Einen Schnitt voraus – mit dem LfL-Grünlandmonitoring
Bayernweite Aufwuchsuntersuchungen zum ersten Schnitt im Grünland und Klee-/Luzernegras – turbulente Erntebedingungen

Grashäcksler und Traktor mit Anhänger bei der Grasernte.

LfL-Grünlandmonitoring zum 1. Schnitt 2023: Das Wetter machte es nicht ganz einfach

Die gefürchteten Eisheiligen brachten in diesem Jahr zwar keinen Frost, aber dafür viel Regen, vor allem im südlichen Teil Bayerns. Mairegen ist eigentlich bekannt als Segen für die Wiesen, allerdings sorgten die hohen Niederschlagsmengen nicht überall für Freude. Für die Grasbestände, die bereits Anfang Mai siliert wurden, war das nasse Wetter ideal- der nächste Schnitt wuchs bereits gut heran. Aber dort, wo noch nicht gemäht werden konnte, wurden sonnige und warme Tage sehnsüchtig erwartet.

TM-Ertrag

Die wüchsigen Bedingungen im Monat Mai sorgten dafür, dass die Dauergrünlandflächen in allen Agrargebieten gut an Masse zulegen konnten. Die Trockenmasse (TM)-Erträge sind in den Gebieten Jura, Keuper, Nordbayerisches Hügelland und Ostbayerisches Mittelgebirge Süd in diesem Jahr deutlich höher als im Vergleich zum Vorjahr, wo zu dieser Zeit das Wasser zum Wachsen fehlte. Durch die hohen Niederschlagsmengen im Alpenvorland konnten die Bestände gut an Masse zulegen, jedoch gingen die hohen Bodenfeuchten zu Lasten der Befahrbarkeit der Böden und damit war auch das Mähen zum optimalen Schnittzeitpunkt leider vielerorts nicht möglich. In den Agrargebieten Voralpines Hügelland, Tertiärhügelland und Ostbayerisches Mittelgebirge Nord lagen die diesjährigen TM-Erträge auf einem zufriedenstellenden Niveau.

ADFom

Mit dem Wachstum einher geht auch der Anstieg der Faser in den Gräsern, das zeigt der ADFom-Gehalt. Besonders bei wärmeren Temperaturen steigt die Verholzung der Gräser sprunghaft an. In diesem Jahr sind die Bestände bereits mit einem sehr hohen ADFom-Gehalt von 200 g/kg TM im Mittel gestartet. Ab Anfang Mai (Kalenderwoche (KW) 18) ist die Verholzung sprunghaft in allen Gebieten durch die kurzzeitig wärmere Witterung angestiegen. Dadurch lagen in den Agrargebieten Alpenvorland, Voralpines Hügelland, Tertiärhügelland und Ostbayerisches Mittelgebirge Süd die ADFom-Gehalte in der KW 20 bereits bei 293 g/kg TM, im Jura, Keuper, Nordbayerisches Hügelland sogar schon bei 305 g/kg TM. Durch den späteren Vegetationsstart waren die Werte im Ostbayerischen Mittelgebirge Nord mit 269 g/kg TM zum selben Zeitpunkt noch deutlich niedriger.

Rohprotein (XP)

Durch die gute Wasserversorgung der Böden waren die Eiweißgehalte in allen sechs Agrargebieten sehr hoch gestartet. Im Vergleich zum Vorjahr lagen die Eiweißgehalte in diesem Jahr trotz dem wöchentlichen Rückgang bis KW 18 auf deutlich höherem Niveau als im Vorjahr. Ab KW 18 sind mit dem zunehmenden Massewachstum die Rohproteingehalte stark abgefallen, besonders in den Agrargebieten Ostbayerisches Mittelgebirge Süd und Jura, Keuper, Nordbayerisches Hügelland.

Energie (NEL)

Auf den Energiegehalt wirkt sich die Verholzung der Gräser und der Rückgang der Eiweißgehalte immer negativ aus. Zunächst sind die Gehalte an Energie durch den mäßigen Anstieg der Faser in den Frischgrasproben langsam zurückgegangen. Durch die sprunghafte Verholzung in KW 18 sind die Energiegehalte in allen Gebieten dadurch zügig zurückgegangen.

Optimaler Schnittzeitpunkt

Karte der Agrargebiete Bayern.Zoombild vorhanden

Karte der Agrargebiete Bayern

Somit wurde der optimale Zeitraum für den 1.Schnitt in diesem Jahr in allen Agrargebieten mit Ausnahme des Ostbayerischen Mittelgebirge Nord ab KW 18 erreicht. Durch den verzögerten Vegetationsbeginn im Frühjahr war es im Ostbayerischen Mittelgebirge Nord dann ab der KW 19 aus Sicht der Inhaltsstoffe ideal zum Mähen.

Wiesen im Auge behalten

Je nach Wasserversorgung der Böden wachsen die Folgeschnitte gut bis mäßig heran. Durch die zunehmenden Tageslängen bis Mitte Juni und vor allem wärmeren Temperaturen in Komination mit Trockenheit wird das generative Wachstum der Gräser gefördert. In diesem Stadium bildet das Gras statt Blattmasse in erster Linie ausschließlich Stängel zur Blütenbildung aus. Dadurch steigen bereits bei geringem Blattwachstum die ADFom-Gehalte im Aufwuchs schneller an. Somit sollte bei Folgeschnitten zum Silieren der Schnitt, gerade bei sehr trockenen und heißen Witterungsbedingungen noch vor dem Ähren- und Rispenschieben erfolgen.

