Führung und Verbesserung von Grünlandbeständen
Übersaat
Die Übersaat ist, neben Nachsaat und Neuansaat, eine Möglichkeiten zur Saatgutausbringung im Grünland. Ziel ist die Verbesserung eines bereits vorhandenen Grünlandbestandes.
Was ist Übersaat?
Übersaat ist die Saatgutablage auf die unbearbeitete Bodenoberfläche.
Sie erfolgt mit einfacher, in der Regel vorhandener und kostengünstiger Technik, ein bis mehrmals pro Jahr.
Die Saatstärke liegt zwischen 5 bis 10 kg/ha.
Sie eignet sich nicht für die schnelle Verbesserung mangelhafter Narben,
sondern dient der Vorbeugung und Pflege von Flächen, die z.B. wegen der Standortbedingungen gegenüber Bestandsverschlechterungen gefährdet sind.
Nach Möglichkeit sollte sie mit anderen Arbeiten kombiniert werden.
Die eingesetzten technischen Verfahren sind daher sehr unterschiedlich.
Was spricht für die Übersaat?
Die Übersaat dient vorbeugend dem Schließen von Lücken bei Grünlandflächen, die einen erhaltungswürdigen Grasbestand haben, in gefährdeten Lagen.
Durch den rascheren Schluss von Lücken soll eine sonst drohende Verunkrautung verhindert/minimiert werden. Durch die heutzutage allgemein frühere und häufigere Schnittnutzung sind im Bestand Arten und Genotypen gewünscht, deren Samen bei einer Schnittführung, die zur Erzielung der von Tierernährung vorgegebenen Futterqualitäten nötig ist, die Bodenreserve nicht erreichen.
Die Übersaat schließt diese Lücke und ist damit eine vorbeugende Maßnahme zur Verjüngung und Erhaltung einer produktiven Grasnarbe.
Bei der Übersaat wird das Saatgut einfach auf die unbearbeiten Bodenoberfläche abgelegt.
Hier gibt es die unterschiedlichsten Verfahren.
Sinnvoll ist es, die Übersaat mit anderen Pflegemaßnahmen zu kombinieren, um den Zeitaufwand und die Kosten für die Arbeitserledigung möglichst gering zu halten. (Im Idealfall sind nur die Kosten für das verwendete Saatgut anzusetzen.)
Im Frühjahr lässt die Übersaat sich sehr gut mit der Wiesenpflege verbinden.
Aber auch zu anderen Zeiten kann sie z. B. mit dünner Gülle (<5% TS) ausgebracht werden.
Herbizidmaßnahmen im Grünland, die zu größerem Ausfall führen, sollten stets mit einer Saatgutmaßnahme kombiniert werden. Je nach Situation ist eine Übersaat (Lücken/schwarzer Boden) oder eine Durchsaat (verfilzte, abgetötete Altnarbe) sinnvoller.
Was ist bei der Übersaat zu beachten?
- Der Bestand muss lückig sein und darf nicht verfilzt sein.
- Der Erfolg der Übersaat hängt größtenteils von der Bodenfeuchtigkeit zum Ausbringungstermin und in der frühen Jugendentwicklung ab.
- Wie bei allen Saattechniken bei Gräsern ist ein möglichst sicherer Bodenschluß zu erzielen.
Hierzu ist Walzen mit z.B. eine Gliederwalzen erforderlich.
- Als Saatgut ist eine geeignete Nachsaatmischung zu verwenden.
- Die Saatgutmenge liegt bei 10 kg/ha (jährlich).
Sie kann einmal im Jahr oder auch in Teilgaben durchgeführt werden.
Bei größeren Lücken kann die Pflege in eine Sanierung übergehen. Dann ist die Saatgutmenge hieran anzupassen.
BQSM - D 1-N | für Wiesen auf trockene, flachgründige Böden und Mittelgebirgslagen (vorwiegend Nordbayern), Regeneration lückiger Bestände |
BQSM - D 2-N | für Wiesen auf mittleren und schweren Böden, niederschlagsreiche Gebieten, auch Moorböden (vorwiegend Südbayern), Regeneration lückiger Bestände |
BQSM - W-N | für Wiesen und Weiden mit intensiver Nutzung (4 mal und mehr) |
Die Übersaat, auch Obenaufsaat genannt, erfolgt ohne direkte Bodenbearbeitung. Das Saatgut wird zumeist breit auf den Boden ausgebracht und eventuell noch leicht eingearbeitet.
Der technische Aufwand ist vergleichsweise gering, da im Betrieb vorhandene Technik wie Düngerstreuer oder Ackersämaschine genutzt werden kann. Die Übersaat kann mit anderen Arbeitsgängen kombiniert werden.
Im folgenden sollen beispielhaft einige herausgegriffen werden:
Handsaat und Kleegeige
Kleegeige (Foto: BayWa)
Die Handsaat kommt zum Einsatz, wenn kleine begrenzte Saatgutmengen auszubringen sind.
Sie ist bei kleinen lückigen Flächen, wie sie am Koppeleingang oder beim Wasserfass entstehen, noch üblich. Der zeitliche Aufwand ist allerdings hoch.
Die Saat sollte möglichst bei windstillem Wetter durchgeführt werden. Eine bessere Verteilung wird durch das Säen über Kreuz erzielt: Z.B. leichte Samen in Längsrichtung des Feldes, schwere quer darüber.
Bei der Ausbringung von Hand kann auch die Kleegeige zu Hilfe genommen werden.
