Versuchsergebnisse Körnerhirse (Sorghum bicolor)

Nachdem bereits in den Jahren 2020 und 2021 erste Sortenversuche zum Körnersorghum durchgeführt wurden, beschäftigt sich die LfL seit 2022 am neuen Forschungszentrum für Landwirtschaft in Trockenlagen (Schwarzenau, Lkr. Kitzingen) intensiv mit der Etablierung der alternativen Kulturart. Um Sortenempfehlungen für ganz Bayern geben zu können, werden die Sortenversuche über Schwarzenau hinaus auch an weiteren Standorten angelegt. Die unten stehenden Ergebnisse zeigen: Der Anbau ist ohne besonderen technischen Zusatzaufwand möglich, die pflanzenbaulichen Vorteile liegen auf der Hand und auch die Erträge konnten überzeugen.

Ergebnisse der Sortenversuche 2022: Standorte Schwarzenau, Frankendorf und Straubing

Schwarzenau

In Schwarzenau fand die Aussaat am 18. Mai 2022 statt. Es wurden 35 Körner/m2 mit der Drillmaschine bei einer Reihenweite von 13 cm ausgesät. Da zum Auflaufen die Temperaturen noch einmal um den Gefrierpunkt lagen, wurde dadurch die Pflanzenzahl/m2 reduziert. Die weitere Entwicklung der Pflanzen war allerdings sehr gut – trotz ausbleibender Niederschläge. Von der Aussaat bis Ende August regnete es nur etwa 45 Liter/m2. Der Düngebedarf wurde zu Beginn der Vegetationsperiode ermittelt, betrug 110 kg N/ha und wurde auf zwei Gaben aufgeteilt. Aktuelle Informationen zu zugelassenen Pflanzenschutzmitteln finden Sie hier:

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Nachdem der sehr feuchte September 100 Liter/m2 Niederschlag brachte, fand die Ernte am 6. Oktober 2022 statt. Trotz der heißen und trockenen Witterung konnte die Körnerhirse (im Mittel 71 dt/ha) in diesem Extremjahr ihr enormes Potential zeigen und am Standort Schwarzenau den Körnermaisertrag (im Mittel 66 dt/ha) überbieten.
Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle dargestellt.
Tabelle 1: Versuchsergebnisse 2022 Schwarzenau
Sorte/GenotypZüchterKornertrag bei 86% TS (dt/ha)Lager vor ErntePflanzenlänge (cm)Trockensubstanz (%)
RGT IceberggRAGT73,51,09180
RGT DodggeRAGT74,51,08779
RGT HuggoRAGT76,61,09278
RHS 2112RAGT81,91,09180
ArabeskLidea65,61,010181
AlbanusLidea69,11,09380
ArskyLidea72,41,08980
ES WillyLidea71,51,09179
ES MargosLidea79,11,39777
KWS LupusKWS76,81,08781
STH 20003DSV71,71,09676
STH 18120DSV56,21,09676
Farmsugro 180AgriSem70,21,010878
GK EmeseAgriSem69,32,59679
ASM-DS-D1AgriSem58,61,09777
ASM-DS-R1AgriSem64,31,08878

Frankendorf

In Frankendorf (Lkr. Erding) fand die Aussaat am 11. Mai 2022 bei ausreichender Bodenfeuchte statt. Es wurden 35 Körner/m2 mit der Drillmaschine bei einer Reihenweite von 14 cm ausgesät. Sowohl der Feldaufgang als auch die Jugendentwicklung waren gut. Vor der Saat wurden 115 kg N/ha gedüngt. Aktuelle Informationen zu zugelassenen Pflanzenschutzmitteln finden Sie hier:

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Die Ernte fand am 27. Oktober 2022 statt.
Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle dargestellt.
Tabelle 2: Versuchsergebnisse 2022 Frankendorf
Sorte/GenotypZüchterKornertrag bei 86% TS (dt/ha)Lager vor ErntePflanzenlänge (cm)Trockensubstanz (%)
RGT IceberggRAGT1281,013081
RGT DodggeRAGT1231,012579
RGT HuggoRAGT1181,013078
ArabeskLidea1141,013181
AlbanusLidea1101,012081
ArskyLidea1221,012779
ES WillyLidea1191,011879
ES MargosLidea1201,011979
KWS LupusKWS1141,012280
STH 20003DSV1111,013179
STH 18120DSV1051,012279
Farmsugro 180AgriSem1181,316578
GK EmeseAgriSem1151,514777
ASM-DS-D1AgriSem1051,012080
ASM-DS-R1AgriSem951,011977

