Beratungsprojekt Grobfutter - Teil Nordbayern

BQSM - FM1

Die bayerische Landwirtschaft kann ihren Eiweißbedarf für die Milch-, Fleisch- und Eiererzeugung momentan nicht aus dem Anbau heimischer Eiweißfutterpflanzen decken.

Ein mehr oder weniger großer Teil der in der Tierhaltung notwendigen Eiweißfuttermittel muss deshalb über Importem, insbesondere von Sojaprodukten aus Übersee erfolgen.

Das vorliegende Projekt ist Bestandteil der Maßnahmen, die im Rahmen der bayerischen Eiweißinitative umgesetzt wurden.
Jährliche Betriebszweigauswertungen (DORFNER UND HOFFMANN, 2012), jährliche Analysen von Grünland- und Kleegrasaufwüchsen (SCHUSTER ET AL., 2011), Rückmeldungen aus der Beratungspraxis an die LfL (DIEPOLDER, 2012) sowie die Einschätzung von Experten (siehe STOCKINGER UND SCHÄTZL, 2013) weisen eindeutig darauf hin, dass Rinderhaltern häufig noch zu wenig bewusst ist, welch großes Potenzial in einer besseren Ausnutzung des Grundfutters ihrer Betriebe liegt.

Mit diesem Beratungsprojekt sollen Verbundpartner und Landwirte – hier speziell im nordbayerischen Raum (Ober-, Mittel- und Unterfranken sowie Oberpfalz) – unterstützt werden, das bereits vorhandene Wissen in der Grünland- und Feldfutterbauwirtschaft, insbesondere die Reserven und Optimierungsmöglichkeiten zur Verbesserung der Grobfutterleistung noch effizienter zu nutzen.

Grünland und Luzerne bewusst nutzen

Das Grünland und der Feldfutterbau (ohne Mais) sind entscheidende Faktoren bei der Produktion einheimischer Eiweißfuttermittel. Dennoch werden laut Einschätzung von Experten (Stockinger und Schätzl, LfL 2013) nur etwa 80% der potentiell möglichen Rohproteinerträge des bayerischen Wirtschaftsgrünlandes erreicht. Kurzfristig können Grünlandverbesserungsmaßnahmen Trockenmasse und damit auch Rohproteinerträge erhöhen. Langfristig ist die standortgerechte Nutzung, Düngung und Pflege der Aufwüchse jedoch Voraussetzung für eine nachhaltige Stabilisierung höherer Flächenleistungen. Grünlandbestände in Nordbayern weisen zudem aufgrund klimatischer Gegebenheiten und Bestandszusammensetzung häufig ungünstigere Voraussetzungen auf als die Bestände im südbayerischen Raum. Hier gewinnt u.a. der Luzerneanbau wieder deutlich an Bedeutung.
Um den Rinderhaltern das Potential ihrer Grobfutterproduktion stärker bewusst zu machen, gilt es das bisher erarbeitete Wissen stärker in die Praxis zu bringen.

Wege des Wissenstransfers

Im sogenannten Beratungsprojekt Grobfutter wurden seit 2013 in Nordbayern und in Südbayern zwei Stellen geschaffen. Die Projektbearbeiterinnen wurden den regionalen Fachzentren für Pflanzenbau in Ansbach (Nord) und in Rosenheim (Süd) zugeteilt. Ein Hauptteil der Arbeit des Beratungsprojektes Grobfutter Nord bestand darin die Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, die Fachzentren für Pflanzenbau und Rinderhaltung sowie die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) und die Landeskuratorien für Pflanzenbau e.V. sowie tierischen Veredelung e.V. bei Vorträgen, Veröffentlichungen und Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen, und dadurch das Wissen aus der Forschung auf direktem Wege der Praxis zuzuführen. Im Mittelpunkt stand dabei die Anpassung der Beratungs-empfehlung an die jeweiligen Regionen Unterfranken, Mittelfranken, Oberfranken und Oberpfalz. Zudem sollte die Kommunikation zwischen den einzelnen Ämtern der Regionen, der LfL und der Verbundberatung verbessert werden, um Doppelarbeit zu vermeiden.

