Forschungs- und Innovationsprojekt
Analyse der Märkte für ausgewählte Öko-Produkte in Bayern
Analyse der Märkte für ausgewählte Öko-Produkte in Bayern – Entwicklung und Potential von Öko-Milch sowie weiteren ökologischen Erzeugnissen
Um die Ziele des Landesprogramms BioRegio 2020 und zwischenzeitlich BioRegio 2030 erreichen zu können, beauftragte das Bayerische Staatsministerium für Ernährung Landwirtschaft und Forsten (StMELF) die LfL für diese umfassende Märkteanalyse. Das LfL-Institut für Ernährungswirtschaft und Märkte (IEM) analysierte im Zeitraum von 2017 bis 2020 aufgrund der hohen Relevanz von Öko-Milch in Bayern dieses Marktsegment, sowohl auf Erzeuger- als auf Konsumseite.
Einen weiteren Fokus setzte das Projekt auf die Ziegenmilchproduktion, die in den letzten Jahren an Bedeutung gewann. Hier insbesondere auf Lösungsansätze, wie in Bayern männliche Ziegenkitze gewinnbringend vermarktet werden können. Für einen weiteren Ausbau des Öko-Angebotes erarbeitete die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) Strategien und Problemlösungen für neue Öko-Spezialprodukte aus Bayern.
Die umfangreiche Marktanalyse für ausgewählte Öko-Produkte in Bayern umfasste drei Projektteile:
- Potentialanalysen der Öko-Milcherzeugung sowie der Nachfrage nach Öko-Milch
- Verbesserung der Aufzucht und Vermarktung von Öko-Ziegenkitzen
- Teilmarktanalysen weiterer relevanter Öko-Produkte
Bavaria ranks first in Germany in organic farming. Especially the dairy sector is of particular importance, as almost 50 % of the organic milk produced in Germany comes from Bavaria. Dairy products in Germany constitute the most important product group in the organic sector in terms of market volume. Also, the market for goat milk products has become more and more important in recent years and promises a high market potential. Here again, Bavaria is a major producer for goat milk in Germany. In addition, the majority of the milk goats in Bavaria are kept according to organic standards. The state of Bavaria aims to double the domestic production of organic products from 2012 to 2020. Due to its economic importance, the market for organic milk plays a key role in the development of organic agriculture in Bavaria. The aim of the project is therefore to analyze the potential of the increase of organic milk supply in Bavaria focusing both on challenges regarding farm conversion towards organic production and on the market potential for organic dairy products. Additionally, feasible solutions for the difficulties of the marketing of byproducts of organic milk production are sought with the main focus being on rearing and marketing of goat kids. Finally, market analysis of other relevant markets will complement the project. The insights gained regarding the development and growth potential of these markets and the resulting recommendations for policy makers and economic stakeholders will help to promote organic farming and to meet the demand for domestic products.
Ziel Gesamtprojekt
Hintergrund und Problemstellung
Die Bedeutung der ökologischen Milchwirtschaft in Bayern
Nachfrage nach Öko-Milch
Ziegenmilchprodukte und Koppelprodukt Ziegenkitze
Bedarf an weiteren Bio-Produkten aus Bayern
Die drei Projektteile im Überblick (Ziele, Methode, Ergebnisse)
- Öko-Milcherzeugung und
Nachfrage nach Öko-Milch - Verbesserung der Aufzucht und
Vermarktung von Öko-Ziegenkitzen - Teilmarktanalysen weiterer
relevanter Öko-Produkte
Ziel
Methode
Ergebnisse/Ergebnisüberblick
Ziel
Methode
Lösungsansätze
Die Lösungsansätze umfassen beispielsweise:
- Kosteneinsparung bei der Aufzucht
- Durchmelken zur Reduktion der Kitzzahl
- Angebotsbündelung zur besseren Marktübersicht und Vermarktung
- verschiedene Strategien zur Verbesserung der Vermarktung
Vermarkungsaktion „Allgoiß“
Basierend auf diesen Lösungsvorschlägen wurde die Vermarkungsaktion „Allgoiß“ in Zusammenarbeit mit der Öko-Modellregion Oberallgäu Kempten ins Leben gerufen, mit deren Hilfe mehr Ziegenkitze regional vermarktet werden sollen (siehe Kapitel 9 im Abschlussbericht).
