Erdflohkontrolle im ökologischen Hopfenbau

Der Hopfen-Erdfloh Psylliodes attenuatus wird im Ökologischen Hopfenbau in zunehmendem Maße zu einem gravierenden Problem für die Pflanzer. Im Öko-Hopfenbau gibt es derzeit keine wirksame Praxismethode der Erdflohbekämpfung und die entstehenden Schäden werden gezwungenermaßen hingenommen. Da der Schädlingsdruck in den vergangenen zehn Jahren deutlich zugenommen hat, ist eine Ökolandbau-taugliche Methode der Kontrolle von Erdflöhen im Hopfen ein essentieller Baustein der Nahrungsmittelsicherheit in diesem Segment. Darüber hinaus muss herausgestellt werden, dass die Entwicklung einer effektiven Bekämpfungsmethode auch für den konventionellen Hopfenbau von großer Bedeutung sein wird, da möglicherweise eines Tages zur Erdflohbekämpfung kein wirksames Insektizid mehr zur Verfügung stehen wird.

Abstract

Hop flea-beetle Psylliodes attenuatus is becoming an increasingly serious problem for organic hop growers as there is currently no effective method of flea-beetle control in organic cultivation and the resulting damage is simply condoned. Since the pest pressure has increased markedly over the last ten years, an organically suitable method of control of flea-beetles in hops is an essential tool for growers. In addition, the development of an effective control method will also be of great importance for conventional hop cultivation as effective soil insecticides are expected to be no longer be available soon. The objective of the project is the development of a practical method for organic hop cultivation regarding an effective reduction and thus control of flea-beetles in this special crop. The focus is on the identification of a species-specific attractant, ideally a highly effective pheromone, for attracting P. attenuatus and the capturing of adult beetles e.g. in yellow traps.

Ziel

Hopfenblätter mit typischem ‚Schrotschuss-Muster‘ entstehen bei starkem ErdflohbefallZoombild vorhanden

Hopfenblätter mit typischem Schrotschuss-Muster entstehen bei starkem Erdflohbefall

Ziel des Projektes ist die Entwicklung einer praxistauglichen Methode für den Öko-Hopfenbau, mit der eine effektive Reduzierung und damit Kontrolle des Hopfen-Erdflohs in der Sonderkultur ermöglicht wird. Der Fokus liegt dabei auf der Identifikation eines artspezifischen Lockstoffes, im Idealfall eines hoch wirksamen Pheromons, zur Anlockung von P. attenuatus mit Fang der adulten Käfer z.B. über Gelbschalen.

Methode

Photoeklektoren im Hopfengarten zur Ermittlung der Emergenzrate und Schlupforte der neuen Erdfloh-Generation im HochsommerZoombild vorhanden

Photoeklektoren im Hopfengarten zur Ermittlung der Emergenzrate und Schlupforte der neuen Erdfloh-Generation im Hochsommer

Diverse Methoden der mechanischen Erdflohbekämpfung werden im Freiland evaluiert. Zusätzlich sollen möglichst viele Informationen über Biologie und Ökologie des Hopfen-Erdflohs gewonnen werden, um eine zielgerichtete und sinnvolle Bekämpfung zu ermöglichen. Alle Freilandversuche erfolgen in randomisierter Blockanlage in Großraum-Parzellen (Größe mindestens 200 m2) in vierfacher Wiederholung nach GEP. Befallsbonituren erfolgen im Frühjahr durch Zählungen, die Erfolgskontrolle der jeweiligen Maßnahmen bis zum Anleiten durch Abschätzung des durchschnittlichen Verlustes an Blattfläche. Bonituren später im Jahr erfolgen nach Mittelprüfungs-Standard (‚Ausschütteln‘ von Einzelreben über dem Kescher und Zählen der Erdflöhe im Kescher) und Abschätzung angefressener Dolden.
Alle Laborarbeiten bei PRI in Wageningen erfolgen unter Berücksichtigung von gängigen, aktuellen Labormethoden wie der Gaschromatographie und dazugehörigen Identifikationsmethoden und unter Einsatz modernster Geräte.

