Einen Schnitt voraus – mit dem LfL-Aufwuchsmonitoring
Bayernweite Aufwuchsuntersuchungen zum ersten Schnitt im Grünland und Kleegras 2025 – Große Klasse, wenig Masse

Löwenzahn Fuchsschwanz 3

LfL-Aufwuchsmonitoring 2025

Der optimale Schnittzeitpunkt ist entscheidend für die Qualität von Silagen. Mit Hilfe der bayernweiten Aufwuchsuntersuchungen soll die richtige Entscheidung für den 1. Schnitt vereinfacht werden. Auch in diesem Jahr findet wieder das bayernweite Aufwuchsmonitoring der LfL zum 1. Schnitt statt.

Karte der Agrargebiete BayernZoombild vorhanden

Karte der Agrargebiete Bayern

Die bayernweiten Untersuchungsergebnisse sind dabei in sechs Agrargebiete zusammengefasst. Die Einordnung der einzelnen Regionen Bayerns zu den Agrargebieten erfolgt nach klimatischen und geografischen Gegebenheiten (siehe Karte).

Rohnährstoffe und Energie auf hohem und vielversprechendem Niveau

Statt Wachstumswetter herrscht momentan eher Wüstenfeeling. Am Tag warm und sonnig und in der Nacht wieder kühl. Der anhaltende Wind sorgt nicht nur für Saharastaub, sondern trocknet auch die Böden enorm aus. Spannend ist daher wie sich die Grasbestände mit der derzeitigen Witterung in Hinblick auf die Inhaltstoffe und Erträge bisher entwickelt haben. Die Ergebnisse der ersten Probeschnitte sind in den untenstehenden Grafiken dargestellt. Von Beständen, die erst ins Wachstum starten, bis hin zu schon gut entwickelten Aufwüchsen ist alles dabei. Im Agrargebiet Ostbayerisches Mittelgebirge Nord beginnen in dieser Woche jetzt die Beprobungen. Ab der kommender Woche ist dann für die Region auch eine Grafik abgebildet.
TM-Ertrag:
Die hochgerechneten Erträge auf Basis Trockenmasse (TM) liegen derzeit zwischen 12 und 16 dt TM/ha und sind damit in allen Agrargebieten deutlich niedriger als in den vergangenen Jahren zur selben Zeit. Zusätzlich schwanken innerhalb der jeweiligen Gebiete die Erträge sehr stark, je nach Höhenlage und Wasserreserven im Oberboden.
Rohprotein (CP):
Der Startgehalt an Rohprotein (Crude Protein, CP) hängt von mehreren Faktoren ab. Neben dem Zeitpunkt der Düngung und der Düngemenge ist die Wasserfügbarkeit für die Umsetzung in der Pflanze wichtig. Im Mittel lagen die CP-Gehalte bei den ersten Beprobungen (KW 16, 14.04.) trotz des trockenen Frühjahrs in allen Agrargebieten bei 200 g/kg TM. Durch den geringen Massezuwachs aktuell ist der Verdünnungseffekt und damit verbundene Rückgang an Rohprotein in der Pflanze noch gering.
ADFom:
Die Verholzung im Gras wird mit dem ADFom-Gehalt ausgedrückt. Dieser beinhaltet die Fraktionen Lignin und Cellulose. Erfreulicherweise starteten die ADFom-Gehalte in diesem Jahr bei den beprobten Grasbeständen mit 169 g/ kg TM im Mittel (KW 16) auf einem sehr niedrigen Niveau, trotz der bereits früh einsetzenden Trockenheit. Das ist definitiv anders als in den vergangenen Jahren. Damit sind die Bestände noch „jünger“ als gedacht. Ursache hierfür sind neben dem späteren Vegetationsstart vor allem auch die Nachtfröste in den vergangenen Wochen, da diese die Faserbildung im Gras hemmen.
Energie (NEL):
Der Energiegehalt (NEL) ist eine Rechengröße. Diese wird anhand der Rohnährstoffgehalte abgeleitet. Zum Schnittzeitpunkt werden 6,6 MJ NEL/kg TM im Frischgras angestrebt, damit nach der Silierung mindestens 6,4 MJ NEL/kg TM in der Silage enthalten sind. Aufgrund sehr niedrigen Faser- und hohen Rohproteinanteilen sind die NEL-Gehalte mit 7,0 MJ/kg TM derzeit noch sehr hoch.

Witterung beobachten

Sollte der erhoffte Regen kommen, ist die Entwicklung der Temperaturen in der kommenden Woche entscheidend, da mit Feuchte und entsprechender Wärme der ADFom:-Gehalt in den Gräsern einen explosionsartigen Sprung machen wird und die Schnittreife dann relativ zügig ab der ersten Maiwoche erreicht werden kann. Es bleibt also spannend, was das Wetter macht.

Milchsäurebakterien leiden

Neben der Entwicklung der Gräser ist ebenso wichtig, wie gut sich die wichtigsten Mitarbeiter auf dem Gras - die Milchsäurebakterien - vermehren können. Nur wenn diese in ausreichender Anzahl auf dem Siliergut sind, kann die Silierung optimal ablaufen und Fehlgärungen verhindert werden. Die anhaltende Trockenheit, intensive Sonneneinstrahlung und Nachtfröste hemmen deren Vermehrung auf dem Gras enorm. Daher ist der Einsatz von Siliermitteln zum 1. Schnitt in diesem Jahr dringend zu empfehlen, um eine ausreichende Milchsäurebildung sicherzustellen. Nur so können unnötige Futterverluste gezielt verhindert werden.

