12. Produkttag Spargel der LfL 2020

Teaserbild 12. Produkttag Spargel

Das Institut für Ernährungswirtschaft und Märkte der LfL veranstaltete am 18. Februar 2020 den "Produkttag Spargel" der LfL im Landgasthof Vogelsang in Weichering. Bei der zwölften Auflage der mittlerweile traditionellen Veranstaltung ging es um die Spargelkunden der Zukunft genauso wie um aktuelle Informationen rund um die Spargelerzeugung.

Wie jedes Jahr vor Saisonbeginn richtete sich das Informationsangebot des 12. Produkttages Spargel an alle bayerischen Spargelerzeuger und -vermarkter, an Vertreter des Handels und der Verbände sowie an Berater. Als Plattform für alle bayerischen Erzeuger fördert das jährlich durchgeführte Fachsymposium den Austausch von neuen Erkenntnissen und Erfahrungen und vernetzt die Wertschöpfungskette Spargel.

Inhalte des 12. Produkttages Spargel

Der zwölfte Produkttag Spargel beleuchtete Kundenprofile unter dem Aspekt des demografischen Wandels und zu erwartende Auswirkungen auf die Spargelerzeugung und -vermarktung.
Aktuelle Ergebnisse der Spargel-Langzeitsorten- und -Verfrühungsversuche sowie verschiedene Möglichkeiten der Zwischenreihenbegrünung zur Erosionsvermeidung wurden vorgestellt. Neben Aktuellem zur Saisonarbeit und zur Kassenführung beschäftigte sich die Veranstaltung mit der Online-Bestellung bzw. -Reservierung als zusätzlichen Verbraucherservice.
Christian Wild, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Pfaffenhofen, begrüßte die rund 80 Teilnehmer. Als bedeutendste Gemüseart in Bayern steht Spargel für Regionalität, Saisonalität und Genuss, was die Einführung eines 'Produkttages Spargel' begründete. Der gesamte ländliche Raum profitiert von der Wertschöpfungskette Spargel, so der Behördenleiter. Neben dem EU-weiten Schutz punkten unsere bayerischen Spargelherkünfte (Schrobenhausen, Abensberg und Franken) auch noch mit ihrem CO2-Fußabdruck: Laut einer Studie der ETH Zürich verbraucht ausländischer Spargel 20 mal mehr CO2 als regionaler Spargel.

Woher kommen die Spargelkunden der Zukunft?

Spargel nimmt in Deutschland eine Sonderrolle ein. Rund ein Fünftel der Freilandgemüsefläche entfällt auf Spargel. Der Produktionswert zu Erzeugermarktpreisen stellt alle anderen Gemüsearten in den Schatten. Und auch die Verbraucher in Deutschland wissen Spargel zu schätzen. Allerdings ist der Glanz vergangener Tage ein bisschen verblasst. Ausweitungen der Anbauflächen und der vermehrte Einsatz von Ernteverfrühung haben zwar dazu geführt, dass Importe aus dem Markt gedrängt werden konnten. Allerdings scheint die Produktion schneller gewachsen zu sein als der Bedarf. Der Preisdruck verdeutlichte in den vergangenen Jahren die angespannte Marktsituation und den Kampf um Marktanteile. Die Spargelkäufe der privaten Haushalte in Deutschland sind kontinuierlich leicht zurückgegangen. Das betrifft insbesondere weißen Spargel. Die leichten Zuwächse, die beim grünen Spargel zu beobachten sind, reichen aber nicht aus, um den Rückgang bei der Gesamtmenge aufzuhalten. Ein Teil der Nachfrage verlagert sich sicherlich in die Gastronomie oder auch in Kantinen. Messbar ist dieser Anteil allerdings nicht.

