Aufgaben der Arbeitsgruppe Saatgutuntersuchung – Beschaffenheitsprüfung Saatgut

Getreidekeime in Petrischale in Nahaufnahme

Bereits seit 1876 wird in Bayern Saatgut auf seine wertbestimmenden Eigenschaften untersucht. Die zentrale Bedeutung von qualitativ hochwertigem regionalem Saatgut für den Pflanzenbau und die Ernährungssicherheit wurde also früh erkannt und die Beschaffenheitsprüfung von Saatgut als effektives qualitätssicherndes Instrument eingesetzt. Nur qualitativ hochwertiges Saatgut garantiert einen sicheren Feldaufgang, gesunde Bestände und Ertragssicherheit. In Bayern sind eine Reihe namhafter mittelständische Züchterhäuser ansässig, die ein breites Spektrum an Kulturpflanzen mit unterschiedlichen Züchtungsschwerpunkten abdecken. Dadurch ist das Untersuchungsaufkommen für die Saatgutuntersuchung entsprechend umfangreich und sehr vielfältig.

Im ökologischen Landbau spielt die Saatgutgesundheit eine wesentliche Rolle, da der chemische Pflanzenschutz als Instrument nicht zur Verfügung steht. Wenn Öko-Saatgut nicht ausreichend auf seinen Gesundheitszustand untersucht wird, führt dies je nach Krankheitserreger (z.B. Schneeschimmel, Flugbrand, Steinbrand, Zwergsteinbrand, etc.) bereits zu Problemen beim Feldaufgang, Ertragsverlusten oder auch zu Vermarktungsproblemen. Bei Klee verursacht das Auftreten des Kleewürgers (Orobanche sp.) so gravierende Verluste, dass ein Kleeanbau auf verseuchten Flächen nicht mehr möglich ist. Dies stellt vor allem Biobetriebe vor große Herausforderungen, da der Klee- oder Kleegrasanbau im ökologischen Landbau eine zentrale Rolle innehat.
Die amtliche Saatgutprüfstelle der LfL ist das einzige Saatgutlabor in Bayern, das nach den Vorgaben der ISTA (International Seed Testing Association) akkreditiert ist. Die ISTA ist eine internationale Akkreditierungsorganisation speziell für Saatgutlabore. Da Saatgut international gehandelt wird, sind auch international harmonisierte Methoden für die Bestimmung der Saatgutqualität notwendig, um die Ergebnisse weltweit vergleichen zu können. Im Rahmen der saatgutrechtlichen Vorschriften müssen Saatgutproben einer sehr großen Fruchtartenpalette aus dem landwirtschaftlichen und gärtnerischen Bereich (Getreide, klein- und großkörnige Leguminosen, Gräser, Öl- und Faserpflanzen, Mais) sowie von Heil- und Gewürzpflanzen hinsichtlich ihrer Beschaffenheit geprüft werden. Eine sehr große Herausforderung dabei ist die Untersuchung von Saatgutmischungen, Kleearten sowie Gräser (z.B. Rispen).

Das Untersuchungsangebot der Saatgutprüfstelle

  • Technische Reinheit (Reine Samen, Bruchkörner und unschädliche Verunreinigungen)
  • Besatz mit anderen Samen (z. B. Flughafer, Ampfer, Seide u.a.)
  • Keimfähigkeit (ungebeizt, gebeizt)
  • Triebkraft, d. h. Keimfähigkeit unter erschwerten Bedingungen (= Kalttest bei Mais, Öko-Getreide, Hirse, Raps, Ackerbohnen, Erbsen, Sojabohnen)
  • Lebensfähigkeit (Schnellbestimmung mit dem Topographischen Tetrazolium-Test, wenn das Ergebnis innerhalb weniger Tage benötigt wird oder bei Fruchtarten mit ausgeprägter Keimruhe)
  • Arten- und Sortenechtheit mittels Proteinelektrophorese, Fluoreszenz, chemische und morphologische Eigenschaften
  • Gesundheit (Steinbrand, Zwergsteinbrand, Flugbrand, lebende Schadinsekten, Brennflecken etc.)
  • Feuchtigkeitsgehalt
  • Tausendkorngewicht

Alle Untersuchungen werden nach den Internationalen Vorschriften für die Saatgutuntersuchung der ISTA durchgeführt. Mit der achten Re-Akkreditierung in 2024 ist die Saatgutprüfstelle der LfL weiterhin ermächtigt und berechtigt ISTA Orange Zertifikate auszustellen, d.h. internationale Warenbegleitpapiere für Saatgut. Für den internationalen Saatguthandel sind diese ISTA Orange Zertifikate und ISTA/OECD Zertifikate zwingend erforderlich.