Wiederansiedlung von gefährdeten Ackerwildkräutern auf Flächen von Biobetrieben
Die LfL arbeitet zur Wiederansiedlung von gefährdeten Ackerwildkräutern in verschiedenen Themen.
Naturschutzleistungen des Ökologischen Landbaus: (Wieder-) ansiedlung seltener und gefährdeter Ackerwildpflanzen regionaler Herkünfte auf Ökobetrieben
Echter Frauenspiegel (Legousia speculum-veneris)
Da im ökologischen Landbau keine Herbizide angewendet werden, liegen somit günstige Ausgangsbedingungen für die Ansiedlung von seltenen und gefährdeten Ackerwildkräutern vor. Dennoch kommen die Zielarten des Naturschutzes auf diesen Flächen oft nicht vor. Ziel der Arbeit ist es die Bedingungen für eine erfolgreiche (Wieder-)ansiedlung von Ackerwildkräutern zu erarbeiten. Auf fünf Ökobetrieben in der Münchner Schotterebene werden die Arten Consolida regalis, Legousia speculum-veneris und Lithospermum arvense ausgesät und ihr Keimungs- und Etablierungserfolg untersucht. Es handelt sich um konkurrenzschwache Arten, die keine oder geringe negative Auswirkungen auf die Feldfrucht oder Ernte haben. Durch die Untersuchungen sollen geeignete Fruchtfolgen, Bodenbearbeitung, Aussaatstärken und Aussaatzeitpunkte für die erfolgreiche Etablierung der Zielarten gefunden werden. Populationsbiologische Untersuchungen sollen Aufschluss über die Auswirkungen der untersuchten Faktoren auf die (Wieder-)ansiedlung der Ackerwildkräuter geben und Prognosen für die Entwicklung der Populationen zulassen.
Das Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München, Lehrstuhl für Renaturierungsökologie durchgeführt. Ein weiteres Teilprojekt läuft an der Universität Kassel.
Abstract
As no herbicides are used in Organic Farming, this farming method potentially offers protection for rare and endangered arable weeds. Such rare species are lacking on the majority of organic fields and it is therefore necessary to re-introduce them. The aim of this project is to detect the conditions for the successful (re-)introduction of rare and endangered arable weeds. Five organic farms in the Munich Plain were selected for this study. Consolida regalis, Legousia speculum-veneris und Lithospermum arvense were sown at these sites and their germination and establishment will be studied as part of this investigation. It is assumed that these species have no or little effect on the yield of the crop. The study aims to give advice on the most suitable crop rotation, soil treatment, sowing density and time of sowing for the establishment of an arable weed population. By examining the population biology of the target species, predictions for their development can be made.
This project is carried out in cooperation with the Technische Universität München, Chair of Restoration Ecology. An additional project is also ongoing at the University Kassel.
Merkblatt: Wiederansiedlung gefährdeter Ackerwildpflanzen Hintergründe, Ziele und Empfehlungen für Praktiker
Albrecht, H; Lang, M; Kollmann, J; Prestele, J; van Elsen, T; Gärtner, A; Hotze, C; Fink, S und Wiesinger, K (2015): Wiederansiedlung gefährdeter Ackerwildpflanzen Hintergründe, Ziele und Empfehlungen für Praktiker. Merkblatt BÖLN
Merkblatt
Praxisbroschüre
Wiesinger, K., Lang, M., van Elsen, T., Albrecht, H., Prestele, J., Kollmann, J., (2015), Wiederansiedlung seltener und gefährdeter Ackerwildkräuter im Biobetrieb
Praxisbroschüre Ackerwildkraut
Abschlussbericht
Lang, M.; Albrecht, H.; Kollmann, J.; van Elsen, T.s; Gärtner, A.; Hotze, C.; Fink, S.e; Becher, T.; Lenerz, M.; Wiesinger, K. und Prestele, J. (2015) Naturschutzleistungen des Ökologischen Landbaus: Wiederansiedlung seltener und gefährdeter Ackerwildpflanzen naturräumlicher Herkünfte auf Ökobetrieben
Abschlussbericht des BÖLN geförderten Forschungsvorhabens (2011-2015) „Naturschutzleistungen des Ökologischen Landbaus: Wiederansiedlung seltener und gefährdeter Ackerwildpflanzen naturräumlicher Herkünfte auf Ökobetrieben“
Lang, M., Kollmann, J., Prestele, J., Wiesinger, K., Albrecht, H., (2015), Density-dependent effects during re-establishment of rare arable plants, 17th European Weed Research Society Symposium, Montpellier, 24 June 2015
Density-dependent effects during re-establishment of rare arable plants
Lang, M., Truffel, C., Prestele, J., Wiesinger, K. , Kollmann, J. & Albrecht, H. (für 2015 akzeptiert): Einfluss von Deckfrucht und Fruchtfolge auf die Wiederansiedlung gefährdeter Ackerwildpflanzen. In: Beiträge zur 13. Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau
