Führung und Verbesserung von Grünlandbeständen
Nachsaat

Die Nachsaat ist, neben Übersaat und Neuansaat, eine Möglichkeiten zur Saatgutausbringung im Grünland. Ziel ist die Verbesserung eines bereits vorhandenen Grünlandbestandes.

Was ist Nachsaat?

Ziel dieser Maßnahme ist stets eine rasche und deutliche Bestandesverschiebung hin zu gewünschten Arten – im Regelfall eine Erhöhung des Anteils an Deutschem Weidelgras.

Technisch gehören hierher:

  • Formen der Übersaat mit Verfahrensteilen, die Narbe stark öffenen, in Verbindung mit vergleichsweise hoher Saatstärke sowie
  • Alle Formen der Durchsaat. Diese Technik umfasst alle Spezialgeräte, die eine exakte Saatgutablage ermöglichen und die die Altnarbe nur geringfügig beeinträchtigen.

Die Saatstärke liegt in der Regel bei 20 bis 24 kg/ha.

Was sind die Vorteile gegenüber der Übersaat?

Die Nachsaat ist überall dort zu empfehlen, wo eine Neuansaat vermieden werden soll und andererseits der vorgefundene Bestand bereits eine so unerwünschte Zusammensetzung aufweist, dass eine Übersaat nicht genügend Verbesserungspotenzial besitzt. In der Regel ist also ein relevanter Anteil der Altnarbe erhaltenswert.

Diese Situation findet sich z.B.:

  • Nach einer Herbizidmaßnahme zur Regulierung von gemeiner Rispe
  • Beim Verlust hoher Anteile eines an sich guten Bestandes durch Mäusebefall
  • Bei einer kurzfristig umzusetzenden zur Bestandesverbesserung an stark geneigten Flächen
  • Wenn vermieden werden soll, dass ein vorhandenes hohes Potenzial an Lichtkeimern im Boden in Keimstimmung gerät (-> Durchsaat)

Was sind die Vorteile gegenüber der Neuansaat?

  • Die alte Grasnarbe wird nicht zerstört, sie bleibt trittfest und befahrbar.
  • Es besteht nicht die Gefahr eines Futterausfalls durch das Fehlschlagen der Saat, da die alte Narbe erhalten bleibt.
  • Wertvolle standortangepasste Genotypen der Arten bleiben dem Bestand erhalten.
  • Je nach Anteil der Restbestände ist die Neigung zur anfänglichen Verunkrautung geringer als bei Neuansaaten.
  • Der evtl. auftretende Nitratstoß, der bei einem Grünlandumbruch auftreten kann, wird bei einer Nachsaat ausgeschlossen.
  • Da keine Abtötung der Altnarbe erfolgt, ist sie grundsätzlich im Rahmen des KULAP möglich.
  • Die Nachsaat ist kostengünstiger und mit weniger Arbeitsaufwand verbunden.

Der Nachteil der Nachsaat besteht im ständigen Konkurrenzkampf zwischen der Altnarbe und der aufkommenden Saat und dem damit verbundenen Zwang hier stetig zugunsten der neuen Saat einzugreifen.

Was ist generell bei Nachsaat zu beachten?

  • Der Bestand muss einen erhaltungswürdigen Restgrasbestand besitzen, die eine gleichmäßige räumliche Verteilung und angemessene Anteile aufweisen.
  • Der Bestand muss ausreichend Lücken aufweisen oder es sind künstlich Lücken zu schaffen (Striegel).
  • Keine Nachsaat in eine verfilzte, lebende Narbe!
    Bei verfilzten Narben oder starkem Befall mit Gemeiner Rispe (Poa trivialis) ist vor der Nachsaat entweder mechanisch (z.B. mit Egge oder Striegel)
    oder chemisch die gemeine Rispe zu bekämpfen
  • Auch bei starkem Besatz mit anderen Unkräutern ist vor der Nachsaat eine selektive Unkrautbekämpfung durchzuführen!
    Dies schafft auch Lücken für die Nachsaat.
    Etwaige einschränkende Auflagen im Rahmen von Fördermaßnahmen sind jedoch zu beachten!
  • Es ist vorteilhaft, den alten Bestand vor der Nachsaat kürzer als üblich abzumähen (ca. 5 cm), damit die nachgesäten jungen Pflanzen länger Zeit ohne Konkurrenzdruck der Altnarbe bekommen.
  • Nach der Nachsaat muss der Bestand ebenfalls kurz gehalten werden. Dies verringert ebenfalls die Lichtkonkurrenz der Altnarbe und fördert zusätzlich deren Bestockung.
    Daher frühzeitige und häufige Nutzung der Folgeaufwüchse.
  • Übermäßige Düngung nach einer Nachsaat ist zu vermeiden, um die Konkurrenz der Altnarbe nicht zu stärken.
  • Die Nachsaat muss zu dem Zeitpunkt erfolgen, wo die Wüchsigkeit der alten Narbe gering ist (siehe Termine).
  • Genügend Bodenfeuchtigkeit zum Nachsaattermin und in der Folgezeit bis zur Etablierung der jungen Pflanzen.
    Die Bodenfeuchtigkeit ist der zweite entscheidende Faktor neben der Konkurrenz der Altnarbe, der in der Phase der Bestandesetablierung über Erfolg und Mißerfolg entscheidet.

