Projektsteckbrief
Naturschutzleistungen des Ökologischen Landbaus: (Wieder-)ansiedlung seltener und gefährdeter Ackerwildpflanzen regionaler Herkünfte auf Ökobetrieben

Ackersporn im Getreidebestand

Die Erhaltung der Biodiversität in der Kulturlandschaft in all ihren Ausprägungen ist ein wichtiges Ziel im ökologischen Landbau. Den Ackerflächen kommt dabei aufgrund ihres Flächenumfangs eine besondere Bedeutung zu. Neben der Förderung der für Ackerlandschaften typischen Tierarten spielt die Erhaltung bzw. Wiederherstellung der standorttypischen Ackerwildkrautflora eine große Rolle.

Im ökologischen Landbau werden keine Herbizide angewendet, somit liegen günstige Ausgangsbedingungen für die Erhaltung oder auch (Wieder-) Ansiedlung von seltenen und gefährdeten Ackerwildkräutern vor. Aufgrund der konventionellen Vorbewirtschaftung kommen auf vielen heute ökologisch bewirtschafteten Flächen die standorttypischen Ackerwildkrautarten oft nicht mehr vor. In diesem Forschungsprojekt wurden die Bedingungen für eine erfolgreiche (Wieder-)ansiedlung der drei seltenen Ackerwildkräutern Acker-Rittersporn (Consolida regalis), Echter Frauenspiegel (Legousia speculum-veneris) und Acker-Steinsame (Lithospermum arvense) auf Flächen von Bio-Betrieben erarbeitet und eine Praxisbroschüre erstellt.
Zur erfolgreichen Ansiedlung der Ackerwildkräuter wird eine Aussaat als Blanksaat oder in mit reduzierter Saatstärke gesäten Winterungen, wie Dinkel oder Roggen, bis spätestens Mitte Oktober empfohlen. Klee-Gras und Sommerungen wie Erbsen ermöglichten kaum bzw. kein Auflaufen der Zielarten, die jedoch teils im Bodensamenvorrat überdauern.

Methode

Auf vier Ökobetrieben in der Münchner Schotterebene wurden die seltenen und konkurrenzschwachen Ackerwildkraut-Arten Consolida regalis, Legousia speculum-veneris und Lithospermum arvense in vierfach wiederholten Großparzellen ausgesät und ihr Keimungs- und Etablierungserfolg untersucht. In einem weiteren Betrieb wurde mehrere Parzellenversuche (randomisiert, jeweils mit fünf Wiederholungen) angelegt, um geeignete Fruchtfolgen, Bodenbearbeitung, Aussaatstärken und Aussaatzeitpunkte für die erfolgreiche Etablierung der Zielarten zu finden. Populationsbiologische Untersuchungen in Gewächshausversuchen ergänzten die Feldversuche.

Ausführliche Beschreibung der Versuchsmethodik und der Versuchsstandorte. BÖLN-Abschlussbericht, Seiten 19-31 (externe PDF-Datei) Externer Link

Abstract

Rare arable plants have markedly declined due to intensification of agriculture. A cooperation project of the Bavarian State Research Center for Agriculture, TU Munich and University of Kassel investigated suitable methods to re-introduce these species with optimal establishment success and minimal effects on crop yield under organic management. Three winter annuals (Consolida regalis, Legousia speculum-veneris, Lithospermum arvense) were tested by the working group Freising in multifactorial sowing experiments, in plots on five organic farms in the Munich Plain (Bavaria, Germany), and greenhouse studies. Density of individuals, seed production and seed numbers in soil were measured to calculate establishment. In general, all target species established and reproduced well. Early sowing and low crop competition brought best results. For successful establishment pure sowing or sowing in winter spelt or winter rye at reduced densities, are recommended. This should be done before mid-October. Poor development was observed in clover-grass and summer crops, such as pea. However, survival in the soil seed bank also occurred there. Based on the results a booklet with recommendations for re-establishing arable plants on organic fields was produced.

Ergebnisse

  • Optimal ist eine Aussaat der drei untersuchten Ackerwildkrautarten im Zeitraum Mitte September bis Anfang Oktober
  • Ideale Feldfrüchte (Deckfrüchte) im Ansaatjahr sind Dinkel und Roggen
  • Reduzierte Saatstärken des Wintergetreides im Ansaatjahr erhöhten den Etablierungserfolg, sind aber – im Gegensatz zu in üblicher Saatstärke gesätem Getreide – mit Ertragseinbußen verbunden
  • Ohne Getreidedeckfrucht entwickeln sich die Arten am besten. Diese "Blanksaat" von Ackerwildkräutern stößt jedoch im Praxisbetrieb auf eine geringere Akzeptanz als eine Ansaat unter Getreide, da Probleme mit unerwünschten "Unkräutern" wie Ackerkratzdisteln, auftreten können
  • Eine Klee-Gras-Phase führt zur starken Dezimierung der untersuchten Ackerwildkrautarten. Eine Überdauerung ist jedoch möglich, wenn in den Vorjahren genügend Samen produziert wurden
  • Ein zweijähriger Anbau von früh gesätem Wintergetreide ist für die Etablierung der seltenen Ackerwildkräuter Consolida regalis, Legousia speculum-veneris und Lithospermum arvense günstig. Erst danach sollte wieder ein einjähriger Klee-Gras-Anbau oder eine Sommerung folgen
Publikationen

Projektinformation
Projektleitung: Prof. Dr. Johannes Kollmann, Dr. Harald Albrecht, Technische Universität München Weihenstephan Lehrstuhl für Renaturierungsökologie, Dr. Klaus Wiesinger, LfL Institut für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz (IAB)
Projektbearbeitung: Julia Prestele (2011-3/2014), Marion Lang (4/2014-8/2016), IAB und TUM Renaturierungsökologie
Projektpartner: Thomas van Elsen, Anne Gärtner, Carola Hotze, Uni Kassel; Versuchsstation Puch (LfL); Seidlhof-Stiftung; Partnerbetriebe (Naturland, Bioland)
Laufzeit: (2011-2012) 2013 - 2016
Finanzierung: Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz aufgrund Beschlusses des Deutschen Bundestages im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau u. andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft, FKZ 2806OE355, 2806OE356, 2806OE254