Kleine Milchviehställe und Winterausläufe
Entwicklung und Dokumentation modellhafter Stallbaulösungen für die Milchviehhaltung im ökologischen Landbau
Die Milchviehhaltung stellt das Rückgrat der bayerischen Landwirtschaft dar. Über 50 % der Verkaufserlöse der bayerischen Landwirtschaft entfallen auf Milch, Rinder und Kälber. Die Mehrzahl der Kühe wird in Beständen mit weniger als 50 Kühen gehalten. Viele bayerische Milchviehhalter sind Einkommenskombinierer (Nebenerwerb, Direktvermarktung, Urlaub auf dem Bauernhof ...). Diese Faktoren sind bei der Entwicklung von modernen, tiergerechten, kostengünstigen und arbeitswirtschaftlich rationellen Stallbaulösungen für den ökologischen Landbau zu berücksichtigen.
Eine Aufgabe im Arbeitsschwerpunkt ist die Optimierung von Tierhaltungssystemen des ökologischen Landbaus.
Zur Unterstützung der Landwirte, welche die Herausforderungen der ökologischen Rinderhaltung meistern müssen, wurden zwei LfL-Informationen zu den Themen "kleine Milchviehställe" und "Winterausläufe" erarbeitet.
Kleine Milchviehställe
Milchviehhaltung im bayerischen Durchschnitt
Die Milchviehhaltung stellt das Rückgrat der bayerischen Landwirtschaft dar. Über 50 % der Verkaufserlöse der bayerischen Landwirtschaft entfallen auf den Verkauf von Milch, Rindern und Kälbern.
Im Vergleich zu anderen Bundesländern sind die Milchviehbetriebe in Bayern relativ klein strukturiert. So beträgt die durchschnittliche Bestandsgröße in Bayern ca. 31 Kühe, der Bundesdurchschnitt liegt bei ca. 48 Kühen. Die Mehrzahl der Kühe wird in Bayern in Beständen unter 50 Kühen gehalten. Über 80 % der insgesamt 40.000 bayerischen Milchviehbetriebe (also ca. 33.000 Betriebe) haben einen Kuhbestand von weniger als 50 Kühen und halten in diesen Bestandsgrößen ca. 60 % der bayerischen Milchkühe (ca. 740.000). Von der Haltungsform her dominiert in Bayern noch der Anbindestall. Fast 60 % der Betriebe halten derzeit ihre Kühe in dieser nicht mehr zeitgemäßen Aufstallung.
Auch kleine Betriebe haben eine Zukunft
Zweifellos wird der Strukturwandel auch in Bayern weitergehen und der Trend zum größeren Betrieb wird anhalten. Weiterhin werden aber auch Milchviehbetriebe mit weniger als 50 Kühen aus verschiedenen Gründen (Nebenerwerb, Einkommenskombinationen wie Urlaub auf dem Bauernhof, Selbstvermarktung, Öko-Landbau etc.) am Markt vertreten sein. Für diese Betriebe müssen kostengünstige Wege hin zum Laufstall aufgezeigt werden.
Die zu realisierenden Baulösungen müssen arbeitswirtschaftliche Vorteile bieten, die gestiegenen Anforderungen an das Tierwohl erfüllen und gleichzeitig möglichst kostengünstig realisiert werden können. Darüber hinaus sind in der Planung auch mögliche Erweiterungsschritte vorzusehen.
Eine Standardlösung gibt es nicht! Hier gibt es jedoch eine Vielzahl an Anregungen!
Mit dieser Zusammenstellung von guten Baulösungen aus Bayern und Österreich wollen wir Anregungen geben, um die Planung von zukunftsfähigen Ställen unter Einbindung der vorhandenen Bausubstanz zu unterstützen. Im Gegensatz zu Neubauten auf der grünen Wiese sind die baulichen Lösungen so individuell wie die Vielfalt der Betriebe und der Regionen.