Straubing

In Straubing fand die Aussaat am 17. Mai 2022 in ein trockenes Saatbett statt. Es wurden 35 Körner/m2 mit der Einzelkornsämaschine bei einer Reihenweite von 37,5 cm ausgesät. Der Feldaufgang war etwas lückig, aber gleichmäßig. Die Bestandsentwicklung war trotz teilweise trockener Witterung gut. Nach der Saat wurden 70 kg N/ha gedüngt. Aktuelle Informationen zu zugelassenen Pflanzenschutzmitteln finden Sie hier:

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Die Ernte fand am 26. September 2022 statt.
Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle dargestellt.
Tabelle 3: Versuchsergebnisse 2022 Straubing (TFZ)
Sorte/GenotypZüchterKornertrag bei 86% TS (dt/ha)Lager vor ErntePflanzenlänge (cm)Trockensubstanz (%)
RGT IceberggRAGT86111073
RGT DodggeRAGT92111176
RGT HuggoRAGT99112074
ArabeskLidea83112576
AlbanusLidea82111572
ArskyLidea86111077
ES WillyLidea85111176
ES MargosLidea99111074
KWS LupusKWS97111075
STH 20003DSV82112565
STH 18120DSV71111068
Farmsugro 180AgriSem89114074
GK EmeseAgriSem86113077
ASM-DS-D1AgriSem80112067
ASM-DS-R1AgriSem84110974

Ergebnisse der Sortenversuche 2021: Standorte Schwarzenau und Groß-Gerau

Im Jahr 2021 wurden die Sortenversuche mit Körnersorghum an vier Standorten angelegt, auswertbare Ergebnisse gab es von den Standorten in Schwarzenau (Lkr. Kitzingen) und Groß Gerau (Hessen).

Schwarzenau

In Schwarzenau liegt die Niederschlagsmenge im langjährigen Mittel bei 540 mm/Jahr, die Jahresmitteltemperatur bei 9,9 °C. Da für die Aussaat von Hirse eine Bodentemperatur von über 12 °C notwendig ist, konnte diese erst am 31. Mai 2021 stattfinden. Die Aussaatstärke betrug 35 Körner/m2 und erfolgte per Drillsaat. Anfang Juni herrschten Temperaturen zwischen 15 und 20 °C, sodass die Körnerhirse sehr gut auflaufen konnte und eine gute Jugendentwicklung zeigte. Kurz vor der Aussaat erfolgte eine N-Düngung mit 60 kg N/ha. Da der Unkrautdruck in der Sorghumhirse vor allem in der Jugendentwicklung problematisch sein kann, fand Ende Juni eine Herbizid-Behandlung mit Spectrum® statt. Nach dem Reihenschluss gilt die Körnerhirse als sehr konkurrenzstark. Die Hirsen erreichten Wuchshöhen zwischen 95 cm (RGT Dodgge, RAGT) und 170 cm (Farmsugro 180, AgriSem).
Auf dem Versuchsstandort in Schwarzenau konnten alle Sorten vor allem mit ihrer enormen Standfestigkeit punkten. Während bei einem starken Sturmereignis Ende Oktober auf den benachbarten Schlägen nahezu der gesamte Körnermais umgeknickt ist, blieb der Sorghum unbeschadet. Termin der Ernte war der 27. Oktober 2021 bei Kornrestfeuchten zwischen etwa 30 und 35 %. Die Erträge und die Ergebnisse der Bonituren der untersuchten Sorten sind in Tabelle 1 dargestellt. Die ertragreichste Sorte war RGT Dodgge der Firma RAGT mit 97,9 dt/ha. Der durchschnittliche Ertrag aller Sorten betrug etwa 80 dt/ha und ist als sehr gut einzustufen.
Tabelle 4: Versuchsergebnisse 2021 Schwarzenau
Sorte/GenotypZüchterKornertrag bei 86% TS (dt/ha)Pflanzenlänge (cm)Trockensubstanz (%)
GK EmeseAgriSem78,314069
Farmsugro 180AgriSem71,116665
Diabolo CSLidea82,210269
Capello CSLidea91,011470
ES ArabeskLidea78,812470
ES AlbanusLidea79,410970
KWS LupusKWS82,010671
RGT IcebergRAGT84,711070
RGT DodggeRAGT97,99572
RGT MaggicRAGT64,09770