Großes Dankeschön

Im Rahmen des Aufwuchsmonitorings 2023 wollen wir uns bei allen teilnehmenden Betrieben ganz herzlich für die gute Zusammenarbeit bedanken! Nur durch die wöchentlichen Probeschnitte ist es möglich, bayernweit Schnittzeitpunktprognosen für Grünland- und Kleegrasbestände abzuleiten.
Gerne nehmen wir auch aus ganz Bayern neue Teilnehmer mit in unser Aufwuchsmonitoring auf. Sowohl konventionell als auch ökologisch wirtschaftende Betriebe sind willkommen. Wer Interesse hat, darf sich gerne an das LfL- Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft (08161- 8640 7401 oder ite@lfl.bayern.de) wenden.

Ergebnisse und Entwicklungen der Bestände im Grünland in den einzelnen Agrargebieten aus dem Jahr 2023

Grafik Aufwuchsverlauf Alpenvorland KW 19/20

Alpenvorland, südliches Allgäu KW 19/20

Grafik Aufwuchsverlauf voralpines Hügelland KW 19/20

Voralpines Hügelland KW 19/20

Grafik Aufwuchsverlauf Tertiärhügelland KW 19/20

Tertiärhügelland KW 19/20

Grafik Aufwuchsverlauf Ostbayerisches Mittelgebirge Süd KW 19/20

Ostbayerisches Mittelgebirge Süd KW 19/20

Grafik Aufwuchsverlauf Ostbayerisches Mittelgebirge Nord KW 19/20

Ostbayerisches Mittelgebirge Nord KW 19/20

Grafik Aufwuchsverlauf Jura, Keuper, Nordbayer. Hügelland KW 19/20

Jura, Keuper, Nordbayer. Hügelland KW 19/20

Klee-/Luzernegras

Kleegraskw17
Im Rahmen des Aufwuchsmonitorings zum 1. Schnitt werden neben Dauergrünland auch Klee-/Luzernegrasbestände beprobt. Voraussetzung ist, dass die Bestände mindestens 50 % Leguminosenanteil aufweisen. Probeschnitte werden in den Agrargebieten Tertiärhügelland, Jura, Keuper, Nordbayerisches Hügelland und Ostbayerisches Mittelgebirge Süd und Nord durchgeführt.

TM-Ertrag

Aufgrund der anhaltenden kühlen Temperaturen sowohl tags als auch nachts sind die Trockenmasseerträge (TM-Ertrag) pro Hektar zu Beginn in allen vier Agrargebieten und dort besonders in den höheren Lagen nur langsam angestiegen. Ab Kalenderwoche (KW 18) sind die wöchentlichen Massezuwächse durch die wärmere Witterung dann sehr rasant angestiegen.

ADFom

Im Mittel sind die Bestände in allen vier Agrargebieten mit einen ADFom-Gehalt von 200 g/kg TM hoch gestartet. Als Richtwert für den optimalen Schnittzeitpunkt sollten die ADFom-Werte nicht über 260 g/kg TM liegen. Durch die etwas milderen Temperaturen im Agrargebiet Tertiärhügelland ging dort die Verholzung der Bestände schneller voran und lag in der KW 19 mit 271 g/kg TM bereits über dem Richtwert. In den anderen Gebieten wurde dieser erst in der KW 20 überschritten.

Rohprotein (XP)

Zu Beginn der wöchentlichen Probeschnitte lagen die Eiweißgehalte im Mittel bei 200 g/kg TM, im Ostbayerischen Mittelgebirge Nord sogar bei 247 g/kg TM. Durch die hohen Bodenfeuchten im Mai konnten die Bestände aus dem Boden sehr lange hohe Mengen an Stickstoff mobilisieren, dadurch gingen die Eiweißgehalte bis KW 19 nur langsam zurück. Mit dem einsetzenden Massewachstum und der damit verbundenen Verholzung der Gräser sanken die Rohproteingehalte dann sehr zügig ab.

Energie (NEL)

Aufgrund der hohen Eiweißgehalte und dem langsamen Anstieg der ADFom-Gehalte sanken die Energiegehalte in allen vier Agrargebieten bis KW 18 nur sehr langsam ab. Als Richtwert für den optimalen Schnittzeitpunkt sollte der NEL-Gehalt nicht unterhalb von 6,6 MJ/kg TM liegen. Damit war der optimale Schnittzeitpunkt im Tertiärhügelland und Ostbayerisches Mittelgebirge Süd ab KW 18 erreicht. Im Jura, Keuper, Nordbayerisches Hügelland und Ostbayerisches Mittelgebirge Nord war es dann ab KW 19 ideal zum Mähen sofern es die Witterung zu lies.

Ergebnisse und Entwicklungen der Kleegras- und Luzernebestände in den einzelnen Agrargebieten aus dem Jahr 2023

Grafik Aufwuchsverlauf Kleegras Tertiärhügelland KW 19/20

Kleegras Tertärhügelland KW 19/20

Grafik Aufwuchsverlauf Kleegras Ostbayer. Mittelgebirge Nord KW 19/20

Kleegras Ostbayer. Mittelgebirge Nord KW 19/20

Grafik Aufwuchsverlauf Kleegras Jura Keuper Nordbay. Hügelland KW 19/20

Kleegras Jura, Keuper, Nordbay. Hügelland KW 19/20

Ablauf der Probenahme

Wie werden die Inhaltsstoffe bestimmt?