Voruntersuchungen zum Ausbau von LfL-Betrieben zu Erhaltungszentren für pflanzengentische Ressourcen

Mann im Roggenfeld

Der fortschreitente Verlust an Biodiversität macht auch vor der Landwirtschaft nicht Halt und bedroht die Ernährungsgrundlage der Menschheit. Die Vielfalt bei Nutzpflanzen erhalten und sichern, das ist ein wesentlicher Baustein im Zielgebäude des Arbeitsrahmenprogramms der LfL, der sich in diesem Projekt widerspiegelt.

Ziel

Der Rahmen für dieses Projekt wird durch das „Nationale Fachprogramm pflanzengenetische Ressourcen“ sowie das Bayerische Biodiversitätsprogramm „NaturVielfaltBayern“ vorgegeben. Beide Programme unterstreichen die Bedeutung pflanzengenetischer Ressourcen und haben deren Erhaltung zum Ziel. Richtungsweisend für diese nationalen Programme war der Internationale Vertrag über pflanzengenetische Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft, der im Jahr 2001 von der Weltlandwirtschaftsorganisation FAO beschlossen wurde und zum Ziel hat, die Erhaltung und nachhaltige Nutzung von pflanzengenetischen Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft und die gerechte und angemessene Verteilung des Nutzens aus ihrem Gebrauch im Einklang mit der Konvention zur Biologischen Vielfalt, für nachhaltige Landwirtschaft und Ernährungssicherung zu gewährleisten.
Seit Juli 2015 werden deshalb eine Sammlung von historischem, landwirtschaftlichem Sortenmaterial in Bayern und Voruntersuchungen zum Ausbau von LfL-Betrieben zu Erhaltungszentren für pflanzengenetische Ressourcen an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising durchgeführt. Einige wenige der alten, bayerischen Sorten werden zwar heute noch oder wieder in Erhaltungsinitiativen in Österreich, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen oder von Privatpersonen und Initiativen in Bayern angebaut. Die Mehrzahl der Sorten lagert allerdings über Jahre tiefgefroren in Genbanken, ohne die Möglichkeit sich an Umweltveränderungen anzupassen. Die Anpassung kann nur erfolgen, wenn die Sorten unter heutigen Standortbedingungen angebaut und gehegt werden. Diese In-situ oder On-farm Erhaltung ist auch der Weg des Nationalen Fachprogrammes und richtungsweisend für die Bewahrung unserer pflanzengenetischen Ressourcen in Bayern. Die Erfassung der bayerischen landwirtschaftlichen pflanzengenetischen Ressourcen ist eine dafür notwendige Voraussetzung.

Abstract in English

Based on international, national and regional frameworks for the conservation of plant genetic resources for food and agriculture, the Bavarian Regional Institute for Agriculture conducts since July 2015 a preliminary investigation into the compilation of historic, agricultural varieties and the extension of its agricultural experimental stations into centers of conservation for plant genetic resources. A database on regional agricultural cultivars with more than 700 accessions has been developed and will form a starting point for future In-situ oder On-farm conservation activities in Bavaria.

Methode

Für die Sammlung von historischem, landwirtschaftlichem Sortenmaterial in Bayern wurden eine Sichtung diverser Literaturquellen, eine Internetsuche und persönliche Besuche bei bayerischen Züchtern sowie bayerischen und außerbayerischen Erhalterorganisationen durchgeführt. Auf Grund der gefundenen Sortenbezeichnungen und Züchternamen wurde dann in verschiedenen Genbanken (IPK, European Cultivated Potato Database u.a.) und in Sortenlisten (Rote Liste gefährdeter Nutzpflanzen der Bundesanstalt für Landwirtschaft) nach entsprechenden Akzessionen und Sorteninformationen gesucht.

Ergebnisse

Die Suche nach bayerischen landwirtschaftlichen pflanzengenetischen Ressourcen ergab bisher 709 Akzessionen von 23 landwirtschaftlichen Kulturarten, die einen geographischen oder züchterischen Bezug zu Bayern haben. Diese wurden in einer Excel Datei erfasst und in Sorten von „vor 1945“, als Stichdatum für die Einführung der Hochleistungssorten, (273 Akzessionen) und Sorten „nach 1945 bzw. ungewiss“ (436 Akzessionen) aufgeteilt. Daneben sind folgende Informationen für die Sorten ersichtlich:

  • Sortenname
  • Zuordnung zu einem Regierungsbezirk (soweit möglich)
  • Verfügbarkeit in der IPK Genbank
  • IPK Akzessionsnummer
  • Lebensform
  • Biostatus
  • Angabe der Literaturquelle, in der eine Beschreibung der Sorte zu finden ist
  • Hinweise, wo diese Sorten zum gegenwärtigen Zeitpunkt erhalten oder angebaut werden bzw. wo Saat-/Pflanzgut dieser Sorte erhältlich ist

Auf dem LfL Betrieb in Straßmoos und bei den DLG Feldtagen wurde ein Demonstrationsanbau einiger alter Sorten durchgeführt. Es wurden Projektanträge bei der Antragsrunde 2015 des StMELF und für eine BLE Ausschreibung eingereicht. Für den StMELF Antrag wurde ein Konzept für eine nachhaltige Erhaltung der bayerischen landwirtschaftlichen pflanzengenetischer Ressourcen ausgearbeitet. Dieses Konzept bietet eine Grundlage für die Umsetzung des Bayerischen Biodiversitätsprogramm NaturVielfaltBayern und soll langfristig schrittweise umgesetzt werden. Des Weiteren wird eine Vernetzung Bayerns und ein Austausch mit überregionalen und internationalen Erhaltungsinitiativen und –Projekten und eine überregionale und internationale Zusammenarbeit (mit anderen Bundesländern und Nachbarländern wie Österreich, Schweiz, Tschechien) zum Thema Erhaltung L-PGR angestrebt.
Die LfL wird auch eine Liste förderfähiger Arten und Sorten für eine mögliche zukünftige KULAP Förderung unter Maßnahme B46 (Vielfältige Fruchtfolge mit alten Kulturarten) erstellen und wird den Anbau von bayerischen landwirtschaftlichen pflanzengenetischer Ressourcen dann fachlich begleiten.

Publikationen
  • Fleißner K. (2016), Alte Sorten - Bilanz einer pflanzengenetischen Schatzsuche, LfL Pressemitteilung vom 24.02.2016
  • Fleißner K. (2016), Schätze aus Bayern - unseren landwirtschaftlichen pflanzengenetischen Ressourcen, Poster DLG Feldtage (14 - 16 Juni 2016)
  • Fleißner K. (2016), Schätze aus Bayern – landwirtschaftliche pflanzengenetische Ressourcen, LfL Informationsbroschüre
  • Eder B., Fleißner K. (2016), Pflanzengenetische Schätze aus Bayern – Inspiration für die Bioökonomie, Tagungsprotokoll Kreativworkshop Bioökonomie, LfL/KErn
  • Röger C. (2016), Über den Tellerrand blicken – Bioökonomie in der Ernährungsbranche, KErn Pressemitteilung vom 15.7.2016
  • Jahrsdorfer E. (2016), Pflanzen als Basis, Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt, BLW 35 2016

Projektinformationen
Projektleitung: Dr. Joachim Eder, Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung (IPZ)
Projektbearbeitung: Klaus Fleißner, IPZ
Projektpartner: Institut für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz
Laufzeit: 3/2015 – 2/2016
Finanzierung: Förderung BayStMELF im Rahmen von BioRegio 2020