Forschungs- und Innovationsprojekt
Ermittlung der Ernährungs- und Verarbeitungsqualität von Speisemais
Zoombild vorhanden
Foto: Barbara Eder
In Deutschland werden pro Jahr rund 300.000 Tonnen Körnermais (konventionell und ökologisch, DBV 2019) in der Trockenmüllerei zu Produkten wie Frühstücksflocken, Gebäck, Snack- und diätetischen Produkten verarbeitet. Ein Großteil wird importiert. An den Rohstoff Speisemais (und dementsprechend an die Sorten) stellen Verarbeiter derzeit kaum Anforderungen in Bezug auf die Ernährungs- und Verarbeitungsqualität. Dementsprechend werden auch Chancen bei der Vermarktung durch das Bewerben besonderer Qualitäten oder gesundheitlicher Vorzüge von Maisprodukten nicht genutzt.
Zielsetzung
- Kenntnislücken zur Verarbeitungs- und Ernährungsqualität von Speisemais aus lokaler, ökologischer Erzeugung schließen
- Verbesserung der Verfügbarkeit und der Qualität von lokal erzeugtem, ökologischem Speisemais (Sorten verfügbar, Stärkung der heimischen Landwirtschaft)
- Verarbeitung kann auf regional erzeugten Speisemais zurückgreifen (Stärkung der heimischen Verarbeitungsbetriebe)
Nassmüllerei
- Gewinnung von Öl und Stärke
Trockenmüllerei
- Grits, Grieß und Mehl
- Vielfältige Produkte
- Reinigen, i.d.R. Entkeimen, Schälen
Nixamalisation
- Tortillas
- Kochen (alkal. Lösung), Enthülsen, Verbreien
- Verfügbarmachung von Niacin, Geschmack, Backeigenschaft
Methoden
Ergebnisse
| Agronomische Parameter | Verarbeitungsqualität | Makro-, Mikronährstoffe |
|---|---|---|
| Aufgang, Jugendentwicklung, Blüte | Grießausbeute, Tausendkorngewicht (TKG) | Aminosäuren-Zusammensetzung Phytinsäure/Fettsäuren (C2-C6 + Isosäuren) 2 Orte |
| Pflanzenlänge | Keimfähigkeit | Natrium, Kalium, Magnesium, Calcium, Phosphor, Schwefel, Eisen Asche |
| Lager | Kornbonitur, Glasigkeit, Farbe, Fusarienbesatz | |
| Beulenbrand, Zünsler, Fusarium | Rissbildung, Bruchkornanteil, Schwarzbesatz | Carotinoid-Profil: Lutein, Zeaxanthin, α- und β-Carotin, β-Cryptoxanthin; Vitamin E: α- und γ-Tocopherole |
| Kornertrag, TS-Gehalt | Toxine: DON (Vomitoxin) Zearalenon, Fumonisin B1 + B2 | Anthocyane, Schwermetallpaket: Pb, Cd, Cr, Cu, Ni, Hg, Zn |
- Agronomische
Ergebnisse - Ergebnisse zu
den Inhaltsstoffen - Ergebnisse der
sensorischen Prüfung - Ergebnisse der
Grießausbeutebestimmung
Agronomische Ergebnisse
Zoombild vorhanden
Jugendentwicklung, Pflanzenhöhe
Zoombild vorhanden
Kornertrag TM dt/ha
Ergebnisse zu den Inhaltsstoffen
Ergebnisse der sensorischen Prüfung
Es konnten fünf Gruppen (farblich unterschiedlich gekennzeichnete Cluster 1 bis 5) gebildet werden. Die farblich unterschiedlichen Gruppen unterschieden sich signifikant voneinander. Innerhalb der Gruppen ließen sich die Sorten nicht unterscheiden. Interessant ist, dass die drei verschiedenen untersuchten Sortentypen (Land-, Hybridsorten, Populationen) nicht gruppenweise zuordenbar waren. Landsorten fanden sich zumindest in der orthonasalen Prüfung in derselben Gruppe wie Hybridsorten oder Populationen.
Ergebnisse der Grießausbeutebestimmung

Optimal sind hohe Erträge und hohe Grießausbeuten
| Bezeichnung | Sortentyp | Korntyp |
| Clooney | Hybride | Zw/Ha |
| Tambudzai | Population | Ha/Zw |
| 6808-20 | Population | Zw |
| Almito | Population | Zw/Ha |
| Bogdan | Population | Ha/zw |
Anforderungsprofil für Speisemais
| Anbau | Verarbeitung | Ernährung |
|---|---|---|
| Kornertrag | Hohe Grießausbeute, hoher Anteil größer 4 mm | Potential: Inhaltsstoffe bei Selektion/Sortenwahl berücksichtigen |
| Pflanzen- und Kolbengesundheit | Korntyp: Ha-Zw, hartmaisbetonte Typen | Ziel: Lebensmittel so wertig wie möglich |
| Zügige Jungendentwicklung | Kornhärte: hartes Korn für größere Bruchstücke | Magnesium |
| Unkrautunterdrückung | Keine Riss- bzw. Bruchbildung | Aminosäurenzusammensetzung, biologische Verwertbarkeit |
| Standfestigkeit | Korngröße: einheitlich groß führt zu weniger Verlusten | Carotinoidgehalte: Zeaxanthin, Lutein |
| Reifegruppe, v.a. frühe Sorten (sichere Abreife) | Tausendkorngewicht, Schüttdichte | Keine/niedrige Belastung mit Toxinen/Schwermetallen |
| Sortentyp: je nach Sortenwahl | Kornform: Flach und rund - Grießausbeute und bessere Entkeimbarkeit | Verarbeitungsmöglichkeiten für Vollkorn |
| Sortentyp: je nach Schwerpunkt | Kornfarbe: gelb, orange und kräftig, weiß | |
| Resilienz | Sauberes Saatgut, keine Verunreinigungen | |
| Eignung für ökologischen Anbau/Gemenge | Geschmack | |
| Keine/niedrige Toxinbelastung (DON, Stechapfel) | ||
| Maiszünsler (Wiederstandfähigkeit) | ||
| Offene Lieschen, gutes Abtrocknen |
Zusammenfassung
- Hybridsorten sind klar im Vorteil hinsichtlich agronomischer Eigenschaften wie Ertrag, Krankheitsanfälligkeit u.ä.
