Innovations- und Forschungsprojekt
Monitoring der Wiederansiedlung von gefährdeten Ackerwildkräutern auf Flächen von Biobetrieben

Lila blühende Blume in einem Getreidefeld

Acker-Wachtelweizen

Die LfL prüft in diesem Tastversuch, wie seltene und typische Ackerwildkräuter auf ökologisch bewirtschaftete Flächen übertragen und auf diesen etabliert werden können sowie wie diese sich vor Ort ausbreiten. Es fand ausschließlich autochthones Saatgut des gleichen Naturraums Verwendung.

Hintergrund

Der ökologische Landbau erbringt heute bereits viele Leistungen für den Naturschutz, hat hier aber auch noch weitere Entwicklungsmöglichkeiten. Eine davon stellt seine grundsätzlich hohe Eignung für die Erhaltung seltener und gefährdeter Ackerwildkräuter dar. Konzepte zu deren Etablierung auf Öko-Betrieben können auch einen wertvollen Beitrag zur positiven Imagebildung des ökologischen Landbaus leisten. Besonders geeignet für ein solches Vorhaben erscheinen diejenigen Gebiete, wo diese heute seltenen und gefährdeten Arten historisch bereits vorhanden waren und mittlerweile verschwunden sind. Heute seltene und gefährdete Ackerwildpflanzen waren noch vor wenigen Jahrzehnten kennzeichnend für die Vegetation der Ackerlandschaften in Bayern. Durch die Intensivierung der Landnutzung sind ihre Bestände stark zurückgegangen und die oft nur noch kleinen Restvorkommen sind akut in ihrer Existenz bedroht. Vielerorts ist das typische Artenspektrum nur noch auf ökologisch bewirtschafteten Flächen zu finden. Die Ackerwildpflanzen und die mit ihnen assoziierte Tierwelt sind deshalb heute stärker bedroht als je zuvor.

Ziel

Ziel des Versuchsvorhabens im Rahmen dieses Tastversuchs ist, zu prüfen, ob innerhalb eines bestimmten Naturraumes seltene und typische Arten durch Übertragung auf ökologisch bewirtschaftete Flächen desselben Naturraums etabliert und erhalten werden können. Weiterführende Exaktversuche wurden bereits durchgeführt.
Abstract
The continuous threat to numerous weeds is well-documented in Germany. Besides the efforts of conserving endangered weed species, there were also recent concepts and initiatives for restoration. Organic arable fields with cereal cultivation are generally suitable for restoration of rare arable weeds because of their reduced nitrogen fertilisation and the omission of herbicide application. From 2007 to 2011 field trials on the (re-)establishment of endangered weed species were carried out on sites of an organic farm in the Jura of Franconia. The species Consolida regalis, Phleum paniculatum, Melampyrum arvense, Buglossoides arvensis and Scandix pecten-veneris were established successfully. Consolida regalis, Phleum paniculatum and Melampyrum arvense were already transported out of the plot, the two mentioned first even to the opposite end of the field and Consolida was even transferred into another field. Most individuals of these five species appeared in winter-rye. Whereas Neslia paniculata prefers spring cereals and was therefore present only in oat. Even though all these species aren`t apparent in grass-clover, their seeds stay viable in the soil and are ready to germinate after the next soil cultivation in the appropriate crop.

Methode

Grundlegend für die Versuchsdurchführung sind die sachgemäße Gewinnung und Ausbringung des autochthonen Wildkrautsaatgutes und deren Dokumentation. Ebenfalls dokumentiert werden die Bewirtschaftungsverfahren der Partnerbetriebe, auf denen der Tastversuch stattfindet. Daraus sollen erste Anhaltspunkte gewonnen werden, ob bestimmte Verfahren der Bewirtschaftung, eine dauerhafte Etablierung dieser Arten auf ökologisch wirtschaftenden Praxisbetrieben ermöglichen. Diese Erkenntnisse konnten in späteren Exaktversuchen bereits weiter vertieft werden. Es werden nur Arten berücksichtigt, die im jeweiligen Naturraum nachweislich vorkamen und die deshalb auch mit einiger Wahrscheinlichkeit auf den Zielflächen oder in der Gemarkung früher schon vorhanden waren.
Das Projekt versteht sich nicht als Konkurrenz zu Aktivitäten, die sich wie das Ackerrandstreifenprogramm oder Feldflorenreservate um eine Erhaltung aktueller Vorkommen bemühen. Das hier geplante Konzept zur Integration seltener, autochthoner Ackerwildkräuter aus naturräumlicher Herkunft in die praktische Bewirtschaftung könnte zu einer nachhaltigen Sicherung dieser Arten beitragen.

Ergebnisse

  • Acker-Rittersporn, Rispen-Lieschgras, Acker-Wachtelweizen, Venuskamm und Acker-Steinsame haben sich gut etabliert. Die ersten drei wurden bereits aus den Ansaatparzellen verschleppt, die ersten beiden schon bis an den gegenüberliegenden Ackerrand und der Acker-Rittersporn sogar in einen anderen Acker des Betriebs. Die meisten Individuen bildeten sie in Winterroggen.
  • Auch wenn in Kleegras oder Körnerleguminosen keine Pflanzen sichtbar sind, überdauern ihre Samen im Boden und keimen nach der Bodenbearbeitung im nächsten Getreide wieder.
  • Der an Sommerungen angepasste Finkensame ist bisher nur im Sommer-Hafer in nennenswerter Individuenzahl aufgetreten. Für seine Etablierung wären regelmäßige Sommerungen in der Fruchtfolge wichtig.
Getreidefeld mit verschiedenen farbig blühenden Blumen darin

Ansiedlungsfläche

Blau blühende Blumen in einem Getreidefeld

Acker-Rittersporn

Grün blühende Blume in einem Getreidefeld

Rispen-Lieschgras

Lila blühende Blume in einem Getreidefeld

Acker-Wachtelweizen

Lila blühende Blume in einem Getreidefeld

Acker-Wachtelweizen

Kleine, weiß blühende Blume in einem Getreidefeld

Venuskamm

Nahaufnahme einer Blume im Getreidefeld, an der Samen zu sehen sind

Venuskamm Samen

Weiß blühende Blume in einem Getreidefeld

Acker-Steinsame

Gelb blühende Blume in einem Getreidefeld

Finkensame

Publikationen

Projektinformation
Projektleitung und -bearbeitung: Dr. Franziska Mayer, LfL-Institut für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz (IAB)
Laufzeit: Seit 2008
Finanzierung: Eigenmittel
Projektpartner: Partnerbetriebe (Naturland, Bioland)