Agrararten – Vögel
Gartenrotschwanz

Gartenrotschwanz auf einem blühenden Zweig.

Gartenrotschwanz. Foto: C. Moning

Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus)

Gartenrotschwanzmännchen sind mit ihrer orangen Brust und der schwarzen Kopfmaske auffällig gefärbt und kaum zu verwechseln. Die Weibchen dagegen ähneln Hausrotschwänzen, wirken aber nie mausgrau, sondern immer etwas rötlich. Beide Geschlechter besitzen den namensgebenden auffälligen roten Schwanz. Gartenrotschwänze sind Frühaufsteher. Sie singen schon vor der Morgendämmerung im Dunkeln; nur die Nachtigall fängt noch früher an. Dabei wird der wehmütige und weittragende Gesang oft von hohen Warten vorgetragen. Hauptgesangszeit ist von Mitte April bis Ende Juni. Gartenrotschwänze sind Weitstreckenzieher und können in Bayern ab Ende März bis zum Wegzug im September beobachtet werden. Die Art ist typisch für Streuobstwiesen mit ausreichendem Angebot an Nisthöhlen.

Streuobstwiese

Streuobstwiese. Foto: S. Heinz

Parkartige Landschaft mit Wiesen und Hecken

Parkartige Landschaft mit Wiesen und Hecken. Foto: S. Heinz

Alter Streuobstbaum

Alter Apfelbaum in Mittelfranken. Foto: S. Heinz

Nahrung

Es werden vor allem Insekten und Spinnentiere gefressen. Diese finden die Gartenrotschwänze am Boden, in der Krautschicht, aber auch in Bäumen und in der Kronenschicht. Die Nahrungsaufnahme erfolgt häufig im Flug von niedrigen Sitzwarten aus. Beeren und Früchte werden nur sporadisch aufgenommen.

Fortpflanzung

Gartenrotschwänze sind über die Brutsaison monogam und brüten meist auch nur einmal im Jahr. Die Männchen kommen vor den Weibchen an und gründen ein Revier. Sie zeigen den Weibchen gleich nach deren Ankunft mehrere Nisthöhlen. Die Weibchen wählen dann die geeignete aus. Gartenrotschwänze beginnen in Bayern meist erst im Mai mit der Eiablage. Die ersten Jungvögel fliegen schon Mitte Mai aus, die letzten Anfang August. Die Jungvögel wandern auch schon ab Anfang August ab. Der hauptsächliche Wegzug findet aber Ende August bis Anfang September statt.

Verbreitung

Gartenrotschwänze waren in Bayern lange Zeit spärliche aber weit verbreitete Brutvögel. Erfreulicherweise ist die Brutentwicklung der Art seit Anfang der 2000er Jahre positiv. Trotzdem gelten sie in Bayern weiterhin als gefährdet. Sie sind fast flächendeckend in Unterfranken und Teilen Ober- und Mittelfrankens sowie des Bayerischen Waldes verbreitet und zeigen regionale Häufungen in anderen Landesteilen. Die Dichteschwerpunkte liegen in Mainfranken und am Obermain.

Lebensraum – Anforderungen an Bewirtschaftung/Pflege (Maßnahmen)

Gartenrotschwänze brüten in lichten oder aufgelockerten Altholzbeständen. Diese Strukturen finden sie heutzutage vor allem in Streuobstwiesen und gehölzreichen Parklandschaften beziehungsweise Siedlungen, so dass sie in Bayern eine Charakterart für alte Streuobstwiesen sind. Neben einem ausreichendem Nahrungsangebot benötigen Gartenrotschwänze höhere Bäume mit Höhlen. Sie zimmern die Höhlen nicht selbst, sondern sind auf Naturhöhlen oder Höhlen von Spechten angewiesen. Bei der Höhlenwahl sind sie wenig anspruchsvoll und begnügen sich mit einem breiten Spektrum an höhlenartigen Strukturen inklusive Halbhöhlen. Gartenrotschwänze nehmen auch gerne Nistkästen an. Die Mittlere Reviergröße umfasst nur einen Hektar.
  • Neuanlage und Erhaltung von Streuobstbeständen – gerne mit flankierenden Artenschutzmaßnahmen (I82, K78)
  • Erhaltung des Nahrungsangebots durch Verzicht der Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln in und um Streuobstwiesen, Hecken und anderen geeigneten Strukturen (K40, K42, ÖR6)
  • Erhalt alter Bäume in lichten Beständen oder Parklandschaften (I82)
  • Gartenrotschwänze nehmen häufig künstliche Nisthöhlen an. Als unterstützende (Artenschutz)-Maßnahme hat sich deswegen das Aufhängen von Nistkästen in Streuobstgebieten, Feldgehölzen und Hecken bewährt.

Literatur

  • Barthel, P.H.; Krüger, T. (2019): Liste der Vögel Deutschlands Version 3.2. Deutsche Ornithologen-Gesellschaft, Radolfzell.
  • Bauer, H.-G.; Bezzel, E.; Fiedler, W. (2005): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Passeriformes - Sperlingsvögel. 2. Aufl. Wiebelsheim: AULA-Verlag.
  • Bezzel, E.; Geiersberger, I.; Lossow, G. v.; Pfeifer, R. (2005): Brutvögel in Bayern. Verbreitung 1996-1999. Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer.
  • Glutz von Blotzheim Urs N. (Hrsg.) (1985ff): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bearb. u. a. von Kurt M. Bauer, Einhard Bezzel und Urs N. Glutz von Blotzheim. 14 Bände in 23 Teilen. Akademische Verlagsgesellschaft, Frankfurt am Main 1966 ff., Aula-Verlag, Wiesbaden (2. Auflage).
  • Rödl, T.; Rudolph, B.-U.; Geiersberger, I.; Weixler K.; Görgen, A. (2012): Atlas der Brutvögel in Bayern. Verbreitung 2005-2009. Stuttgart: Eugen Ulmer.
  • Rudolph, B.-U.; Schwandner, J.; Fünstück, H.-J.; Faas, M.; Rödl, T.; Siering, M.; Weixler, K. (2016): Rote Liste und Liste der Brutvögel Bayerns. Veröffentlichung des Bayerischen Landesamtes für Umweltschutz.
  • Südbeck, P.; Andretzke, H.; Fischer, S.; Gedeon, K.; Schikore, T.; Schröder, K.; Sudfeldt, C. (2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Radolfzell.
  • Südbeck, P.; Andretzke, H.; Fischer, S.; Gedeon, K.; Pertl, C.; Linke, T. J. et al. (2025): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands, 1. überarbeitete Auflage. Münster (für die Arten Rauchschwalbe, Turmfalke, Wachtel, Wiesenschafstelze).
  • NABU Vogelporträts Externer Link
  • Arteninformation Vögel, LfU Externer Link
Streuobstwiese

Neu angelegte Streuobstwiese. Foto: S. Heinz

Person in einer Baumkrone

Streuobstpflege (KULAP I82). Foto: E. Schweiger

Hecke mit kahlen Zweigen

Heckenpflege beugt dem Verkahlen von Hecken vor. Foto: E. Schweiger

Maßnahmen, von denen der Gartenrotschwanz profitiert

KULAP

Ökoregelungen

Nicht förderfähige Maßnahmen

  • Künstliche Nisthilfen
  • Alternative Methoden der Heckenbegründung