4. Bio-Streuobsttagung "Streuobstkirschen und Quitten" 2015
Das Wissen um die alten Kirschensorten, die sich gut für die Verarbeitung oder auch in der Brennerei nutzen lassen, geht immer mehr verloren. Auch bei den Quitten gibt es in Bayern nur noch wenige Personen, die sich intensiver mit den Sorten und den Anbaueigenschaften beschäftigen, obwohl die Quitte zu den schönsten und gesündesten Obstarten, die bei uns gedeihen, gehören und einen einzigartiges Aroma haben, das sich vielfältig verwenden lässt.
Alte Streuobstkirschsorten für die Verarbeitung
Christoph Vogel von der Kirschenversuchsanlage in Hiltpoltstein stellte in seinem Vortrag die Vielfalt der alten Kirschensorten vor und zeigte auch welch schöne landschaftsprägenden Kirschbäume es noch in seiner Heimat gibt. Obwohl sich die alten Sorten vielfach durch einen hervorragenden Geschmack und robuste Bäume auszeichnen, verschwinden diese Sorten immer mehr in der Landschaft, da diese durch moderne und intensive Anbaumethoden und dafür geeignete Sorten und Unterlagen verdrängt werden. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig auch langfristig etwas für den Sortenerhalt zu tun und das genetische Potential dieser Sorten zu erhalten.
Nach der Kirschfruchtfliege bedroht die Kirschessigfliege den Kirschanbau in Bayern
Bedroht sind unsere alten Kirschenbestände aber nicht nur durch die fortschreitende Intensivierung, sondern auch durch eine Vielzahl neuer Schädlinge, die sich verstärkt durch den Klimawandel bei uns breit machen. So hat sich neben der Kirschfruchtfliege, die es schon lange gibt, nun auch die Kirschessigfliege aus Asien bei uns breit gemacht und bedroht so den Anbau und die Verwertung der Kirschen, aber auch anderer Obstarten in Bayern. Karlheinz Geipel, Mitarbeiter der LfL, zeigt in seinem Referat deutlich die Unterschiede der beiden Fliegenarten auf und führte den Besuchern anschaulich vor, wie stark sich die Kirschessigfliege in den letzten beiden Jahren bei uns ausgebreitet hat. Wie seine Versuche zeigen, ist es bisher nur begrenzt möglich die Kirschessigfliege einzudämmen, insbesondere wenn nur biologische und mechanische Abwehrsysteme zur Verfügung stehen.
Ökologischer Anbau von Quitten
Nach der Mittagspause stand die Quitte im Mittelpunkt der Vorträge. Marius Wittur aus Untereisenheim, der erst kürzlich auf der Biofachmesse in Nürnberg für seinen Quittensecco ausgezeichnet wurde, erklärte den Besuchern den Ökologischen Anbau von Quitten. Dabei betonte er, dass man das natürliche Wuchsverhalten der Quitte beim Anbau beachten sollte, um auch langfristig Erfolg zu haben. Im Anschluss konnten die Besucher eine Kostprobe seiner Quittenprodukte nehmen.
Robuste Quittensorten
Im darauffolgenden Referat stellte Hans Göding vom Lehr- und Beispielsbetrieb in Deutenkofen eine Vielzahl von robusten Quittensorten vor, die sich besonders für den Anbau eignen. Quitten gehören wie der Apfel und die Birne zu den Rosengewächsen und sind deshalb auch besonders anfällig für den Feuerbrand, der den ganzen Baum zum Absterben bringen kann. Eine geeignete Sortenwahl hält er deshalb für besonders wichtig.
Robuste Quittensorten 1,9 MB
Echt Brombachseer – Sortensicherung durch Marketing
Den Abschluss der Tagung bildeten zwei Praxisbeispiele, wie man die Vermarktung von Produkten aus Streuobst verbessern kann. So konnte Dieter Popp aus Haundorf deutlich machen, wie man durch geeignetes Marketing und hochwertige Produkte auch eine Sortensicherung alter Sorten und Bäume erreichen kann. Durch die neue Marke "Echt Brombachseer" konnten bisher über 20 Tonnen der alten Kirschensorten vermarktet werden. Dies gelang durch die Schaffung neuer Produkte aus den alten Kirschensorten, die dann mit einem umfangreichen Werbepaket vertrieben wurden. Dazu gehörten Flyer, Fahnen, Hinweisschilder zur Ernte und Kirsch-Hoffeste.
Echt Brombachseer – Sortensicherung durch Marketing 1,4 MB
Der Lallinger Weg zur Biozertifizierung
Maria Gruber aus Lalling forderte die Besucher auf, sich ihrem Beispiel anzuschließen und durch die Biozertifizierung von Streuobst eine höhere Wertschöpfung ihrer Streuobstprodukte zu erreichen. Wie sie schilderte, konnte durch die Neugründung der "Interessengemeinschaft Streuobst Lallinger Winkel" eine Vielzahl von Streuobstanbauern überzeugt werden, ihre Anbauflächen biozertifizieren zu lassen. In vielen Fällen ist damit keine Umstellung der Anbaumethode verbunden und somit entstehen auch keine Mehrkosten. Die Bio-Streuobstäpfel lassen sich aber zu einem wesentlich besseren Preis vermarkten.
Der Lallinger Weg zur Biozertifizierung 1,0 MB
Mehr zum Thema
Die LfL unterstützt die Streuobstaktivitäten in Bayern vor allem über die Aktion Streuobst und Informationen rund ums Streuobst. Dazu zählen auch die Streuobst-Schulwochen sowie ein Informationsportal zu Streuobst mit Fachinformationen und Veröffentlichungen, Tagungen, Initiativen und Projekten - aus Bayern und darüber hinaus.
Mehr