Ergebnisse

Die ‚Produktion‘ von Erdflöhen im Öko-Garten betrug 2016 nach einer konservativen Schätzung anhand der Fangergebnisse aus Photoeklektoren bei mindestens 1,2 Mio Erdflöhe/ha bzw. 600 Erdflöhe pro Pflanze. Alle arbeitsintensiven, mechanischen Methoden zur Reduzierung der Erdflöhe erscheinen deshalb eher als Aktionismus und bleiben bei den erfolgskotrollen bislang ohne Wirkung. Gelbschalen mit Köder sind vermutlich die sinnvollste Lösung, den Schädlingsdruck von der Fläche zu nehmen.

Publikationen
  • Weihrauch F., van Tol R. & Mumm R. 2016. Kontrolle des Hopfen-Erdflohs Psylliodes attenuatus im Ökologischen Hopfenbau: Gibt es Optionen? Julius-Kühn-Archiv 454 [60. Deutsche Pflanzenschutztagung, 20.-23. September 2016, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Kurzfassungen der Vorträge und Poster]: 176
  • Weihrauch F., van Tol R. & & Mumm R. 2017. Kontrolle des Hopfen-Erdflohs Psylliodes attenuatus im Ökologischen Hopfenbau: Gibt es Optionen? In: Köhler A., Bode S., Metzger J. & Blank S.M. (eds): Entomologentagung 2017/Entomology Congress in Freising 13.–16.03.2017 Programm und Zusammenfassungen/Program and Abstracts: 53. Freising
  • Weihrauch F., Baumgartner A., Eisenbraun D., Wolf S., van Tol R.W.H.M. & & Mumm R. 2017. Flea-beetle control in organic hops: Are there options? Proceedings of the Scientific-Technical Commission of the International Hop Growers´ Convention, St. Stefan am Walde, Austria, 25-29 June 2017: 59
  • Mumm R., van Tol R.W.H.M. & Weihrauch F. 2017. Elucidation of the role of volatile compounds in the chemical communication of the hop flea beetle Psylliodes attenuatus. Proceedings of the Scientific-Technical Commission of the International Hop Growers´ Convention, St. Stefan am Walde, Austria, 25-29 June 2017: 60-64
  • Weihrauch F. 2017. Entwicklung von Methoden zur Bekämpfung des Hopfen-Erdflohs Psylliodes attenuatus im ökologischen Hopfenbau. Abschlussbericht des Forschungsvorhabens im Auftrag des Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BioRegio 2020 – Landesprogramm Ökologischer Landbau, Projektnummer A/15/01)

Presseberichte zum Forschungsvorhaben

  • Hier wird die Zukunft gestaltet. Exkursion nach Hüll. Hopfen-Rundschau 66 (08): 312-313 [August 2015]
  • Bekämpfungsmöglichkeiten des Erdflohs. Hopfen-Rundschau 66 (08): 328-329 [August 2015].
  • Hier wird die Zukunft gestaltet. Exkursion nach Hüll und Besichtigung der Firma Hopsteiner Hopfenverarbeitung. Hopfen-Rundschau International 2015/2016: 17-21 [Oktober 2015].
  • Bekämpfungsmöglichkeiten des Erdflohs. Hallertauer Zeitung vom 22.02.2017: 15

Projektinformation
Projektleitung: Dr. Florian Weihrauch, Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung, Hopfenforschungszentrum, Arbeitsgruppe IPZ 5e
Projektbearbeitung: Dr. Florian Weihrauch, Daniel Eisenbraun (IPZ 5b)
Projektpartner: Wageningen University & Research (NL), Dr. Rob van Tol, Dr. Roland Mumm
Laufzeit: 3/2015-6/2018
Finanzierung: Förderung durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BayStMELF) im Rahmen von BioRegio 2020; Forschungsvorhaben A/15/01