Verbundberatungsprojekt "Grünland Bayern"

Grünland Schnitt Alpenvorland

Evaluierung und Umsetzung von Optimierungsmöglichkeiten in der Grünland- und Futterbauwirtschaft durch gezielte Verbundberatung

Das größte Potential zur Steigerung der heimischen Eiweißfütterung liegt in der Optimierung der bayerischen Grünlandflächen. Ansatzpunkte für mehr Eiweiß vom Grünland sind eine optimale Bestandszusammensetzung, eine bedarfsgerechte Düngung, eine optimierte Nutzungsintensität und die Ertragserfassung zur Vermeidung von Verlusten. Im Verbundberatungsprojekt "Grünland Bayern" werden Möglichkeiten zur Steigerung der Eiweiß- und Energieversorgung vom heimischen Grünland aufgezeigt und durch Beratung und Wissenstransfer umgesetzt.

Ziele

Um die Möglichkeiten zur Steigerung der Eiweiß- und Energieversorgung vom heimischen Grünland in Bayern besser zu nutzen und umzusetzen, wurde 2014 das Verbundprojekt "Grünland Bayern" gestartet. Bei 50-60 beratungs- und umsetzungswilligen Milchviehbetrieben, in unterschiedlichen Regionen Bayerns mit konkreten Entwicklungsfeldern in der Grünland- und Feldfutterbauwirtschaft sollten bis Herbst 2018 durch gezielte Verbundberatung, insbesondere der Beratungsarbeit des Landeskuratoriums für pflanzliche Erzeugung e.V. (LKP) als direkter fachlicher Ansprechpartner der Betriebe, betriebsspezifische Optimierungsmöglichkeiten zur Steigerung der heimischen Eiweiß- und Energieversorgung erarbeitet und beispielhaft umgesetzt werden.

Methode

Mit der Akquise geeigneter, d.h. auch umsetzungswilliger, Projektbetriebe wurde der Grundstock für das Projekt gelegt. Parallel zur Betriebsakquise folgte die Akquise interessierter und motivierter Erzeugerringberater und Probenehmer für das Projekt, welche während des gesamten Projektverlaufes jährlich von der LfL und dem LKP fachlich geschult wurden. Mittels einer detaillierten Ist-Erfassung der 145 bis Ende August 2014 für das Auswahlverfahren vorgesehen Betriebe wurden anhand eines LKP und LfL ausgearbeiteten Abfragebogens 49 konventionell- und 11 biologisch wirtschaftende Betriebe ausgewählt, verteilt über alle sieben Regierungsbezirke Bayerns.
Auf einer von Landwirt und Berater ausgesuchten Grünlandfläche wurden bei den 60 ausgewählten Projektbetrieben regelmäßige Pflanzenbestandsaufnahmen, sowie für jeden Aufwuchs eine Ertrags- und Qualitätsuntersuchung durchgeführt. Die Ergebnisse wurden den Landwirten zur Verfügung gestellt, kamen in der Beratungsarbeit der im Projekt tätigen Pflanzenbauberater zum Einsatz und wurden auch in der Fütterungsberatung (s.u.) verwendet. In die pflanzenbauliche Beratung wurden jedoch alle Grünlandflächen des Betriebs mit einbezogen.

Ansatzpunkte für die Grünlandverbesserung

  • Leistungsfähige Pflanzenbestände
  • Optimierte Nutzungsintensität
  • Bedarfsgerechte Düngung
  • Nachsaat (bei Bedarf)
  • Messung von Ertrag und Qualität aller geernten Aufwüchse

Optionale Fütterungsberatung

Optional für die Landwirte war ferner die Teilnahme an einer Fütterungsberatung durch Berater des das Landeskuratoriums der Erzeugerringe für tierische Veredelung im Bayern e.V. (LKV) über die gesamte Projektlaufzeit. Dabei wurden auch jährlich die erzeugte Milch aus Grasprodukten, die Milch aus Grobfutter und der Kraftfuttereinsatz ausgewertet. Damit stand den teilnehmenden Betrieben ein weiteres Optimierungswerkzeug zur Verfügung.
Mit jährlich vier über ganz Bayern verteilten Arbeitskreistreffen wurde in Zusammenarbeit mit den Fachzentren Pflanzenbau und Rinderhaltung, den örtlichen Ämter für Ernährung Landwirtschaft und Forsten (ÄELF), den LKP- und LKV-Beratern die gewonnen Erkenntnisse anhand der Ergebnisse aus den Bonituren und den Futteranalysen ausführlich diskutiert
Um die durchgeführten Maßnahmen auf der Referenzfläche vorzustellen, fanden in Abendveranstaltungen insgesamt 25 Grünlandbegehungen für interessierte Landwirte statt. Zusätzlich wurde das Projekt und erzielte Ergebnisse einem breiten Interessentenkreis vorgestellt.
Zu Projektende, im Herbst 2018, fand der Praxistag „mechanische Grünlandverbesserung“ an fünf verschiedenen Standorten in Bayern statt. Mit insgesamt ca. 400 Teilnehmern wurde bei den ganztätigen Veranstaltungen die Themen Bestandsbeurteilung, Maschinen und Technik, Saatgutauswahl sowie Pflege und Weidemanagement anhand von Schautafeln und kleinen Vorführungen dem Besucher näher gebracht.

