsvirus und Wasserrübengelbmosaik-Virus

Das Wasserrübengelbmosaik-Virus (TuYMV; syn. Cardamine yellow mosaic virus) wird mechanisch durch infizierten Pflanzensaft und durch Blattkäfer verschiedener Gattungen (z. B. Phyllotreta, Psylliodes, Erdflöhe) übertragen. Die Käferlarven verlieren ihre Infektiosität bei der Verpuppung. Samenübertragung ist nicht beschrieben. Wirtsflanzen sind ausschließlich Kreuzblütler (Brassicaceen) einschließlich Kohl, Chinakohl, Blumenkohl, Brokkoli, Senf, Raps und Rübe.
Als Symptome sind zu beobachten: Helles gelbes und dunkles Mosaik, Adernaufhellung, bei kühlem Wetter Stauche.

Erstnachweis des Blattlaus-übertragenen Vergilbungsvirus an Kürbis- und Gurkengewächsen

Grünes Blatt mit schwarzen LinienZoombild vorhanden

Dunkle Adernbänderung auf stark aufgehelltem Blatt einer Gurke bei Infektion mit CABYV

2019 wurde von uns in Zusammenarbeit mit der DSMZ, Braunschweig, zum ersten Mal in Deutschland und Bayern das "Blattlaus-übertragene Cucurbitaceen-Vergilbungsvirus", in der Fachsprache Cucurbit aphid‐borne yellows virus (CABYV) genannt, nachgewiesen. Das Virus wird durch Blattläuse (z. B. Myzus persicae, M. gossypii, M. euphorbiae) übertragen und kommt in den Leitbündeln der Wirtpflanzen vor. Für die Virusübertragng (persistente Überragung) sind längere Saugzeiten notwendig. Das CABYV befällt Gurke, Wassermelone, Melone und Squash, aber auch Futterrüben und Salat sowie Unkäuter, die ein Virusreservoir darstellen. Typischerweise tritt Vergilbung an den älteren Blättern auf, aber auch die Blätter der gesamten Pflanzen können sich gelb verfärben. Infizierte Blätter sind zudem dicker und verspröden. Der Ertrag kann bei Gurke zum Teil erheblich reduziert sein, die Fruchtqualität wird im Gegensatz zu den Mosaikviren durch CABYV nicht beeinträchtigt.

Getreideverzwergungsviren

Auch im Herbst 2019 wurde in enger Kooperation mit den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) ein Monitoring auf Verzwergungsviren im Ausfallgetreide durchgeführt. So konnte den Landwirten ein Überblick über die aktuelle Befallssituation gegeben werden und das Risiko für Infektionen in den später auflaufenden jungen Beständen und die Notwendigkeit etwaiger Bekämpfungsmaßnahmen besser abgeschätzt werden .
Bayernweit wurden vom 03.09. bis 17.09.19 randomisiert 420 Proben durch die ÄELF im Ausfallgetreide genommen: In jedem Regierungsbezirk Bayerns wurden sechs Standorte mit jeweils 60 Pflanzen beprobt. Die Proben wurden einzeln mit ELISA im virologischen Labor der LfL auf die verschiedenen Serotypen des Gelbverzwergungsvirus (BYDV-MAV, -PAV, CYDV) und das Weizenverzwergungsvirus (WDV/BDV, Weizen-/Gerstenverzwergungsvirus; diese beiden Viren sind mit ELISA nicht differenzierbar) getestet.
BayernkarteZoombild vorhanden

Bayernkarte mit Verzwergungsvirusinfektionen im Ausfallgetreide - Herbst 2019, Foto: S. Weigand

Insgesamt wurden in 37 % aller 420 untersuchten Proben Verzwergungsviren diagnostiziert, 2018 waren es 40 %. Wie 2018 dominierte das durch Zikaden übertragene WDV, das in 33 % der Proben zu finden war (2018: 37 %). Das durch Blattläuse verbreitete BYDV ließ sich bei 10 % der Pflanzen nachweisen (2018: 4 %). Bei 6 % aller Proben lagen Doppelinfektionen vor.
Obwohl der Anteil BYDV/CYDV-infizierter Pflanzen (10 %) sich gegenüber 2018 mehr als verdoppelt hat, war der Anteil BYDV/CYDV-positiver Pflanzen immer noch relativ gering, was wohl erneut auf den trockenen und heißen Sommer zurückzuführen ist, der dem Aufbau von Blattlauspopulationen entgegenwirkte oder diese frühzeitig zusammenbrechen ließ. Für die wärmeliebenden Zikaden waren die Witterungsbedingungen hingegen förderlich, auch wenn gegenüber 2018 der Anteil WDV-positiver Proben im Ausfallgetreide leicht rückläufig war (33 % im Jahr 2019 gegenüber 37 % im Jahr 2018). Regionale Unterschiede in der Befallshäufigkeit waren auch in diesem Herbst zu verzeichnen.

Ergebnisse des bayernweiten Monitorings auf Verzwergungsviren im Ausfallgetreide im Herbst 2019 und der Vorjahre