Die Kleegeige ist ein einfaches handbetriebenes Gerät zum Ausbringen von Feinsämereien. Sie wird mit einem Schultergurt getragen. Durch das Hin- und Herbewegen eines eingebauten Stabs wird der Streuteller angetrieben und das Saatgut ausgebracht. Streubreite und Aussaatmenge können eingestellt werden. Mit einer Kleegeige wird eine Streubreite von ca. 4 bis 6 m erreicht. Auch hier ist der Arbeitsaufwand relativ hoch.
Mineraldüngerstreuer
Beim Ausbringen des Saatgutes durch einen Düngerstreuer wird dieses meistens mit Mineraldünger vermischt. Da die Samen leichter als der Dünger sind und deshalb weniger weit fliegen, sollte mit halber Streubreite ausgebracht werden.
Man kann auch mit angefeuchtetem Sand arbeiten. Dies führt zu einer bessere Haftung des Saatguts an das Trägermaterial und damit für eine bessere Streubreite und ein besseres Streubild.
Schneckenkornstreuer
Universalstreuer sind günstig in der Anschaffung und leicht zu handhaben.
Sie haben den Vorteil, dass sie beispielsweise auch als Schneckenkornstreuer und zur Aussaat von Zwischenfrüchten eingesetzt werden können.
Die Saat mit einem elektrisch betriebenen Universal- oder Schneckenkornstreuer wird häufig in Kombination mit dem Abschleppen oder dem Striegeln durchgeführt. Der Streuer wird hierbei entweder im Frontanbau an der Zugmaschine oder auf dem Anbaugerät montiert.
Da das Grünlandsaatgut ein sehr geringes Gewicht hat, sollte nur mit halber Wurfweite gefahren werden. Durch eine Teilung der Saatgutmenge und anschließendem Fahren über Kreuz kann ein einheitlicheres Streubild erreicht werden. Auch eine Mischung mit feuchtem Sand kann zur Verbesserung des Streubilds vorgenommen werden.
Güllesaat
Nachdem in den letzten Jahren stärker die Kombinationen aus Lehner-Streuer und Striegel mit dem Einsatzschwerpunkt Frühjahr im Vordergrund der Diskussion stand, wird sich nun wieder auch an die Ausbringung von Saatgut mit Gülle erinnert.
Am besten funktioniert die Güllesaat, wenn nicht mehr als 15 bis maximal 20 m³ Gülle ausgebracht werden. Die Gülle muss sehr dünn sein (<5% TS).
Bereits vor ca. 15 bis 20 Jahren war in Bayern dieses Verfahren erstmalig in der Diskussion und hat sich seit dem regional seine "Fans" erhalten. Die Tabelle unten mit Ergebnissen von Keimfähigkeitsuntersuchungen, die in diesem Zusammenhang an Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau in Bayern durchgeführt wurden, zeigen, dass der Abfall der Keimfähigkeit bei den für die Übersaat wichtigen Arten Deutsches Weidelgras und Weißklee in einem praxisrelevanten Zeitraum nur gering ausfällt. Für die Wiesenrispe hingegen bietet auch dieses Verfahren keine neuen Chancen bei der Übersaat.
Um eine gute Verteilung des Saatgutes über die Fläche zu gewährleisten ist es wichtig, einen Weg zum gleichmäßigen Einmischen in die Gülle zu finden. Denn wird das Saatgut trocken und in größeren Mengen eingebracht, schwimmt es oben auf und mischt sich auch bei der Nutzung der Homogenisierungstechniken der Güllefässer nur sehr schlecht.
Die "Selbstbaumöglichkeiten" hierzu reichen in Praxis vom langsamen Ansaugen trockenen Saatgutes im Bypass, über das Zudosieren trockener oder mit Wasser angeteigter Ware über Trichter an Y-Stücken. Nicht zuletzt durch die Möglichkeiten einer eleganten Zudosierung von Saatgut (wie z.B. durch die Firma HeKu angeboten) gewinnt dieses Verfahren jetzt wieder vermehrt breitere Aufmerksamkeit. Denn es entstehen mit Ausnahme der Kosten für Saatgut und gegebenenfalls den einmaligen Kosten für die Zudosiertechnik keinerlei weiteren Verfahrenskosten.
Getreidesämaschine
Auch Getreidesämaschinen eignen sich für die Übersaat.
Sie werden mit hochgehängten Säscharen verwendet. Eine exakte Abdrehprobe ist hier unbedingt zu empfehlen.
Wichtig für eine gleichmäßige Verteilung des Saatgutes ist, dass es zu keiner Entmischung von leichteren Grassamen und schwereren Kleesamen im Saatgutbehälter kommt.
Der Voteil dieser Methode ist, dass die Saatmenge exakt eingestellt werden kann und die Verteilung auf der Fläche gleichmäßig erfolgt.
Striegel-Sägerät-Kombination
Es gibt Striegel-Sä-Kombinationen, die mit aufgebautem Saatgutkasten oder mit pneumatischen Säaggregaten und häufig mit nachlaufenden Druck- bzw. Anpresswalzen ausgestattet sind.
Sie sorgen für die notwendigen Lücken in der Altnarbe und die exakte Breitverteilung des Saatguts. Die Bearbeitung der Altnarbe verbessert die Auflaufbedingungen für die Saat, beziehungsweise macht diese bei sehr dichten Narben erst möglich. Durch die Kombination der Geräte kann ein Arbeitsgang eingespart werden.
Diese Übersaattechnik eignet sich am besten, wenn ohnehin ein Striegeln des Bestandes notwendig ist.
Die Kombinationsgeräte sind im Vergleich zu Streuern teurer und haben eine kleinere Flächenleistung.
Im Vergleich zu klassischen Durchsaatgeräten besitzen sie hingegen eine höhere Flächenleitung.
Beispiele: Hatzenbichler-Vertikator, Einböck, Güttler