Forschungs- und Innovationsprojekt
Minimierung des Einsatzes kupferhaltiger Pflanzenschutzmittel im ökologischen und integrierten Hopfenbau

Die Bekämpfung des Falschen Mehltaus bzw. der Hopfen-Peronospora Pseudoperonospora humuli zählt in allen Hopfengärten alljährlich generell zu den wichtigsten Pflanzenschutzmaßnahmen. Dies gilt sowohl für konventionelle Betriebe als auch für Betriebe, die nach ökologischen Richtlinien produzieren. Dabei ist im ökologischen Hopfenbau – genauso wie in allen anderen ökologisch bewirtschafteten Kulturen, die regelmäßig von Falschem Mehltau oder ähnlichen Pilzkrankheiten befallen werden – der Einsatz von kupferhaltigen Präparaten derzeit alternativlos, da eine wirksame Kontrolle dieser Krankheiten mit anderen, nach Öko-Richtlinien derzeit zur Verfügung stehenden Mitteln nicht möglich ist. Da Kupfer als Schwermetall ökotoxikologisch jedoch höchst kritisch beurteilt wird, besteht u.a. seitens des Umweltbundesamtes die Forderung, auf Kupferpräparate im Pflanzenschutz ganz zu verzichten bzw. deren Einsatz auf ein Minimum einzuschränken.

Ziel

Im Juli 2010 wurde von den Öko-Verbänden ein 'Strategiepapier zu Kupfer als Pflanzenschutzmittel unter besonderer Berücksichtigung des Ökologischen Landbaus' formuliert, in dem die weitere Vorgehensweise zur schrittweisen Lösung des Kupfer-Dilemmas im Ökolandbau skizziert wurde. Darin wurde folgendes 'kurzfristiges Ziel' formuliert: »Innerhalb der nächsten fünf Jahre soll die zulässige Aufwandmenge von derzeit 3 [Hopfen: 4] kg/ha im Durchschnitt über alle Kulturen auf 2,5 [Hopfen: 3] kg/ha reduziert werden«. Daher wurde im Rahmen des 'Bundesprogrammes Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft' (BÖLN) in verschiedenen Kulturen eine Initiative zum Ersatz bzw. der Reduktion kupferhaltiger Pflanzenschutzmittel begonnen, die auch ein Hopfen-Projekt (Laufzeit 03/2010-02/2014) umfasste. Es sollte dazu dienen, Strategien zu entwickeln, die den Einsatz von Kupfer zu Zwecken des Pflanzenschutzes im Ökologischen Hopfenbau mit Hilfe von 'modernen' Kupferhydroxiden und Pflanzenstärkungsmitteln als Synergisten soweit wie möglich zu minimieren.

Kurzbeschreibung der Methoden und erste Ergebnisse

Hopfendolden mit starkem Peronospora-BefallZoombild vorhanden

Hopfendolden mit starkem Peronospora-Befall

Im Zuge der vierjährigen Laufzeit des BÖLN-Projektes konnten nur in zwei Versuchsjahren wirklich aussagekräftige Ergebnisse erzielt werden, die allerdings belegen, dass – im Vergleich zu Kupfer-Oxychlorid (‚Funguran‘), das bis 2011 noch den mit 4 kg Cu/ha zugelassenen Standard der Kupferanwendung darstellte, mit modernen Kupfer-Hydroxiden eine Reduktion auf 3 kg Cu/ha pro Jahr möglich sein sollte. Das kurzfristige Ziel des ‚Strategiepapiers Kupfer‘ kann somit als weitgehend erreicht angesehen werden, doch wäre die Verifizierung der Ergebnisse in einem dritten Versuchsjahr sehr wichtig. Daneben muss allerdings noch berücksichtigt werden, dass die Kupferreduktion auch über das aktuelle Ziel von 3 kg/ha hinaus weiter vorangebracht werden muss, um diesen für den Pflanzenschutz eminent wichtigen Wirkstoff weiter zur Verfügung zu haben; die Zulassungsbehörden, insbesondere das UBA, beobachten genau, welche Kulturen das Ziel der Kupferminimierung aktiv vorantreiben.
Neben den modernen Kupferhydroxiden werden die besten Aussichten, beim Kupfereinsatz zu einer weiteren signifikanten Reduktion zu kommen, derzeit einer neuartigen Verkapselungstechnik unter dem Namen 'CuCaps' zugeschrieben, bei der Kupfersulfat in Fettsäurekapseln mikroverkapselt wird (Kapsel-Durchmesser <250 μm, also für den Gebläsesprayer geeignet), die bei Benetzung nur die effektiv wirksamen Kupferionen langsam und kontinuierlich abgeben. Die ‚CuCaps‘ wurden bereits 2012 und 2013 noch als experimentelle Formulierungen in ersten Freilandversuchen geprüft. Im Laufe der beiden Versuchsjahre mit CuCaps-Einsätzen konnten einige ‚Kinderkrankheiten‘ der Formulierung im Zusammenhang mit der Applikationstechnik ausgeräumt bzw. verbessert werden, so dass die ‚CuCaps‘ mittlerweile ohne Probleme mit einem praxisüblichen Gebläsesprayer gespritzt werden können. Ihre gute biologische Wirksamkeit gegen Peronospora konnte bereits 2012 demonstriert werden und die Formulierung wurde seitdem noch verbessert. In den Vegetationsperioden 2014 bis 2016 sollten diese Formulierungen im Zuge des aktuellen Projektes zusammen mit modernen Kupferhydroxiden und Synergisten weiter auf ihre biologische Wirksamkeit und Praxistauglichkeit getestet werden.
Abstract
Publikationen

Projektinformation
Projektleitung: Dr. Florian Weihrauch, Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung, Hopfenforschungszentrum, Arbeitsgruppe IPZ 5e
Projektbearbeitung: Maria Obermaier, Dr. Florian Weihrauch, Anna Baumgartner, Maria Felsl
Projektpartner: Agrolytix GmbH, Erlangen, Dr. Stefan Schwab
Laufzeit: 01.03.2014 – 31.12.2020
Finanzierung: Förderung durch die Erzeugergemeinschaft HVG e.G., Wolnzach.