Versuchsergebnisse Körnerhirse (Sorghum bicolor)

Bereits im Jahr 2021 hat die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft erste Versuche zum Körnersorghum durchgeführt. Seit dem Frühjahr 2022 beschäftigt sich die LfL am neuen Forschungszentrum für Landwirtschaft in Trockenlagen (Schwarzenau, Lkr. Kitzingen) intensiv mit der Etablierung der alternativen Kulturart. Um Sortenempfehlungen für ganz Bayern geben zu können, werden die Sortenversuche über Schwarzenau hinaus auch an weiteren Standorten angelegt. Die unten stehenden Ergebnisse zeigen: Der Anbau ist ohne besonderen technischen Zusatzaufwand möglich, die pflanzenbaulichen Vorteile liegen auf der Hand und auch die Erträge können überzeugen.

Ergebnisse der mehrjährigen Verrechnung - Süddeutschland

In der folgenden Tabelle sind die Ergebnisse einer mehrjährigen Verrechnung von Ertrag und Trockensubstanz dargestellt. Die Ergebnisse sind Mittelwerte aus vier Versuchsjahren und von sechs Standorten in Bayern, Hessen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Da nicht alle Sorten in jedem Jahr geprüft wurden und nicht jeder Versuch in jedem Jahr auswertbar war, beziehen sich die Mittelwerte auf maximal 13 Umwelten. Neben dem absoluten Ertrag und dem Trockensubstanz-Wert sind auch die Relativwerte (%) und die Anzahl der Prüfjahre jeder Sorte angegeben.
SorteZüchterAnzahl Prüfjahre der SortenErtrag bei 86% TS (dt/ha)relativer Ertrag bei 86% TS (dt/ha)Trockensubstanz (%)relative Trockensubstanz (%)
RGT HuggoRAGT3991087799
ArmstronggRAGT19810778100
RGT DodggeRAGT49510378101
LID MargoLidea3951037699
FiggaroRAGT1941027799
CambridggeRAGT39310178100
ArskyLidea39210079102
KWS LupusKWS49210078101
PonantDSV29210079102
SinaiLidea2909780103
Farmsugro 180Agrisem489977597
GK EmeseAgrisem4879477100
ZealandiaLidea280877799
Mittelwert9210078100

Körnerhirse und Körnermais im Vergleich

Die Körnerhirse wird oftmals als Alternative zum Körnermais gesehen. Die Grafik zeigt die mittleren Erträge der beiden Kulturen in den Jahren 2022, 2023 und 2024 an den Standorten Schwarzenau (LK Kitzingen) und Frankendorf (LK Erding) im Vergleich. Es wird deutlich, dass die Körnerhirse vor allem am trocken-heißen Versuchs­standort in Unterfranken (Schwarzenau) in den Trockenjahren 2022 und 2023 durchaus mit den Körnermais-Erträgen mithalten kann. Am Standort Frankendorf, der deutlich mehr Niederschläge zu verzeichnen hat (ca. 250 mm mehr pro Jahr im lang­jährigen Mittel), ist der Körnermais allerdings überlegen. Im niederschlagsreichen Jahr 2024 ist das Ertragsniveau in Schwarzenau deutlich höher als in den Jahren zuvor, aber der Körnermais erzielt deutlich höhere Erträge.

Ergebnisse der Sortenversuche 2024: Standorte Schwarzenau, Frankendorf und Groß-Gerau (Hessen)

