Pflanzenbestände und Pflanzengesellschaften
Dauergrünland ist sehr artenreich und wird durch natürliche Standortfaktoren und die Form der Bewirtschaftung beeinflusst. Dadurch entstehen unterschiedliche Pflanzengesellschaften. Hier finden Sie nähere Informationen zu den wichtigsten Gesellschaftstypen.
Pflanzenbestände
Als Pflanzenbestand bezeichnet man den pflanzlichen Aufwuchs einer Wiese, Weide oder auch Ackerfläche.
Grünlandbestände setzen sich je nach Standort aus vielen oder auch nur wenigen Pflanzenarten zusammen, die in die drei Hauptartengruppen Gräser, Kräuter und Leguminosen zusammengefasst werden können.
Die Anzahl und der Anteil der vorkommenden Arten wird von natürlichen Standortfaktoren wie Klima, Boden und Gelände und von der Form der Bewirtschaftung (Nutzung, Düngung, Pflege) beeinflusst.
Ein idealer Dauergrünlandbestand sollte einen Grasanteil von mindestens 50 bis 60% und maximal 70% aufweisen. Die Gräser bilden die Grundlage für ein wiederkäuergerechtes Futter. Sie sorgen für einen dichten Narbenschluss, für die Ertragsbildung und eine gute Qualität des Futters. Sie liefern die notwendige Rohfaser bei hoher Energiedichte.
Der restliche Anteil sollte je zur Hälfte aus Kräutern und Leguminosen (jeweils 15 bis 20%) bestehen. Leguminosen verbessern die Schmackhaftigkeit des Futters und sichern die Eiweißversorgung. Kräuter dienen vor allem der Mineralstoffversorgung und auch der Verbesserung des Geschmacks.
Die Narbe sollte dicht sein und keine Lücken aufweisen sowie keine kritischen Anteile von Problemunkräutern wie Ampfer (Rumex spec.), Quecke (Agropyron repens) oder Weiche Trespe (Bromus mollis) haben.
Der Pflanzenbestand sollte über lange Zeit stabil sein, ohne wesentliche Veränderungen in den Anteilen der Hauptbestandsbildner.
Pflanzengesellschaften
Die Bestände des Dauergrünlands sind in der Regel sehr artenreich. Auf mitteleuropäischen Wiesen und Weiden kommen etwa 1500 – 1700 verschiedene Pflanzenarten vor.
Die Kombination der Arten zu mehr oder weniger konstanten Gemeinschaften bezeichnet man als Pflanzengesellschaften.
Eine Pflanzengesellschaft ist eine charakteristische Artenzusammensetzung.
Die häufigsten Pflanzengesellschaften sind:
- Weidelgrasweiden
- Mähweiden
- Glatthaferwiesen
- Goldhaferwiesen
Weidelgrasweiden
Weidelgrasweiden sind die leistungsfähigsten natürlich vorkommenden Pflanzenbestände. Die Ausbildung von Weidelgrasweiden wird gefördert durch eine hohe Nutzungshäufigkeit, hohe N-Düngung, Beweidung und vor allem durch eine frühe erste Nutzung.
Kennzeichnend ist die Artenarmut der Bestände, da nur wenige Grünlandpflanzen eine so intensive Nutzung vertragen.
Der Hauptbestandsbildner ist das Deutsche Weidelgras (Lolium perenne).
Daneben kommen in geringerem Umfang vor allem Weißklee (Trifolium repens), Wiesenrispe (Poa pratensis), Wiesenschwingel (Festuca pratensis), Rotes Straußgras (Agrostis capillaris) und Rotschwingel (Festuca rubra) vor.
Ihre Grenze haben Weidelgrasbestände mit zunehmender Höhenlage, da das Weidelgras anfällig für Schneeschimmel und damit auswinterungsgefährdet ist.
Mähweiden
Mähweiden werden innerhalb einer Vegetationsperiode sowohl über Schnitt als auch über Beweidung genutzt. Ursprünglich bezeichnete der Begriff nur die bestimmte Nutzungsform, inzwischen wird er auch zur Charakterisierung der botanischen Zusammensetzung der Pflanzenbestände verwendet, da die spezielle Nutzungsform auch die Pflanzenbestände prägt.
