Vielfalt durch Bienen – Hofporträt Sedlmair

Die Demeter-Imkerei Allgäubiene von Christian Sedlmair liegt zwischen Schongau und Marktoberdorf. Seine 70 Bienenvölker stehen in Kleingruppen verteilt auf Flächen verschiedener Demeter-Höfe und an Naturschutzflächen im Allgäu, sowohl in milderen Lagen als auch auf Gebirgsstandorten in einer Höhe von 1.000 m.
Mann und zwei Kinder an einem Bienenstock mit Waben
Dadurch fliegen die Bienen unterschiedliche Trachtquellen an und Christian Sedlmair kann so Honige wie Raps, Obstbaum- und Lindenblüte, Löwenzahn sowie Gebirgsblüte sortenrein schleudern. Eine Wanderung mit den Völkern vermeidet der Imker bewusst, um seine Bienen möglichst wenig zu stressen. Im Vordergrund der wesensgemäßen Imkerei steht das Bienenvolk als Einheit, der "Bien". Diese Betriebsweise zeichnet sich durch einen ungeteilten Brutraum mit Naturwabenbau und die Vermehrung durch den Schwarmprozess aus. So dürfen viele Völker frei schwärmen, Christian Sedlmair fängt sie von umliegenden Bäumen oder Zäunen dann wieder ein.

Interview mit Bioimker Christian Sedlmair

"Mein Motto ist: Zuerst kommt die Biene, dann kommt der Imker."

Transkript des Interviews

Interview zum Thema Ökologische Imkerei

Ich heiße Christian Sedlmair, komme aus Bindigen im Ostallgäu und betreibe eine Erwerbsimkerei mit ca. 70 Bienenvölkern und die Imkerei ist nach Demeter-Richtlinien zertifiziert.
Herr Sedlmair, woher kommt Ihre Leidenschaft für Bienen?
Bienen haben mich eigentlich schon von Kindheitsbeinen an fasziniert, einfach dass es ein Volk aus vielen Teilen ist und so super organisiert ist, wie sie miteinander kommunizieren, dieser Schwänzeltanz zum Beispiel für die Futtersuche. Es fasziniert mich einfach, wie schnell sie sich auf unterschiedliche Lebensbedingungen oder Veränderungen einstellen können.
Was ist für Sie das Besondere an der Arbeit mit den Bienen?
Dass man nichts richtig planen kann. Das ist sowohl vom Wetter abhängig, als auch, wie weit die Natur ist, aber auch vom Bienenvolk selber. Von Tag zu Tag kann sich das ändern und auch von Jahr zu Jahr, und das ist eigentlich das Schöne an dem Ganzen.
Aus Ihrer Sicht, warum sind die Bienen so wichtig für die Biodiversität?
Erstens mal wegen ihrer Bestäubungsleistung, da aber jetzt nicht bloß für die Kulturpflanzen, sondern was man immer außer Acht lässt, ist dass sie den Fortbestand der Wildpflanzen sichern durch die Bestäubung.
Welche Chancen sehen Sie für Landwirte, die neu mit der Imkerei anfangen wollen?
Also der Vorteil von der Bienenhaltung ist, dass man auch mit relativ wenig Zeitaufwand Bienen halten kann und die nicht jeden Tag, sowie die Kuh pünktlich gemolken werden müssen. Das zweite ist einfach, dass die Landwirte den Blick von der Seite der Bienen auf die Landschaft und Landwirtschaft richten können. Und das dritte ist, für die Landwirte ist das natürlich eine Imagesteigerung. Bienen und Landwirtschaft - früher war es zusammen, also auf jedem Hof gab es eigentlich ein Bienenhaus und heutzutage muss man die imkernden Landwirte suchen.
Setzen Sie selbst noch spezielle Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität um?
Ja, erstens mal im eigenen Garten, wir haben versucht, den möglichst insektenfreundlich mit einheimischen Pflanzen anzulegen. Dann habe ich auch ein Blühprojekt im Landkreis initiiert. Dann bin ich viel unterwegs mit Vorträgen über Hummeln und Wildbienen. Ich geh auch in Kindergärten, um denen erstens mal die Angst vor den Bienen zu nehmen, und dann auch um zu erklären, wie wichtig die Biene eigentlich für uns und aber auch fürs ganze Ökosystem ist.
Was ist das Besondere an der Bio-Imkerei?
Dass man versucht, eine möglichst bienengerechte Haltungsweise zu finden. Das zweite, dass man eben auf chemisch-synthetische Behandlungsmittel verzichtet und rückstandsfreie Bienenprodukte produzieren kann. Und bei demeter kommt halt noch hinzu, dass das Bienenvolk einfach als Ganzes gesehen wird. Also da werden nicht wie im Baukasten, vom einen Bienenvolk Bienen oder Waben ins andere gegeben. Und das ist auch das, was mir auch zusagt, möglichst nah mit den Bienen arbeiten. Mein Slogan ist eigentlich der: Zuerst kommt die Biene, dann kommt der Imker.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Bio-Imkerei?
Zuerst einmal dass das Interesse und die Wertschätzung an den Bienen aber auch an den Bienenerzeugnissen weiter zunimmt. Der Hauptpunkt ist: sowohl die Politik, als auch die Landwirte, aber auch die Bevölkerung, dass die einfach ein insektenfreundlicheres Handeln und Tun an den Tag legen. Dass da was Richtung Trachtverbesserung, aber auch Richtung Biotopvernetzung getan wird.

Bienenwaben voller Bienen

Naturwabenbau entspricht dem natürlichen Verhalten des Bienenvolks.

Vielfalt durch Bienen im ökologischen Landbau

Von den rund 560 in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten sind gut 40 Prozent gefährdet. Das Vorkommen und die Artenvielfalt von Wildbienen stehen in enger Beziehung zur Pflanzenartenvielfalt und zur Vielfalt der Strukturen in der Kulturlandschaft..
Bienen sind für die funktionale Biodiversität unserer Landschaften von unschätzbarem Wert. Ein Großteil der landwirtschaftlichen Erträge hängt von der Bestäubung durch Wild- und Honigbienen ab. Sie sichern den Ertrag von Obst, Gemüse und vielen Ackerfrüchten, insbesondere von Ölfrüchten und Leguminosen.
Nur Honigbienen überwintern als ganzes Volk – bei Hummeln und weiteren Wildbienen überwintert nur die Jungkönigin
Ökologisch bewirtschaftete Äcker bieten aufgrund des Verzichts auf chemischsynthetische
Insektizide für Wildbienen gute Lebensbedingungen. Da der
Ökolandbau keine Herbizide einsetzt, entwickelt sich hier eine vielfältige Acker-
Begleitflora, die Wild- und Honigbienen vielfältige Nahrung bietet.

BioRegio Betriebsnetz Bayern

Der vorgestellte Betrieb engagiert sich im BioRegio Betriebsnetz Bayern. Dabei handelt es sich um einen bayernweiten Verbund aus 100 langjährig ökologisch wirtschaftenden und vorbildlich geführten Betrieben, die einen vertieften Einblick in die Ökolandbaupraxis ermöglichen. Die Betriebe sind regionstypisch und dennoch vielfältig aufgestellt. Zudem fördert das Betriebsnetz den Wissenstransfer zwischen Landwirten.

BioRegio Betriebsnetz

Weitere Informationen zur Biodiversität in der Landwirtschaft