Die Grafik auf der linken Seite zeigt die Niederschlagssummen in mm und die durchschnittliche monatliche Temperatur (°C) von Mai bis Oktober 2024 in Schwarzenau und Frankendorf. Das Versuchsjahr 2024 unterschied sich in Bezug auf Temperatur und Niederschläge stark von den bisherigen Versuchsjahren 2022 und 2023. Zu Beginn der Vegetationsperiode im Mai war es kühl, nass und es gab mehrere Starkregenereignisse. Diese haben die Saatkörner und die Jungpflanzen zwar nicht weg gespült, es gab allerdings starke Verkrustungen des Bodens. Dies hat den Feldaufgang deutlich erschwert. Zusätzlich war die Befahrbarkeit des Feldes lange Zeit nicht gegeben, sodass die Herbizid-Behandlung weit nach hinten geschoben werden musste. Die von Natur aus langsam wachsende Körnerhirse wurde somit durch kalte Temperaturen, Bodenverkrustungen und den Unkrautdruck in der Jugendentwicklung beeinträchtigt. In der Folge konnten die Pflanzen allerdings hirsetypisch durch die Bestockung Bestandslücken gut schließen, sodass sich sehr schöne Bestände etablierten. Die Ernte wurde aufgrund der schlechten Befahrbarkeit wegen der häufigen Niederschläge hinaus gezögert bis Ende Oktober.
Der Sortenversuch im Anbaujahr 2024 wurde an insgesamt fünf Standorten angelegt. Der Versuch in Ruhstorf musste wegen starker Unkrautproblematik aufgrund der Nicht-Befahrbarkeit des Feldes schon zu Beginn abgebrochen werden. Da in Straubing die Aussaat wegen der extremen Bodenfeuchte erst am 19.06. stattfinden konnte, wurden die Pflanzen nicht mehr reif und konnten nur noch als Ganzpflanzensilage geerntet werden, anstatt sie zu dreschen. Unten dargestellt sind die Ergebnisse aus Schwarzenau, Frankendorf und Groß-Gerau. In den Tabellen erfasst sind der Ertrag bei 86 % Trockensubstanz in dt/ha, der Trockensubstanz­gehalt der Körner zur Ernte (%), die Pflanzenlänge in cm, das Datum des Blühbeginns und das Datum der Kornreife. Das Korn ist dann druschreif, wenn an der Basis des Korns ein schwarzer Punkt erscheint- der Black Layer. An keinem der Standorte trat Lager auf. Die Ergebnisse in den Tabellen sind nicht nach dem Ertrag sortiert, sondern nach Züchterhaus gruppiert.
Schwarzenau (LK Kitzingen): Aussaat am 13.05.2024, Ernte am 23.10.2024
SorteZüchterKornertrag bei 86% TS (dt/ha)Trockensubstanz (%)Pflanzenlänge (cm)Datum BlühbeginnDatum der Reife (Black Layer)
FiggaroRAGT1207812630.07.202408.10.2024
RGT DodggeRAGT1087811928.07.202404.10.2024
RGT HuggoRAGT1197813130.07.202407.10.2024
CambridggeRAGT1177813328.07.202405.10.2024
ArmstronggRAGT1227812730.07.202406.10.2024
Farmsugro 180Agrisem1067817228.07.202403.10.2024
GK EmeseAgrisem947614923.07.202401.10.2024
SinaiLidea1088012528.07.202406.10.2024
ArskyLidea1227912526.07.202401.10.2024
ZealandiaLidea1017911929.07.202405.10.2024
LID MargoLidea1187812028.07.202408.10.2024
KWS LupusKWS1077913229.07.202404.10.2024
PonantDSV1167913328.07.202403.10.2024
Mittelwert11278132
Frankendorf (LK Erding): Aussaat am 13.05.2024, Ernte am 28.10.2024
SorteZüchterKornertrag bei 86% TS (dt/ha)Trockensubstanz (%)Pflanzenlänge (cm)Datum BlühbeginnDatum der Reife (Black Layer)
FiggaroRAGT1027313503.08.202414.09.2024
RGT DodggeRAGT1087413302.08.202413.09.2024
RGT HuggoRAGT1077415303.08.202414.09.2024
CambridggeRAGT1057315103.08.202416.09.2024
ArmstronggRAGT1027414103.08.202413.09.2024
Farmsugro 180Agrisem916920606.08.202413.09.2024
GK EmeseAgrisem1077116528.07.202412.09.2024
SinaiLidea1067514102.08.202410.09.2024
ArskyLidea1217514231.07.202409.09.2024
ZealandiaLidea887412731.07.202408.09.2024
LID MargoLidea1027313304.08.202413.09.2024
KWS LupusKWS1047514304.08.202414.09.2024
PonantDSV1077414801.08.202415.09.2024
Mittelwert10473147
Groß-Gerau (Hessen): Aussaat am 15.05.2024, Ernte am 23.10.2024
SorteZüchterKornertrag bei 86% TS (dt/ha)Trockensubstanz (%)Datum Blühbeginn
FiggaroRAGT758028.07.2024
RGT DodggeRAGT798128.07.2024
RGT HuggoRAGT928030.07.2024
CambridggeRAGT758026.07.2024
ArmstronggRAGT888128.07.2024
Farmsugro 180Agrisem987801.08.2024
GK EmeseAgrisem928022.07.2024
SinaiLidea608125.07.2024
ArskyLidea688123.07.2024
ZealandiaLidea558025.07.2024
LID MargoLidea758028.07.2024
KWS LupusKWS728130.07.2024
PonantDSV698126.07.2024
Mittelwert7780