Da es keine Standardlösungen gibt, werden verschiedene Lösungen vom einfachen Umbau eines Anbindestalls zum kleinen Laufstall bis hin zu umfangreicheren Um- und Erweiterungsbauten mit Liege- und Fresshalle oder separatem Melkhaus aufgezeigt. Da Baumaßnahmen immer mit mehr oder weniger hohen Investitionen verbunden sind, empfiehlt es sich, bei der Planung kompetente Fachleute aus der staatlichen und nicht staatlichen Beratung von Anfang an mit heranzuziehen.
Winterausläufe für kleine ökologisch wirtschaftende Betriebe
EG-Öko-VO: Keine Ausnahmen mehr für kleine Betriebe - Ein Winterauslauf ist Pflicht
Mit der Neufassung der EG-Öko-Verordnung im Juni 2007 endet die Anbindehaltung für Rinder mit Ausnahme der Rinderhaltung in „kleinen Betrieben“ am 31. Dezember 2013. Die EU-Kommission hat bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass diese Frist keinesfalls ein weiteres Mal verlängert wird. Damit müssen alle Öko-Betriebe in der Europäischen Union die Haltungsbedingungen an die verbindlichen Vorgaben der EG-Öko-Verordnung angepasst haben.
Zusammen mit der Definition des „kleinen Betriebes“ nach der EG-Öko-Verordnung durch den Freistaat Bayern besteht damit für die weiteren betrieblichen Entscheidungen der Öko-Milchvieh- bzw. Rinderhalter weitgehend Planungssicherheit. Die notwendigen Anpassungen sind - je nach Betrieb - mit mehr oder weniger großen organisatorischen und baulichen Veränderungen verbunden.
Ein Leitfaden und Unterstützung für die Landwirte
Gemeinsames Ziel der staatlichen Landwirtschaftsverwaltung und der Öko-Erzeugerringberatung ist es, dass möglichst viele der heutigen Öko-Betriebe mit Rinderhaltung auch nach dem Stichtag 31.12.2013 ihre Erzeugnisse als „biologisch“ oder „ökologisch“ vermarkten können. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft hat diesen Leitfaden in enger Zusammenarbeit mit den Öko-Erzeugerringen erstellt, um Kleinbetrieben in kompakter Form die Anforderungen und Rahmenbedingungen von Winterausläufen zur Verfügung zu stellen.
Er richtet sich an rinderhaltende Ökobetriebe, die die Kleinbetriebsregelung in Anspruch nehmen wollen und somit neben dem Sommerweidegang auch einen Winterauslauf anbieten müssen. Für die betroffenen Betriebe heißt das, sich frühzeitig mit den Anforderungen auseinanderzusetzen und den für die weitere betriebliche Entwicklung sinnvollsten Wegeinzuschlagen. Dazu werden hier die unterschiedlichen Möglichkeiten für den Winterauslauf nach EG-Öko-Verordnung, die baurechtlichen Anforderungen und die bautechnischen Lösungen aufgezeigt und erläutert.
Ein Auslauf fördert die Tiergesundheit
Neben der Erfüllung der rechtlichen Vorgaben kann der Freigeländezugang im Winter entscheidend zur Gesundheit und zum Wohlbefinden der Tiere beitragen und ermöglicht ihnen ein natürliches Verhalten. Auch wenn der Zeitaufwand durch das Aus- und Eintreiben der Tiere und ggfs. die Reinigung des Auslaufs erhöht ist, sehen die Tierhalter, die schon Erfahrung mit dem Winterauslauf haben, deutliche Vorteile. Die regelmäßige Bewegung, Licht- und Klimareize wirken sich sehr positiv auf die Tiergesundheit und das Fruchtbarkeitsgeschehen aus.
Projektinformation
Optimierung von Tierhaltungssystemen des ökologischen Landbaus
Projektleitung: Jochen Simon, Institut für Landtechnik und Tierhaltung
Beteiligte: Partnerbetriebe; Dr. Bernhard Haidn, Peter Stötzel, Johannes Zahner, Prof. Klaus Reiter, Dr. Stefan Neser, Institut für Landtechnik und Tierhaltung
Laufzeit: 2008-2013
Förderung: Eigenmittel der LfL