Ergebnisse

Die Zielvorgabe von mindestens interessierten 70 Betrieben bis Ende März 2014 wurde mit 145 Anmeldungen und weiteren ca. 155 interessierten Betriebe weit übertroffen und zeigte bereits zum Start des Verbundberatungsprojekts ein sehr großes Interesse bei den landwirtschaftlichen Betrieben Bayerns.
Bereits im Herbst 2014 konnten erste pflanzenbauliche Empfehlungen ausgesprochen und Maßnahmen umgesetzt werden. Als bemerkenswert zeigte sich bereits zu Anfang des Projektes der Wunsch der 60 ausgewählten Projektbetriebe, Veranstaltungen jeglicher Art gemeinsam, d.h. biologisch- und konventionell wirtschaftende Betriebe zusammen, abzuhalten. Das gegenseitige Interesse und der Erfahrungsgewinn für das „Neue“ waren anhand der Fachdiskussionen ersichtlich.
Mit einer Zwischenevaluierung, bei der in 2016 die Beratungsarbeit der Pflanzenbauberater bewertet wurde, sollte bereits in der Anfangsphase die bisher durchgeführte Beratungsarbeit beurteilt bzw. noch weiter optimieren werden. Die Ergebnisse zeigten auf, dass man sich in der Beratungsarbeit generell auf dem richtigen Weg befand.
Die Betriebe wurden bis zu sechs Mal im Jahr besucht, was deutlich über den üblichen Beratungsmodus mit ein bis zwei Besuchen im Jahr hinausgeht. Dabei hat sich gezeigt, dass der Erfolg einer umzusetzenden Maßnahme sehr stark von der Intensität der Betreuung abhängt.

Erfolgreiche Umsetzung

Bei allen 60 Projektbetrieben konnten erfolgreich pflanzenbauliche Maßnahmen umgesetzt werden, die sehr vielschichtig waren (u.a. Nutzungsintensität, Nutzungszeitpunkt, Mäusebekämpfung, Nährstoffversorgung). Sie gingen in ihrer Gesamtheit über den Bereich „Bekämpfung der Gemeinen Rispe - Saatguteinsatz (Nachsaat bzw. falls erforderlich Neuansaat)“ hinaus, welche den Kernpunkt der Grünlandverbesserungen auf den Referenzflächen bildeten. Als sehr zielführend erwiesen sich hierbei die jährlichen botanischen Aufnahmen der Pflanzenbestände auf den Referenzflächen aller Projektbetriebe für die erfolgreiche Etablierung standortspezifischer Optimierungsmaßnahmen.
Die Erfahrungen der LKP-Berater zeigten, dass die intensive Beratung und Begleitung, sei es persönlich auf dem Betrieb, telefonisch oder per Email, den Betrieben die Angst bzw. Scheu nimmt, die ausgesprochenen Empfehlungen auch tatsächlich konsequent umzusetzen. Als Projekterfolg darf gewertet werden, dass es im Mittel der Referenzflächen möglich war, eine Reduzierung der Gemeinen Rispe um bis zu 90 % zu erreichen und gleichzeitig durch gezielten, standortangepassten Saatguteinsatz sowie flankierende Maßnahmen die Anteile wertvoller Gräser (Deutsches Weidelgras, Wiesenrispe, u.a.) zu erhöhen. Anders als vielfach in der Praxis behauptet wurde, funktioniert eine Grünlandsanierung. Die Erfahrungen, welche die Landwirte und Berater aus dem Projekt gewonnen haben und der sichtbare Erfolg (vorher/nachher) waren Beweis, dass eine gründlich vorbereitete Vorgehensweise zum Erfolg führt. Der intensive Kontakt zum Berater ist dabei entscheidend.
Bei der Gesamtbewertung zu Projektende haben die Betriebe ihre Teilnahme und ihren persönlichen Gewinn überwiegend (sehr) positiv bewertet. Auch bei der konkreten Bewertung der Beratungstätigkeit sowie der Kommunikation zwischen Berater und Betriebsleiter zeigt sich insgesamt eine positive Beurteilung der geleisteten Beratungsarbeit. Auch dies ist ein wesentlicher Projekterfolg.

Grünlandveranstaltungen als Höhepunkt

Ein Höhepunkt waren sicherlich die fünf Grünlandveranstaltungen im Herbst 2018, bei dem die Erfahrungen aus dem Projekt einem breiten Publikum vorgestellt werden konnten. Solche „erlebnisorientierte“ Veranstaltungen bedeuten zwar einen großen organisatorischen Aufwand, werden aber von der Praxis wertgeschätzt und sollten fester Bestandteil von Praxisprojekten sein.
Das Projekt hat aufgezeigt, dass ein sehr großer Bedarf in der Grünlandberatung und Potential in den Dauergrünlandbeständen vorhanden ist. Durch eine sehr enge Zusammenarbeit (AELF, LfL, Fachzentren, Erzeugerringe) sind solche praxisorientierte Projekte ein Beispiel für basisorientierte und erfolgreiche Arbeit, die bei den landwirtschaftlichen Betrieben ankommt. So haben alle 60 Auswahlbetriebe bis zum Projektende mit viel Engagement und Interesse, teilgenommen.
Mit insgesamt zwölf Veröffentlichungen in praxisorientierten Fachzeitschriften für Landwirte und Berater wurden die Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Projekt weitergegeben. Somit wurde ein zeitnaher breitgefächerter Wissenstransfer umgesetzt.
Projektinformation
Projektleitung: Dr. Michael Diepolder (IAB), Dr. Hubert Schuster (ITE)
Projektbearbeitung: Heri Bedenik, LKP
Laufzeit: 2014 - 2019
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Kooperationen: AELF Fachzentren Pflanzenbau, FZ Rinderhaltung; LKV Bayern
Förderkennzeichen: TP 13/1, TP 13/2