Demonstrationsnetzwerk Erbse/Bohne
Feldtag auf dem Betrieb Kürzinger
(Foto: Bettina Kürzinger)
Am 28. Mai wurde von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) im Rahmen des Demonstrationsnetzwerks Erbse/Bohne (DemoNetErBo) in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Eiweißinitiative der Feldtag "Verschiedene Sommererbsensorten mit mechanischer Unkrautregulierung" veranstaltet. Trotz dunkler Regenwolken konnte Tabea Pfeiffer, Projektberaterin Bayern des DemoNetErBo, knapp 50 Besucher auf dem Betrieb der Familie Kürzinger in Waldmünchen begrüßen.
Mit der Erbse in die Zukunft?
„Ziel des Demonstrationsnetzwerkes Erbse Bohne“, so Tabea Pfeiffer, „ist die Ausweitung des Anbaus, der Verarbeitung und Verwertung, weil diese einen wichtigen Beitrag im Ökosystem leisten. So kann durch den Anbau von Erbsen die Selbstversorgungsrate erhöht, Sojaimporte reduziert und eine GVO-freie Fütterung ermöglicht werden. Des Weiteren bieten die Körnerleguminosen auch Chancen in der Fruchtfolge“. Betriebsleiter Kürzinger unterstrich diese Aussage „Nach der Erbse zu Grubbern ist eine Freude und ich ernte 10 dt mehr Wintergerste“ Anschließend stellte er dar, wie sich sein Betrieb durch ein Tierwohlprogramm der Privatmolkerei Bechtel verändert hat: „Durch das Programm ‚Ein gutes Stück Bayern‘ sind unsere Kühe wieder auf die Weide gekommen und zuzuschauen, wie wohl sie sich dabei fühlen macht einfach Spaß“. Neben der praktischen Wissensvermittlung rund um den konventionellen Erbsenanbau vermittelte der Referent Günter Bernreuter, Pflanzenbauberater des ER Oberpfalz, wie wichtig es ist angesichts der politischen Entwicklungen die Gestaltung der Landwirtschaft weiterzudenken. Die Traktorengeräusche des angefahren kommenden Biobauern Matthias Eiber mit seinem Striegel unterstrich diese Aussage ganz praktisch. Unter dem Aspekt die Erbsen als Greening-Maßnahme anzubauen wurde gemeinsam die Möglichkeit der mechanischen Beikrautregulierung besprochen.
Die „Sortenvielfalt“ der Sommererbsen
Für den Feldtag legte der Betrieb Kürzinger sechs Demosparzellen mit fünf verschiedenen Sommererbsensorten an. Neben den gängigen Sorten „Salamanca“, „Astronaute“, „Alvesta“ und „TIP“ stand Versuchssaatgut der Sorte „Ostinato“ zur Verfügung. Alle Sorten zählen zum sogenannten halbblattlosen Typ, bei dem nur die Nebenblätter entwickelt sind und anstelle der Fiederblättchen Ranken ausgebildet werden. Im Gegensatz zu den Blatttypen verhaken sich diese Sorten besser und zeigen somit eine höhere Standfestigkeit. Von einer Vielfalt kann im Vergleich zu etablierten Ackerkulturen allerdings (noch) nicht gesprochen werden. Knapp 40 Erbsensorten stehen an die 400 beim Bundessortenamt zugelassenen Maissorten gegenüber. Diese Zahlen veranschaulichen, dass die Erbse bedauerlicherweise in den letzten 15 Jahren für die meisten Züchter wenig Bedeutung hatte, stellte Georg Dietl fest.
Praktiker am Feld, Foto: Bettina Kürzinger
Unterschiede in den Varianten sind noch nicht zu erkennen
Erstes Verranken der Erbsen (Sorte: Ostinato)
Im Gespräch, Foto: Bettina Kürzinger
Typisches Fraßmuster des Blattrandkäfers
Gesät wurden die Erbsen am 7. April mit einer pneumatischen Drillmaschine, Reihenabstand 12 cm. Bei einer Parzelle erfolgte die Aussaat testweise mit einem Grünlandnachsaatstriegel der Firma Saphir. Nach der Saat wurde die Fläche mit einer Cambridge-Walze angewalzt, damit die Pflanzen gut auflaufen und die Ernte leichter geht. Leider verzögerte die Frühjahrstrockenheit und anschließenden Kälte Ende Mai das Wachstum, sodass Sortenunterschiede auf den ersten Blick kaum zu erkennen waren. Tabea Pfeiffer zeigte den Praktikern und Fachschülern wie sie den Befall mit dem Blattrandkäfer erkennen können. "Wenn die Blätter aussehen, als wäre jemand mit einem Locher durch den Bestand gegangen, dann ist der Blattrandkäfer da!" Zur besseren Demonstration hielt sie ein Blatt in die Höhe, welches am Blattrand kleine, bogenförmige Fraßstellen aufwies.
Erbsenblog 2019 von Wolfgang Kürzinger
Die Erbse im Greening – mechanische Unkrautregulierung macht’s möglich
Die Erbsen werden im Rahmen des Greenings als Ökologische Vorrangflächen (ÖVF) angebaut. Da seit 2018 keine Pflanzenschutzmittel mehr erlaubt sind, setzt Wolfgang Kürzinger auf die mechanische Beikrautregulierung. Sein Nachbar Matthias Eiber, der Bio-Landwirt ist, striegelt seine Erbsenflächen für ihn mit. Eine Woche nach der Aussaat wurden die Parzellen blind gestriegelt, das heißt, die Erbsen haben bereits gekeimt, waren aber noch nicht aufgelaufen. Am 7. Mai erfolgte der zweite Striegeleinsatz. „Um Schäden an den Erbsen zu vermeiden ist es wichtig die Arbeit des Striegels regelmäßig zu kontrollieren und wen erforderlich die Einstellung des Gerätes zu ändern“, betonte Matthias Eiber.
