Fusariumbefall und Toxingehalte (DON) bei Körnermais in Bayern

Maiskolben mit Fusariumbefall, erkennbar durch weißen Belag auf einzelnen Körnern.

Der Befall mit Mykotoxin bildenden phytopathogenen Pilzen spielt – ähnlich wie bei anderen Getreidearten – auch bei Körnermais eine große Rolle. Auf den Kolben und Körnern können unter ungünstigen Bedingungen einen ganze Reihe von Erregern meist aus der Gattung Fusarium identifiziert werden. Viele dieser Pilze bilden Mykotoxine als toxische Stoffwechselprodukte.
Im Körnermais wird in den letzten Jahren vermehrt eine Belastung mit DON (Deoxynivalenol) festgestellt. Dieses Mykotoxin wird von Fusarium graminearum produziert. Die Gehalte sind sehr unterschiedlich in Abhängigkeit von Sorte und Standort und der Jahreswitterung. Richtwerte für die Tierernährung werden häufig überschritten. Wichtige Maßnahmen zur Verringerung des Ausbreiten des Pilzes sind gutes Einarbeiten der Rückstände der Vorfrucht und wenn möglich Pflugfurche im Herbst.

Vorernte-Mykotoxin Monitoring Österreich – Bayern

Um den Landwirten der verarbeitenden Industrie bereits während der Vegetationsperiode einen vorläufigen Überblick über den aktuellen Stand der Mykotoxin-Kontamination an den Maisbeständen zu verschaffen, führten die österreichischen Landwirtschaftskammern in Kooperation mit der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) bei Mais ein Österreich-weites Mykotoxin-Vorernte-Monitoring durch. Seit 2018 beteiligt sich auch Bayern (LfL) mit drei südlichen LSV-Standorten (Frankendorf, Reith und Inzing). Untersucht werden die Mykotoxine Deoxinivalenol (DON), Zearalenon (ZEA), Fumonisine (FUM) und Aflatoxine (AFLA). Das Monitoring zeigt, wie hoch das Korn aktuell belastet ist und was dementsprechend bei der Verwendung als Futter für Zuchtsauen, Schweinemast, Geflügelmast, Rinderhaltung und in Lebensmitteln beachtet werden muss.

DON-Monitoring 2024 Externer Link

Aktuelle Ergebnisse DON-Gehalte der Sortenversuche

In den nachfolgenden Tabellen sind die Gehalte der einzelnen Sorten der Landessortenversuche Körnermais dargestellt. Sie werden jedes Jahr an jeweils drei der Versuchsorte in Bayern in dreifacher Wiederholung (aus drei Parzellen pro Versuch) ermittelt. Ab 2015 erfolgte die Analyse des Deoxynivalenols mittels HPLC (Hochleistungsflüssigkeitschromatographie), in früheren Jahren mittels ELISA (enzymgekoppelter Immunadsorptionstest).

Orientierungswerte für die Fütterung

Bei der Verfütterung von Futtermitteln mit erhöhten Gehalten an Fusarientoxinen (Mykotoxinen) kommt es nachweislich zu Leistungseinbußen und Fruchtbarkeitsstörungen bei den Tieren. Zu den Leittoxinen zählen Deoxynivalenol (DON) und Zearalenon (ZEA). Deshalb wurden Orientierungswerte für Futtermittel erarbeitet

Bei DON ist der Orientierungswert von 1 mg/kg ist anzustreben, wenn das Erntegut für die Schweinefütterung bestimmt ist, 1,75 mg/kg gilt für Handelsware. Da Körnermais in erster Linie als Futtergetreide eingesetzt wird, müssen für eine Bewertung der festgestellten Gehalte hauptsächlich die Orientierungswerte für Futtermittel herangezogen werden, die je nach Tierart unterschiedlich sind (Tabelle). Weiterhin ist zu beachten, dass diese Orientierungswerte für die Fütterung sich auf die Gehalte in der Gesamtration beziehen, die ja nicht ausschließlich aus Mais besteht.

Aus den Orientierungswerten und den DON-Gehalten ist der Schluss zu ziehen, dass insbesondere in der Schweinefütterung höher belasteter Körnermais in der Ration auf geringere Anteile zu begrenzen ist, die eventuell nicht mehr als 10% betragen sollten. Generell gilt für Deoxynivalenol, dass es nach einer Aufnahme durch das Tier nur in geringem Maße in Lebensmittel tierischen Ursprungs übergeht. In Fleisch, Milch und Eiern wurden bislang allenfalls Spuren nachgewiesen. Eine Belastung des Verbrauchers erfolgt daher im Wesentlichen über Nahrungsmittel pflanzlichen Ursprungs. Hier dürfte jedoch Körnermais eher eine untergeordnete Rolle spielen.