Nach ordnungsgemäßer Saat und erfolgreichem Auflaufen der Saat wird oft der Fehler begangen, die Narbe einfach ihrem Schicksal zu überlassen. Dabei ist die gezielte Führung des Bestandes nach der Nachsaat genauso wichtig, wie die Durchführung der Saat selbst.

Wichtig! - Die oft vernachlässigte Nachbehandlung von Nachsaaten!

Walzen

Das Saatgut benötigt unbedingt einen guten Bodenkontakt. Deshalb sollte vor allem bei trockenem Boden nach der Nachsaat gewalzt werden, am besten quer zur Saatrichtung (Rillen nur andrücken, nicht zuwalzen).
Bei feucht bleibendem Boden kann auf Walzen verzichtet werden. Gut eignen sich Profilwalzen, z.B. Crosskill- oder Cambridge-Walze, die das Saatgut regelrecht in den Boden "einmassieren".

Auch eine Beweidung nach der Nachsaat ist gut möglich. Die Tiere treten den Samen in den Boden ein und sorgen so für den nötigen Bodenschluss.

Nutzung

Die Folgenutzungen nach der Nachsaat müssen rechtzeitig erfolgen.
Frühes und häufiges Nutzen durch Mähen oder auch Beweiden sorgt dafür, dass keine zu hohe Konkurrenz für die jungen Keimlinge durch die Altnarbe entsteht. Die Nutzung sollte drei bis vier Wochen nach der Saat stattfinden.

In hohen Beständen hat die Nachsaat sonst durch Lichtmangel kaum Chancen. Die Höhe des Folgeaufwuchses sollte maximal 15 bis 20 cm betragen.

Düngung

Im Ansaatjahr sollte keine Düngung mit Gülle erfolgen.Wenn auf eine Gülledüngung nicht verzichtet werden kann, dann darf nur Gülle mit geringem Trockensubstanz-Gehalt (4 bis 5 %) zur Anwendung kommen, da die jungen Keimlinge sonst verätzt werden können

Als mineralische Anfangsdüngung sind maximal 30 kg/ha Stickstoff zu empfehlen. Soviel Stickstoff würde die Konkurrenz der Altnarbe zu sehr stärken.

Pflanzenschutz

Die auflaufenden Unkräuter sollten möglichst schnell bekämpft werden.
In der Regel ist ein Schröpfschnitt bei 15 cm Bestandeshöhe zur Verhinderung der Entwicklung von samenvermehrenden Arten ausreichend.

Welche Arten und Sorten finden bei der Nachsaat Verwendung?

Saatzeitpunkt und Saatstärke

Der Erfolg von Nachsaaten ist zumeist nicht von einem bestimmten Termin abhängig. Grundsätzlich ist eine Nachsaat während der gesamten Wachstumszeit von März bis September möglich.

Es ist jedoch nicht einfach einen guten Kompromiss zwischen Konkurrenz der Altnarbe und gesicherter Wasserversorgung zu finden.

Die Keimung und Entwicklung der Nachsaat hängen stark von den Wasserverhältnissen ab. Der ideale Zeitpunkt wäre vor Niederschlägen. Die Bodentemperatur sollte mindestens 10 °C betragen, zu diesem Zeitpunkt beginnt die Narbe zu ergrünen.

Mögliche Zeitpunkte sind:

  • Vor dem ersten Schnitt: Hier kann die Winterfeuchte gut ausgenutzt werden der Konkurrenzdruck der Altnarbe ist jedoch sehr hoch.
  • Nach dem ersten Schnitt: Dieser sollte früher durchgeführt werden, wegen der womöglich einsetzenden trockeneren Jahresperiode.
  • Nach dem letzten Schnitt: Hier könnten die Wasserverhältnisse günstigt sein. Der Konkurrenzdruck der Altnarbe ist geringer. Die Aussaat sollte vor dem 15. September stattfinden, damit die Wachstumsperiode lange genug ist und die Jungpflanzen robust in den Winter gehen.

Bei der Nachsaat liegt die Aufwandmenge bei 20 bis 25 kg/ha. Eine Nachsaat wird meistens nicht jährlich, sondern im Abstand von drei bis fünf Jahren durchgeführt.

Welche Technik kommt bei der Nachsaat zum Einsatz?