Zusammenfassung "Woher kommen die Spargelkunden der Zukunft?" pdf 14 KB

Abschlussbericht zum Spargel-Langzeitsortenversuch in Kühbach

Im Langzeit-Sortenversuch Spargel in Kühbach sollte untersucht werden, welche Sorten unter den lokalen klimatischen Bedingungen die höchsten marktfähigen Erträge bringen, wie sich die Sorten langfristig verhalten und wie viele Jahre sie wirtschaftlich angebaut werden können.
14 Früh- und sechs Spätsorten befanden sich im 2014 angelegten Sortenversuch, 2016 und 2017 schließlich im Vollertrag. Getestet wurde unter Praxisbedingungen eines Spargelbetriebes. Die Auswertung erfolgte täglich. Die Frühsorten waren zweifachgedeckt, bei den Spätsorten war die Taschenfolie zu Beginn auf weiß gedreht. Die besten Ergebnisse zeigten die Frühsorten 'Grolim', 'Ramires', und 'Cygnus'. Bei den Spätsorten überzeugten 'Darzilla', 'Raffaello' und 'Herkolim'.

Abschlussbericht zum Langzeit-Sortenversuch Spargel in Kühbach (Schwaben) pdf 224 KB

Aktuelle Verfrühungsversuche im Grün- und Bleichspargelanbau

Joachim Ziegler vom DLR Rheinpfalz stellte aktuelle Ergebnisse aus Verfrühungsversuchen im Grün- und Bleichspargel vor. Demnach bringt die Verfrühung klare wirtschaftliche Vorteile, vor allem beim Wärme liebenden Grünspargel. Der Doppel-Tunnel erzielte hier ein deutliches Umsatzplus, muss aber weiterhin geprüft werden. Allerdings birgt dieser auch die Gefahr von sehr hohen Temperaturen, die schnell wachsende Grünspargel-Stangen zum Krümmen bringen. Die Tagesmengen variieren temperaturabhängig wesentlich stärker als beim Bleichspargel. Die Entwicklung zu langer Stangen kann durch zweimal täglich ernten vermieden werden. Der Erfolg hängt also vom exakten Management und Überwachungssystem ab, auch eine Mengensteuerung ist wohl machbar. Grundsätzlich werden die Verfrühungsversuche weiterverfolgt.

Ausführliche Präsentation "Aktuelle Verfrühungsversuche im Grün- und Bleichspargelanbau" pdf 3,0 MB

Verschiedene Möglichkeiten der Zwischenreihenbegrünung im Spargel

Carsten Wenke vom Bildungszentrum Gartenbau und Landwirtschaft in Münster-Wolbeck stellt die Vorteile einer Zwischenreihen-Begrünung in Spargelanlagen heraus: gute Krümelstruktur, Wasserhaltefähigkeit bei gleichzeitig guter Drainage, ausgeprägtes und ausgewogenes Bodenleben, ausgewogene Nährstoffspeicherung sowie pflanzenverfügbare Nährstoffe.
Für die Zwischenreihen-Begrünung bieten sich einerseits Blühmischungen an, die in den ersten zehn Augusttagen ausgesät werden. Als Nachteile derselben nennt Wenke zu hohen Aufwuchs, kein Abtrocknen des Bestands im August/September, schwierige Bestimmung des Zeitpunktes der Aussaat, mindestens jedoch Anfang August, kein möglicher Einsatz von Bodenherbiziden.
Senf, Rettich und Buchweizen sind beispielsweise zu hoch, decken nicht genug und erzeugen zu wenig Biomasse. Problematisch ist ggf. die Rübenbildung bzw. das Aussamen. Alternativ ist eine Kleegrasmischung einsetzbar, deren Aussaat-Zeitpunkt aufgrund ihres niedrigen Wuchses von Juni bis August möglich ist. Diese ist gut bodendeckend, verhindert Staunässe im Frühjahr und lässt keine Samenbildung im Herbst befürchten. Weil das Welsche Weidelgras winterhart ist, muss die Kleegrasmischung im Herbst/Winter umgebrochen werden.
Abschließend fasste Wenke zusammen: Die Bodentemperaturen sind mit Zwischenreihen-Begrünung höher als ohne. Im mehrjährigen Anbau ergibt sich eine erhöhte organische Substanz durch bessere Wasserhaltefähigkeit, ausgeglichenes Porenvolumen und erhöhte Bodenaktivität.