Ergebnisse der Sortenversuche 2023: Standorte Schwarzenau, Frankendorf und Groß-Gerau (Hessen)

Die Grafik auf der linken Seite zeigt die Niederschlagssummen in mm und die durchschnittliche monatliche Temperatur (°C) von Mai bis September 2023 in Schwarzenau und Frankendorf. Auf einen kühlen und nassen April folgte in Schwarzenau ein trockener Mai, durch den die Keimung und das Auflaufen deutlich beeinträchtigt waren. Auch der Juni war recht trocken. Erst Ende Juli/Anfang August rund um die Blüte waren größere Niederschlags­mengen und kühlere Temperaturen zu verzeichnen. Im September fielen kaum Niederschläge. In Frankendorf reichte die kühl-nasse Witterung bis Mitte Mai, dann gab es einen Wetter­umschwung, der bis Mitte Juli sommerlich-warme Temperaturen und Trockenheit brachte. Mitte Juli gab es ein Unwetter­ereignis mit Starkregen, Sturm und Hagel. Die Körnerhirse wurde jedoch kaum geschädigt, da noch keine Rispen geschoben waren. Auch an diesem Standort war es Ende Juli/Anfang August kühl und nass und im Spätsommer/Herbst dann trocken und warm.
Der Sortenversuch im Anbaujahr 2023 wurde an insgesamt fünf Versuchs­standorten durchgeführt. Aufgrund des schlechten Feldaufgangs konnten die Standorte Straubing und Ruhstorf an der Rott nicht ausgewertet werden. Unten dargestellt sind die Ergebnisse aus Schwarzenau, Frankendorf und Groß Gerau. In den Tabellen erfasst sind der Ertrag bei 86 % Trockensubstanz in dt/ha, Lager vor der Ernte (1=kein Lager, 9=Totallager), die Pflanzenlänge in cm und der Trockensubstanz­gehalt der Körner zur Ernte. Die Tabellen sind nicht nach dem Ertrag sortiert, sondern nach Züchterhaus gruppiert. Zu beachten ist, dass die Firma AgriSem das Saatgut in 2023 nur ungebeizt liefern konnte. Ein möglicher Wachstums­rückstand in der Jugend­entwicklung könne aber laut Züchter beim Sorghum wieder aufgeholt werden. Dies zeigte sich auch anhand der Biomasse­entwicklung in den Versuchen.
Schwarzenau (LK Kitzingen): Aussaat am 15.05.2023, Ernte am 11.10.2023
SorteZüchterKornertrag bei 86% TS (dt/ha)Trocken­substanz (%)Pflanzen­länge (cm)Lager vor Ernte
RGT LeggendRAGT8975981
RGT DodggeRAGT8878931
RGT HuggoRAGT8877991
RGT CambridggeRAGT8780951
SinaiLidea84791011
ZealandiaLidea80721021
ArskyLidea8379991
ES WillyLidea8279951
LID MargoLidea89771051
KWS LupusKWS8176981
PonantDSV85801001
Farmsugro 180AgriSem77751202,25
GK EmeseAgriSem75791051
Mittelwerte84771011
Frankendorf (LK Erding): Aussaat am 21.05.2023, Ernte am 10.10.2023
SorteZüchterKornertrag bei 86% TS (dt/ha)Trocken­substanz (%)Pflanzen­länge (cm)Lager vor Ernte
RGT LeggendRAGT108721181,25
RGT DodggeRAGT105771041
RGT HuggoRAGT109761201,25
RGT CambridggeRAGT108751111
SinaiLidea106821111
ZealandiaLidea98771061
ArskyLidea105791031
ES WillyLidea105771051
LID MargoLidea106771141,25
KWS LupusKWS108761081
PonantDSV101781111
Farmsugro 180AgriSem94731533,5
GK EmeseAgriSem78751134
Mittelwerte102771131
Groß-Gerau (Hessen): Aussaat am 17.05.2023, Ernte am 11.10.2023
SorteZüchterKorn­ertrag bei 86% TS (dt/ha)Trocken­substanz (%)Pflanzen­länge (cm)
RGT LeggendRAGT10579105
RGT DodggeRAGT918190
RGT HuggoRAGT10479105
RGT CambridggeRAGT938095
SinaiLidea938099
ZealandiaLidea8178103
ArskyLidea928191
ES WillyLidea948193
LID MargoLidea10778104
KWS LupusKWS928094
PonantDSV988197
Farmsugro 180AgriSem9676139
GK EmeseAgriSem7980111
Mittelwerte9480102