Ergebnisse der Grünlandbestände - Kalenderwoche 16 mit Vorausschätzung auf KW 17:

Grafik Aufwuchsverlauf Alpenvorland KW 16/17

Alpenvorland KW 16/17

Grafik Aufwuchsverlauf Südliches Allgäu KW 16/17

Südliches Allgäu KW 16/17

Grafik Aufwuchsverlauf Nördliches Allgäu KW 16/17

Nördliches Allgäu KW 16/17

Grafik Aufwuchsverlauf voralpines Hügelland KW 16/17

Voralpines Hügelland KW 16/17

Grafik Aufwuchsverlauf Tertiärhügelland KW 16/17

Tertiärhügelland KW 16/17

Grafik Aufwuchsverlauf Ostbayerisches Mittelgebirge Süd KW 16/17

Ostbayerisches Mittelgebirge Süd KW 16/17

Grafik Aufwuchsverlauf Jura, Keuper, Nordbayer. Hügelland KW 16/17

Jura, Keuper, Nordbayer. Hügelland KW 16/17

Kleegrasbestände in den einzelnen Agrargebieten

Kleegras Nahaufnahme
Neben dem Dauergrünland werden auch Kleegrasbestände im Rahmen des Aufwuchsmonitorings zum 1. Schnitt beprobt. Voraussetzung ist, dass die Bestände einen Leguminosenanteil von mindestens 50 % aufweisen.
Die Beprobung findet in den Agrargebieten Tertiärhügelland, Jura, Keuper, Nordbayerisches Hügelland und Ostbayerisches Mittelgebirge Süd statt (siehe Karte oben).
TM-Ertrag:
Die anhaltende Trockenheit wirkt sich auch bei den Kleegrasbeständen hemmend auf das Massenwachstum aus. Mit 10 bzw. 12 dt TM/ha sind die Bestände im Tertiärhügelland und Jura, Keuper, Nordbayerisches Hügelland noch sehr gering. Bereits etwas höher liegen die TM-Erträge im Ostbayerischen Mittelgebirge Süd mit 18 dt TM/ha. Entscheidend für die Entwicklung der Kleegrasbestände ist neben dem Standjahr vor allem der Boden und die Wasserverfügbarkeit. Nur bei ausreichend Feuchte und Temperatur können sich vor allem die Kleebestände gut entwickeln.
ADFom:
Trotz des trockenen Frühjahrs lagen die ADFom-Gehalte bei dem ersten Probeschnitt in allen drei Agrargebieten auf einem deutlich niedrigeren Niveau als im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Mit 180 g/kg TM im Mittel (KW 16, 21.04) sind die Faseranteile noch deutlich unterhalb des anstrebten Richtwerts von maximal 260 g/kg TM.
Rohprotein (CP):
Die Eiweißgehalte sind sowohl im Tertiärhügelland, Ostbayerischen Mittelgebirge Süd und Jura, Keuper, Nordbayerisches Hügelland mit 211 g/kg TM (KW 15, 14.04) zufriedenstellend gestartet, trotz nicht optimaler Vorrausetzungen für die N-Mobilisierung. Je nach Witterung können sich die Rohproteingehalte sehr unterschiedlich weiterentwickeln. Ersehnter Niederschlag ermöglicht gerade bei den feinkörnigen Leguminosen wie Klee und Luzerne eine erneute Stickstoffmobilisierung aus dem Boden. Damit ist sowohl ein Anstieg als auch eine Stagnierung des CP-Gehalts möglich. Bei anhaltender Trockenheit wird der Gehalt allerdings genau wie im Dauergrünland weiter kontinuierlich abfallen.
Energie (NEL):
Die hohen Eiweiß- und noch geringen ADFom-Gehalte wirken sich aktuell stark positiv auf die Energiegehalte aus, die mit knapp 7,0 MJ NEL /kg TM noch sehr hoch sind.

Ergebnisse der Kleegrasbestände - Kalenderwoche 16 mit Vorausschätzung auf KW 17:

Grafik Aufwuchsverlauf Kleegras Tertiärhügelland KW 16/17

Kleegras Tertiärhügelland KW 16/17

Grafik Aufwuchsverlauf Kleegras Ostbayer. Mittelgebirge Süd KW 16/17

Kleegras Ostbayer. Mittelgebirge Süd KW 16/17

Grafik Aufwuchsverlauf Kleegras Jura Keuper Nordbay. Hügelland KW 16/17

Kleegras Jura, Keuper, Nordbay. Hügelland KW 16/17

Wie erfolgt die Probenahme?

Das Aufwuchsmonitoring startet bei einer Aufwuchshöhe von 8 bis 10 cm – circa Anfang bis Mitte April (genauer Beginn wird bei Teilnahme bekannt gegeben).

Ablauf:

  • Probe immer sonntags oder montags auf der ausgewählten Fläche abmähen (Flächenbedarf: 1. Probenahme ca. 9-12 m2, weitere Probenahmen ca. 4-8 m2)
  • Mähgut wiegen und eine Mischprobe per Post an das LfL-Labor Grub schicken
  • Mischprobe im Online Laborprogramm „web-FuLab“ anmelden
  • Erstteilnehmer erhalten ein Erklärvideo zum Ablauf der Probenahme
Ende
Die wöchentliche Probenahme endet zwei Wochen, nachdem auf dem Betrieb siliert wurde.

Wie werden die Inhaltsstoffe bestimmt?

Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft (ITE), Barbara Misthilger
Tel.: 08161 8640-7431
E-Mail: barbara.misthilger@LfL.bayern.de

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