Online-Seminar Braugerste
Online-Seminar Braugerste zum Forschungsprojekt "Düngestrategien zur Optimierung des Rohproteingehaltes bei neuen, ertragreichen Braugerstensorten zur Erzielung eines marktgerechten Rohproteingehaltes"
Der Verein zur Förderung des Qualitätsgerstenanbaues in Bayern e.V. und die Braugerstengemeinschaft e.V. haben am 22. Februar 2021 ein Online-Seminar zur Braugerste durchgeführt. Herr Michael Gutmann eröffnete die Online-Veranstaltung und stellte sich als neuer Vorsitzender des Vereins zur Förderung des Qualitätsgerstenanbaues in Bayern e.V. vor.
Anschließend referierte Dr. Markus Herz über die Ergebnisse des Forschungsprojektes "Düngestrategien zur Optimierung des Rohproteingehaltes bei neuen, ertragreichen Braugerstensorten zur Erzielung eines marktgerechten Rohproteingehaltes". Das Verbundprojekt wurde von der Wissenschaftsförderung des deutschen Brauwirtschaft (WiFö) gefördert.
Zusammenfassung und Fazit des Vortrags
In einer einmaligen Kooperation mehrerer Länderdienststellen konnte erstmalig eine Auswertung von Versuchen zur Braugerstendüngung bundesweit durchgeführt werden.
Die Ergebnisse über die vielfältigen Umwelten im Projekt belegen:
- Eine Erhöhung der Düngung bei alten und neuen Sorten hat einen signifikanten Einfluss auf den Ertrag. Damit verbunden ist eine Erhöhung der Bestandesdichte und die Gefahr des Lagers.
- In der Mehrzahl der Versuche führt die erhöhte N-Gabe auch zu einer Erhöhung des Eiweißgehaltes. Diese Erhöhung fällt bei den neueren ertragreichen Sorten nicht so hoch aus wie bei der älteren Sorte Marthe. Dennoch kommt es in Abhängigkeit von der Umwelt auch bei den neuen Sorten regelmäßig zu einer Überschreitung des von den Verarbeitern festgelegten oberen Grenzwertes von 11,5%.
- Bei der Malzqualität führt die erhöhte Düngung insgesamt zu keiner signifikanten Beeinträchtigung der Parameter. Die Werte für Merkmale, die mit dem Eiweißgehalt korreliert sind, steigen zwar an, insgesamt bleiben diese aber auf einem Niveau, das die Verarbeitbarkeit nicht beeinträchtigen dürfte.
- Die Versuche zeigen, dass Eiweißgehalt und Ertrag stark von Umwelteinflüssen abhängig sind. Eine Erhöhung des N-Angebotes erhöht deutlich das Risiko, dass der Eiweißgehalt über 11,5% ansteigt und damit von den Verarbeitern nicht mehr akzeptiert wird. Darüber hinaus erhöhen sich die Bestandesdichte und die Neigung zu Lager, wodurch eine weitere Intensivierung der Bestandesführung unter Einsatz von Wachstumsreglern notwendig wird.
- Weiterhin wird deutlich, dass von dem zusätzlich ausgebrachten Stickstoff höchstens die Hälfte von der Pflanze in das Korn aufgenommen wird. Die Effizienz der N-Verwertung nimmt damit also ab und es verbleibt mehr Stickstoff im Stroh bzw. im Boden.
- Die Ergebnisse aus dem Projekt machen deutlich, dass eine Erhöhung der N-Düngung auch bei den neuen ertragreichen Sorten nicht gewährleistet, dass der Eiweißgehalt im Korn in dem schmalen Fenster, das die Verarbeiter vorgeben, gehalten werden kann. Das Risiko, dass die Braugerste eine verminderte Qualität hat, trägt bislang allein der Landwirt.
Fazit
Die offizielle Dünge-Empfehlung nach DSN, in die viele Parameter einfließen, wie z.B.: Bodengüte, Vorfrucht und Ertragserwartung ist immer noch die zuverlässigste Methode, die N-Gabe zu ermitteln. Das umweltabhängige Risiko, damit einen Eiweißgehalt außerhalb der von den Verarbeitern erwünschten 9,5 bis 11.5% zu erzielen besteht zwar auch hier, dennoch sind die Chancen auf optimale Verarbeitungsqualitäten deutlich besser als bei einer erhöhten N-Gabe.
Es wäre notwendig, dass dieses Risiko durch eine größere Flexibilität bei der Akzeptanzschwelle für den Eiweißgehalt auf die Produktionskette verteilt wird. Damit könnten mehr Landwirte dazu bewegt werden, Braugerste anzubauen und die Versorgung mit einheimischer Braugerste wäre deutlich verbessert.
Es wäre notwendig, dass dieses Risiko durch eine größere Flexibilität bei der Akzeptanzschwelle für den Eiweißgehalt auf die Produktionskette verteilt wird. Damit könnten mehr Landwirte dazu bewegt werden, Braugerste anzubauen und die Versorgung mit einheimischer Braugerste wäre deutlich verbessert.
Zusammenfassung von Wachstum und Ernte der Sommergerste in Bayern
Nach überwiegend normalen Aussaatterminen entwickelten sich die Bestände zunächst gut. Bei lokal lange ausbleibenden Niederschlägen war im Frühsommer große Unsicherheit angesagt. In Ostbayern hat auch heuer wieder die anhaltende Trockenheit deutliche Spuren bei Ertrag und Qualität hinterlassen. Durch die Niederschläge und moderaten Temperaturen im Sommer hatte die Gerste aber noch die Voraussetzungen für eine gute Kornfüllung. Immerhin blieb durch die Trockenheit der Krankheitsbefall allgemein auf einem niedrigen Niveau. In den Spätdruschgebieten wurde die Ernte teils von Niederschlägen unterbrochen.
Ertrag und Qualität
Entsprechend vielfältig zeigt sich in diesem Jahr das Ernteergebnis. Bei Ertrag und Eiweißgehalt ist der bayerische Durchschnittswert alleine wenig aussagekräftig. Je nach Region und Bodenart gibt es Spitzenerträge mit besten Qualitäten genauso wie Totalausfälle und Partien mit schwacher Kornqualität und höchsten Eiweißgehalten. Charakteristisch für die Qualität der diesjährigen Ernte ist der ausgezeichnete Vollgerstenanteil. Dennoch gilt es, jede Partie einzeln zu betrachten und zu bewerten.
Flächenentwicklung - Braugerstenablieferung
Mit einem Rückgang von etwa 8.000 ha gegenüber dem Vorjahr auf 93.400 ha zeigte die Entwicklung der Sommergersten-Anbaufläche über ganz Bayern einen unerwartet starken Einbruch. Bei insgesamt guten Erträgen und sehr guter Sortierung liegt die erwartete Braugerstenablieferung trotz Flächenrückgang ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres und deckt damit den Bedarf der bayerischen Mälzereien knapp zur Hälfte.
Postersammlung
Die Postersammlung zeigt Ertrag und Malzqualität der Sommer- und Wintergerste basierend auf den Ergebnissen der bayerischen Landessortenversuche und der Braueignungsprüfung für Wintergerste.