Ergebnisse der Sortenversuche 2022: Standorte Schwarzenau, Frankendorf und Straubing

Schwarzenau

In Schwarzenau fand die Aussaat am 18. Mai 2022 statt. Es wurden 35 Körner/m2 mit der Drillmaschine bei einer Reihenweite von 13 cm ausgesät. Da zum Auflaufen die Temperaturen noch einmal um den Gefrierpunkt lagen, wurde dadurch die Pflanzenzahl/m2 reduziert. Die weitere Entwicklung der Pflanzen war allerdings sehr gut – trotz ausbleibender Niederschläge. Von der Aussaat bis Ende August regnete es nur etwa 45 Liter/m2. Der Düngebedarf wurde zu Beginn der Vegetationsperiode ermittelt, betrug 110 kg N/ha und wurde auf zwei Gaben aufgeteilt. Aktuelle Informationen zu zugelassenen Pflanzenschutz­mitteln finden Sie hier:

Aktuelle Informationen zu zugelassenen Pflanzenschutzmitteln pdf 150 KB

Nachdem der sehr feuchte September 100 Liter/m2 Niederschlag brachte, fand die Ernte am 6. Oktober 2022 statt. Trotz der heißen und trockenen Witterung konnte die Körnerhirse (im Mittel 71 dt/ha) in diesem Extremjahr ihr enormes Potential zeigen und am Standort Schwarzenau den Körnermaisertrag (im Mittel 66 dt/ha) überbieten.
Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle dargestellt.
Sorte/GenotypZüchterKorn­ertrag bei 86% TS (dt/ha)Trocken­substanz (%)Pflanzenlänge (cm)Lager vor Ernte
RGT IceberggRAGT73,580911,0
RGT DodggeRAGT74,579871,0
RGT HuggoRAGT76,678921,0
RHS 2112RAGT81,980911,0
ArabeskLidea65,6811011,0
AlbanusLidea69,180931,0
ArskyLidea72,480891,0
ES WillyLidea71,579911,0
ES MargosLidea79,177971,3
KWS LupusKWS76,881871,0
STH 20003DSV71,776961,0
STH 18120DSV56,276961,0
Farmsugro 180AgriSem70,2781081,0
GK EmeseAgriSem69,379962,5
ASM-DS-D1AgriSem58,677971,0
ASM-DS-R1AgriSem64,378881,0