Leguminosenanbau auf ökologischen Vorrangflächen: Striegeln statt Herbizide?
Wichtig für den Erfolg ist auch die Wahl des richtigen Striegelzeitpunktes:
- Vorauflauf: 1- bis 2-Mal Blindstriegeln möglich. Voraussetzung: ausreichende und gleichmäßige Tiefenablage damit das Korn/der Keimling nicht beschädigt wird. „Wenn geplant ist zu Striegeln am besten 1 cm tiefer säen", so Tabea Pfeiffer.
- Direkt nach dem Auflaufen: Erbsen sind zu empfindlich für eine mechanische Belastung. Wer jetzt in den Bestand fährt muss mit hohen Verlusten rechnen.
- Ab Entwicklung des 4-Laubblattpaares (Wuchshöhe ca. 5 cm): Striegeleinsatz ist wieder möglich.
- Reihenschluss: Die Erbsen können bis kurz vor dem Verranken noch gestriegelt werden. „Wer jetzt in den Bestand fährt muss gut einschätzen, ob er mehr Nutzen oder Schaden anrichtet",so Biolandwirt Eiber. Haben sich die Pflanzen einmal verrankt, kann nicht mehr in den Bestand gefahren werden.
Ausreichende Tiefenablage
Bei der Aussaat sollte auf eine gleichmäßige und ausreichend tiefe Ablage des Korns geachtet werden, um den hohen Keimwasserbedarf der Erbse zu decken. Empfehlungen gehen hier bis zu mindestens 4 bis 6 cm auf mittelschweren Böden und 6 bis 8 cm auf leichten Böden. Gerade wenn die Erbsen gestriegelt werden, ist diese Regel unbedingt einzuhalten. Denn je tiefer das Korn, umso weniger leicht wird es durch den Striegel herausgerissen oder beschädigt.
Lockeres Zusammentreffen der Teilnehmer
Striegel von Biolandwirt Matthias Eiber
Aktive Knöllchenbakterien, Foto: Bettina Kürzinger
Erbsenpflanze mit Wurzel, Foto: Bettina Kürzinger
Schüler am Erbsenfeld, Foto: Bettina Kürzinger
Verwertung
Die eigenen Erbsen kann der Betrieb Kürzinger sehr gut als heimisches, GVO-freies Futtermittel in seiner Milchviehration einsetzen. Damit entspricht seine Futterration den Ansprüchen vieler Molkereien, die ihre Milch „ohne Gentechnik“ vermarkten. Mit ihren hohen Energie- und Rohproteingehalten können die Erbsen gut mit Weizen oder Körnermais mithalten, so Georg Dietl, Leiter des Fachzentrums für Rinderhaltung am AELF Cham. Anders als die Sojabohne, können sie ohne Aufbereitung verfüttert werden. Ideal ist eine Kombination der Erbsen mit Rapsschrot, wusste Josef Auburger, LKV-Beratung Bayern, und pries die Preiswürdigkeit von Rationen mit Erbsen an. Werden die eigenen Erbsen verfüttert, ist eine Futteruntersuchung auf die Inhaltsstoffe unerlässlich. Denn diese weichen oft von den Tabellenwerten ab, wodurch eine leistungsgerechte Rationsberechnung nicht möglich ist.
Heimische Eiweißfuttermittel in der Milchviehfütterung
Vielfalt auf dem Acker statt Vielfalt im Futtertrog
Der Leiter des Fachzentrums für Rinderhaltung am AELF Cham betonte seine Vision von mehr Kulturen auf dem Acker und weniger Komponenten im Futtertrog. „Denn eine Landschaft mit nur Weizen und Mais mögen wir alle nicht“, fügte er hinzu. Der Betriebsleiter Kürzinger sprach direkt die zwei Fachschülerklassen aus Cham und Nabburg an und sagte: „Ihr seid noch jung und könnt was verändern. Die Erbse mit in die Fruchtfolge zu nehmen ist ein Schritt in die richtige Richtung“.
So Stand der Feldtag neben den Informationen zu Anbau und Verwertung von Erbsen ganz im Sinne der Zeit. Die Referenten stellten ihre Aussagen in Resonanz zu den aktuellen politischen Geschehnissen in Bayern und Deutschland und betonten, dass die Zukunft der Landwirtschaft nur zusammen mit der Landwirtschaft gestaltet werden kann.
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Bei Futtererbsen ist bei der Sortenwahl auf eine leistungsfähige und krankheitstolerante Sorte zu achten. Momentan werden ausschließlich für die Körnererzeugung halbblattlose Wuchstypen empfohlen.
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Erbsen bevorzugen leichte, durchlässige Böden mit einem neutralen bis schwach sauren pH-Wert. Speziell zur Blüte benötigen sie ausreichend Wasser. Trockene Abreifebe-dingungen begünstigen die Ernte. In dieser LfL-Information findet man alle Informationen zu Anbau, Pflanzenschutz, Ernte und späterer Verwendung.
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