Winterweizen – Aktuelle Ergebnisse aus der Praxis und den Landessortenversuchen

Weizenähren in der Blüte.

Schöne Bestände – schwache Ernte

Im Herbst wurde der Weizen in Bayern verbreitet bei ausreichend guten Bedingungen zeitgerecht gesät. Weizensaaten nach späten Vorfrüchten konnten aufgrund der hohen Niederschläge oft nicht mehr durchgeführt werden. Der Februar und März waren dann um fünf Grad deutlich wärmer und sorgten für eine schnelle Entwicklung der Getreidebestände. Das Ährenschieben konnte schon vor der letzten Maiwoche beobachtet werden.
Das warme Frühjahr mit ausreichenden Niederschlägen sorgte für gut bestockte und dichte Weizenbestände. Im Süden Bayerns führten die intensiven Niederschläge Ende Mai zu übersättigten Böden. Phasen mit Trockenheit und Triebreduktion waren nicht vorhanden, sodass eine üppige Ausgangslage für die Kornfüllungsphase vorhanden war. Das Wurzelwerk hatte aber offensichtlich den Bodenraum nicht tief erschlossen und Nährstoffe waren in tiefere Schichten verlagert, so dass es häufig zu einer schwachen Kornausbildung mit schwachen Hektolitergewichten kam. Zur Blüte und im weiteren Verlauf regnete es häufig und die Sonne machte sich rar.
Die andauernde Feuchtigkeit führte zu einem hohen Krankheitsdruck mit Blattseptoria, Braunrost und Ährenfusarium, wodurch der Weizen zudem geschädigt wurde.

Ertrag und Qualität

Der bayerische Ertragsdurchschnitt liegt mit etwa 69 dt/ha deutlich unter dem fünfjährigen Mittel von 75 dt/ha. Weniger als ein Sechstel der beprobten Felder erreichten Erträge über 85 dt/ha. Die Unterschiede zwischen den Betrieben und Schlägen sind groß. Die Proteingehalte fallen etwas besser aus als im Vorjahr, sind aber mit 11,7 % immer noch sehr deutlich unter dem zehnjährigen Schnitt von 12,5 %. Damit ist weiterhin A-Weizen mit guten Rohproteingehalten ohne Fusariumbelastung eine gesuchte Ware. Dies spiegelt sich auch in der Preisdifferenz zwischen Qualitätsgruppen bei der Vermarktung wider.

Landessortenversuche

An 11 Standorten wurden in diesem Jahr die Landessortenversuche ausgesät. Der Versuchsort Bieswang im Jura musste aus Kapazitätsgründen eingestellt werden. Alle Versuche konnten bis zur Beerntung Ende Juli erfolgreich durchgeführt werden. Nur der später abreifende Versuch in Landsberg wurde Anfang August beerntet. Auch in den Landessortenversuchen, die auf gleichmäßigeren Flächen stehen müssen, um die Auswertbarkeit zu gewährleisten, fielen die Erträge oft enttäuschend aus. Nur wenige fränkische Versuchsorte, die in den Vorjahren häufig mit Trockenschäden zu kämpfen hatten, profitierten von der besseren Wasserverfügbarkeit. Dort fielen aber die Niederschlagsmengen im Mai/Juni weniger heftig aus als im Süden Bayerns. Mit dem Versuchsertrag von 85 dt/ha im Mittel aller Orte fällt das Niveau um rund 10 dt/ha gegenüber den letzten fünf Jahren ab. Stärkerer Befall mit Blattseptoria und bei anfälligen Sorten sehr starker und früher Befall mit Braunrost hat zu Einbußen, auch teilweise in der intensiven Stufe, geführt. Über die Auswaschung von Nährstoffen in tiefere Bodenschichten, die nicht mehr vom Weizen erreicht wurden, kann ebenfalls spekuliert werden.

