Buchführungsauswertung Wirtschaftsjahr 2021/22
Viertelauswertung der spezialisierten Milchviehbetriebe 2021/22

Kühe auf der Weide.

Ein Gewinn pro Milchkuh von 500 Euro, 1.800 Euro oder 2.500 Euro? Handelt es sich dabei um Extrem­betriebe oder Extrem­jahre? Weder noch. Das ist nur der Viertelvergleich der konventionell und ökologisch wirtschaftenden spezialisierten Milchvieh­betriebe im Wirtschaftsjahr 2021/22 in der Gruppe mit 40 Milchkühen.

Im sechsjährigen Mittel betrug der Gewinn der spezialisierten Milchvieh­betriebe mit einer Verkaufs­milch von mindestens 60.000 kg in Bayern bei den Ökobetrieben 1.515 Euro je Kuh und bei den konventionell wirtschaftenden Betrieben 1.027 Euro je Kuh. Im Wirtschaftsjahr 2021/22 war der Gewinn mit 1.100 Euro (konventionell) und 1.440 Euro (öko) je Kuh nahe am Sechsjahres­mittelwert und liegt nur bei der konventionellen Gruppe deutlich über dem Vorjahr (konventionell 870 Euro je Kuh, öko 1.490 Euro je Kuh).

Konventionell wirtschaftende Betriebe

Gewinn im Wirtschaftsjahr 2021/22 von 19.000 bis 70.000 Euro

Die bayerischen Milchviehbetriebe hatten im Jahr 2021 im Mittel 43 Milchkühe. Die Gruppe mit 240.000 bis 300.000 kg Verkaufsmilch hat 40 Kühe und kommt damit dem bayerischen Durchschnitt am nächsten. Der Gewinn im Wirtschafts­jahr 2021/22: 47.000 Euro, mit einer Spreizung in der Viertel­auswertung (nach Betriebs­einkommen) von 19.000 Euro bis 70.000 Euro (Tabelle 1).
Tabelle 1: Betriebsdaten, Produktionstechnik und Ökonomik im Gesamtbetrieb – konventionell
Betriebs­größe Tsd. kg MilchAuswertungs­gruppe sortiert nach Betriebs­einkommenFläche haHerden­größe KüheArbeits­kräfte Fam.-AK/BetriebVerkaufte Milch kgVerkaufte Milch kg/Kuh und Jahrzeitraum­echter Gewinn Euro/BetriebEigen­kapital­bildung Euro/Betrieb
240–300– 25 %37,938,81,48260.4186.70819.140- 8.013
240–300Durchschnitt43,839,61,46271.1446.85447.34511.521
240–300+ 25 %48,539,51,60274.6446.94969.66522.463
Mit 70.000 Euro Gewinnbedarf (vierköpfige Unternehmer­familie, Lebens­haltung und notwendiger Eigen­kapital­bildung) kann die Familie im oberen Viertel von 40 Kühen leben, im unteren Viertel muss ein höherer Einkommens­anteil außer­landwirtschaftlich dazuverdient werden.

1.270 Euro je Kuh Gewinnunterschied zwischen oberem und unterem Viertel

Bei 47.000 Euro Gewinn mit 40 Kühen hat jede Kuh einen Gewinnbeitrag von 1.200 Euro geleistet. Die Differenz nur zwischen dem Mittelwert des oberen und unteren Viertels beträgt 1.270 Euro für jede Milchkuh. Das obere Viertel hat über 1.700 Euro je Kuh, das untere keine 500 Euro je Kuh (Tabelle 2).
Tabelle 2: Stückgewinn je kg Milch, je AK, je ha HFF, je Kuh und je ha LF, konventionell
Betriebs­größe Tsd. kg MilchAuswertungs­gruppe sortiert nach Betriebs­einkommenGewinn Cent je kg MilchGewinn Euro je AK (Familie)Gewinn Euro je AKh bei 2.500 AKh/AKGewinn Euro je KuhGewinn Euro je ha Haupt­futterflächeGewinn Euro je ha LF
240–300– 25 %7,312.9325,17493630505
240–300Durchschnitt17,532.42812,971.1971.4671.081
240–300+ 25 %25,443.54117,421.7631.9651.436