- Mais ist glutenfrei, histaminarm, und enthält viele wertvolle Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente. Hohe Anteile an Zeaxanthin, Lutein und hohe Magnesium- und Kaliumgehalte zeichnen ihn besonders aus. Die Anwesenheit des Keimlings erhöht seinen ernährungsphysiologischen Wert. Mais ist ein wertvolles und gesundes Lebensmittel.
- Die Züchtung hat die Maiskornzusammensetzung deutlich verändert. Landsorten weisen in den für eine gesunde und ausgewogene Ernährung bestimmenden Inhaltsstoffen immer höhere Gehalte auf. Die Maiszüchtung der letzten Jahrzehnte hat sich ausschließlich auf die Ertragserhöhung durch die Steigerung des Stärkeanteils im Korn fokussiert. Für gesunde Lebensmittel sollte eine Züchtung auf Geschmack und hohe Anteile an Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffe aufgenommen werden.
- Jede Sorte unabhängig vom Sortentyp lieferte ein individuelles Geschmacksmuster. Eine größere Anzahl von sensorischen Untersuchungen sind nötig, um einen Zusammenhang zwischen Inhaltsstoffen der Sorten und Geschmack im verkochten Produkt herzustellen. Dabei stellt die Verarbeitung mit Keimling besondere Herausforderungen an die Verarbeitung entlang der Wertschöpfungskette, und könnte gleichzeitig ein Alleinstellungsmerkmal mit Potential für die regionale Vermarktung sein.
- Die Grießausbeute ist das Kriterium für die Verwertung von Mais in der Trockenmüllerei. Sie schwankt zwischen 45 % und 75%. Der Einfluss des Sorten- und Korntyps ist groß, aber auch innerhalb des jeweiligen Sorten- und Korntyps gibt es große Schwankungen. Eine Abschätzung ohne Messung ist daher nicht möglich. Als beste Methode zur Bestimmung der Grießausbeute erwies sich eine Industriemühle Grainman und anschließender Siebanalyse. Eine einfache Messmethode mithilfe einer Ganzkorn-NIRS-Kalibration für Grießausbeute wird aktuell entwickelt.
Wie soll es weitergehen?
- Aktuelle Sortenempfehlungen für Speisemais (mit NIRS/NIT-Kalibration) entwickeln: Mithilfe der Ganzkorn NIRS Messemethode könnten beispielsweise die Landessortenversuche zu Körnermais um das Merkmal Grießausbeute erweitert werden. Eine bessere Sortenwahl ist dann möglich.
- Es braucht eine (Ökologische) Pflanzenzüchtung mit Fokus auf Inhaltstoffe und Speisemaiseignung.
- Image-Kampage/Marketing: Eine wesentliche Erkenntnis war, dass Mais wegen seines schlechten Images aus der Tierernährung und Biogasnutzung nicht als wertvolles Nahrungsmittel wahrgenommen wird. Mais wird verknüpft mit GVO, Massentierhaltung und Monokultur. Daher sind intensive Image- und Aufklärungskampagnen nötig, gekoppelt an Multiplikatoren in z.B. der Außerhausverpflegung, Gourmetküche, um ihn als leckeres geschmackvolles Gericht wahrzunehmen.
- Förderung des regionalen Speisemaisanbaus: Ergebnisse zu Essgewohnheiten und Maiskonsum in Deutschland
1,3 MB
- Abschlussbericht - folgt in Kürze
Kooperationspartner
- Antersdorfer Mühle GmbH
- Heimatkost GmbH
- Spielberger GmbH
- Off Mühle KG
- PrimaVera Naturkorn GmbH
- La Tortilla GmbH
- Bauck GmbH
- Lerchenmühle GmbH
- Experten aus Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften
- Cornexo GmbH

Projektinformationen
Projektleitung: Dr. Barbara Eder
Projektbearbeitung: Dr. Aitak Sadeghi, Dr. Barbara Eder
Projektpartner: Forschung & Züchtung Dottenfelderhof
Laufzeit: 01.04.2022 bis 31.12.2025
Finanzierung: Bundesprogramm ökologischer Landbau
Förderkennzeichen: FKZ2819OE029







