Auswahl mütterlicher und umgänglicher Sauen für die Eigenremontierung

Bio-Muttersau liegt im Stroh mit FerkelZoombild vorhanden

Sauen mit guten Muttereigenschaften haben weniger Ferkelverluste

Freies Abferkeln erhöht das Tierwohl der Sauen. Sie können sich frei bewegen und haben ungestörten Kontakt zu den Ferkeln. Dadurch sind Ferkel aber auch in Gefahr, erdrückt zu werden. Zudem sind Tierhalter mit der Sau konfrontiert, wenn sie Geburtshilfe leisten oder die Ferkel untersuchen wollen. Der Erfolg der Ferkelerzeugung in freien Abferkelsystemen hängt maßgeblich von der Wahl der richtigen Sauen ab.

Welche Merkmale den Ausschlag geben, wie diese bewertet und wie die richtigen Sauen ausgewählt werden können, wurde im Projekt "Funktionale Merkmale ferkelführender Sauen – Ein Beitrag zur Züchtung und Eigenremontierung“ untersucht. Ziel war eine hohe Aufzuchtleistung und ein geringer Arbeitsaufwand. Mit dem von der LfL entwickelten Formular "Mütterlichkeitskarte" und einem kostenfreien Programm für die Berechnung des Mütterlichkeitsindex stehen Praxis und Beratung in der Öko-Sauenhaltung praktikable Lösungen zur Verfügung, um Sauen für die Eigenremontierung auswählen zu können.

Funktionale Merkmale und Verhalten

Für die innerbetriebliche Selektion mütterlicher und umgänglicher Sauen müssen neben klassischen Zuchtmerkmalen (Fruchtbarkeit) auch funktionale Merkmale (Verhaltens- und Wurfmerkmale) berücksichtigt werden. Das Verhalten der Sau ist für eine erfolgreiche Aufzucht der im freien Abferkeln von zentraler Bedeutung. Sauen, die weniger Ferkel erdrücken, allein abferkeln und kein oder nur leichtes Verteidigungsverhalten im Kontakt mit Menschen zeigen, eignen sich besonders gut für das freie Abferkeln. Daneben sind Ferkelverluste in homogenen und vitalen Würfen reduziert und es werden mehr Ferkel abgesetzt.

Die Erfassung der funktionalen Merkmale erfordert eine genaue Beobachtung der Tiere und eine sorgfältige Dokumentation. Zur Bewertung der Remontierungseignung einer Sau sollten folgende funktionale Merkmale einbezogen werden:

  • Geburtsverhalten
  • Gesundheit der Sau
  • Wurfqualität
  • Abliegeverhalten
  • Umgänglichkeit gegenüber Menschen
Darstellung des Formulars der Mütterlickkeitskarte mit Feldern zum Ankreuzen

Formular Mütterlichkeitskarte
Für die Erfassung der funktionalen Merkmale und der Leistungsdaten hat die LfL mit ihren Partnern das Formular "Mütterlichkeitskarte" entwickelt. Im "Schulungsskript Mütterlichkeitskarte“ wird die Bewertung der einzelnen Merkmale genau erklärt.

Mütterlichkeitsindex

Für die Einschätzung der Eignung von Sauen für die Eigenremontierung hat die LfL gemeinsam mit Landwirt*innen, Beratenden und Forschenden den Mütterlichkeitsindex entwickelt.

Der Mütterlichkeitsindex beinhaltet folgende Merkmale und Kriterien:

  • Leistung: aufgezogene Ferkel × Ferkelaufzuchtrate (FAR = aufgezogene Ferkel / (lebend geborene Ferkel +/– Versetzungen))
  • Geburtsverlauf: Geburtshilfe und Geburtsverhalten
  • Wurfqualität: Ferkelvitalität und Wurfhomogenität zur Geburt
  • Gesundheitsstatus der Sau: MMA, Fieber, Futteraufnahme
  • Abliegeverhalten: Vorabliegeverhalten und kontrolliertes Abliegen
  • Umgänglichkeit: Verteidigungsverhalten gegenüber Menschen
Der Mütterlichkeitsindex kann Werte zwischen 0 und 10 annehmen. Je höher der Wert, desto besser die Eignung der Sau für die Eigenremontierung. Für die Beurteilung der Eignung sollten die Daten von mindestens zwei Würfen berücksichtigt werden.
Die Auswertung der Mütterlichkeitskarten von zwei Würfen dieser Muttersau zeigt, dass sie sich gut zur Eigenremontierung eignet (Grafik: LfL und FiBL):

Grafik Muttersau, zwei Ferkelwürfen und zugehörige Formulare der Mütterlichkeitskarte

Programm für die Berechnung des Mütterlichkeitsindex
Das im Rahmen des Projektes entwickelte Programm "Mütterlichkeitsindex für Sauen" ermöglicht die Auswertung der mit der Mütterlichkeitskarte erfassten Daten und die Berechnung des Mütterlichkeitsindexes. Der Download des Programms ist kostenfrei. Das "Schulungsskript Mütterlichkeitsindex für Sauen“ erklärt die Anwendung des Programms.

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