Tierwohl
Erbfehler in der Rinderzucht
Häufige Fragen
Einige Fragen zur Thematik "Erbfehler in der Rinderzucht" tauchen immer wieder auf. Die LfL hat die Antworten zusammen gestellt.
Missbildungen und Erbfehler kommen in der Tierzucht schon immer vor. Unter Missbildungen versteht man alle angeborenen krankhaften Abweichungen von der Norm. Sie können entweder erblich oder umweltbedingt sein. Genetisch bedingte Missbildungen, die das physische und/oder psychische Wohlbefinden von Tieren oder deren wirtschaftliche Nutzung in erheblicher Weise ungünstig beeinflussen, bezeichnet man als Erbfehler. Umweltbedingte Missbildungen können zum Beispiel durch Strahlung, Chemikalien, Medikamente oder Virusinfektionen hervorgerufen werden.
Nein. Erbfehler entstehen durch zufällige Veränderungen der Erbsubstanz bei der Bildung von Samen- und Eizellen. Sie lassen sich bei keinem Lebewesen vermeiden. Man schätzt, dass jeder Mensch Träger von bis zu 30 Erbfehlergenen ist. Erbfehler sind somit unvermeidbar.
Wie häufig Erbfehler in der Nachkommenschaft eines Tieres (oder eines Menschen) auftreten, hängt ganz maßgeblich von der Zahl seiner Paarungspartner ab. In monogamen Beziehungen ist das Risiko erheblich geringer, als bei zahlreichen Paarungspartnern. Aus diesem Grund findet man Erbfehler auch sehr häufig bei Nachkommen von Bullen, die sehr stark (20 000 Besamungen pro Jahr) in der künstlichen Besamung eingesetzt werden. Die Erkennung eröffnet dann aber auch die Chance zur aktiven Bekämpfung der Erbfehler.
Schon seit vielen Jahrhunderten beruht die Zucht landwirtschaftlicher Nutztiere auf dem Selektionsprinzip. Eine züchterische Entwicklung ist nicht denkbar, ohne dass die Verwandtschaft der Tiere untereinander steigt. Hierdurch erhöht sich theoretisch das Risiko von Erbfehlern, diese treten aber insgesamt nur sehr selten auf.
Moderne Zuchtprogramme nutzen die künstliche Besamung, was bei sehr stark eingesetzten Bullen dazu führen kann, dass sich bislang unbekannte Erbfehler schnell in der Population verbreiten. Allerdings nutzen moderne Zuchtprogramme auch genomische Informationen. Damit kann man bei neuen Missbildungen sehr schnell feststellen, ob ein genetischer Hintergrund vorliegt. Mit den genomischen Informationen kann man auch sehr schnell Testverfahren entwickeln, die verhindern, dass neue Erbfehlerträger in der künstlichen Besamung verwendet werden.
Als Erbfehler bekannte Missbildungen werden schon immer intensiv bekämpft. Die Kennzeichnung von bekannten Erbfehlern in allen wichtigen Informationen über Zuchttiere ist vom Gesetzgeber verpflichtend vorgeschrieben. Mit Hilfe von Gentests kann man diejenigen Nachkommen von Bullen erkennen, die frei von Erbfehlern sind. Nur diese werden in die künstliche Besamung aufgenommen. Eine zu schnelle Bekämpfung (beispielsweise indem man auch die weiblichen Träger merzen würde) würde aber zu einer zu starken genetischen Verarmung führen.