LfL-Thema Eiweiß
Heimische Eiweißfuttermittel in der Milchviehfütterung

Kühe beim Fressen

Die Proteinergänzung in der Rinderfütterung wurde in den vergangenen Jahren häufig durch importierten Sojaextraktionsschrot vorgenommen. Doch die Gründe für den Einsatz heimischer Eiweißfuttermittel sind vielfältig und liegen beispielsweise in der Möglichkeit der GVO-freien Fütterung, der Importunabhängigkeit, der Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe und der Erhöhung der Biodiversität in der Kulturlandschaft.

In der Milchviehfütterung wird die Proteinversorgung nach den Parametern des nutzbaren Rohproteins (nXP) und der ruminalen Stickstoffbilanz (RNB) beurteilt. Der nXP-Gehalt eines Futtermittels ist von der Energiebereitstellung des Futtermittels für die mikrobielle Proteinbildung im Pansen und dem Anteil an pansenbeständigem bzw. unabbaubarem Rohprotein (UDP) abhängig.

Rohprotein aus dem Grundfutter

Der größte Teil des gesamten Eiweißbedarfs einer Milchkuh wird durch das Grobfutter gedeckt. Hohe Eiweißgehalte aus Gras, Klee und Luzerne sowie eine optimale Grobfutterqualität sind daher von besonderer Bedeutung und können
die notwendige Ergänzung mit zugekauftem Kraftfutter reduzieren.
Eiweißpflanzen
Verschiedene Forschungsprojekte der LfL beschäftigen sich aus diesem Grund mit der Verbesserung des Grünlands in Bayern sowie der effizienten Eiweißbereitstellung aus dem betriebseigenen Grobfutter. Hierbei werden Möglichkeiten zur Steigerung der Eiweiß- und Energieversorgung aus dem Grünland und Futterbau aufgezeigt. Beratung und Wissenstransfer unterstützen die praktische Umsetzung.

Wichtige Kennzahlen von Eiweißfuttermitteln sowie Einsatzempfehlungen für die Milchviehfütterung

Gruber Tabelle (LfL) 2015, Eiweißfuttermittel in der Rinderfütterung (LfL) 2017.
NEL
[MJ/kg
TM]
XP
[g/kg
TM]
nXP
[g/kg TM]
RNB
[g]
Empfehlung
[kg FM/Tag]
Sojaextraktionsschrot
(48 %)
8,854530638alleinige Deckung des Eiweißbedarfs
Rapsextraktionsschrot7,139225422alleinige Deckung des Eiweißbedarfs
Rapskuchen (8 % Fett)7,9370180302
Sojapresskuchen (8 %
Fett)
8,7449223363
Biertreber, siliert6,72491881012
Weizentrockenschlempe7,33822691850 % der Eiweißfuttermittel*
Maisschlempe, flüssig8,5287240750 % der Eiweißfuttermittel*
Erbsen8,5235183850 % der Eiweißfuttermittel*
Ackerbohnen8,62951941650 % der Eiweißfuttermittel*
Süßlupinen9,23762172550 % der Eiweißfuttermittel*
Sojabohnen9,9400198321,5
Luzerneheu4,615012631 - 2
Luzernecobs5,518516242 - 3

*in einer Mischung mit 50 % Rapsextraktionsschrot

Eiweißkomponenten in der Milchviehfütterung

Sojaprodukte
Einsatzmenge von Sojavollbohnen und Sojakuchen durch hohe Rohfettgehalte begrenzt; eine thermische Aufbereitung ist nicht notwendig, erhöht aber die Schmackhaftigkeit; geringere Calcium- und Phosphorgehalte als Rapsextraktionsschrot.
Rapsextraktionsschrot
Als alleinige Eiweißkomponente ohne Leistungseinbußen kostengünstig einsetzbar; hoher UDP-Gehalt von etwa 35 %.
Rapskuchen
Begrenzend ist der Gehalt an Rohfett, der maximal 4 % der Ration betragen sollte.
Erbsen und Ackerbohnen
Sowohl Protein- als auch Energielieferant; aufgrund des relativ hohen Stärkegehalts kann ein hoher Einsatz in Verbindung mit Getreide Azidose begünstigen; in Abhängigkeit der Sortenwahl können antinutritive Inhaltsstoffe (Tannine) die Schmackhaftigkeit beeinträchtigen; die unbehandelt relativ niedrigen UDP-Gehalte (15 %) können durch eine Wärmebehandlung erhöht werden. Zur Anhebung des Eiweißgehaltes und des geringen Gehaltes an Lysin und Methionin sollten Ackerbohnen und Erbsen im Verhältnis 50/50 mit Rapsextraktionsschrot gemischt werden.
Lupinen
Sehr hoher Eiweißgehalt; der hohe Energiegehalt resultiert aus dem relativ hohen Fettgehalt (9 %) und dem hohen Anteil an leichtverdaulichen Zellwandbestandteilen (Pektine).
Biertreber
Hohe Gehalte an UDP (40 %); der Mangel an strukturwirksamer Rohfaser macht eine Begrenzung auf 12 kg/Kuh und Tag notwendig; leichter Verderb, eine Silierung wird daher empfohlen.
Schlempen
Hohe UDP-Gehalte von etwa 40 %; aufgrund des geringen Gehalts an Lysin und Methionin sollten Schlempen im Verhältnis 50/50 mit Rapsextraktionsschrot gemischt werden.
Luzernecobs
Haben unter den Grobfuttermitteln den höchsten Eiweißgehalt; Luzernecobs liefern mit ca. 40 % einen hohen Gehalt an UDP.

Veränderung der Erzeugungs- und Rationskosten beim Einsatz von heimischen Eiweißfuttermitteln

Veränderung Erzeugungs- und Rationskosten verschiedener Rationen (Milchviehfütterung)

Tagesfutterration für Milchleistung von 25 kg/Tag, 7.500 kg Milchleistung pro Jahr, Marktpreise/Erzeugerpreise für Futtermittel im Schnitt WJ 2011/12 - 2015/16, brutto.
* Ergänzung der maisbetonten Ration und ausgewogenen Ration mit Rapsextraktionsschrot bei Luzernencobs, Ackerbohnen und Futtererbsen
(Rationsberechnungen: J. Brandl, LfL-ITE)
Wirtschaftlichkeit
Die oben dargestellt Grafik zeigt, wie sich der Ersatz von Sojaextraktionsschrot (44 %) durch heimische Eiweißfuttermittel auf die Erzeugungs- und Rationskosten auswirkt. Die Vergleichsgrundlage (Nulllinie) stellen Milchviehrationen mit Sojaextraktionsschrot dar. Der Ersatz von Sojaextraktionsschrot kann in der Regel zu einer Absenkung der Erzeugerkosten führen, ohne den Futterwert zu beeinträchtigen. Insbesondere eine Kombination mit Rapsextraktionsschrot wirkt sich kostenmindernd aus. Auch Sojaprodukte aus heimischem Anbau können bei einer geeigneten Vermarktungssituation eine sinnvolle Alternative darstellen.

Weiterführende Beratung

Für weitere Informationen stehen die Bayerische Eiweißinitiative sowie die Fachzentren für Rinderhaltung an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zur Verfügung.
Für produktionstechnische Fragen zur Fütterung mit heimsichen Eiweißfuttermitteln kann das Beratungsangebot des verbundpartners Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung in Bayern e. V. (LKV) genutzt werden.

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