Prestele, J., Kollmann, J., Albrecht & H. Wiesinger, K. (2013): Wiederansiedlung seltener und gefährdeter Ackerwildpflanzen auf Ökobetrieben. Teilprojekt Freising: Einfluss von Feldfrucht und Aussaatzeitpunkt. In: Beiträge zur 12. Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau, 390-393, Verlag Dr. Köster, Berlin
Beitrag der 12. Wissenschaftstagung Ökologischer Landbau
Naturschutzleistungen des Ökologischen Landbaus: Wiederansiedlung seltener und gefährdeter Ackerwildpflanzen naturräumlicher Herkünfte auf Ökobetrieben (Verbundvorhaben)
Projektbeschreibung und -konzept
Bewertung von Umweltwirkungen des Ökolandbaus
Tastversuch zur Wiederansiedlung von gefährdeten Ackerwildkräutern auf Flächen von Biobetrieben
Der ökologische Landbau erbringt heute bereits viele Leistungen für den Naturschutz, hat hier aber auch noch weitere Entwicklungsmöglichkeiten. Eine davon stellt seine grundsätzlich hohe Eignung für die Erhaltung seltener und gefährdeter Ackerwildkräuter dar. Die Entwicklung von Konzepten zu deren Etablierung auf Ökobetrieben kann einen wertvollen Beitrag für die positive Imagebildung des ökologischen Landbaus leisten. Besonders geeignet für ein solches Vorhaben erscheinen diejenigen Gebiete, wo diese heute seltenen und gefährdeten Arten historisch bereits vorhanden waren und mittlerweile verschwunden sind. Heute seltene und gefährdete Ackerwildpflanzen waren noch vor wenigen Jahrzehnten kennzeichnend für die Vegetation der Ackerlandschaften in Bayern. Durch die Intensivierung der Landnutzung sind ihre Bestände stark zurückgegangen und die oft nur noch kleinen Restvorkommen sind akut in ihrer Existenz bedroht. Vielerorts ist das typische Artenspektrum nur noch auf ökologisch bewirtschafteten Flächen zu finden. Die Ackerwildpflanzen und die mit ihnen assoziierte Tierwelt sind deshalb heute stärker bedroht als je zuvor.
Ziel des Versuchsvorhabens ist es zu prüfen, ob innerhalb eines bestimmten Naturraumes seltene und typische Arten durch Übertragung auf ökologisch bewirtschaftete Flächen des selben Naturraums erhalten werden können. Die sachgemäße Gewinnung und Ausbringung von Samen wird dokumentiert. Ebenfalls dokumentiert werden die Bewirtschaftungsverfahren der Partnerbetriebe auf denen der Tastversuch durchgeführt wird. Daraus sollen erste Anhaltspunkte gewonnen werden, ob bestimmte Verfahren der Bewirtschaftung, eine dauerhafte Etablierung dieser Arten auf ökologisch wirtschaftenden Praxisbetrieben ermöglichen. Diese Anhaltspunkte können in späteren Exaktversuchen weiter vertieft werden. Es werden solche Arten berücksichtigt, die im jeweiligen Naturraum nachweislich vorkamen und die deshalb auch mit einiger Wahrscheinlichkeit auf den Zielflächen oder in der Gemarkung gewachsen sind. Das Projekt versteht sich nicht als Konkurrenz zu Aktivitäten, die sich wie das Ackerrandstreifenprogramm oder Feldflorenreservate um eine Erhaltung aktueller Vorkommen bemühen. Das hier geplante Konzept zur Integration seltener, autochthoner Ackerwildkräuter aus naturräumlicher Herkunft in die praktische Bewirtschaftung könnte zu einer nachhaltigen Sicherung dieser Arten beitragen.
Umfrage auf Bio-Betrieben zeigt Interesse an (Wieder-) Ansiedlung seltener Ackerwildkräuter
Auf früher langjährig konventionell bewirtschafteten Flächen ist die Wiederbesiedlung aus dem Samenvorrat des Bodens unwahrscheinlich. Benachbarte Flächen mit Restbeständen seltener und gefährdeter Ackerwildkräuter, von denen aus eine Neubesiedlung ausgehen könnte, sind rar geworden. Aufgrund der hohen Reinheit von Saatgut findet eine Übertragung auf neu umgestellte Ökoflächen kaum noch statt. Es wird daher zunehmend die (Wieder-) Ansiedlung seltener und in ihrem Bestand gefährdeter Ackerwildkräuter auf geeigneten Flächen von Ökolandbau-Betrieben diskutiert. Diese weisen dafür aufgrund des Verzichts auf Herbizide, der reduzierten Stickstoffdüngung und der meist geringeren Bestandsdichte der Kulturpflanzen günstige Voraussetzungen auf.
Um herauszufinden, ob Leiter von Bio-Betrieben grundsätzlich bereit wären, seltene Ackerwildkräuter auf ihren Flächen wieder anzusiedeln, wurde vom Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL), der Stiftung Ökologie und Landbau (SÖL) und der LfL im Frühjahr 2008 eine bundesweite Befragung durchgeführt.