Zwischenfrüchte und Regen können die Futterlücke verkleinern

Während ein Großteil der Bevölkerung den Jahrhundertsommer noch bejubelt, gilt es für die Landwirtschaft die negativen Folgen der Trockenheit abzumildern. So war auch in diesem Jahr wieder ein deutliches Niederschlagsgefälle zwischen Nord- und Südbayern zu beobachten. Während der Süden im Frühjahr, wie auch im Juni, nicht unter Trockenheit litt, herrschte in Teilen Frankens, insbesondere in Unterfranken, ein Niederschlagsdefizit. So fiel z.B. von Anfang Februar bis Mitte Juli im Raum Würzburg weniger als die Hälfte der sonst üblichen Niederschläge. Dies führte bereits beim ersten Schnitt zum Teil zu unterdurchschnittlichen Erträgen. Der zweite entfiel häufig oder war oft eher ein Bereinigungsschnitt und die jetzigen Aufwüchse verdienen oft nicht diese Bezeichnung.
Duerre WieseZoombild vorhanden

Ausgedörrtes Grünland

Auch der Mais litt stark unter Wassermangel. Aufgrund der starken Hitze und örtlich sehr geringen Niederschlagsmengen rückt in verschiedenen Anbaulagen der Erntezeitpunkt für den stark geschädigten Silomais immer näher oder ist auch schon erreicht. Auch für Bestände, die eigentlich als Körnermais vorgesehen waren, empfiehlt es sich eventuell eine Verwertungsmöglichkeit als Silomais (z.B. für Biogas) zu suchen, da durch die nicht vorhandene oder nur minimale Kolbenbildung der Kornertrag gegen Null tendieren kann. Die vorhandene Bodenart und das Wasserangebot bestimmen die Bestandesentwicklung, Wuchshöhe und Kolbenentwicklung. Durch die große Hitze vertrocknen die Stängel und Blätter, wobei Kolben aufgrund bereits zur Blüte vorherrschenden Wassermangels überhaupt nicht vorhanden sind oder sie kaum bzw. sehr unzureichend ausgebildet sind.

Optionen für den Mais

Bei den bis dato gemessenen sehr stark trockenheitsgeschädigten Maispflanzen ohne bzw. mit nur sehr geringer Kolbenbildung, bewegen sich die Trockenmassegehalte derzeit im Bereich 27 – 36 %. Die Silierreife ist zum Teil bereits erreicht. Wegen möglicher Sickersaftbildung sollten mind. 28 % minimal. Trockenmassegehalt angestrebt werden. Eile ist auf jeden Fall geboten bei kolbenlosen Beständen, die nur noch wenige grüne Blätter haben. Dürres Material lässt sich im Silo nicht mehr ausreichend verdichten und Fehlgärungen sind somit vorprogrammiert. Für die Bestandsbeurteilung empfiehlt es sich, nicht nur Pflanzen am Rand des Schlages zu überprüfen, einige Meter innerhalb des Bestandes gestaltet sich die Situation oft noch wesentlich dramatischer. Wir empfehlen an einigen Pflanzen der geschädigten Bestände die Trockenmassegehalte zu ermitteln, um den richtigen Erntezeitpunkt festzulegen.

Hoffnung auf Regen

Für dieses Wochenende ist jedoch ein vorläufiges Ende der Hitzeperiode mit der Hoffnung auf Regen in Sicht. Damit gewinnt die Möglichkeit die Restvegetation nach der vorgezogenen Maisernte mit Zwischenfrucht zur Futternutzung zum Schließen von Futterlücken zu nutzen an Bedeutung. In Milchviehbetrieben sollten wegen der höheren Energiekonzentration und der günstigeren Struktur schnellwüchsige Weidelgräser oder die Mischung mit kleinkörnigen Leguminosen gegenüber dem Einfüttern von Futterraps bevorzugt werden.

Spezielle Standortvoraussetzungen für Gräser für einen erfolgreichen Zwischenfruchtbau

  • Hauptfruchtmäßige Bestellung
    Diese ist Voraussetzung für guten Bodenschluss und damit bei vorhandenem Wasser nach Niederschlag für einen zügigen, lückenlosen Aufgang und optimale Entwicklung der Saat und der damit verbundenen Ertragsentwicklung.
  • Ausreichende Vegetationszeit
    Also mindestens 8-10 Wochen Vegetationszeit. D. h. üblicherweise Aussaat im Juli. Doch heuer war es hierzu in aller Regel zu trocken. Jedoch besteht bei einem - mittlerweile nicht unüblichen - verspäteten Winterbeginn hier durchaus noch realistische Hoffnung auf einen guten Ertrag.
  • Ausreichende Wasserversorgung während der Restvegetation
    Hiervon wird der Erfolg der Zwischenfrucht letztlich vom Menschen unbeeinflussbar abhängen. Besonders wichtig ist hierbei weniger die Gesamtmenge sondern mehr eine günstige/gleichmäßige Verteilung.