Ziel
Methode
Übersicht der untersuchten Teilmarktanalysen:
- Kartoffelprodukte
- Senf
- Cerealien: Emmer, Einkorn und Hartweizen
- Pseudo-Cerealien: Buchweizen, Amaranth, Quinoa und Hirse
- Fruchtzubereitungen
Ergebnisüberblick und Empfehlungen
Zusammenfassende Bewertung der fünf untersuchten Produktbereiche:
- Kartoffelprodukte
- Produktbeispiele: Trockenprodukte, gekühlte Produkte, Tiefkühlprodukte, Snacks, Flocken, Granulat; geschälte oder vorgegarte Kartoffeln für Gemeinschaftsverpflegung und Gastronomie.
- Be- und Verarbeitungsschritte nach der Ernte (nicht alle Schritte für alle Produkte erforderlich): Reinigen, Schälen, Schneiden, (Farb-) Auslesen, Pürieren, Trocknen (durch Walzen oder Heißluft), Kochen oder Frittieren, Verpacken.
- Anbaubedingungen: Lockere, warme Sand- bis sandige Lehmböden. Anbau in Schwaben, Franken, Niederbayern, nördliches Oberbayern. Ø Anbaufläche je Betrieb: 2 ha in Bayern, 8 ha in Niedersachsen.
- Hemmnisse in der Landwirtschaft: Preis deutlich unter Speisekartoffeln. Gefahr hoher Verluste durch Krautfäule, Schädlingsbefall, da Einsatz von chemischen Pestiziden nicht erlaubt.
- Hemmnisse Verarbeitung und Handel: Investitionen für Verarbeitungsanlagen kostenintensiv. Break-even nur bei hohem Absatz zu erreichen. Märkte bereits von Anbietern außerhalb Bayerns besetzt.
- Chancen: Verarbeitung als Verwertungsoption bei mangelnder äußerer Qualität. Gründung von Verwertungsgenossenschaften. Zeitlich konzentrierte Lohnproduktion von Flocken und Granulat. Trend zur Außerhausverpflegung: Schälkartoffelproduktion mit Potential etwa in öffentlichen Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen. Kartoffelprodukte mit Potenzial für Bayrisches Bio-Siegel.
- Fruchtzubereitungen
- Produktbeispiele: TK-Früchte, Konfitüren, Fruchtjoghurt, -quark, Smoothies, Trockenfrüchte.
- Be- und Verarbeitungsschritte nach der Ernte (nicht alle Schritte für alle Produkte erforderlich): Waschen, Entsteinen/ Entkernen, Schockfrosten, Pürieren, Passieren, Abfüllen, Tiefkühlen. Bei Nüssen Trocknen, Kalibrieren, Knacken, Verpacken.
- Anbaubedingungen: Früchte wärmeliebend, hoher Wasserbedarf (ggf. Bewässerung notwendig), Gefahren durch Spätfröste, Hagel, Pilz- und Insektenbefall.
- Hemmnisse in der Landwirtschaft: Preis deutlich unter Frischvermarktung. Gefahr hoher Verluste durch Spätfröste und Schädlingsbefall (nur Einsatz von Kupferlösungen und Nützlingen möglich).
- Hemmnisse Verarbeitung und Handel: In Bayern nur kleine Mengen verfügbar für die Herstellung von Fruchtzubereitungen (i.d.R. TK). Auslandsware von Verarbeitern wegen Versorgungsicherheit bevorzugt. Im Ausland (z.B. in Polen, Rumänien, Bulgarien, Serbien) höhere Verarbeitungsmengen und automatisierte Aufbereitung.
- Chancen: Wunsch der Erzeuger, bei Übermengen und Abweichungen von Vermarktungsnormen an die Verbeiter zu liefern. Dieser wird aber selten von Verarbeitern akzeptiert. Investitionen in Be- und Verarbeitung von Hasel- und Walnüssen bieten Chancen für Vermarktung an Konditoreien, für Müsli, süße Brotaufstriche. Vernetzung von Erzeugern untereinander und mit Manufakturen in der Region sinnvoll.
- Cerealien
- Produktbeispiele: ganzes Korn, Mehl, Gries bzw. Kuskus aus Emmer, Einkorn, Hartweizen, Grundstoffe für Mehl, Brot, Müsli, Teigwaren, Bier.
- Be- und Verarbeitungsschritte nach der Ernte (nicht alle Schritte für alle Produkte erforderlich): Reinigen, Trocknen, Schälen, Polieren, Mälzen, Mahlen, Flocken, Verpacken.