Eigenkapitalbildung = Gewinn + lfd. Einnahmen - lfd. Entnahmen

Die Betriebe mit mehr als 600000 kg verkaufter Milch erreichen im WJ 21/22 einen Gewinn von 98083 Euro je Betrieb.Zoombild vorhanden

Abb. 1: Gewinn, laufende Einlagen und Entnahmen sowie Eigenkapitalbildung – konventionelle Betriebe

Vom landwirtschaftlichen Gewinn und den sonstigen Einkünften lebt die Unternehmerfamilie. Der Gewinn zuzüglich den laufenden Einnahmen und abzüglich der laufenden Entnahmen ergibt die Eigenkapitalbildung.
Liegen die Entnahmen (gelber Punkt) unter der Summe aus Gewinn + Einlagen, ist die Eigenkapitalbildung (graues Dreieck) positiv (Abbildung 1). In der Gruppe mit 240.000 bis 300.000 kg Milchverkauf betrug diese im betrachteten Wirtschaftsjahr 2021/22 11.500 Euro (Vorjahr: –1.900 Euro) und lag damit knapp über dem Zielwert von 10.000 Euro für kleine bis mittelgroße Milchviehbetriebe. Die Eigenkapitalbildung wird benötigt zum Inflationsausgleich (Kostensteigerung bei Ersatzbeschaffungen), zur Finanzierung von Wachstumsschritten (Eigenkapitalanteil) und zur Rücklagenbildung zur Abfederung der unternehmerischen Risiken (unter anderem Marktrisiko). Je spezialisierter und größer ein Betrieb ist, umso höher muss die Eigenkapitalbildung sein: werden 1 Mio. kg Milch abgeliefert, bedeuten 10 Cent Milchpreisrückgang 100.000 Euro Milchgeldrückgang.

Starke Gewinnschwankungen im Mehrjahresvergleich

Im Mehrjahresvergleich von 13/14 bis 21/22 schwankt der Gewinn der Betriebe größer 600000 kg Milch zwischen 70000 und 125000 Euro.Zoombild vorhanden

Abb. 2: Unternehmensgewinn im Mehrjahresvergleich in den Größengruppen – konventionell

Ein Jahr ist kein Jahr. Daher zum Abschluss der konventionellen Auswertung die Gewinne der spezialisierten Milchviehbetriebe in den Größengruppen seit 2013/14: Deutlich sichtbar wird in Abbildung 2 die Wellenbewegung: Nach dem Einkommenstief in den Jahren 2015/16 und 2019/20 bewegen wir uns aktuell wieder auf ein Einkommenshoch im Wirtschaftsjahr 2022/23 hin – mit einer Milchpreisspitze von 61,6 ct/kg nat. in Bayern im Dezember 2022.

Ökologisch wirtschaftende Betriebe

Geringe Erzeugerpreisdifferenz zwischen konventioneller und ökologischer Milch

Im Dezember 2022 betrug der Abstand zwischen konventioneller und ökologischer Milch nur noch 3 Cent je kg netto.Zoombild vorhanden

Abb. 3: Nettomilchpreise und Preisdifferenz bei konventioneller und ökologischer Milch