Vorkommende Arten sind unter anderem Deutsches Weidelgras (Lolium perenne), Knaulgras (Dactylis glomerata), Wiesenrispe (Poa pratensis), Gemeine Rispe (Poa trivialis) und Weißklee (Trifolium repens).
Bei intensiver Nutzung ist der Bestand leicht beeinflussbar, da stickstoffliebende (nitrophile) Arten wie Stumpfblättriger Ampfer (Rumex obtusifolius), Wiesenkerbel (Anthriscus silvestris) oder Bärenklau (Heracleum sphondylium) hier natürlich vorkommen und ihr Anteil bei steigender Intensivierung und Düngung zunimmt.
Glatthaferwiesen
Die Glatthaferwiese ist im Bereich des bewirtschafteten Grünlands die am häufigsten verbreitete Pflanzengesellschaft.
Sie wird in drei Untergesellschaften unterteilt:
Die Übergänge zwischen den Formen sind jedoch fließend.
Die trockene Glatthaferwiese (Salbei-Glatthaferwiese) ist nicht vom Grundwasser beeinflusst und nur wenig intensivierungsfähig. Mehr als zwei Nutzungen führen meist zu einer stärkeren Verunkrautung. Gülle sollte nur in begrenztem Umfang eingesetzt werden.
Hier finden sich neben dem Glatthafer (Arrhenatherum elatius) noch verschiedene Trockenheitszeiger wie Wiesensalbei (Salvia pratensis), Weiche und Aufrechte Trespe (Bromus mollis und Bromus erectus) oder Horst-Rotschwingel (Festuca rubra commutata), außerdem Gelbklee (Medicago lupulina) und Knolliger Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus).
Die typische Glatthaferwiese ist mäßig intensivierbar, meist wird sie bis zu dreimal genutzt, so bleibt auch der Pflanzenbestand stabil. In trockenen Jahren kann ihr Ertrag stark absinken. Neben dem Glatthafer sind Wiesenschwingel (Festuca pratensis) und Wiesenrispe (Poa pratensis) vertreten. Dazu kommen Herbstlöwenzahn (Leontodon autumnalis), Rotschwingel (Festuca rubra), Wiesenglockenblume (Campanula patula), Pastinak (Pastinaca sativa), Wiesenkümmel (Carvum carvi), Schafgarbe (Achillea millefolium).
Frische bis feuchte Glatthaferwiesen (Kohldistel-Glatthaferwiesen): Hier tritt der Wiesenfuchsschwanz (Alopecurus pratensis) an die Stelle des Glatthafers, daher werden diese Pflanzengesellschaften auch als Wiesenfuchsschwanzwiesen bezeichnet. Daneben finden sich z.B. Kohldistel (Cirsium oleraceum), Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis), Wiesenpippau (Crepis biennis) und Kuckuckslichtnelke (Lychnis flos-cuculi). Sie sind die ertragreichsten Wiesentypen, verlangen dazu aber auch eine hohe Bewirtschaftungsintensität.
Goldhaferwiesen
In Höhenlagen wird die Glatthaferwiese zunehmend von der Goldhaferwiese abgelöst. Die Hauptarten sind Goldhafer (Trisetum flavescens), Große Bibernelle (Pimpinella major), Wiesenpippau (Crepis biennis), Wiesenrispe (Poa pratensis), Wiesenschwingel (Festuca pratensis), Knaulgras (Dactylis glomerata) usw.
Bei hohen Anteilen von Goldhafer im Bestand (über 25%) besteht für die Tiere die Gefahr der enzootischen Kalzinose, einer Stoffwechselerkrankung. Durch eine Intensivierung der Nutzung kann der Goldhafer im Bestand zurückgedrängt werden.
Literatur
OPITZ VON BOBERFELD, W., Nössberger, J. u. W.: Grundfutterproduktion.
Hamburg und Berlin, 1986.
RIEDER, J. B.: Dauergrünland.
München, 1983.
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Graz, 2004.
KLAPP, E.: Wiesen und Weiden.
Hamburg und Berlin, 1971.
KLAPP, E.: Grünlandvegetation und Standort.
Hamburg und Berlin, 1965.
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