Pepinomosaikvirus

helle Flecken an drei Tomaten

Typische Symptome (helle Flecken, Scheckung), Foto: Christine Bögel

Das PepMV trat zum ersten Mal 1974 in Peru an Pepino (Solanum muricatum) auf. Seit 1999 ist es auch in Europa verbreitet. Das Vorkommen des PepMV wird mittlerweile aus Süd- und Nordamerika, Südafrika und Asien berichtet.

Das Pepinomosaikvirus (Pepino mosaic virus, PepMV) PepMV besitzt nicht den Status eines Quarantäne-Virus, wenn es sich um Pflanzen handelt, es gelten jedoch Quarantänebestimmungen, wenn Saatgut betroffen ist (Entscheidung 2004/200/EC der EU vom 27.02.2004).
Das PepMV befindet sich auch auf der A2-Liste der EPPO (European and Mediterranean Plant Proetction Organization) und ist aus Sicht der EPPO ein Schaderreger, der wie ein Quarantäneschaderreger reguliert werden sollte.

Charakteristika des Pepinomosaikvirus

Das Pepinomosaikvirus gehört zur Famile der Potexviren. Es ist ein fadenförmiges, filamentöses, flexibles Virus mit einer Länge von 508 nm und einem Durchmesser von 11 nm. Es besitzt eine Proteinhülle, in die die Erbsubstanz (ssRNA) eingeschlossen. Das PepMV ist hoch infektiös und breitet sich systemisch in der gesamten Pflanze aus. Das Virus ist im Cytoplasma der Wirtszellen lokalisiert.
Es gibt Hinweise dafür, dass es unterschiedliche Virusstämme gibt, einen, der an Tomaten vorkommt und einen anderen an Pepino (Solanum muricatum). Der Pepinostamm verusacht nur systemische Infektionen an Tomaten, die zu keinerlei Symptomen führen.

Gekennzeichnet ist das PepMV durch

  • den TIP (thermaler Inaktivierungspunkt): 10 minütiges Erhitzen auf 65-70 °C führt zum Verlust der Infektiosität
  • die BIV (biologische Stabilität in vitro): das Virus bleibt in Pflanzensaft bei Raumtemperatur 90 Tage infektiös

Wirtspflanzen des PepMV

Als wichtigste natürliche Wirtpflanzen des PepMV gelten Tomate (Lycopersicon esculentum) und Pepino (Solanum muricatum). Bislang waren in der EU nur Kulturen unter Glas betroffen.
Nach künstlicher Infektion werden viele Nachtschattengewächst (Solanaceen), darunter Kartoffeln und Tabak befallen. Natürliche Infektionen von Kartoffeln wurden noch nicht festgestellt. Keinerlei Hinweise gibt es derzeit dafür, dass Paprika und Auberginen Wirtspflanzen sind.
Aus Spanien stammen Berichte, wonach das PepMV natürlicherweise auch an Unkräutern (Amaranthus, Malva parviflora, Nicotiana glauca, Solanum nigrum und Sonchus oleraceus) vorkommt. In Peru wurde das PepMV an wilden Lycopersicon-Arten (L. chilense, L. chmielewskii, L. parviflorum, L. peruvianum) nachgewiesen.

Übertragung und Infektionsquellen

  • Leichte mechanische Übertragbarkeit
  • Kulturmaßnahmen
  • Werkzeuge
  • Hände
  • Pflanzenkontakt - oberirdisch über Blattkontakt und unterirdisch über Wurzelkontakt
  • Pfropfung
  • Stecklinge
  • Samenübertragung: PepMV haftet nur äußerlich der Samenschale an, weder der Embryo noch das Endosperm sind infiziert. Samen können mit Mennoflorades (2% - 2 Stunden; 4% - 30 Minuten) oder durch Säurebehandlung dekontaminiert werden. In welchem Maße das an der Samenschale anhaftende Virus tatsächlich zu Infektionen der Pflanzen führt, ist noch unklar. Bisherige Beobachutngen lassen darauf schließen, dass der Anteil der auf diesem Weg infizierten Pflanzen relativ gering ist. Aus anderen EU-Mitgliedstaaten gibt es allerdings Hinweise, dass Saatgut bei der Verschleppung des Virus möglicherweie von Bedeutung ist.
  • Verbreitung über rezirkulierende Nährlösungen: Wurzeln, Blätter und Früchte werden infiziert
  • Keine Vektoren (= tierische Virusüberträger) bekannt
  • Tomaten, die in Geschäften gekauft werden und mit dem PepMV infiziert, können eine Infektionsquelle darstellen, sofern diese in einen Betrieb gelangen