Im Jahr 2021 lag der Biomilchanteil in Bayern bei knapp 9 %. Den Höhenflug der konventionellen Milchpreise hat der eher regional verankerte Biomilchmarkt nicht mitgemacht. Im Durchschnitt des Wirtschaftsjahrs 2021/22 war der Abstand zum konventionellen Milchpreis noch 9,65 ct/kg netto. Im Dezember 2022 war die Differenz auf den Tiefststand von knapp 3 Cent geschmolzen (Abbildung 3).
Trotzdem sind die Gewinne in diesem Wirtschaftsjahr bei vergleichbarer Betriebsgröße im Ökolandbau deutlich höher: Die Gruppe mit 180.000 bis 240.000 kg Milch hat im Mittel 37 Kühe (konventionelle Gruppe 40 Kühe), kommt aber auf 60.000 Euro Unternehmensgewinn (konventionell 47.000 Euro).
Tabelle 3: Betriebsdaten, Produktionstechnik und Ökonomik im Gesamtbetrieb – ökologisch
Betriebs­größe Tsd. kg MilchAuswertungs­­gruppe sortiert nach Betriebs­einkommenFläche haHerden­größe KüheArbeits­kräfte Fam.-AK/BetriebVerkaufte Milch kgVerkaufte Milch kg/Kuh und Jahrzeitraum­echter Gewinn Euro/BetriebEigen­kapital­bildung Euro/Betrieb
180–240– 25 %27321,29222.9176.99531.7149.799
180–240Durchschnitt44371,50215.2885.87459.64420.954
180–240+ 25 %52391,69217.3885.59798.16648.882
Die Differenz zwischen oberem und unterem Viertel beträgt 66.000 Euro. Trotzdem kommt das untere Viertel noch auf einen Gewinn von 1.000 Euro je Kuh (konventionell 490 Euro), im oberen Viertel trägt jede Kuh 2.500 Euro zum Gesamtgewinn bei (konventionell 1.760 Euro).
Tabelle 4: Stückgewinn je kg Milch, je AK, je ha HFF, je Kuh und je ha LF, ökologisch
Betriebs­größe Tsd. kg MilchAuswertungsgruppe sortiert nach Betriebs­einkommenGewinn Cent je kg MilchGewinn Euro je AK (Familie)Gewinn Euro je AKh bei 2.500 AKh/AKGewinn Euro je KuhGewinn Euro je ha Haupt­futter­flächeGewinn Euro je ha LF
180–240– 25 %14,224.5849,839951.2051.159
180–240Durchschnitt27,739.76215,901.6271.5751.357
180–240+ 25 %45,258.08723,232.5272.3271.897

Öko-Betriebe erreichen in allen Bereichen eine höhere Faktorverwertung

Die Spannbreite des Gewinns je kg Milch reicht von 14,2 bis 45,2 Cent je kg Milch.Zoombild vorhanden

Abb. 4: Spanne der Faktorverwertungen in der Gruppe mit 240.000 bis 300.000 kg Milch (öko)

Bei der Faktorverwertung erreicht die Öko-Gruppe (180.000 kg bis 240.000 kg, 37 Kühe) gegenüber der konventionellen Gruppe (240.000 bis 300.000 kg, 40 Kühe) in allen Positionen die höhere Verwertung, so zum Beispiel beim Stallplatz um 330 Euro, bei der Arbeitsstunde um knapp 3 Euro und bei der Fläche um knapp 300 Euro (Abbildung 4).
Bei der Verwertung von knappem Stallplatz schneidet die Öko-Kuh über alle Jahre deutlich besser ab. Das war für den einen oder andern Landwirt schon der ausschlag­gebende Grund, in beengter Hoflage statt einer teuren Aussiedlung und der zur Finanzierung erforderlichen deutlichen Herden­vergrößerung nur im Althof auf Öko umzustellen, um über die bessere Platzverwertung ohne große Investition den Gewinn deutlich steigern zu können.

Im Ökobereich wesentlich geringere Gewinnschwankungen

Im Mehrjahresvergleich von 13/14 bis 21/22 schwankt der Gewinn der Betrieb größer 240000 kg Milch zwischen 70000 und 93000 Euro.Zoombild vorhanden

Abb. 5: Unternehmensgewinn im Mehrjahresvergleich in den Größengruppen – ökologisch

Nicht nur der Öko-Milchpreis unterliegt geringeren Schwankungen, in dessen Folge gilt das auch für den Buchführungsgewinn. Wie Abbildung 5 verdeutlicht, bewegt er sich über die letzten neun Jahre in der Gruppe über 240.000 kg Milch zwischen 70.000 Euro und 93.000 Euro mit einem Mittelwert von 81.000 Euro (Standard­abweichung als Maß der Streuung 9.000 Euro).
Bei den Konventionellen schwankt der Gewinn im gleichen Zeitraum von 69.000 Euro bis 126.000 Euro um den Mittelwert von 92.000 Euro (Standardabweichung 20.000 Euro).