Frankendorf

In Frankendorf (Lkr. Erding) fand die Aussaat am 11. Mai 2022 bei ausreichender Bodenfeuchte statt. Es wurden 35 Körner/m2 mit der Drillmaschine bei einer Reihenweite von 14 cm ausgesät. Sowohl der Feldaufgang als auch die Jugendentwicklung waren gut. Vor der Saat wurden 115 kg N/ha gedüngt. Aktuelle Informationen zu zugelassenen Pflanzenschutzmitteln finden Sie hier:

Aktuelle Informationen zu zugelassenen Pflanzenschutzmitteln pdf 150 KB

Die Ernte fand am 27. Oktober 2022 statt.
Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle dargestellt.
Sorte/GenotypZüchterKornertrag bei 86% TS (dt/ha)Trockensubstanz (%)Pflanzenlänge (cm)Lager vor Ernte
RGT IceberggRAGT128811301,0
RGT DodggeRAGT123791251,0
RGT HuggoRAGT118781301,0
ArabeskLidea114811311,0
AlbanusLidea110811201,0
ArskyLidea122791271,0
ES WillyLidea119791181,0
ES MargosLidea120791191,0
KWS LupusKWS114801221,0
STH 20003DSV111791311,0
STH 18120DSV105791221,0
Farmsugro 180AgriSem118781651,3
GK EmeseAgriSem115771471,5
ASM-DS-D1AgriSem105801201,0
ASM-DS-R1AgriSem95771191,0

Straubing

In Straubing fand die Aussaat am 17. Mai 2022 in ein trockenes Saatbett statt. Es wurden 35 Körner/m2 mit der Einzelkornsämaschine bei einer Reihenweite von 37,5 cm ausgesät. Der Feldaufgang war etwas lückig, aber gleichmäßig. Die Bestandsentwicklung war trotz teilweise trockener Witterung gut. Nach der Saat wurden 70 kg N/ha gedüngt. Aktuelle Informationen zu zugelassenen Pflanzenschutzmitteln finden Sie hier:

Aktuelle Informationen zu zugelassenen Pflanzenschutzmitteln pdf 150 KB

Die Ernte fand am 26. September 2022 statt.
Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle dargestellt.
Sorte/GenotypZüchterKornertrag bei 86% TS (dt/ha)Trocken­substanz (%)Pflanzen­länge (cm)Lager vor Ernte
RGT IceberggRAGT86731101
RGT DodggeRAGT92761111
RGT HuggoRAGT99741201
ArabeskLidea83761251
AlbanusLidea82721151
ArskyLidea86771101
ES WillyLidea85761111
ES MargosLidea99741101
KWS LupusKWS97751101
STH 20003DSV82651251
STH 18120DSV71681101
Farmsugro 180AgriSem89741401
GK EmeseAgriSem86771301
ASM-DS-D1AgriSem80671201
ASM-DS-R1AgriSem84741091

Ergebnisse der Sortenversuche 2021: Standorte Schwarzenau und Groß-Gerau

Im Jahr 2021 wurden die Sortenversuche mit Körnersorghum an vier Standorten angelegt, auswertbare Ergebnisse gab es von den Standorten in Schwarzenau (Lkr. Kitzingen) und Groß Gerau (Hessen).