Ausführliche Präsentation "Verschiedene Möglichkeiten der Zwischenreihenbegrünung im Spargel" pdf 12,5 MB

Aktuelles zur Saisonarbeit – Rückblick und Vorschau

Simon Schumacher vom VSSE stellte aktuelle Umfrageergebnisse des Verbandes zur Saisonarbeit vor. Demzufolge empfanden zwei Drittel der Befragten die Verfügbarkeit der Erntehelfer gegenüber dem Vorjahr als deutlich verschlechtert. Zum einen gibt es mittlerweile gute Arbeitsalternativen der osteuropäischen Kräfte in anderen Wirtschaftsbereichen, zum anderen hat auch die Verdiensthöhe einen Einfluss. Seit Einführung des Mindestlohns reisen immer öfter Erntehelfer - besonders aus Rumänien - vorzeitig ab, da ihre Lohnvorstellungen weit vor dem vereinbarten Arbeitsende erreicht wurden.
Die Ergebnisse der Befragung zeigen auch, dass sich der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 2018 mit 12 % auf 2019 mit 24 % verdoppelt hat.
Als mögliche Reaktion auf eine zunehmende Knappheit von Saisonarbeitskräften nannten 17 % der Betriebe die Reduktion der Arbeitsfläche, 13 %
die Intensivierung auf kleinerer Fläche, 11 % würden die Arbeitsbedingungen verbessern, 10 % die Ernte vorzeitig beenden und 9 % die Mechanisierung erhöhen.
Auf Probleme und Sonderfälle im Rahmen der Sozialversicherungsprüfung ging Simon Schumacher genauso ein, wie auf die von geringfügigen und kurzfristigen Beschäftigungen (sog. Minijobs). Hierbei ist auf die Beschäftigungszeiträume, auf den Unterbrechungszeitraum zwischen kurzfristiger und sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung sowie auf Vorbeschäftigungen besonders zu achten .
Beschäftigte Hausfrauen und Hausmänner müssen nicht nur den vierseitigen Fragebogen zur Feststellung der Versicherungspflicht ausfüllen, sondern zusätzlich über Belege nachweisen, wovon sie im Heimatland leben. Dies ist nicht immer einfach, aber eine gute Absicherung bei Zweifeln von Prüfern der Deutschen Rentenversicherung, ergänzt Schumacher.
Bei den Abkommen zur Beschäftigung von Saisonarbeitskräften aus Drittstaaten kündigte der Verbandssprecher ein Pilotprojekt mit Georgien an, bei dem das Netzwerk der Spargel- und Beerenanbauer eingebunden wird. Bei anderen Staaten wie der Ukraine oder Moldawien sind keine Fortschritte zu verzeichnen, was Schumacher sehr bedauert.

Ausführliche Präsentation "Aktuelles zur Saisonarbeit – Rückblick und Vorschau" pdf 923 KB