- Anbaubedingungen: Emmer und Einkorn auf Grenzstandorten mit sehr niedrigem Ertrag, Hartweizen vornehmlich in Niederbayern und Unterfranken. Hartweizen gut auch auf trockenen Böden, allerdings mit geringerer Ertragssicherheit in Bayern als Weichweizen.
- Hemmnisse in der Landwirtschaft: Fehlende Händler oder Verarbeiter im Umkreis der Betriebe, geringe Erträge bei Emmer und Einkorn, Standortkonkurrenz von Hartweizen für Dinkel und Weizen.
- Hemmnisse Verarbeitung und Handel: Mengen aus Bayern gering. Investitionen in Anlagen zum Entspelzen oder für die weitere Verarbeitung amortisieren sich zu langsam. Liefersicherheit bei überregionalem Bezug höher. Bayerische Anbaumengen durch Direktvermarkung und individuelle Lieferketten leicht zu vermarkten.
- Chancen: Bereicherung der Fruchtfolge. Regionale Kooperationen in der Be- und Verarbeitung (z.B. Emmerbier der Riedenburger Brauerei), bei Hartweizen Kooperation mit Nudelherstellern und Legebetrieben zur Verwertung von S- und XL- oder Knickeiern. Potenzial für Bayerisches Bio-Siegel.
- Pseudo-Cerealien
- Produktbeispiele: Körner, Mehl aus Buchweizen, Quinoa, Amarant, oft in Backmischungen, da keine Eigenbackfähigkeit. Müsli, Brot, Teigwaren, Snacks, Flocken, gepoppte, gepuffte oder extrudierte Produkte.
- Be- und Verarbeitungsschritte nach der Ernte (nicht alle Schritte für alle Produkte erforderlich): Reinigen, Trocknen, Schälen (bei Buchweizen, Quinoa), Polieren, Mahlen, Poppen, Mischen, Verpacken.
- Anbaubedingungen: Amarant, Quinoa stammen aus Südamerika, im Ertrag nicht wettbewerbsfähig zu Weizen oder Dinkel. Quinoa trocken- und kälteresistent auf Grenzstandorten möglich, Amarant benötigt besseres Klima. Buchweizen ist als Bodenverbesserer ideal auf leichten Böden.
- Hemmnisse in der Landwirtschaft: Amarant und Quinoa mit niedrigen Erträgen, kaum Erfahrungen im Anbau in Bayern. Be- und Verarbeitungsstrukturen fehlen meist in Bayern.
- Hemmnisse Verarbeitung und Handel: Produkte noch relativ unbekannt beim Verbraucher. Aktuelle Nachfrage wird größtenteils durch Importe aus Osteuropa und Südamerika gedeckt. Amarant und Quinoa werden nicht mit Bayern assoziiert. Gesundheitsfördernde Wirkung in Bayern nicht bekannt genug.
- Chancen: Bereicherung der Fruchtfolge. Bodenverbesserung durch Buchweizen. Quinoa auf Grenzstandorten. Gute Planung der Be- und Verarbeitungsschritte vor testweisem Anbau. Trend zu mehr Unverträglichkeiten und glutenfreier Ernährung. Information zu den gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen (Superfood). Kaum Potenziale für Bayerisches Bio-Siegel bei Quinoa und Amarant.
- Senf
- Produktbeispiele: Senfkörner, Senfblätter, Senfmehl, Senfpulver. Hauptprodukt Tafelsenf, Senfkörner, Sauerkonserven, Mayonnaise, Feinkostsaucen. Senf auch als Bodenverbesserer und Futtermittel.
- Be- und Verarbeitungsschritte nach der Ernte (nicht alle Schritte für alle Produkte erforderlich): Trocknung, Grobreinigung, Feinreinigung und Sortierung (etwa durch Farbausleser) auch zum Trennen bei Gemengesaat. Schälen, Mahlen, Verpacken.
- Anbaubedingungen: Anbau vornehmlich in Oberfranken. Geringe Ansprüche an Standort; starkes Wachstum verhindert Verunkrautung; allerdings hohes Insektenrisiko. Daher vielfach Gemengeanbau mit anderen Kulturen; Oft als Zwischenfrucht zur Bodenverbesserung.
- Hemmnisse in der Landwirtschaft: Insektenrisiko (z.B. Erdfloh, Rapsglanzkäfer) bis hin zur Gefahr des Totalausfalls. Fehlende Verarbeiter im Umkreis.
