Tierwohl
Haltung von Schweinen

Häufige Fragen

Einige Fragen zu der Thematik "Haltung von Schweinen" tauchen immer wieder auf. Die LfL hat die Antworten zusammen gestellt.

Warum werden Ferkeln die Schwänze gekürzt?

Ferkel beißt anderes Ferkel in Schwanz
Durch das Kürzen der Schwänze ("Kupieren") wird das Auftreten einer Verhaltensstörung, das sogenannte "Schwanzbeißen", verhindert. Diese würden unkupierte Schweine bei der üblichen Stallhaltung mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zeigen und dadurch ihren Buchtengefährten erhebliche Verletzungen und Schmerzen zufügen. Das teilweise Abschneiden der Schwänze bereits wenige Tage nach der Geburt gilt im Vergleich dazu als weniger schmerzhaft.
Ursachen des Schwanzbeißens
Im Einzelfall lassen sich die Gründe bzw. der auslösende Faktor so gut wie nie sicher bestimmen. Tritt Schwanzbeißen auf, so wird das häufig als Anzeichen einer Überforderung der Tiere verstanden. Die Tiere sind "gestresst". Zu dieser Überforderung tragen vermutlich viele Faktoren bei, beispielsweise Erkrankungen, sozialer Stress in der Schweinegruppe, ein Mangel an attraktiven Beschäftigungsmöglichkeiten, eine schlechte Futterqualität. Wir forschen intensiv daran, die Gründe für das Auftreten von Schwanzbeißen besser zu verstehen.
Vorbeugung und Gegenmaßnahmen
Wenn die Tiere beißen, müssen sie mit geeigneten Maßnahmen davon abgelenkt werden. Das ist etwa durch die Gabe von Stroh oder Heu möglich. Auch Papiersäcke oder Äste eignen sich. Zumeist kann durch diese Ablenkung das Schwanzbeißen völlig gestoppt werden. Gelegentlich befinden sich aber einzelne "hartnäckige" Beißer in den Buchten, die dann noch ausgestellt werden müssen.
Die Gabe von Heu und Stroh kann das Risiko für Schwanzbeißen auch vorbeugend verringern. Jedoch, wie aktuelle Studien zeigen, noch nicht in einem ausreichendem Maß. Deshalb wird gerade zur Frage der Vorbeugung sehr intensiv geforscht, auch an der LfL.
Rechtliche Grundlagen
Nach dem Tierschutzgesetz sollte das Kupieren von Schwänzen eigentlich die Ausnahme darstellen. Das Gesetz erlaubt das Kürzen der Schwänze nur dann, wenn zu erwarten ist, dass Schwanzbeißen auftritt, wovon derzeit für die allermeisten Betriebe auszugehen ist. Aus der gesetzlichen Regelung ergibt sich ein klarer Auftrag, durch geeignete Maßnahmen danach zu streben, dass das Kupieren langfristig überflüssig wird.
Situation im Ökologischen Landbau
Auch in der ökologischen Schweinehaltung tritt Schwanzbeißen auf, denn die Schwänze der Ferkel werden nicht vorbeugend gekürzt. Wahrscheinlich ist es aber seltener als es in den sogenannten konventionellen Ställen wäre. Hierfür dürften einige positive Umstände der Haltungsumwelt eine Rolle spielen, wie das Angebot von Stroh in Form von Einstreu und möglicherweise die abwechslungsreicher gestalteten Buchten in Verbindung mit einem Auslauf.

Warum gibt´s in Schweineställen Spaltenböden statt Stroh?