Schadsymptome

Tomaten

Die Ausprägung der Symptome kann in Abhängigkeit von der Sorte, Standort, Umweltbedingungen, Stressfaktoren und vom Virusstamm variieren,. Häufig ist de Befall mit dem Auge kaum zu erkennen; auch latenter Befall (= keine Symptomausbildung) ist möglich. Beobachtungen in der Praxis haben gezeigt, dass durch Düngemaßnahmen, besonders mit Stickstoff, die Ausbildung der Symptome unterdrückt wird.
Mit dem Erscheinen erster Symptomen kann grundsätzlich 2-3 Wochen nach der Infektion gerechnet werden. Häufig treten die Symptome entsprechend der Vorgehensweise bei den Kulturarbeiten "in Reihen" auf. Aber auch "Befallsnester" sind zu beobachten. Das Schadbild ist im Herbst und Winter stärker ausgeprägt als in den anderen Jahreszeiten: Wenn die Temperaturen in den Frühjahr- und Sommermonaten vergleichsweise höher sind und die Lichteinstrahlung zunimmt, können besonders ältere Pflanzen infiziert sein, ohne dass irgendwelche Symptome zu sehen sind.
Die Ertragseinbußen halten sich z.T. in Grenzen (5 % Verlust), können aber auch, wenn der Befall zu spät erkannt wird und Gegenmaßnahmen nicht rechtzeitig ergriffen werden, beträchtlich sein. Eine genaue Abschätzung des Schadenspotentials ist auf Grund des derzeitigen Kenntnisstandes noch nicht möglich.
  • Blattsymptome
    • Mosaik
    • gelbe Flecken
    • Intercostal-Chlorosen
    • Nekrosen
    • Aufwölbungen, blasige Auftreibungen
    • Enationen
  • Fruchtsymptome
    • gelbliche Scheckung und Flecken
    • Symptome oft nur an 1 Traube
    • großer Anteil symptomloser Früchte
  • Wuchs
    • Nesselköpfigkeit ("nettlehead")
    • Stauchung
    • Verdrehungen

Pepino

  • Blattsymptome
    • Mosaik
    • Enationen an der abaxialen Blattseite

Kartoffeln

  • Symptome nur nach künstlicher Infektion
    • z.T. schweres Mosaik, Chlorosen, Nekrosen, Kräuselung
    • Verwechslung mit Symptomen verursacht durch Kartoffelviren X, A, Y

Gegenmaßnahmen - Vorsichtsmaßnahmen

Die unten stehenden Empfehlungen gelten in erster Linie für Jungpflanzenbetriebe, da der Befall häufig über die Jungpgflanzen weiter verbreitet wird und deshalb hier ein besonders Risiko besteht.
In Produktonsbetrieben ist darauf zu achten, dass - sofern schon Befall aufgetreten ist - eine Verschleppung innerhalb des Betriebs z.B. von einem Gewächshaus in das nächste vermieden wird. Nach der Ernte sollte unbedingt eine gründliche Reinigung und Dekontamination erfolgen. Infiziertes Pflanzenmaterial sollte nicht kompostiert, sondern anderweitig entsorgt werden. Eine 2- bis 3-monatige Kulturpause kann, wie Beobachtungen aus der Praxis zeigten, zu einer Sanierung des Betriebs führen. In Betrieben mit "durchgehender", intensiver Tomatenproduktion kann ein Befall auch längere Zeit bestehen bleiben, sofern nicht die notwendigen Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
  • Vernichten infizierter Pflanzen - Verbrennen oder Entsorgung über Hausmüll, vorsichtshalber keine Kompostierung!
  • Dämpfen/Erhitzen (Temperaturen größer als 70 °C inaktivieren das Virus)
  • Desinfektionsmaßnahmen: Werkzeuge, Transportsteigen, Tische mit Mennoflorades behandeln (Herstellenangaben beachten)
  • "Bekämpfung durch Prophylaxe" - Betriebshygiene
  • Vorsicht bei Kulturarbeiten
  • Genaues Achten auf erste Befallssymptome
  • Routinemäßige Stichproben für Laboruntersuchung
  • Große Vorsicht ist bei der Produktion von Jungpflanzen geboten

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