Ordnungsgemäße Buchführung bei bargeldintensiven Betrieben

Maria Haas vom bbv-Beratungsdienst referierte über eine ordnungsgemäße Buchführung. Grundsätzlich bleibt die offene Ladenkasse zulässig,
zur elektronischen Registrierkasse (ECR) oder PC-Kasse besteht keine Pflicht. Bei Bargeschäften kann sich der Erzeugerbetrieb frei für eine offene Ladenkasse, eine elektrische Registrierkasse oder ein PC-Kassensystem entscheiden. Seit dem 01.01.2017 sind jedoch Kasseneinnahmen täglich festzuhalten, unabhängig von der Art der Gewinnermittlung (Buchführung oder Einnahmen-Überschussrechnung). Bei Verwendung einer offenen Ladenkasse müssen alle Einnahmen und Ausgaben vollständig und detailliert aufgezeichnet werden, ein fortlaufender und nummerierter täglicher Kassenbericht (mit Unterschrift und Datum) ist vorgeschrieben. Dabei ist für jede Kasse ein eigener Kassenbericht zu erstellen - fortlaufend nummeriert, möglichst mit Zählprotokoll (nicht verpflichtend, aber empfohlen).
Seit dem 01.01.2020 gilt die Belegausgabepflicht für elektronische Kassen. Ab 30.09.2020 gilt zusätzlich die Pflicht zur Verwendung eines Kassensystems mit zertifizierter technischer Sicherheitseinrichtung („TSE“). Ausgenommen werden elektronische Kassen, die nach dem 25.11.2010 und vor dem 01.01.2020 angeschafft wurden und nicht aufrüstbar sind (bis 31.12.2022). Die Nachmeldepflicht für elektronische Kassen, die vor dem 01.01.2020 angeschafft wurden, ist bis auf weiteres ausgesetzt.
Bei der seit 01.01.2018 eingeführten Kassennachschau wird geprüft, ob das Kassenbuch korrekt geführt wird, ob sämtliche Zahlungsvorgänge über das Kassensystem erfasst werden, ob eine Verfahrensdokumentation des Herstellers und eine Anwenderdokumentation des Unternehmers vorliegen, ob die Kasse kassensturzfähig ist und die Belegausgabepflicht eingehalten wird (ab 2020 bei elektr. Kassen). Sie wird nicht angekündigt und betrifft die offene Ladenkasse wie ECR und PC-Kasse. Aufzeichnungen, Bücher, sowie sonstige für die Kassenführung erhebliche Unterlagen müssen herausgegeben und ein Datenzugriff eingeräumt werden. Gegebenenfalls kann die Kassenschau in eine reguläre Betriebsprüfung übergehen.
"Lieber dokumentieren als diskutieren" empfiehlt Steuerberaterin Haas im Hinblick auf die Angaben von Eigenverbrauch und Schwund, ggf. mittels Fotos (weggeworfene Waren), Spendenbelege, Flyer und Anzeigen (Sonderaktionen), Nachweis von Ruhe-/Schließungstagen.
Eine nicht ordnungsgemäße Buchführung kann ggf. eine Schätzungsdurchführung und Steuernachzahlung mit allen Konsequenzen (Steuerstrafverfahren, Bußgeldverfahren, Hinterziehungszinsen) zur Folge haben. Die offene Ladenkasse gerät nach Meinung der Referentin verstärkt in den Prüfungsfokus, da die anderen Kassensysteme mittels EDV „weniger manipulationsanfällig“ sind.

Online-Bestellung als Verbraucherservice

Die Generation, die mit dem Internet aufgewachsen ist, kommt nach, der Großteil der Bevölkerung wird in absehbarer Zeit online bestellen, meint Teresa Wilterius von der Marketingagentur Opus. Daher ist es ratsam, auch diese Kundengruppe zu bedienen, um sich keine Umsätze entgehen zu lassen.
Die Einrichtung eines Online-Shops bietet ganz nebenbei noch die Vorteile, dass sich dieser positiv auf das Image auswirkt und dem Konsumenten zu jeder Tageszeit als digitales Schaufenster dient. Ist dem (Spargel-)Erzeuger der logistische Aufwand für den Versand der angebotenen Ware zu groß und vor allem zu wenig lukrativ, gibt es eine weitere Option: die Abholung durch den Kunden.
Zeit wird immer kostbarer. Als großen Mehrwert für den Kunden, der in der Regel täglich mindestens acht Stunden im Büro sitzt, bezeichnet die Referentin die Möglichkeit der Spargel-Online-Vorbestellung. Vorteil für den Anbieter: Er kann die gewünschte Ware in Ruhe vorbereiten, zudem hat er die Sicherheit der Online-Vorausbezahlung. Vorteil für den Kunden: Er meidet unnötige Wartezeiten und kann seine Ware zum gewünschten Zeitpunkt abholen.
Abschließend betont Teresa Wilterius die Unabhängigkeit des direktvermarktenden Produzenten von Händlern und empfiehlt den regionalen Online-Shop als zweites Standbein für das stationäre Geschäft.

Ausführliche Präsentation "Online-Bestellung als Verbraucherservice" (in Bearbeitung) pdf 8,6 MB