Standfestigkeit und Krankheitsanfälligkeit

Die Landessortenversuche werden bei Winterweizen in zwei Stufen durchgeführt. In der extensiven Stufe 1 wird nur an einem Teil der Versuchsstandorte einmalig Wachstumsregler in verringerter Aufwandmenge eingesetzt, um Totallager zu vermeiden und die Auswertbarkeit des Versuches sicherzustellen. Auf Fungizidanwendung wird verzichtet. Die intensive Stufe 2 wird entsprechend der ortsüblichen Produktionstechnik mit Wachstumsregler- und Fungizideinsatz durchgeführt. Die Düngung ist in beiden Stufen einheitlich und orientiert sich an den Vorgaben der Düngeverordnung für den A-Weizen. Der Unterschied zwischen beiden Stufen fiel heuer mit 18 dt/ha ungewöhnlich hoch aus. So wurde bei der gegen Braunrost anfälligen Sorte KWS Donovan an den unterfränkischen Standorten in der Stufe 1 nur noch die Hälfte geerntet. Intensiver Fungizidschutz war hier absolut notwendig. Resistente Sorten wie Exsal, Ambientus und LG Optimist waren mit Verlusten mit um die 10 - 15 % weniger beeinträchtigt. Selbst in diesem Jahr war der Aufwand für Pflanzenschutz in der Stufe 2 nicht an allen Orten kostendeckend. Die Ertragsergebnisse der Stufe 1 in den Tabellen dokumentieren das Verhalten der einzelnen Sorten. Lager trat in der Stufe 1 nur in geringem Umfang und im Wesentlichen nur bei Sorten mit mittlerer bis geringer Standfestigkeit auf, in der Stufe 2 nicht.

Sortenleistung

In der Wertprüfung für die deutsche Sortenzulassung prüft das Bundessortenamt den 'landeskulturellen Wert', d.h. die Summe der Leistungsmerkmale der Zuchtstämme im Schnitt über alle Regionen Deutschlands. Nach der Sortenzulassung werden die Sorten auf ihre Leistung speziell unter den bayerischen Umweltbedingungen geprüft. Für die Auswahl der Sorten werden regionale Aspekte wie der hohe A-Weizenanteil oder der höhere Fusariuminfektionsdruck in Bayern berücksichtigt.

Hinweise zur Sortenwahl

Die Sorte muss zur beabsichtigten Intensität der Bestandesführung und zur Verwertungsrichtung passen. Eine gute Resistenzausstattung hilft Kosten zu sparen. Grundsätzlich treten Gelb- und Braunrost eher in den fränkischen Anbaugebieten auf. Blattseptoria und Ährenfusarium sind in den niederschlagsreicheren Regionen von größerer Bedeutung. Aber Vorhersagen sind zum Zeitpunkt der Sortenwahl nicht möglich. Der Anbau mehrerer Sorten mit unterschiedlichen Eigenschaften und grundsätzlich guter Gesundheit bietet eine gute Risikostreuung.
Viele A-Weizensorten mit geringem Rohproteingehalt stehen zur Auswahl. Die Unterschiede zwischen den Sorten sind sehr stabil. Aus den bisherigen eigenen Erfahrungen im Betrieb und den Proteinangaben in der Tabelle lässt sich eine gute Abschätzung ableiten, welche Proteingehalte bei normalem Witterungsverlauf erwartet werden können. Für die Qualitätsweizenerzeugung mit 13 % Rohprotein müssen dann oft Sorten mit guten bis mittleren Rohproteingehalten verwendet werden.
Unter trockenen und günstigen Bedingungen erzielen die meisten Sorten mit guten Resistenzeigenschaften und passender Standfestigkeit ihr ökonomisches Optimum ohne Wachstumsregler und Fungizide. Unter ständig feuchten Bedingungen, wie heuer, sind regelmäßige Bestandkontrollen Teil der guten fachlichen Praxis, um auf unerwartete Krankheitsepidemien reagieren zu können.
Im folgenden Text wird, soweit nichts anderes erwähnt ist, auf den mehrjährigen Relativertrag der Sorten in den verschiedenen Anbaugebieten Bezug genommen. Dennoch sollte unbedingt auch der mehrjährige Ertrag in der Stufe 1 beachtet werden, der die Anbausicherheit und die Ertragsleistung unter extensiven Anbaubedingungen charakterisiert. Die absoluten Rohproteingehalte der fünfjährigen Verrechnung sind in der letzten Spalte der Sortenbeschreibung aufgelistet.
Manche ältere Sorten wie RGT Reform und Apostel fielen nun doch in der Ertragsleistung ab. Auch wenn diese noch gute Kombinationen von wichtigen Sorteneigenschaften aufweisen, müssen sie im kommenden Jahr Platz im Versuch für Neues machen. Gute Neuzulassungen drängen nach.

Eliteweizensorten (E-Sorten)

Qualitätsweizen (A-Sorten)

Brotweizen (B-Sorten)

Futterweizen (C-Weizen)

Sorten mit regionaler Bedeutung

Aktuelle Ergebnisse

Da die Bedingungen der kommenden Vegetationsperiode nicht vorhersehbar sind, liefern die Ergebnisse mehrerer Jahre und das Mittel des Anbaugebiets den besten Vorhersagewert für das nächste völlig unbekannte Jahr. Dazu ist eine genügend hohe Zahl von Versuchen in der jeweiligen Region notwendig. Die Ergebnisse, die auf wenigen Versuchen beruhen, sind nur als Orientierung geeignet und keine Grundlage für eine seriöse Empfehlung.