Der Eiweißlieferant
Sojabohne - Verwertung
Für die Verfütterung an Monogaster ist eine Hitzebehandlung des Erntegutes zur Inaktivierung der Thrypsinhibitoren notwendig. Für die Verwendung in der menschlichen Ernährung sind nur spezielle Sorten geeignet.
Aufbereitung
Sojabohnen können thermisch, hydrothermisch oder druckthermisch aufbereitet werden. Das Produkt der Thermischen Aufbereitung ist die getoastete Vollfettbohne. Von dieser Anlagenart steht eine in Ober- und eine in Niederbayern.
Eine Hydrothermische Aufbereitungsanlage befindet sich in Schwaben. Sie produziert geflockte Vollfettbohnen oder teilentölten Sojakuchen.
Ebenfalls in Schwaben gibt es eine Druckthermische Aufbereitung, die geschrotete Vollfettbohnen oder teilentölten Sojakuchen herstellen kann. Ein Problem ist die dezentrale Lage der Aufbereitungsanlagen in Bayern, welche das Interesse am Anbau dämpfen. Deshalb wurde erst kürzlich eine weitere Thermische Aufbereitungsanlage in Betrieb genommen. Sie steht im östlichen Unterfranken. Die vier älteren Aufbereitungsanlagen sind nur zu knapp 50 % ausgelastet.
Futterwert
Futtermittelrationen mit Sojaprodukten sind in allen Bereichen der heimischen Tierfütterung sehr gut etabliert und werden immer weiter verfeinert, um eine möglichst effiziente Fütterung zu realisieren. Der Vorteil der aufbereiteten Soja-Futtermittelkomponenten liegt nicht nur in der hohen Eiweißkonzentration, sondern auch in der Zusammensetzung der essentiellen Aminosäuren, welche speziell in der Monogastrierfütterung notwendig sind.
Die rohe Sojabohne ist in der Fütterung heimischer Nutztiere nur sehr beschränkt einsetzbar. Lediglich in der Rinderhaltung, ab einem Lebendgewicht von ca. 200 kg sind die Wiederkäuer in der Lage, das Eiweiß der Sojabohne aufzuschließen. Der erhöhte Fettgehalt sowie der geringere Eiweißanteil gegenüber von Sojaextraktionsschrot muss beachtet werden. Deshalb empfiehlt sich ein Rationsanteil von maximal 1 kg rohe Sojabohnen.
In der Schweinefütterung und Geflügelfütterung haben vor allem die Trypsininhibitoren in der rohen Bohne eine antinutritive Wirkung und senken die Verdaulichkeit des Proteins.
Wertgebende Inhaltsstoffe der SojafuttermittelProdukt | Trockenmasse (TM) | Rohprotein | Rohfett | Rohfaser | Stärke und Zucker |
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| | Gehalt in g/kg bei 88% TM | Gehalt in g/kg bei 88% TM | Gehalt in g/kg bei 88% TM | Gehalt in g/kg bei 88% TM |
Sojabohnen getoastet | 935 | 350 | 180 | 55 | 121 |
Sojaextraktions-schrot 42 % | 880 | 420 | 15 | 80 | 153 |
Sojaextraktions-schrot 48 % | 880 | 480 | 12 | 35 | 162 |
Sojakuchen | 890 | 397 | 81 | 57 | 105 |
Erst die thermische, druckthermische oder hydrothermische Behandlung (siehe Aufbereitung) und die Entölung bringen die Qualität als Eiweißfuttermittel für Wiederkäuer und vor allem für Monogastrier voll zur Geltung. Zur Entölung werden die Bohnen gepresst, was aber noch einen zu hohen Ölgehalt im Presskuchen hinterlässt. Aufgrund des hohen Anteils an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, werden unerwünschte Qualitäten speziell in der Schweinefleischproduktion hervorgerufen.
Der Schweinespeck weißt einen höheren Fettverderb auf, die Haltbarkeit und Schnittfestigkeit von Dauerwaren ist gemindert. Erst ein aufwändiges Extraktionsverfahren mit Hexan verringert den Ölgehalt auf unter 3 %. Hexane sind allesamt gesundheitsschädlich, leicht entzündlich und umweltgefährlich.
Die aufwendige Veredelung sollte den Landwirt dazu bewegen, schon vor dem Anbau die Vermarktung festzulegen und sich am besten für den Vertragsanbau entscheiden.
Im Ökologischen Landbau sind bisher max. 5 % konventionelle Eiweißfuttermittel erlaubt. Seit dem 01.01.2015 gibt es neue Fütterungsvorgaben. Nach der EU-Öko-Verordnung muss dann zu 100 % ökologisches Futter verwendet werden.
Genauere Hinweise zur konventionellen und ökologischen Fütterung
Informationen zum Sojaeinsatz in der Rinderfütterung:
Informationen zum Sojaeinsatz in der Schweinefütterung:
Weitere Fütterungsinformationen:
Vermarktung
In Bayern und Baden-Württemberg werden von Handel und Genossenschaften Anbauverträge für Futtersoja angeboten. Ein geringer Anteil wird auch im Lebensmittelbereich verarbeitet. Öko-Soja wird in der Tofu-Herstellung und für die Verfütterung, von verschiedenen Lebensmittelfirmen und den Marktgesellschaften der Ökoverbände gesucht.
In Bayern gibt es einen Markt für konventionelle und ökologische Ware aus regionalem Anbau („Unser Land“). Wegen der spezifischen Anforderungen wird der Abschluss von Anbau- und Lieferverträgen empfohlen.
Netzwerk UNSER LAND - Futtermittel
Lebensmittelproduktion
In der Lebensmittelproduktion wird bei den Sojabohnen auf bestimmte Kriterien Wert gelegt. Deshalb ist der Sojabohnenanbau meist vertraglich geregelt. Hersteller bevorzugen bestimmte Soja-Sorten die gut schmecken. In der Tofuherstellung wird auf eine bestimmte Struktur geachtet, um eine möglichst hohe Ausbeute zu erzielen. Die Verarbeitung zu Tofu findet vor allem im Bio-Bereich statt.
Weitere Sojaprodukte sind z. B. Sojadrinks oder Sojaöl. Sojagetränke sind für Menschen, die eine Milch-Laktose-Intoleranz haben, verträglich. Sojaöl ist cholesterinfrei, hat einen sehr hohen Anteil mehrfach ungesättigter Fettsäuren (50 % Linolsäure, 5 – 12 % Linolensäure) und ist somit eines der wertvollsten Speiseöle.
Um einwandfreie Lebensmittel aus Soja herstellen zu können, müssen bestimmte Vorgaben der Lebensmittelindustrie bezüglich Einlagerung, Trocknung und Sauberkeit der Sojabohnen exakt eingehalten werden.
Weitere Informationen zur Verarbeitung von Sojabohnen und zu Lebensmittel:
Literatur
IMGRABEN, H. und Recknagel, J. (2013): Anbauanleitung für Sojabohnen 2013. Regierungspräsidium Freiburg
IMGRABEN, H. und Recknagel, J. (2012): Soja Praxistipps, so klappt der Ökosojabohnenanbau (Version 2012). Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) Deutschland e. V.
HAHN, V. und Miedaner, T. (2013): Sojaanbau in der EU - Lohnender Anbau ohne GVO-. Agrar Praxis Kompakt, DLG-Verlag GmbH, Frankfurt am Main.
THURNER, S. (2013): Vergleich der Verfahrenstechnik zur Sojaaufbereitung; Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Landtechnik und Tierhaltung.