Orientierungswerte für Gehalte an DON (Deoxynivalenol) in Futtermitteln

Futtermittel fürDON mg/kg (bei 86 % TS)
Schweine (Mastschweine, Zuchtsauen)0,9
Hühner5,0
Rinder (Aufzucht, Mast, Milchkuh)5,0
Kälber2,0
EU-Richtwerte für Mykotoxine in Mais-Lebensmitteln
Grenzwerte für DON, ZEA und FUM und AFLA in Mais in Lebensmitteln gemäß VO (EG) 1881/2006 idgF (Stand 30.08.2016)
ErzeugnisseGrenzwert in mg/kg
Deoxynivalenol (DON)
Unverarbeiteter Mais (außer Nassmahlen)1,75
Maismahlfraktionen > 500 µm0,75
Maismahlfraktionen ≤ 500 µm1,25
Zearalenon (ZEA)
Unverarbeiteter Mais0,35
Raffiniertes Maisöl0,4
Mais, Snacks und Frühstückscerealien auf Maisbasis für den unmittelbaren Verzehr0,1
Verarbeitete Lebensmittel auf Maisbasis für Kleinkinder und Säuglinge0,02
Maismahlfraktionen > 500 µm0,2
Maismahlfraktionen ≤ 500 µm0,3
Fumonisine (FUM)
Unverarbeiteter Mais4,0
Zum unmittelbaren Verzehr bestimmter Mais1,0
Frühstückscerealien und Snacks auf Maisbasis0,8
Beikost auf Maisbasis0,2
Maismahlfraktionen > 500 µm1,4
Maismahlfraktionen ≤ 500 µm2,0
Aflatoxine (AFLA)Grenzwert (ppb) in µg/kg AFB1 / Summe B1, B2, G1, G2
Getreide und Getreideerzeugnisse, einschließlich verarbeitete Getreideerzeugnisse2 / 4
Mais, der vor seinem Verzehr oder seiner Verwendung als Lebensmittelzutat einer Sortierung oder einer anderen physikalischen Behandlung unterzogen werden soll5 / 10
EU-Richtwerte für Mykotoxine in Mais-Futtermitteln
Aktuelle Richtwerte von DON, ZEA und FUM in Futtermitteln gemäß Empfehlung 576/2006/EG bzw. Höchstwerte für Aflatoxine gemäß RL 2002/32/EG idgF (Stand 30.08.2016)
ErzeugnisseGrenzwert in mg/kg
Deoxynivalenol (DON)
Futtermittel-Ausgangserzeugnisse (inkl. Mais)8,0
Maisnebenerzeugnisse12,0
Ergänzungs- und Alleinfuttermittel außer5,0
- Ergänzungs- und Alleinfuttermittel für Schweine0,9
- Ergänzungs- und Alleinfuttermittel für Kälber (<4 Monate), Lämmer und Ziegenlämmer2,0
Zearalenon (ZEA)
Futtermittel-Ausgangserzeugnisse (inkl. Mais)2,0
Maisnebenerzeugnisse3,0
Ergänzungs- und Alleinfuttermittel für Ferkel und Jungsauen0,1
Ergänzungs- und Alleinfuttermittel für Sauen und Mastschweine0,25
Ergänzungs- und Alleinfuttermittel für Kälber (<4 Monate), Milchkühe, Schafe und Ziegen0,5
Fumonisine (FUM)
Futtermittelausgangserzeugnisse, Mais und Maiserzeugnisse60,0
Ergänzungs- und Alleinfuttermittel für Schweine, Pferde, Kaninchen und Heimtiere5,0
- Fische10,0
- Geflügel, Kälber (<4 Monate), Lämmer und Ziegenlämmer20,0
- Wiederkäuer (>4 Monate) und Nerze50,0
Aflatoxin B1 (AFLA)Grenzwert (ppb) in µg/kg
Futtermittelausgangserzeugnisse20
Ergänzungs- und Alleinfuttermittel außer10
Mischfuttermittel für Milchrinder und Kälber, Milchschafe und Lämmer, Milchziegen und Ziegenlämmer, Ferkel und Junggeflügel5
Mischfuttermittel für Rinder (außer Milchrindern und Kälbern), Schafe (außer Milchschafen und Lämmern), Ziegen (außer Milchziegen und Ziegenlämmern), Schweine (außer Ferkeln) und Geflügel (außer Junggeflügel)20

Allgemeine Gesichtspunkte zur Mykotoxinbildung in Körnermais

Auf der Basis der bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse lassen sich folgende Feststellungen treffen:

  • Die Entwicklung von Fusarium graminearum und die Toxinbildung ist stark jahresabhängig.
  • Anhaltende Niederschläge während der Blüte und der Abreife erhöhen den Umfang der Infektion und die DON-Gehalte.
  • Auch innerhalb eines Jahres kann der Toxingehalt je nach Standort stark variieren.
  • Einflussfaktoren sind neben der Sorte und dem Wetter auch Bodeneigenschaften, Vorfrucht, Kulturmaßnahmen.
  • Der Erntezeitpunkt hat einen ganz entscheidenden Einfluss. In weit abgereiften Beständen kann sich der Toxingehalt nach Niederschlägen innerhalb kurzer Zeit drastisch erhöhen.

Empfehlungen zur Vermeidung von Mykotoxinbildung

  • Gutes Einarbeiten der Rückstände der Vorfrucht
  • Wenn möglich Pflugfurche im Herbst
  • Keine zu späten Sorten wählen
  • Rechtzeitige Ernte, abgestorbene Bestände zügig dreschen