Öko im Durchschnitt rund 600 Euro mehr Gewinn je Kuh

Im Mittel der letzten Jahre betrug der Gewinnunterschied zwischen ökologischen und konventionellen Betrieben rund 600 Euro.Zoombild vorhanden

Abb. 6: Gewinn pro Kuh im Konv-Öko-Vergleich in der Gruppe mit 120 bis 180 Tsd. kg Milch

Abbildung 6 vergleicht den Gewinn je Kuh der Ökobetriebe (grün) und der konventionellen Betriebe (blau) mit einem Milchverkauf von 120.000 kg bis 180.000 kg Milch. Die roten Punkte geben die Differenz beim Kuhgewinn wieder. Im Mittel betrug er über 600 Euro und sank nur in den Jahren 2017/18 und 2018/19 unter die 400-Euro-Grenze.
Im nächsten Auswertungsjahr 2022/23 wird der Gewinnabstand deutlich unter 400 Euro je Kuh liegen, da der Abstand zwischen ökologischem und konventionellen Milchpreis im Dezember unter die 3-Cent-Marke gesunken ist, wohingegen das Öko-Kraftfutter deutlich teurer wurde.
Die Buchführungsauswertungen des Wirtschaftsjahres 2021/22 zu den spezialisierten Milchviehbetrieben im Detail:

Ansprechpartner
Guido Hofmann
Institut für Betriebswirtschaft und Agrarstruktur
Menzinger Str. 54, 80638 München
Tel.: 08161 8640-1461
E-Mail: Agraroekonomie@LfL.bayern.de

Porträtfoto Guido Hofmann

Guido Hofmann

Mehr zum Thema

Bayerische Buchführungsstatistik
Buchführungsergebnisse des Wirtschaftsjahres 2021/2022

Im Wirtschaftsjahr 2021/2022 erreichten die meisten bayerischen Haupterwerbsbetriebe zufriedenstellende Betriebsergebnisse. Sie erwirtschafteten im Durchschnitt einen Gewinn von 69.039 Euro und lagen damit um fast 28 Prozent über dem Vorjahresergebnis. Dieser Gewinnanstieg war vor allem auf höhere Umsatzerlöse zurückzuführen. Mehr

BMEL-Buchführungsauswertung
Die wirtschaftliche Situation der spezialisierten Milchviehbetriebe

Was verdienen die Milchviehbetriebe beim derzeitigen Verbraucher­milchpreis? Was müsste der Liter Milch im Laden kosten, wenn die Milchbauern einen Mindestlohn auf Gesellenniveau bekämen? Inwieweit konnten die Milchviehbetriebe mit dem erwirtschafteten Gewinn die Kostenansätze für das gebundene Eigenkapital, die eigene Fläche und die eigene Arbeit abdecken? Diese und weitere Fragen beantwortet der folgende Beitrag. Mehr

Beratungshilfe "Controlling im Milchviehbetrieb"
Controlling in wachsenden Milchviehbetrieben

In wachsenden Milchviehbetrieben wächst auch das Risiko mit und der Betriebsleiter kann nicht mehr alle Arbeiten im Blick behalten. Hier springt das Controlling ein. Anhand wichtiger Kenngrößen lässt sich der vielschichtige Produktionsprozess überwachen und steuern. Mehr

Beratungshilfe "Arbeitswirtschaft im Milchviehbetrieb"
Arbeitseffizienz und Personalkosten in wachsenden Milchviehbetrieben – ein Vergleich unterschiedlicher Melksysteme und Betriebsgrößen

Das LfL-Arbeitszeit-Tool auf Excel-Basis liefert Orientierungswerte für den Arbeitszeitaufwand und die Arbeitsentlohnung in der Milcherzeugung. Drei Erzeugungssysteme im Herdenbereich von 20 bis 200 Kühen können in acht Grafiken miteinander verglichen werden. Berücksichtigt werden Stall-, Melk- und Fütterungstechnik und die Art der Bestandsergänzung. Mehr

Buchführungsauswertung Wirtschaftsjahre 2012/13 bis 2021/22
Ökonomische Entwicklung einer über zehn Jahre hinweg identischen Gruppe von Milchviehbetrieben auf Grundlage der bayerischen Buchführungsergebnisse

Wie hat sich in den letzten zehn Jahren eine identische Gruppe von Milchviehbetrieben betriebswirtschaftlich entwickelt? Gab es Unterschiede zwischen ökologisch und konventionell wirtschaftenden Betrieben? Diese und ähnliche Fragen beantwortet folgender Beitrag. Mehr