Buchführungsauswertung der spezialisierten Milchviehbetriebe in Bayern
Viertelauswertung der spezialisierten Milchviehbetriebe 2022/23

Fleckviehkühe im Laufstall

Ein Gewinn pro Milchkuh von 800, 2.700 oder gar 3.200 Euro mit 40 bis 50 Milchkühen? Sind das Extrembetriebe oder Extremjahre? Ja und Nein. Ja, weil es ein Ausnahmejahr mit sehr hohen Milchpreisen war. Nein, weil sich diese Zahlen nicht auf einen Einzelbetrieb, sondern auf das bessere Viertel der Betriebe beziehen.

Im fünfjährigen Mittel betrug der Gewinn der spezialisierten Milchviehbetriebe mit einer Verkaufsmilch von mindestens 60.000 kg in Bayern bei den konventionell wirtschaftenden Betrieben 1.150 Euro je Kuh und bei den Ökobetrieben 1.400 Euro je Kuh.

2022/23 ist ein Ausnahmejahr

Über viele Jahre lag das mehrjährige Mittel um die 1.000 Euro Gewinn/Kuh und wird durch das Wirtschaftsjahr 2022/23 mit dem Allzeithoch beim Milchpreis im Dezember 2022 (62 Cent netto) deutlich nach oben verschoben.
Im Normaljahr hat die Öko-Milchkuh trotz niedrigerer Milchleistung die deutlich bessere Platzverwertung – bedingt durch den höheren Öko-Milchpreis und den höheren Prämienanteil. Diese Situation hat sich im betrachteten Wirtschaftsjahr auf hohem Niveau umgekehrt, so dass die konventionelle Milchkuh eine um 200 Euro höhere Kuhplatzverwertung (Gewinn 1.900 Euro/Konv-Kuh, 1.700 Euro/Öko-Kuh) erreicht.

Konventionell wirtschaftende Betriebe

Gewinn im Wirtschaftsjahr 2022/23 von 41.000 bis 139.000 Euro

Alle bayerischen Milchviehbetriebe hielten im Jahr 2023 im Mittel 45 Milchkühe, die spezialisierten Milchviehbetriebe mit mindestens 60.000 kg Verkaufsmilch in dieser Buchführungsauswertung halten 62 Milchkühe. Die Gruppe mit 300.000 bis 420.000 kg Verkaufsmilch und 51 Kühen kommt dem bayerischen Durchschnitt am nächsten. Der Gewinn dieser Gruppe beträgt im Wirtschaftsjahr 2022/23 93.000 Euro mit einer Spreizung in der Viertelauswertung nach Betriebseinkommen von 41.000 bis 139.000 Euro (Tabelle 1).
Tabelle 1: Betriebsdaten, Produktionstechnik und Ökonomik im Gesamtbetrieb – konventionell
Betriebs­größe Tsd. kg MilchAuswertungs­gruppe sortiert nach Betriebs­einkommenFläche haHerden­größe KüheArbeits­kräfte Fam.-AK/BetriebVerkaufte Milch kgVerkaufte Milch kg/Kuh und Jahrzeitraum­echter Gewinn Euro/BetriebEigen­kapital­bildung Euro/Betrieb
300-420– 25 %56,851,91,61355.1236.84841.1743.554
300-420Durchschnitt57,650,61,61359.1297.09293.23940.138
300-420+ 25 %67,852,01,70381.4417.337139.31459.242
Um einen – in dieser Bestandsgröße – für die Lebenshaltung und die notwendige Eigenkapitalbildung ausreichenden Gewinn zu erzielen, sollte dieser bei mindestens 70.000 Euro liegen. In diesem Ausnahmejahr kam der Gruppendurchschnitt auf 93.000 Euro Gewinn, das obere Viertel konnte mit 139.000 Euro das Rücklagenkonto wieder auffüllen. Nur beim unteren Viertel mit 41.000 Euro Gewinn musste ein höherer Einkommensanteil außerlandwirtschaftlich dazuverdient werden.