Schwarzenau

In Schwarzenau liegt die Niederschlagsmenge im langjährigen Mittel bei 540 mm/Jahr, die Jahresmitteltemperatur bei 9,9 °C. Da für die Aussaat von Hirse eine Bodentemperatur von über 12 °C notwendig ist, konnte diese erst am 31. Mai 2021 stattfinden. Die Aussaatstärke betrug 35 Körner/m2 und erfolgte per Drillsaat. Anfang Juni herrschten Temperaturen zwischen 15 und 20 °C, sodass die Körnerhirse sehr gut auflaufen konnte und eine gute Jugendentwicklung zeigte. Kurz vor der Aussaat erfolgte eine N-Düngung mit 60 kg N/ha. Da der Unkrautdruck in der Sorghumhirse vor allem in der Jugendentwicklung problematisch sein kann, fand Ende Juni eine Herbizid-Behandlung mit Spectrum® statt. Nach dem Reihenschluss gilt die Körnerhirse als sehr konkurrenzstark. Die Hirsen erreichten Wuchshöhen zwischen 95 cm (RGT Dodgge, RAGT) und 170 cm (Farmsugro 180, AgriSem).
Auf dem Versuchsstandort in Schwarzenau konnten alle Sorten vor allem mit ihrer enormen Standfestigkeit punkten. Während bei einem starken Sturmereignis Ende Oktober auf den benachbarten Schlägen nahezu der gesamte Körnermais umgeknickt ist, blieb der Sorghum unbeschadet. Termin der Ernte war der 27. Oktober 2021 bei Kornrestfeuchten zwischen etwa 30 und 35 %. Die Erträge und die Ergebnisse der Bonituren der untersuchten Sorten sind in Tabelle 1 dargestellt. Die ertragreichste Sorte war RGT Dodgge der Firma RAGT mit 97,9 dt/ha. Der durchschnittliche Ertrag aller Sorten betrug etwa 80 dt/ha und ist als sehr gut einzustufen.
Sorte/GenotypZüchterKorn­ertrag bei 86% TS (dt/ha)Trocken­substanz (%)Pflanzen­länge (cm)
GK EmeseAgriSem78,369140
Farmsugro 180AgriSem71,165166
Diabolo CSLidea82,269102
Capello CSLidea91,070114
ES ArabeskLidea78,870124
ES AlbanusLidea79,470109
KWS LupusKWS82,071106
RGT IcebergRAGT84,770110
RGT DodggeRAGT97,97295
RGT MaggicRAGT64,07097

Groß-Gerau

Der Versuchsstandort Groß-Gerau der Universität Gießen weist im langjährigen Mittel eine Niederschlagsmenge von 620 mm/Jahr auf und eine Jahresmitteltemperatur von 10,6 °C. Auch hier erfolgte die Aussaat aufgrund langanhaltender Kälte erst am 31. Mai 2022. Diese fand als Einzelkornsaat mit 30 Körnern/m2 und einem Reihenabstand von 70 cm statt. Als Standard-N-Düngung setzt die JLU Gießen beim Kornsorghum auf 100 kg N/ha inklusive der Nmin-Reste. Eine Unkrautbehandlung fand sowohl mit der Handhacke als auch Ende Juni chemisch statt. Ein starkes Sturmereignis Ende Oktober führte nur bei den Sorten GK Emese, Farmsugro 180 und Sweet Caroline (alle AgriSem), die Wuchshöhen von 150, 170 und 200 cm aufwiesen, zu leichtem Lager. Insgesamt wurde auch an diesem Standort eine sehr gute Standfestigkeit beobachtet. Den niedrigsten Wuchs zeigt die Sorte Belugga (RAGT) mit 110 cm. Die Ernte fand am 9. November 2021 bei Kornwassergehalten zwischen 25 und 33 % statt. Den höchsten Ertrag mit 77,4 dt/ha erreicht die Sorte ES Albanus der Firma Lidea. Den niedrigsten Kornertrag erzielte die stark wüchsige Sorte Sweet Caroline von AgriSem. Diese ist vom Hersteller allerdings auch nicht zur Körnernutzung, sondern zur Verwendung in der Biogasproduktion deklariert. Alle Ergebnisse sind in Tabelle 5 dargestellt.
Sorte/Genotyp Züchter Kornertrag bei 86% TS (dt/ha)Trockensubstanz (%)Pflanzenlänge (cm)
GK EmeseAgriSem62,567150
Farmsugro 180AgriSem72,172170
Sweet CarolineAgriSem49,267200
ES AlbanusLidea77,475130
ES ArabeskLidea66,674130
KWS LupusKWS62,175125
BeluggaRAGT54,871110
RGT DodggeRAGT72,674115
RGT GgustavRAGT75,472130
RGT IcebergRAGT75,473130

Körnerhirse in der Tierfütterung - Schweine und Masthähnchen

Mehrere Schweine stehen an einem Trog.