Spaltenböden bzw. Rostböden in Schweineställen
Spaltenböden sind praktisch und hygienisch
Spaltenböden bzw. Rostböden haben seit den 1970er Jahren zunehmend Verbreitung in Schweineställen gefunden. Sie bestehen aus Beton, Kunststoff, Gusseisen oder Stahl. Ihr großer Vorteil liegt in ihrer Sauberkeit. Der Harn der Tiere läuft durch die Schlitze im Boden ab, der Kot wird durch die sich bewegenden Tiere "ganz von selbst" durch die Schlitze getreten. Für den Landwirt entsteht kein Reinigungsaufwand. Auf diese Weise kommen die Schweine kaum in Kontakt mit ihren Ausscheidungen, was die Gefahr einer Infektion etwa mit Magen-Darm-Parasiten oder Keimen verringert.
Verschiedene Böden je nach Alter der Tiere
Spaltenböden aus Beton werden bei Mastschweinen und erwachsenen Sauen eingesetzt. Sie sind stabil und trittsicher. Zudem ist Beton ein berührungskühles Material, da er die Körperwärme der Tiere gut ableitet, was den größeren Schweinen entgegen kommt. Ferkel dagegen haben es gerne wärmer. Deswegen werden hier meistens die "warmen" Kunststoffroste eingesetzt. Häufig werden zusätzlich in einem Teilbereich der Buchten beheizbare Liegeplätze ohne Schlitze eingebaut.

Wenn die Größe der Tiere und die Spaltenbreite nicht zusammenpassen, können sich Tiere durch Abrutschen in die Spalten verletzen. Deshalb ist die maximal zulässige Weite der Schlitze gesetzlich geregelt. Sie beträgt 11 mm für Saugferkel, 14 mm für größere Ferkel, 18 mm für Mastschweine und 20 mm für Sauen. Bei Betonspaltenböden müssen die Balken, auf denen die Tiere stehen für Ferkel mindestens 5 cm und für Mastschweine und Sauen mindestens 8 cm breit sein. Die sogenannte "Auftrittsbreite" von Kunststoff-, Gusseisen- und Stahlrosten muss mindestens der Schlitzweite entsprechen.
Nachteile von Spaltenböden
Der wesentliche Nachteil der Spalten- und Rostböden ist, dass sie den Einsatz von Stroh und vergleichbaren Einstreumateralien unmöglich machen, da diese ebenfalls durch die Schlitze fallen und den Abfluss des in Kanälen lagernden Kot-Harn-Gemisches, der Gülle, stören würden. Damit kann ein für die Schweine hoch attraktives Beschäftigungsmaterial nicht eingesetzt werden, was das Risiko für das Auftreten einer als "Schwanzbeißen" bezeichneten Verhaltensstörung erhöht.
Darüber hinaus gehen von den Schlitzen und der Härte der Betonböden gewisse Gefahren für Verletzungen an Klauen und Gelenken aus.
Vor- und Nachteile von Einstreu
Die Vor- und Nachteile von eingestreuten Böden entsprechen im Wesentlichen den Nach- und Vorteilen der Spaltenböden. Sie bieten weiche Liegeflächen und verursachen weniger Verletzungen. Einstreu dient zugleich als Beschäftigungsmaterial. Ihre optimale Pflege, die für den Erhalt trockener Liegeflächen notwendig ist, verursacht deutlich mehr Arbeit als einstreulose Systeme und damit höhere Produktionskosten. Bei nicht optimaler Pflege vernässt die Einstreu, was den Liegekomfort beeinträchtigt und eine Infektion der Tiere mit Keimen und Parasiten aus den Exkrementen begünstigt.
Verbreitung der verschiedenen Systeme
Der genaue Verbreitungsgrad der verschiedenen Bodensysteme in allen Schweinehaltungen ist nicht bekannt. Bezogen auf die Betriebe, welche in Bayern in einem Beratungsring (Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung - LKV, 2014) organisiert sind, werden 91 Prozent der Mastschweine ausschließlich auf Spaltenboden ("Vollspaltenboden") gehalten, 3 Prozent der Mastschweine auf einem sogenannten Teilspaltenboden, bei dem neben Spaltenboden auch Bereiche mit geschlossenem Betonboden vorhanden sind, und nur etwa 2 bis 3 Prozent der Mastschweine in eingestreuten Systemen.