Das obere Viertel machte 1.886 Euro mehr Gewinn – pro Kuh

Knapp 100.000 Euro Gewinnunterschied bei gleicher Herdengröße führen zu einer extrem besseren Kuhplatzverwertung (Tabelle 2). Im Mittel aller Betriebe mit 300.000 – 420.000 kg verkaufter Milch sind es rund 1.800 Euro je Kuh (fünfjähriger Durchschnitt: 1.150 Euro je Kuh).
Tabelle 2: Stückgewinn je kg Milch, je AK, je ha HFF, je Kuh und je ha LF, konventionell
Betriebs­größe Tsd. kg MilchAuswertungs­gruppe sortiert nach Betriebs­einkommenGewinn Cent je kg MilchGewinn Euro je AK (Familie)Gewinn Euro je AKh bei 2.500 AKh/AKGewinn Euro je KuhGewinn Euro je ha Haupt­futterflächeGewinn Euro je ha LF
300-420– 25 %11,625.63410,25794572725
300-420Durchschnitt26,057.74923,101.8411.2991.618
300-420+ 25 %36,581.85932,742.6802.1342.054
Die Differenz zwischen oberen Viertel (2.680 Euro je Kuh) und unteren Viertel (794 Euro je Kuh) beträgt 1.886 Euro. Um 70.000 Euro Gewinn zu erwirtschaften, reichte im oberen Viertel eine Herde mit 26 Milchkühen. Im unteren Viertel mit einem Gewinn je Kuh von knapp 800 Euro waren rund 90 Kühe notwendig.

Eigenkapitalbildung = Gewinn + lfd. Einnahmen - lfd. Entnahmen

Die konv. Betriebe mit mehr als 780000 kg verkaufter Milch erreichen im WJ 22/23 einen Gewinn von 245921 Euro je BetriebZoombild vorhanden

Abb. 1: Gewinn, laufende Einlagen und Entnahmen sowie Eigenkapitalbildung – konventionelle Betriebe

Vom landwirtschaftlichen Gewinn und den sonstigen Einkünften lebt die Unternehmerfamilie. Der Gewinn zuzüglich den laufenden Einnahmen und abzüglich der laufenden Entnahmen ergibt die Eigenkapitalbildung.
Liegen die Entnahmen (gelber Punkt) unter der Summe aus Gewinn + Einlagen, ist die Eigenkapitalbildung (graues Dreieck) positiv (Abbildung 1). In der Gruppe mit 300.000 bis 420.000 kg Milchverkauf betrug diese im betrachteten Wirtschaftsjahr 2022/23 40.000 Euro (Vorjahr: 16.300 Euro) und lag damit ausnahmsweise deutlich über dem Zielwert von 10.000–15.000 Euro für kleine bis mittelgroße Milchviehbetriebe. Die Eigenkapitalbildung wird benötigt zum Inflationsausgleich (Kostensteigerung bei Ersatzbeschaffungen), zur Finanzierung von Wachstumsschritten (Eigenkapitalanteil) und zur Rücklagenbildung für unternehmerische Risiken (unter anderem Marktrisiko). Je spezialisierter und größer ein Betrieb ist, umso höher muss die Eigenkapitalbildung sein: werden 1 Mio. kg Milch abgeliefert, bedeuten 10 Cent Milchpreisrückgang 100.000 Euro Milchgeldrückgang.

Starke Gewinnschwankungen im Mehrjahresvergleich

Im Mehrjahresvergleich von 18/19 bis 22/23 schwankt der Gewinn der Betriebe größer 780000 kg Milch zwischen 102000 und 246000 Euro.Zoombild vorhanden

Abb. 2: Unternehmensgewinn im Mehrjahresvergleich in den Größengruppen – konventionell

Zum Abschluss der konventionellen Auswertung die Gewinne der spezialisierten Milchviehbetriebe in den Größengruppen der letzten fünf Jahre. Deutlich sichtbar wird in der Grafik der Wellenausschnitt: Nach dem Milchpreishoch im Wirtschaftsjahr 2017/18 ist nun fünf Jahre später wieder ein Rekordjahr zu verzeichnen – mit einer Milchpreisspitze von 61,6 ct/kg netto in Bayern im Dezember 2022.

Ökologisch wirtschaftende Betriebe

Die Erzeugerpreisdifferenz zwischen konventioneller und ökologischer Milch wieder größer

Im Januar 2024 betrug der Abstand zwischen konventioneller und ökologischer Milch rund 8 Cent je kg nettoZoombild vorhanden

Abb. 3: Nettomilchpreise und Preisdifferenz bei konventioneller und ökologischer Milch

Im Jahr 2023 lag der Biomilchanteil in Bayern bei knapp 9 %. Den Höhenflug der konventionellen Milchpreise hat der eher regional verankerte Biomilchmarkt nicht mitgemacht. Im Durchschnitt des Wirtschaftsjahrs 2022/23 betrug der Abstand zum konventionellen Milchpreis nur noch 5,47 ct/kg netto. Im langjährigen Mittel (bis Juni 2023) sind es knapp 12 Cent. (Abbildung 3).
In den konventionellen Betrieben wurden die gestiegenen Produktionsmittelpreise für Diesel, Kraftfutter etc. durch den Milchpreisanstieg überkompensiert. Das war im Ökobereich nicht der Fall. Wohl einmalig in all den Auswertungsjahren ist der Gewinn je Kuh in den konventionell geführten Betrieben höher als der Gewinn je Ökokuh (Gesamtgruppenvergleich > 60.000 kg Verkaufsmilch).

