Erdnussanbau in Bayern

Wissenschaftler zeigt frisch ausgegrabene Erdnusspflanze mit HülsenZoombild vorhanden

Dr. Klaus Fleißner bei der Ernte

Kulturpflanzenvielfalt ist EINE Antwort auf den Klimawandel

Die vorausgesagten Klimaänderungen stellen neue Ansprüche an die landwirtschaftlichen Kulturen. Ein Weg ist die Anpassung der aktuell etablierten Kulturarten durch gezielte Züchtung auf entscheidende Merkmale wie z.B. Trockenheitstoleranz oder Insektenresistenzen. Die neu definierte LfL Arbeitsgruppe Kulturpflanzenvielfalt verfolgt einen anderen Weg. Sie testet bisher hierzulande nicht etablierte Kulturarten auf Tauglichkeit für den Anbau in Bayern und unternimmt gegebenenfalls die nächsten Schritte in Richtung pflanzenbaulicher Etablierung. Ein neuer Kandidat ist die Erdnuss (botanisch Arachis hypogaea), deren größte Anbaugebiete in China, Indien, Nigera und u.a. auch den USA liegen.

Versuchsanbau Erdnuss 2021

In diesem Jahr führte die neue LfL-Arbeitsgruppe IPZ 3d Kulturpflanzenvielfalt des Instituts für Pflanzenbau (IPZ) an drei Versuchsstandorten der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft einen Versuchsanbau mit der Erdnuss durch: Ruhstorf a.d.Rott (Niederbayern), Manching (Oberbayern) und Schwarzenau (Unterfranken). Aufgrund der extremen Trockenperioden und Sommertemperaturen in den Jahren 2018 und 2019 wollten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler herausfinden, ob die Erdnuss in Zeiten des Klimawandels als alternative Kulturart für die bayerische Landwirtschaft geeignet wäre.
Schwierige Keimung
Da es kein Erdnuss Saatgut in Deutschland gibt, wurden Erdnüsse (Konsumware) im Internet aus Usbekistan bestellt, welche aber nur eine Keimfähigkeit von ca. 50 % hatten. Usbekistan liegt zwischen dem 37. und 46. Breitengrad, Bayern zwischen dem 47. und 50., wodurch in Bayern photoperiodische Einflüsse nicht zum Tragen kommen sollten. Ein Schlüsselfaktor für die Keimung soll die Bodentemperatur sein, dazu finden sich unterschiedliche Angaben, von 20 bis 30 Grad. Die Aussaat erfolgte jeweils Anfang Juni bei einer Bodentemperatur von >18 Grad mit einer Einzelkornsämaschine direkt ins Feld. Der Aufgang war ungleichmäßig und auf Grund der geringen Keimfähigkeit lückig, aber die Pflanzen entwickelten sich mit dem warmen und trockenen Wetter im Juni gut und begannen Anfang Juli zu blühen.
Gute Entwicklung trotz ungünstiger Witterungsverhältnisse
Trotz der zu kühlen Sommermonate Juli und August begannen sich die Fruchtstiele der befruchteten Blüten Ende Juli in die Erde zu bohren und Hülsen zu entwickeln. Der erste Erntetermin in Ruhstorf war am 21.9., der Rest wurde am Montag (4.10.) geerntet (jeweils mit der Hand). Die Parzellen in Manching und Schwarzenau wurden am Mittwoch 29.9. ebenfalls manuell geerntet. Nach der Ernte wurden die ganzen Pflanzen getrocknet, damit die Hülsen noch nachreifen können. Der Hülsenansatz war trotz des in diesem Jahr zu kühlen Wetters zufriedenstellend. Beim Öffnen der Hülsen bot sich jedoch ein unterschiedliches Bild: von leeren Hülsen bis gut entwickelten Samen, was wahrscheinlich mit der unterschiedlichen Keimdauer zusammenhängt.
Perspektiven für den Anbau
Was die Perspektiven für einen feldmäßigen Anbau der Erdnuss angeht, so lässt sich folgendes Fazit ziehen: um eine frühe Aussaat (z.B. Ende April) zu erreichen, sollten die Erdnüsse in Dämme gesät werden und mit Vlies oder Folie abgedeckt werden, um die Bodentemperatur zu erhöhen und die Keimung zu beschleunigen. Vor der Saat sollte das Saatgut mit Rhizobien geimpft werden (z.B. Soja Impfmittel). Die Keimung ist der entscheidende Punkt, erst einmal gekeimt, wachsen die Pflanzen auch bei kühleren Temperaturen. Die Wachstumsphase ist unproblematisch, als Leguminose fixiert die Erdnuss Stickstoff, vor der Saat kann je nach Anbausystem (ökologisch, konventionell) ein stickstofffreier Mineralstoffdünger (P, K, Mg, Fe, Mn) ausgebracht werden. An den Boden stellt die Erdnuss keine besonderen Ansprüche, er sollte nicht zu lehmig, aber auch nicht zu sandig sein (sandiger bis lehmiger Schluff) und sollte nicht zur Krustenbildung neigen. Für die Mechanisierung des Anbaus sind geeignete Maschinen verfügbar. Als die größten Herausforderungen für einen zukünftigen Erdnussanbau in Bayern müssen eine Optimierung pflanzenbaulicher Aspekte, sowie die Verfügbarkeit von Saatgut und angepassten Sorten angesehen werden – diese gilt es in den nächsten Jahren zu bearbeiten.

Ausblick

Es gibt bereits Kontakte zu Betrieben in Österreich, Südafrika und Australien, welche Erdnuss anbauen und zusichern verschiedene Erdnuss Sorten für einen Versuchsanbau in Bayern zur Verfügung zu stellen. Damit ist die Saatgut-Frage für weitere LfL-Versuche 2022 geklärt. Um sich über Möglichkeiten der Mechanisierung und pflanzenbauliche Aspekte zu informieren sind Besuche in Österreich und Südafrika geplant.

Ansprechpartner
Dr. Klaus Fleißner
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung
Arbeitsgebiet Kulturpflanzenvielfalt (IPZ 3d)
Kleeberg 14, 94099 Ruhstorf an der Rott
Tel.: 08161 8640-4623
E-Mail: Pflanzenbau@LfL.Bayern.de

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