- Hemmnisse Verarbeitung und Handel: Bisher nur ein Unternehmen in Bayern mit Farbauslesemöglichkeit (weite Transportwege). Versorgungsrisiko bei Konzentration auf bayrischen Zutatenlieferanten hemmt die Verwendung des Bayerischen Bio-Siegels.
- Chancen: Senf hat hohes regionales Imagepotenzial. Es gibt bereits erfolgreiche Vermarktung von Senf mit Bayerischem Bio-Siegel. Weiterverarbeitung der Rohstoffe näher an die Erzeuger bringen. Überregionaler Erfahrungsaustausch mit anderen Bio-Senf-Anbaugebieten zur Reduzierung der Anbaurisiken.
Abschlussbericht
Kontakt
E-Mail: Oeko-IEM-Kontakt@LfL.bayern.de
- Mack C & Enzler J 2018a Analyse der Märkte für ausgewählte Öko-Produkte in Bayern – Entwicklung und Potential der Öko-Milch. In: Wiesinger K & Heuwinkel H (Hrsg.) Angewandte Forschung und Entwicklung für den ökologischen Landbau in Bayern. Öko- Landbautag 2018. LfL-Schriftenreihe 5, 155-157 (externer Link, Organic Eprints)
- Mack C & Enzler J 2018b Analyse der Märkte für ausgewählte Öko-Produkte in Bayern – Verbesserung von Aufzucht und Absatz der männlichen Ziegenkitze. In: Wiesinger K & Heuwinkel H (Hrsg.) Angewandte Forschung und Entwicklung für den ökologischen Landbau in Bayern. Öko-Landbautag 2018. LfL-Schriftenreihe 5, 158-160 (externer Link, Organic Eprints)
- Mack C 2018 „Biomilchmarkt: Guter Markt, viel Angebot“. In: Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt 208. Jahrgang; Heft 44; S.78-80
- Knörr D, Michels P 2020 Potentiale für regionale Wertschöpfungsketten bei Bio-Fruchtzubereitung in Bayern. In: Wiesinger K, Reichert E, Saller J & Pflanz W (Hrsg.) Angewandte Forschung und Entwicklung für den ökologischen Landbau in Bayern. Öko-Landbautag 2020. LfL-Schriftenreihe 4, 175-176 (externer Link, Organic Eprints)
- Kutzner C, Michels P 2020 Potentiale für Buchweizen, Quinoa, Amaranth und Hirse aus bayerischem ökologischen Anbau. In: Wiesinger K, Reichert E, Saller J & Pflanz W (Hrsg.) Angewandte Forschung und Entwicklung für den ökologischen Landbau in Bayern. Öko-Landbautag 2020. LfL-Schriftenreihe 4, 167-169 (externer Link, Organic Eprints)
- Mayr A, Michels P 2020 Marktpotentiale für bayerische Öko-Verarbeitungskartoffeln. In: Wiesinger K, Reichert E, Saller J & Pflanz W (Hrsg.) Angewandte Forschung und Entwicklung für den ökologischen Landbau in Bayern. Öko-Landbautag 2020. LfL-Schriftenreihe 4, 163-165 (externer Link, Organic Eprints)
- Michels P, Manz A-L 2020 Potenziale von Wertschöpfungsketten für Spezialprodukte des Ökolandbaus in Bayern. In: Wiesinger K, Reichert E, Saller J & Pflanz W (Hrsg.) Angewandte Forschung und Entwicklung für den ökologischen Landbau in Bayern. Öko-Landbautag 2020. LfL-Schriftenreihe 4, 157-162 (externer Link, Organic Eprints)
- Neumeyer J, Michels P 2020 Anbau, Verarbeitung und Marktpotentiale für bayerischen Bio-Senf. In: Wiesinger K, Reichert E, Saller J & Pflanz W (Hrsg.) Angewandte Forschung und Entwicklung für den ökologischen Landbau in Bayern. Öko-Landbautag 2020. LfL-Schriftenreihe 4, 171-173 (externer Link, Organic Eprints)
Projektinformation
Projektleitung: Johannes Enzler, LfL-Institut für Ernährungswirtschaft und Märkte (IEM)
Projektbearbeiter: Christina Mack, Marlen Machinek, IEM
Laufzeit: 01.09.2017 – 29.02.2020
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Projektpartner: Prof. Paul Michels, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT)
Förderkennzeichen: A/17/17