Gewinn im Wirtschaftsjahr 2022/23 von 40.000 bis 115.000 Euro

Bei den ökologisch wirtschaftenden Betrieben wird nachfolgend die Gruppe mit 180.000 – 300.000 kg Milch gewählt. Diese ist mit 38 Milchkühen etwas kleiner als die konventionelle Gruppe (51 Kühe, 300.000 – 420.000 kg Milch), aber beide Gruppen haben die gleiche Familienarbeitskraftausstattung (1,62 bzw. 1,61 FamAK). Diese Betriebe erwirtschafteten mit 38 Kühen einen Gewinn von 70.000 Euro (Tabelle 3).
Tabelle 3: Betriebsdaten, Produktionstechnik und Ökonomik im Gesamtbetrieb – ökologisch
Betriebs­größe Tsd. kg MilchAuswertungs­gruppe sortiert nach Betriebs­einkommenFläche haHerden­größe KüheArbeits­kräfte Fam.-AK/BetriebVerkaufte Milch kgVerkaufte Milch kg/Kuh und Jahrzeitraum­echter Gewinn Euro/BetriebEigen­kapital­bildung Euro/Betrieb
180-300– 25 %37,534,11,48220.1616.46440.156-632
180-300Durchschnitt50,437,61,62228.0746.06170.45322.369
180-300+ 25 %57,635,91,94236.9486.604114.53356.884

Das obere Viertel machte je Kuh rund 2.000 Euro mehr Gewinn

Die Differenz zwischen oberem und unterem Viertel betrug 74.000 Euro. Trotzdem kam das untere Viertel noch auf einen Gewinn von 1.200 Euro je Kuh (konv. 800 Euro je Kuh), im oberen Viertel trug jede Kuh 3.200 Euro zum Gesamtgewinn bei (konv. 2.700 Euro) (Tabelle 4).
Tabelle 4: Stückgewinn je kg Milch, je AK, je ha HFF, je Kuh und je ha LF, ökologisch
Betriebs­größe Tsd. kg MilchAuswertungs­gruppe sortiert nach Betriebs­einkommenGewinn Cent je kg MilchGewinn Euro je AK (Familie)Gewinn Euro je AKh bei 2.500 AKh/AKGewinn Euro je KuhGewinn Euro je ha Haupt­futterflächeGewinn Euro je ha LF
180-300– 25 %18,227.16310,871.1794151.070
180-300Durchschnitt30,943.61317,451.8728171.397
180-300+ 25 %48,359.16523,673.1921.4191.987

Im Durchschnitt aller Ökobetriebe konnten 18.000 Euro Eigenkapital gebildet werden

Die Öko-Betriebe mit mehr als 300000 kg verkaufter Milch erreichen im WJ 22/23 einen Gewinn von 112063 Euro je BetriebZoombild vorhanden

Abb. 4: Gewinn, laufende Einlagen und Entnahmen sowie Eigenkapitalbildung – ökologische Betriebe

Im Durchschnitt aller Ökobetriebe (> 60.000 kg Milch) konnten 18.000 Euro Eigenkapital gebildet werden (Abbildung 4). Dass die Eigenkapitalbildung in der kleinsten Gruppe mit 60.000 – 180.000 kg Verkaufsmilch negativ ist, liegt unter anderem an den hohen Privatentnahmen in dieser Gruppe. Diese befindet sich fast auf Niveau der nächsten Gruppe und liegt um knapp 30.000 Euro über der gleichen Gruppe in der obigen Auswertung.

Gewinnschwankungen im Ökobereich geringer

Im Mehrjahresvergleich von 18/19 bis 22/23 schwankt der Gewinn der Öko-Betriebe größer 300000 kg Milch zwischen 65000 und 112000 EuroZoombild vorhanden

Abb. 5: Unternehmensgewinn im Mehrjahresvergleich in den Größengruppen – ökologisch

Wie der Ökomilchpreis unterliegt auch der Buchführungsgewinn bei den Ökobetrieben deutlich geringere Schwankungen. Über die letzten fünf Jahre bewegt er sich in der Gesamtgruppe zwischen 48.000 Euro und 74.000 Euro mit einem Mittelwert von 58.000 Euro (Standardabweichung als Maß der Streuung 9.900 Euro) (Abbildung 5).
Bei den konventionellen Betrieben schwankt der Gewinn – ebenfalls in der Gesamtgruppe > 60.000 kg Verkaufsmilch – im gleichen Zeitraum von 47.000 Euro bis 118.000 Euro um den Mittelwert von 69.000 Euro (Standardabweichung 29.000 Euro).