Welches Weidelgras ist das richtige?

Gräser reagieren schon auf kurzzeitigen Wassermangel mit Wachstumsstillstand und/oder der Bildung von Halmen. Damit verbunden ist dann auch ein rascher Qualitätsabfall des folgenden Schnittes. Deshalb ist die Aussaat überjähriger Mischungen - also von Mischungen die neben Einjährigem Weidelgras Anteile oder überwiegend Welsches Weidelgras als Gräserkomponente besitzen – zu prüfen. Der Unterschied dieser Arten liegt für den Zwischenfruchtanbau vor allem darin, dass das Einjährige Weidelgras je nach Sorte bereits wenige Wochen nach der Saat mit dem Ährenschieben beginnt, während das Welsche Weidelgras im Ansaatjahr nicht zum Schossen bzw. Ährenschieben gelangt, also nur Blattmasse bildet. Die Rohfaserbildung hängt stark von der Neigung zur Halmbildung ab. Zwar begünstigen hohe Rohfasergehalte den Strukturwert des Futters, eine wichtige Eigenschaft in der Zwischenfruchtfütterung, gleichzeitig senken sie jedoch den Energiegehalt des Aufwuchses erheblich.
Bei dem im Sommerzwischenfruchtanbau nicht mehr schossenden Welschen Weidelgras ist die Leistungsdifferenzierung zwischen den zugelassenen Sorten im Herbst nur gering. Im Ertrag liegen die Sorten des Welschen Weidelgrases bei früher Saat zwar deutlich hinter dem Einjährigen Weidelgras zurück. Dieser Umstand kommt jedoch bei der jetzt verspäteten Ansaat nicht mehr voll zum Tragen und ist durch Mischung der Arten abfederbar. Der Anbau von Welschem Weidelgras im Sommerzwischenfruchtanbau ist auch dann sinnvoll, wenn der Bestand nach der Herbstnutzung überwintern soll, um im Frühjahr 2016 z. B. vor Mais oder auch dann als Hauptfrucht genutzt zu werden. Für diese Nutzungsform, die besonders wegen der Winterbegrünung zum Boden- und Wasserschutz vorteilhaft ist, eignen sich allerdings nur die zum Hauptfruchtanbau empfohlenen winterharten Sorten des Welschen Weidelgrases.
Bei der Sortenwahl sollten resistente Sorten (besonders Rost) bevorzugt werden, da ein beginnender Befall nur unter hohen Ertragsverlusten durch Vorziehen des Schnitttermins beendet werden kann.

Mischungen bringen Vorteile

Zwischenfruchtmischung aus Einjährigem Weidelgras und Alexandrinerklee
Generell ist gerade bei Trockenheit eine Mischung von Klee mit Gräsern empfehlenswert. Durch Mischungen können Futterwert, Aufnahme durch das Vieh und Vorfruchtwert gesteigert werden. Weniger günstige Eigenschaften einer Art werden durch geeignete Partner ausgeglichen.
Vor allem in Lagen mit unsicheren Niederschlägen kann das Ansaatrisiko durch die weniger wasserbedürftigen Leguminosen abgemildert werden.
Für den reinen Zwischenfruchtanbau empfiehlt sich Alexandrinerklee.
Dieser wird im Rahmen seiner Zulassung nur noch einschnittig geprüft, so dass bei den Neuzulassungen nicht mehr zwischen ein- und mehrschnittigen Sorten unterschieden werden kann. Bei einigen der eingetragenen Sorten ist der Schnitttyp jedoch noch bekannt. Die einschnittigen Sorten zeigen in der Regel eine etwas schnellere Anfangsentwicklung. Es ist also eine frühzeitige Nutzung vor der Blüte erforderlich, da der Stängel schnell verholzt und somit der Futterwert rasch sinkt. Mehrschnittige Typen beginnen meist später zu blühen und sind für Mischungen mit Gräsern günstiger.

Aktuelle Sortenempfehlung

Empfohlene Gräser/Leguminosen-Mischungen für den reinen Zwischenfruchtanbau sind z.B.:

grasbetont
Artkg/haGew.-%
Einjähriges Weidelgras2067
Alexandrinerklee1033
gesamt30100
kleebetont
Artkg/haGew.-%
Einjähriges Weidelgras1029
Alexandrinerklee2471
gesamt34100
oder
Artkg/haGew.-%
Einjähriges Weidelgras2040
Sommerwicken3060
gesamt50100

Beispiel für eine empfohlene Gräser/Leguminosen-Mischungen für den Überjährigen Anbau

BQSM FE-3K
Artkg/haGew.-%
Welsches Weidelgras18,551,40
Bastardweidelgras16,545,80
Rotklee1,02,80
gesamt36100,00