Umfassende Studie mit LfL-Beteiligung
Umweltleistungen des ökologischen Landbaus quantifiziert
Für eine differenzierte Bewertung der gesellschaftlichen Leistungen des ökologischen Landbaus verfasste das Thünen-Institut zusammen mit der LfL und weiteren renommierten Forschungseinrichtungen aus dem Bundesgebiet eine umfassende Studie. Um diese quantifizieren zu können, werteten die Wissenschaftler über 500 Veröffentlichungen aus Europa und anderen Regionen der gemäßigten Breite aus.
Sie nahmen dabei sieben Leistungsbereiche – Wasserschutz, Bodenfruchtbarkeit, biologische Vielfalt, Klimaschutz, Klimaanpassung, Ressourceneffizienz und Tierwohl – anhand von insgesamt 33 Vergleichsparameter zwischen ökologisch und konventionell wirtschaftenden Betrieben unter die Lupe.
Zoombild vorhanden
Veröffentlichung der Studie auf der IGW 2019 in Berlin (Foto: Thünen-Institut)
Die Studie wurde im Januar 2019 veröffentlicht, die Ergebnisse auf der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin, der BioFach in Nürnberg und der 15. Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau in Kassel vorgestellt.
Der ökologische Landbau gilt hinsichtlich der Nachhaltigkeit als vorbildliches Landnutzungssystem und wird u. a. deshalb mit öffentlichen Mitteln gefördert. Die Potenziale des ökologischen Landbaus zur Bewältigung der umwelt‐ und ressourcenpolitischen Herausforderungen unserer Zeit werden von den verschiedenen Akteuren in Politik und Wissenschaft unterschiedlich bewertet. Es war deshalb Ziel dieser Arbeit, die gesellschaftlichen Leistungen des ökologischen Landbaus in den oben genannten Leistungsbereichen auf der Grundlage einer umfassenden Analyse wissenschaftlicher Veröffentlichungen zu quantifizieren und zu bewerten.
Welche Zahlen charakterisieren das Projekt?
Untersuchung von 7 Leistungsbereichen anhand von insgesamt 33 Indikatoren
22 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen waren an dem Projekt beteiligt
30 Jahre Forschung zum ökologischen Landbau sind in das Projekt eingeflossen
Quantitative Auswertung von 528 Vergleichsstudien mit 2.816 Einzelvergleichen
Leistungsbereich Klimaanpassung – Teilprojekt der LfL
Das LfL-Institut für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz war mit dem Teilprojekt Klimaanpassung - hier speziell Erosionsschutz und Wasserrückhalt - Teil eines bundesweiten Wissenschaftler-Konsortiums. Die beteiligten LfL-Experten Dr. Annette Freibauer, Karin Levin, Robert Brandhuber und Dr. Klaus Wiesinger unterstrichen aufgrund ihrer Studienergebnisse, dass der ökologische Landbau zur Erosionsvermeidung und zum Hochwasserschutz einen wesentlichen Beitrag leistet.
Ergebnisse im Detail
Zoombild vorhanden
Klee- und Luzerne-Gras: wesentliche Parameter im Erosions- und Hochwasserschutz
Der Gehalt an organischem Kohlenstoff im Boden – vereinfacht gesagt der Humusgehalt – und die Aggregatstabilität waren im Ökolandbau im Mittel 26 % bzw. 15 % höher als in den konventionellen Vergleichspaaren. Diese höheren Werte bewirken im ökologischen Landbau einen geringeren Oberflächenabfluss und Bodenabtrag. Bei der Infiltration war der Unterschied sogar 137 %. Auch die höhere Infiltration wirkt dahingehend, den Bodenabtrag und den Oberflächenabfluss zu reduzieren. Die Werte für beide Parameter lagen im Mittel (Median) unter einer ökologischen Bewirtschaftung niedriger (‐22 % bzw. ‐26 %). Ursache dafür sind höhere Anteile an Klee‐ und Luzerne‐Gras in ökologischen Fruchtfolgen, vermehrter Zwischenfruchtanbau, Mischfruchtanbau und Untersaaten. Bei der Trockenraumdichte wurden keine nennenswerten Unterschiede festgestellt (‐4 %). Auf der Landschaftsebene spielen neben der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung weitere Faktoren wie Landschaftsstruktur und ‐form sowie Niederschlags‐ und Abflussregime eine wichtige Rolle.
Ausblick und Empfehlungen
- Aus der Studie wurden Empfehlungen für die Ausgestaltung der künftigen EU-Agrarumweltpolitik und Hinweise für eine weitere Optimierung des Ökologischen Landbaus im Hinblick auf seine Umwelt- und tierwohlleistungen abgeleitet.
- Hinsichtlich der Anpassung der landwirtschaftlichen Flächennutzung und der Agrarlandschaft an die Herausforderungen des Klimawandels kann ein weiterer zügiger Ausbau des Ökologischen Landbaus empfohlen werden.
- Da dies aber für künftig häufig auftretende Extremwetterereignisse nicht ausreichen wird, sind zudem Maßnahmen auf Landschaftsebene wie erosionsmindernde Landschaftsstrukturen oder begrünte Abflusswege notwendig.
Weitere Informationen
Mehr zum Thema
Die Forschung und Entwicklung zum ökologischen Landbau wird an der LfL seit ihrer Gründung im Jahr 2003 als Querschnittsaufgabe (Arbeitsschwerpunkt) organisiert. An den 9 Instituten der LfL wurden im Zeitraum 2008-2013 rund 50 Forschungsprojekte zum ökologischen Landbau in enger Zusammenarbeit mit ausgewählten Praxisbetrieben und der Ökolandbau-Beratung in Bayern bearbeitet.
Mehr
Boden, Wasser, Luft bedürfen als Lebensgrundlage für uns Menschen eines besonderen Schutzes. Dies geschieht durch Optimierung der Stoff- und Energieflüsse in einer umweltverträglichen Landwirtschaft. Eine intakte Kulturlandschaft dient der Landwirtschaft und der gesamten Bevölkerung. Die Klimaänderung erfordert neue Strategien für die Landwirtschaft und eine Verringerung der Emission klimaschädlicher Gase.
Mehr
Der Einsatz und die Ausstattung von Landmaschinen müssen bodenschonend sein, nur so lassen sich Verdichtungen vermeiden. Ist die Bodenstruktur in Ordnung, überstehen die Kulturpflanzen Trockenperioden besser. Nur wer die Erosionsgefährdung seiner Ackerflächen kennt, kann gezielt gegensteuern.
Mehr