Öko im Durchschnitt rund 370 Euro mehr Gewinn je Kuh

Im Mittel der letzten Jahre betrug der Gewinnunterschied zwischen ökologischen und konventionellen Betrieben rund 370 EuroZoombild vorhanden

Abb. 6: Gewinn pro Kuh im Konv-Öko-Vergleich in der Gruppe mit 60 bis 180 Tsd. kg Milch

Abbildung 6 vergleicht den Gewinn je Kuh der Ökobetriebe (grün) und der konventionellen Betriebe (blau) mit einem Milchverkauf von 60.000 kg bis 180.000 kg Milch. Die roten Punkte geben die Differenz beim Kuhgewinn wieder. Im Mittel betrug er in den letzten fünf Jahren rund 370 Euro und ist im aktuellen Jahr 2022/23 auf 90 Euro abgeschmolzen.
Die Buchführungsauswertungen des Wirtschaftsjahres 2022/23 zu den spezialisierten Milchviehbetrieben im Detail:

Ansprechpartner
Guido Hofmann
Institut für Agrarökonomie
Menzinger Str. 54, 80638 München
Tel.: 08161 8640-1461
E-Mail: Agraroekonomie@LfL.bayern.de

Porträtfoto Guido Hofmann

Guido Hofmann

Mehr zum Thema

Bayerische Buchführungsstatistik
Buchführungsergebnisse des Wirtschaftsjahres 2022/2023

Das Wirtschaftsjahr 2022/2023 war für die bayerischen Haupterwerbsbetriebe insgesamt ein positives Jahr. Sie erwirtschafteten im Durchschnitt einen Gewinn von 96.835 Euro und lagen damit um rund 35 Prozent über dem Vorjahresergebnis. Dieser Gewinnanstieg war vor allem auf höhere betriebliche Erträge zurückzuführen. Mehr

BMEL-Buchführungsauswertung
Die wirtschaftliche Situation der spezialisierten Milchviehbetriebe

Was verdienen die Milchviehbetriebe beim derzeitigen Verbrauchermilchpreis? Was müsste der Liter Milch im Laden kosten, wenn die Milchbauern einen Mindestlohn auf Gesellenniveau bekämen? Inwieweit konnten die Milchviehbetriebe mit dem erwirtschafteten Gewinn die Kostenansätze für das gebundene Eigenkapital, die eigene Fläche und die eigene Arbeit abdecken? Diese und weitere Fragen beantwortet der folgende Beitrag. Mehr

Buchführungsauswertung Wirtschaftsjahre 2013/14 bis 2022/23
Ökonomische Entwicklung einer über zehn Jahre hinweg identischen Gruppe von Milchviehbetrieben auf Grundlage der bayerischen Buchführungsergebnisse

Wie hat sich in den letzten zehn Jahren eine identische Gruppe von Milchviehbetrieben betriebswirtschaftlich entwickelt? Gab es Unterschiede zwischen ökologisch und konventionell wirtschaftenden Betrieben? Diese und ähnliche Fragen beantwortet folgender Beitrag. Mehr

Beratungshilfe "Controlling im Milchviehbetrieb"
Controlling in wachsenden Milchviehbetrieben

In wachsenden Milchviehbetrieben wächst auch das Risiko mit und der Betriebsleiter kann nicht mehr alle Arbeiten im Blick behalten. Hier springt das Controlling ein. Anhand wichtiger Kenngrößen lässt sich der vielschichtige Produktionsprozess überwachen und steuern. Mehr

Beratungshilfe "Arbeitswirtschaft im Milchviehbetrieb"
Arbeitseffizienz und Personalkosten in wachsenden Milchviehbetrieben – ein Vergleich unterschiedlicher Melksysteme und Betriebsgrößen

Das LfL-Arbeitszeit-Tool auf Excel-Basis liefert Orientierungswerte für den Arbeitszeitaufwand und die Arbeitsentlohnung in der Milcherzeugung. Drei Erzeugungssysteme im Herdenbereich von 20 bis 200 Kühen können in acht Grafiken miteinander verglichen werden. Berücksichtigt werden Stall-, Melk- und Fütterungstechnik und die Art der Bestandsergänzung. Mehr