Orientierungswerte für gute Grasfuttermittel und Maissilagen
Die Futtergrundlage für Wiederkäuer bilden Grobfuttermittel wie z.B. Grassilage, Maissilage und Heu, die zum Großteil von den tierhaltenden Betrieben selbst erzeugt werden.
Der Einsatz von Grobfutter ist wichtig, um Futterrationen wiederkäuergerecht gestalten zu können. Um die Nährstoffansprüche der Tiere erfüllen, möglichst viel Milch bzw. Fleisch aus dem betriebseigenen Grobfutter erzeugen zu können und somit teures Kraftfutter einzusparen ist eine gute Qualität der Grobfutter entscheidend.
In der nachfolgenden Tabelle sind die vom Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft für Wiederkäuer entwickelten Orientierungswerte für gute Grasfuttermittel und Maissilagen aufgelistet. Bei der Entwicklung dieser Werte wurden sowohl die Nährstoffansprüche der Tiere als auch in Bayern erreichbare Futterqualitäten berücksichtigt. Die Orientierungswerte sollen dazu dienen Futteruntersuchungsergebnisse einschätzen zu können und ggf. Ziele für Veränderungen bei der Futtergewinnung abzuleiten. Dies können z.B. Anpassungen beim Erntezeitpunkt, Technikeinsatz (Verringerung von Verschmutzung), Sortenwahl und Konservierung sein.
je kg TM | Einheit | Grassilage | Maissilage | Heu | Heißluftheu / Cobs |
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Trockenmasse | g | 300 – 400 | 300 – 380 | ≥ 860 | > 900 |
Rohasche | g | < 90 bzw. 1001) | < 35 | < 75 bzw. 801) | < 95 bzw. 1001) |
Rohprotein | g | > 160 bzw. 170m1) | 70 – 80 | >120 bzw. 1501) | > 160 bzw. 1801) |
Rohfett | g | 35 – 45 | 25 – 35 | 15 – 30 | 30 – 40 |
ADFom | g | < 260 bzw. 2801) | < 235 | < 320 bzw. 2801) | < 240 bzw. 2501) |
aNDFom | g | < 430 bzw. 4601) | < 400 | < 560 bzw. 5001) | < 460 bzw. 4401) |
Stärke | g | - | > 320 | - | - |
Zucker | g | 30 – 60 | 25 – 40 | 80 – 140 | 80 – 140 |
Gasbildung | ml/200 mg | ≥ 49 bzw. 451) | - | ≥ 46 bzw. 471) | ≥ 51 bzw. 471) |
ELOS | g | > 690 | |||
NEL | MJ | ≥ 6,4 bzw. 6,11) | ≥ 6,6 | ≥ 5,5 bzw. 6,01) | ≥ 6,6 bzw. 6,41) |
ME | MJ | ≥ 10,6 bzw. 10,21) | ≥ 11,0 | ≥ 9,4 bzw. 10,11) | ≥ 10,8 bzw. 10,61) |
pH-Wert | 4,0 – 4,82) | < 4,2 | |||
Milchsäure | g | > 50 | > 50 | ||
Essig- und | |||||
Propionsäure | g | 20 – 30 | 20 – 30 | ||
Buttersäure | g | < 3 | < 3 | ||
Ammoniak-N am Gesamt-N | % | < 8 | < 8 |
1) Erster Schnitt bzw. Folgeschnitte
2) Je niedriger der TM-Gehalt, desto niedriger sollte der pH-Wert sein
2) Je niedriger der TM-Gehalt, desto niedriger sollte der pH-Wert sein
Nitrat (mg): Bei Werten über 5.000 mg/kg TM Bestandeszusammensetzung und Düngemanagement prüfen
Erläuterungen zu den Orientierungswerten:
Rohasche
beinhaltet Erdanhaftungen (Verschmutzung) und Mineralstoffe in Oxidform
Rohprotein
für Fütterung gute Gehalte gewünscht; bei Mais > 80 Düngergabe zu hoch
Rohfett
übliche Spannbreite; ist Bestandteil der Energieschätzung
ADFom
zeigt Alterung der Pflanze an, da in der ADFom Lignin enthalten ist
aNDFom
angegeben, da als Orientierungswert für die Strukturbeurteilung notwendig
Stärke
bei Maissilage wertbestimmend
Zucker
bei Grassilagen weist diese Spannweite auf ausreichend Zucker für den Silierprozess hin; bei Heu wertbestimmend; je höher, desto höher der Fruktangehalt; pansenabbaubare Kohlenhydrate in Ration berücksichtigen
Gasbildung und ELOS
Gradmesser für die Verdaulichkeit
pH-Wert
Ist ein Indikator für die Lagerstabilität von Silagen. Je niedriger der TM-Gehalt, desto niedriger sollte der pH-Wert sein.
Milchsäure
senkt den pH-Wert am sichersten und schnellsten ab; Nährstoffverluste sind bei der Milchsäuregärung am geringsten; niedrige Milchsäure¬gehalte bei zu nassem oder zu trockenem Siliergut oder zu wenig Milchsäurebakterien
Essig- und Propionsäure
Essigsäure erhöht die aerobe Stabilität. Hohe Essigsäuregehalte (über 30 g/kg TM) treten oft in nassen Silagen, unter 25 % TM, oder in Silagen mit hoher Pufferkapazität (z. B. bei hohen Rohproteingehalten) auf und können die Futteraufnahme beeinträchtigen. Propionsäure wird bei der Silierung - mit Ausnahme von Nasssilagen – nur in ganz geringen Mengen gebildet und bei der Beurteilung nach dem DLG-Schlüssel der Essigsäure zugerechnet.
Buttersäure
ist ein Indikator für eine schlechte Silierung und die Aktivität von Clostridien; tritt verstärkt bei nassem, stark verschmutztem Siliergut auf und ist meist am Geruch wahrnehmbar; verursacht Energieverluste (ca. 20 %) und senkt die Futteraufnahme
Ammoniak-N am Gesamt-N
ist ein Endprodukt des Eiweißabbaus. Hohe Gehalt sind ein Indikator für mangelhaften Konservierungserfolg und deuten auf Fehlgärungen und Qualitätsverluste beim Futterprotein hin.
Weitere Informationen zur Qualität von Grobfuttermitteln und deren Einsatz in einer Ration
- Bayernweite Aufwuchsuntersuchungen zum ersten Schnitt im Grünland und Klee-/Luzernegras – Endspurt ist angesagt
- Anforderungen an wesentliche Eigenschaften der Futtergräser aus Sicht der Fütterung von Milchkühen
- Hilfestellung zum Siliermitteleinsatz
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- Praktische Richtwerte für eine Milchkuhration