Foto: LfL, ITE 2a

Weltweit gesehen wird die Körnerhirse vor allem in der Tierfütterung eingesetzt. Vor allem in der Fütterung von Schweinen und Geflügel, aber auch für Rinder ist sie ein geeignetes Futtermittel. Im Rahmen der Körnerhirse-Forschung wurden und werden Fütterungs- und Verdaulichkeitsversuche beim Masthähnchen und bei Schweinen durchgeführt. Außerdem werden die Energiedichten und Nährstoffgehalte nach jeder Ernte von allen Sorten bestimmt. Ergebnisse sind hier zu finden:

Anbauwürdigkeit von Körnerhirse

Nahaufnahme Körnerhirse. Foto: W. MiedererZoombild vorhanden

Foto: W. Miederer

Die Körnerhirse (Sorghum bicolor L. Moench) stellt global gesehen die fünftwichtigste Getreideart dar. In Deutschland hingegen spielt der Anbau der aus Ostafrika stammenden Kulturart bislang eine untergeordnete Rolle. Allerdings ist in den letzten Jahren ein gewisser Trend zu erkennen, der dem Sorghumanbau einen Aufschwung prophezeit. Neben dem Anbau von Biomassetypen rücken auch die wesentlich standhafteren, kürzeren Sorghumhirsen zur Körnernutzung in den Fokus.
Die Gründe hierfür sind naheliegend: Als C4-Pflanze ist die Körnerhirse in der Lage, besonders effizient mit dem zur Verfügung stehenden Wasser zu haushalten. Bei langen Trockenperioden kann sie ihre Spaltöffnungen an den Blättern schließen, Verdunstung vermeiden und trotzdem Photosynthese betreiben. Außerdem schützt die dicke Wachsschicht zusätzlich gegen Wasserverluste. Im Vergleich mit Mais hat Sorghum ein intensiveres Wurzelsystem, das für eine effiziente Aneignung von Wasser- und Nährstoffen sorgt.
Sorghum gilt als guter Verwerter wirtschaftseigener Düngemittel, was diese Kulturart auch für tierhaltende Betriebe interessant macht.
Weitere pflanzenbauliche Vorteile der Körnerhirse sind die Auflockerung von Fruchtfolgen und die Eigenschaft, dass Sorghum keine Wirtspflanze für den Westlichen Maiswurzelbohrer darstellt. Auch der Maiszünsler stellt kaum eine Gefahr für diese Kultur dar. Eine Unkrautregulierung ist lediglich während der Jugendentwicklung notwendig und kann sowohl chemisch als auch mechanisch erfolgen, weshalb die Körnerhirse auch für den Ökolandbau eine interessante Kulturart darstellt.

Agrarökologische Leistungen

Ein Körnerhirsefeld.Zoombild vorhanden

Foto: W. Miederer

Durch die intensive Durchwurzelung und das Verbleiben der Halme auf dem Feld hinterlässt die Körnerhirse viel organische Substanz und trägt somit zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit bei. Außerdem stellt der Pollen laut Untersuchungen des Bieneninstituts Kirchhain und dem Institut für Pflanzenzüchtung Gießen im Hochsommer eine wichtige Nahrungsquelle für Bienen dar.
Erfahrungen aus dem Nachbarland Österreich zeigen: Die etwa 3 mm großen Körner haben nicht nur ein gutes Vermarktungspotential in der menschlichen Ernährung, sondern gelten auch als geeignetes Futtermittel in der Schweine- und Geflügelfütterung.

Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung
Am Gereuth 8
85354 Freising
E-Mail: ipz@LfL.bayern.de
Internet: www.LfL.bayern.de/koernerhirse Externer Link