Meilensteine

Wissensplattform KoBeGro
Zur besseren Koordination von ÄELF, Fachzentren und Verbundberatung wurde im Jahr 2013 die Wissensplattform KoBeGro in Betrieb genommen. Sie dient bisher insbesondere für den Austausch von Terminen, Vorträgen und Infomaterial.
"Runde Tische"
Insbesondere in Mittelfranken wurde die Zusammenarbeit zwischen dem Erzeugerring, den Trocknungsgenossenschaften und den Fachzentren für Pflanzenbau und Rinderhaltung durch „Runde Tische“ gestärkt. Hier entstanden Themen für Grünlandhefte sowie gemeinsame Veranstaltungen u.a. bei der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Triesdorf.
Demonstrationsanlage "Luzerne"
Eine Demonstrationsanlage mit unterschiedlichen Luzernesorten wurde in der Nähe der Trocknung Neuhof a. d. Zenn angelegt. Im Jahr 2014 fand bereits ein Schultag an der Demoanlage statt. In Zukunft können sich Interessierte mit dem Landwirt und/oder dem Aktionsprogramm ‚Heimische Eiweißfuttermittel‘ in Verbindung setzen, um weitere Schultage/Felderbegehungen durchzuführen. Die Kontaktdaten und sämtliche Infos wurden an ÄELF und Erzeugerringe weitergeleitet.
Fränkisches Grünlandheft
Mit dem „Fränkischen Grünland- und Futterbauheft“, das durch das Projekt erstmals erscheinen wird, soll die Lücke bei diesen in der Praxis (Steinacher Grünlandheft; Grünlandheft des Spitalhofes) geschätzten Kommunikationsmedien für Franken geschlossen werden. Das erste Heft wird im Frühjahr 2016 erscheinen.
Fazit
Die Erfolge des Projektes anhand eindeutiger Messgrößen festzustellen ist schwierig. Dennoch verdeutlicht die Vielzahl an Veranstaltungen und Vorträge den hohen Informationsbedarf, den dieses Thema mit sich bringt. Allein durch die Projektstelle Nordbayern wurden 41 Vorträge gehalten. Zusätzlich hatten die Veröffentlichungen in Grünlandheften, regionalen Versuchsheften, Beratungsfaxen und Fachzeitschriften großen Anteil daran, dass eine breite Öffentlichkeit erreicht werden konnte.
Von Seiten der Fachzentren, der Trocknungsgenossenschaften und des Erzeugerrings war die Zusammenarbeit bei gemeinsamen Veranstaltungen, Felder-begehungen und Vorträgen erwünscht und wurde gerne in Anspruch genommen. Auch die Koordination in Expertenkreisen (Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, Fachzentren für Pflanzenbau und Rinderhaltung, Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und Landeskuratorien für Pflanzenbau e.V. sowie tierischen Veredelung e.V.) stellte sich als besonders wertvoll heraus. Zu Projektende konnte jedoch noch nicht geklärt werden, wie diese Verbindungsfunktion nach Wegfall der Projektstelle in den Routinebetrieb überführt werden kann.

Literatur

DIEPOLDER, M.: Standortgerechte Grünlandbewirtschaftung – Möglichkeiten und Grenzen der Intensivierung; in: Tagungsband zur Viehwirtschaftliche Fachtagung 2012 am Lehr- und Forschungszentrum für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein, A-Irdning, 2012.
DORFNER, G., HOFFMANN, G.: Milchreport Bayern 2011 – Ergebnisse der Betriebszweigabrechnung Milchproduktion 2010/11. Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, LfL-Information, 2012.
SCHUSTER, H., M. MOOSMEYER, SCHUSTER, M: 2011-ein außergewöhnliches Jahr – Grassilagequalität 2011: viel Energie aber wenig Eiweiß und Struktur. Bayerisches Landwirt-schaftliches Wochenblatt 44, vom 04.11.2011, S. 22-23, 2011.
STOCKINGER, B.; SCHÄTZL, R. (LfL, 2013, in Vorbereitung): Abschlussbericht zum Projekt "Erstellung eines Kalkulationsinstruments für eine eiweißeffiziente und ökonomische Fütterung mit heimischen Futtermitteln und ökonomische Bewertung einer bayerischen Eiweißstrategie".
Projektinformation
Projektleitung: Dr. Stephan Hartmann - IPZ 4b
Projektbearbeitung: Dr. Anna Techow - IPZ 4b
Laufzeit: 01.01.2013 - 31.05.2015
Kostenträger: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten - StMELF
Kooperationspartner: Dr. Michael Diepolder, IAB 2b und Josef Groß, Koordinator Eiweißstrategie