Forschungs- und Innovationsprojekt
Leistungen des ökologischen Landbaus für die Gesellschaft
Entwicklung eines leistungsdifferenzierten Honorierungssystems für den Schutz der Umwelt – Beitrag des ökologischen Landbaus zu gesellschaftlichen Zielen
Der ökologische Landbau erbringt zahlreiche Mehrleistungen für Umwelt und Gesellschaft. Doch werden diese entsprechend vergütet? Eine Meta-Analyse der Bewirtschaftungsfaktoren liefert die naturwissenschaftliche Grundlage für ein neues Honorierungskonzept, das die Leistungen des Ökolandbaus konkret abbildet und zugleich Anreize für eine Weiterentwicklung zu noch mehr Umweltleistungen innerhalb des ökologischen Landbaus setzt.
Hintergrund
Im Vorgängerprojekt "Die Leistungen des Ökolandbaus für Umwelt und Gesellschaft" eruierte das Thünen-Institut zusammen mit der LfL und weiteren Forschungspartnern, dass der Ökolandbau zahlreiche gesellschaftliche Leistungen für den Umwelt- und Ressourcenschutz erbringt.
Umweltleistungen des ökologischen Landbaus quantifiziert
Diese Leistungen werden derzeit durch höhere Preise für ökologische Erzeugnisse honoriert, die von einer Minderheit der Bürger bezahlt werden. Die restlichen Kosten werden bisher durch die flächenbezogene Förderung ausgeglichen. Begründet wird die Förderung bisher allgemein mit Verweis auf die Umweltleistungen des ökologischen Landbaus, ohne diese jedoch weiter zu konkretisieren. Da bei der Prämiengestaltung keine weitere, leistungsbezogene Differenzierung vorgenommen wird, bietet das gegenwärtige Honorierungssystem keine Anreize, Bewirtschaftungspraktiken umzusetzen, die über die gesetzlichen Öko‐Mindestanforderungen (EU-Öko-Verordnung) hinausgehen.
Ziel
Vor diesem Hintergrund ist das Gesamtziel des Vorhabens, ein umsetzbares Konzept zur differenzierten und kohärenten Honorierung von Umweltleistungen des ökologischen Landbaus zu entwickeln. Ziel des Honorierungskonzeptes ist es, die Höhe der Prämien stärker an den Umfang der erbrachten Leistung auszurichten. Hierfür ist es notwendig, besser zu verstehen, welche Faktoren in welchem Umfang die Erbringung von Umweltleistungen beeinflussen. Dabei sollen auch mögliche Synergie- und Antagonieeffekte ökologischer Bewirtschaftungspraktiken im Hinblick auf den Schutz der Umweltgüter Boden, Wasser, Klima, Luft und Biodiversität untersucht werden. Die Zusammenhänge gilt es später im Honorierungssystem durch geeignete Indikatoren und eine geeignete Metrik abzubilden.
Ziel des Teilprojekts der LfL
Ziel des Teilprojekts der LfL ist es, konkrete Bewirtschaftungsmaßnahmen wie
- Bodenbearbeitung,
- Fruchtfolge,
- Bodenbedeckung,
- Düngerart
in ihrer Wirkung im Hinblick auf den Bodenschutz als Kausalketten darzustellen. Die Indikatoren und Parameter zum Bodenschutz werden entlang dieser Kausalketten vom funktionalen Zusammenhang bis hin zu Parametern, die von Praktikern im Feld messbar sind, entwickelt. Dadurch wird eine Grundlage geschaffen, um ein praxistaugliches Honorierungssystem sicher in wissenschaftlichen Wirkungszusammenhängen verankern zu können.
Methode
Biometrische Meta‐Analyse
Konkret ist vorgesehen, mit Hilfe einer biometrischen Meta‐Analyse die Bedeutung einzelner produktionstechnischer Einflussfaktoren bzw. Managementfaktoren – sowie ergänzend relevanter Standort- und Untersuchungsfaktoren – für die Erbringung der ausgewählten Umweltleistungen quantitativ zu untersuchen und dadurch eine naturwissenschaftlich abgesicherte Grundlage für das zu entwickelnde Honorierungssystem zu erarbeiten.
Zunächst werden anhand festgelegter Suchwörter und Qualitätskriterien relevante Studien identifiziert und ausgewählt. Relevante Daten und Informationen werden aus den ausgewählten Studien extrahiert und in eine Datenmatrix übertragen. Diese Daten werden dann mit einer Meta-Analyse ausgewertet. Soweit nach der biometrischen Analyse noch offene Fragen oder Informationslücken zu den identifizierten Einflussfaktoren, ihrer Ausprägung und Relevanz sowie zu möglichen Synergie- und Antagonieeffekten bestehen sollten, werden diese im Rahmen von Expertengesprächen geklärt.
Ergänzende Datenanalyse und Tests bodenphysikalischer Feldansprache-Tools
Zusätzlich verwendet die LfL Messdaten zur Infiltrationsrate und Aggregatstabilität von Feldexperimenten, Dauerversuchen und der Bodendauerbeobachtung in Deutschland, die v. a. in Berichten und „grauer“ Literatur vorliegen. Dabei werden schwerpunktmäßig umfangreiche eigene Daten reanalysiert und erstmals in Hinblick auf den Bodenschutz ausgewertet. Parallel werden auf Versuchsflächen entlang von Bodentextur-Klimagradienten bodenphysikalische Feldansprache-Tools getestet und ausgewertet. Ziel ist es, einen klaren statistischen Zusammenhang zwischen Strukturgüteklassen aus der visuellen Evaluierung der Bodenstruktur im Gelände und den wissenschaftlichen Zielgrößen Infiltrationsrate und Aggregatstabilität abzuleiten.
Wirkungszusammenhänge für das Honorierungssystem der Praxis ableiten
In Kooperation mit dem Thünen‐Institut für Agrarklimaschutz werden aus den Feldansprachen der Bodenzustandserhebung Landwirtschaft Strukturgüteklassen des Oberbodens abgeleitet. In beiden Datensätzen werden statistische Zusammenhänge mit konkreten Bewirtschaftungsmaßnahmen analysiert, um zu zeigen, wie stark die kausalen Wirkungszusammenhänge in der Praxis wirken. Gleichzeitig soll geprüft werden, wie gut die bodenphysikalische Feldansprache als praxistauglicher Indikator für ein messungsgestütztes Honorierungssystem geeignet ist. Über Wirkungsketten und multifaktorielle Auswertungen wird gezeigt, wie mit Indikatoren aus Bodenstruktur‐Apps und einfache Bewirtschaftungsdaten Bodenschutzleistungen nachgewiesen werden können, um diese für das Honorierungskonzept zu nutzen.
Ergebnisse
Die Veröffentlichung der Ergebnisse ist zum Ende der Projektlaufzeit angedacht.
Projektinformation
Projektleitung: Florian Ebertseder, Dr. Annette Freibauer, Dr. Klaus Wiesinger, LfL Institut für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz (IAB)
Projektbearbeiter: Karin Levin, LfL Institut für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz (IAB)
Laufzeit: 05/05/2020 – 31/05/2022
Finanzierung: Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BLE) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN)
Projektpartner: Thünen‐Institut für Betriebswirtschaft, Technische Universität München, Justus‐Liebig Universität Gießen, Universität Kassel, Leibniz‐Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, Forschungsinstitut für biologischen Landbau e.V., Bioland Beratung GmbH
Förderkennzeichen: 2819OE124