Groß-Gerau

Der Versuchsstandort Groß-Gerau der Universität Gießen weist im langjährigen Mittel eine Niederschlagsmenge von 620 mm/Jahr auf und eine Jahresmitteltemperatur von 10,6 °C. Auch hier erfolgte die Aussaat aufgrund langanhaltender Kälte erst am 31. Mai 2022. Diese fand als Einzelkornsaat mit 30 Körnern/m2 und einem Reihenabstand von 70 cm statt. Als Standard-N-Düngung setzt die JLU Gießen beim Kornsorghum auf 100 kg N/ha inklusive der Nmin-Reste. Eine Unkrautbehandlung fand sowohl mit der Handhacke als auch Ende Juni chemisch statt. Ein starkes Sturmereignis Ende Oktober führte nur bei den Sorten GK Emese, Farmsugro 180 und Sweet Caroline (alle AgriSem), die Wuchshöhen von 150, 170 und 200 cm aufwiesen, zu leichtem Lager. Insgesamt wurde auch an diesem Standort eine sehr gute Standfestigkeit beobachtet. Den niedrigsten Wuchs zeigt die Sorte Belugga (RAGT) mit 110 cm. Die Ernte fand am 9. November 2021 bei Kornwassergehalten zwischen 25 und 33 % statt. Den höchsten Ertrag mit 77,4 dt/ha erreicht die Sorte ES Albanus der Firma Lidea. Den niedrigsten Kornertrag erzielte die stark wüchsige Sorte Sweet Caroline von AgriSem. Diese ist vom Hersteller allerdings auch nicht zur Körnernutzung, sondern zur Verwendung in der Biogasproduktion deklariert. Alle Ergebnisse sind in Tabelle 5 dargestellt.
Tabelle 5: Versuchsergebnisse 2021 Groß-Gerau
Sorte/Genotyp Züchter Kornertrag bei 86% TS (dt/ha)Pflanzenlänge (cm)Trockensubstanz (%)
GK EmeseAgriSem62,515067
Farmsugro 180AgriSem72,117072
Sweet CarolineAgriSem49,220067
ES AlbanusLidea77,413075
ES ArabeskLidea66,613074
KWS LupusKWS62,112575
BeluggaRAGT54,811071
RGT DodggeRAGT72,611574
RGT GgustavRAGT75,413072
RGT IcebergRAGT75,413073

Anbauwürdigkeit von Körnerhirse

Die Körnerhirse (Sorghum bicolor L. Moench) stellt global gesehen die fünftwichtigste Getreideart dar. In Deutschland hingegen spielt der Anbau der aus Ostafrika stammenden Kulturart bislang eine untergeordnete Rolle. Allerdings ist in den letzten Jahren ein gewisser Trend zu erkennen, der dem Sorghumanbau einen Aufschwung prophezeit. Neben dem Anbau von Biomassetypen rücken auch die wesentlich standhafteren, kürzeren Sorghumhirsen zur Körnernutzung in den Fokus.
Die Gründe hierfür sind naheliegend: Als C4-Pflanze ist die Körnerhirse in der Lage, besonders effizient mit dem zur Verfügung stehenden Wasser zu haushalten. Bei langen Trockenperioden kann sie ihre Spaltöffnungen an den Blättern schließen, Verdunstung vermeiden und trotzdem Photosynthese betreiben. Außerdem schützt die dicke Wachsschicht zusätzlich gegen Wasserverluste. Im Vergleich mit Mais hat Sorghum ein intensiveres Wurzelsystem, das für eine effiziente Aneignung von Wasser- und Nährstoffen sorgt.
Sorghum gilt als guter Verwerter wirtschaftseigener Düngemittel, was diese Kulturart auch für tierhaltende Betriebe interessant macht.
Weitere pflanzenbauliche Vorteile der Körnerhirse sind die Auflockerung von Fruchtfolgen und die Eigenschaft, dass Sorghum keine Wirtspflanze für den Westlichen Maiswurzelbohrer darstellt. Auch der Maiszünsler stellt kaum eine Gefahr für diese Kultur dar. Eine Unkrautregulierung ist lediglich während der Jugendentwicklung notwendig und kann sowohl chemisch als auch mechanisch erfolgen, weshalb die Körnerhirse auch für den Ökolandbau eine interessante Kulturart darstellt.

Agrarökologische Leistungen

Durch die intensive Durchwurzelung und das Verbleiben der Halme auf dem Feld hinterlässt die Körnerhirse viel organische Substanz und trägt somit zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit bei. Außerdem stellt der Pollen laut Untersuchungen des Bieneninstituts Kirchhain und dem Institut für Pflanzenzüchtung Gießen im Hochsommer eine wichtige Nahrungsquelle für Bienen dar.
Erfahrungen aus dem Nachbarland Österreich zeigen: Die etwa 3 mm großen Körner haben nicht nur ein gutes Vermarktungspotential in der menschlichen Ernährung, sondern gelten auch als geeignetes Futtermittel in der Schweine- und Geflügelfütterung.

Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung
Am Gereuth 8
85354 Freising
E-Mail: ipz@LfL.bayern.de
Internet: www.LfL.bayern.de/koernerhirse Externer Link