Der Klimawandel und seine Auswirkungen in Form von Temperaturanstieg, Zunahme heißer Tage und langanhaltenden Trockenperioden einerseits und Häufung von schweren Gewittern mit Hagel und Starkniederschlagsereignissen anderseits machen auch vor dem Hopfen nicht halt. Nach dem sehr schlechten Jahr 2022 mit Ertragseinbußen von 28 Prozent in der Hallertau und einem 40-prozentigen Rückgang des Brauwerts gemessen in Alphasäure gegenüber dem Erntejahr 2021 gibt es auch dieses Jahr wieder deutliche Schäden am Hopfen durch die veränderte Witterung.
Trotz des feuchten und kühlen Frühjahrs, das die Entwicklung des Hopfens und die termingerechte Erledigung der Feldarbeiten verzögert hat, startete das Hopfenjahr recht hoffnungsvoll und in der Erwartung auf eine normale Ernte. Der Witterungsumschwung kam Mitte Mai mit weitgehend ausbleibenden Niederschlägen und überdurchschnittlichen Temperaturen insbesondere im Juni von bis zu plus 3,7 °C im Vergleich zum langjährigen Monatsmittel. Das Niederschlagsdefizit summierte sich in den Wochen bis Mitte Juli auf über 100 mm, so dass Ende Juni bereits auf Standorten mit geringerer Wasserversorgung erste Trockenschäden am Hopfen zu erkennen waren.
Im Volksmund heißt es aber: "Der Juli ist der Hopfenflicker". Die Niederschläge in der zweiten Julihälfte kamen gerade noch rechtzeitig, um Schlimmeres zu verhindern. Die bis zur Ernte folgenden Regenperioden, unterbrochen durch kurze heiße Trockenphasen, bescherten aber weitere Probleme. In der Folge entluden sich in der wassergesättigten und aufgeheizten Atmosphäre schwere Gewitter, die mit starken Winden und lokal mit heftigen Regenfällen und Hagel einhergingen. Aus diesem Grund gab es dieses Jahr ungewöhnlich viele Fallreben, die mit viel Aufwand vor der Ernte wieder aufgehängt werden mussten. Noch viel schlimmer waren einige Betriebe in der südlichen Hallertau betroffen, bei denen ein Gewittersturm in der zweiten Augusthälfte sogar Teile oder den ganzen Hopfengarten zum Einsturz brachte. Wo Hagel mit im Spiel war, konnten vielfach abgeschlagene Hopfendolden beobachtet werden.
Der Wechsel von ausgiebigen Niederschlägen im August mit intensiver Sonneneinstrahlung bescherte ein weiteres nicht alltägliches Phänomen. Zur Ernte hin zeigten die Blätter insbesondere an den Rändern der Hopfengärten und im Gipfelbereich ausgeprägte Symptome von Verbräunungen durch Sonnenbrand. Der Regen hatte hier die schützende Wachsschicht abgewaschen und die Blätter anfälliger für die intensive UV-Strahlung gemacht.
Insgesamt haben die überdurchschnittlichen Regenmengen vor der Ernte aber dazu beigetragen, dass die Ertragsverluste sich entgegen erster Befürchtungen in Grenzen hielten und der Hopfenanbau in diesem Jahr mit einem blauen Auge davongekommen ist.